Kosmische Weisheit
Band 3
NEALE DONALD WALSCH
1999
www.himmels-engel.de
www.cosmic-people.com
INHALT
(*)
Danksagung
(**)
Einleitung
(1)
Kapitel 1
(2)
Kapitel 2
(3)
Kapitel 3
(4)
Kapitel 4
(5)
Kapitel 5
(6)
Kapitel 6
(7)
Kapitel 7
(8)
Kapitel 8
(9)
Kapitel 9
(10)
Kapitel 10
(11)
Kapitel 11
(12)
Kapitel 12
(13)
Kapitel 13
(14)
Kapitel 14
(15)
Kapitel 15
(16)
Kapitel 16
(17)
Kapitel 17
(18)
Kapitel 18
(19)
Kapitel 19
(20)
Kapitel 20
(21)
Kapitel 21
(***)
Zum Abschluß...
Für
NANCY FLEMING-WALSCH
Beste Freundin, liebe Gefährtin,
leidenschaftliche Geliebte und wundervolle Ehefrau,
die mir mehr gegeben und mich mehr gelehrt hat
als irgendein Wesen sonst auf Erden.
Ich bin durch dich gesegnet,
mehr als ich je hätte träumen können.
Du hast meine Seele wieder zum Singen gebracht.
Du hast mir das Wunder der Liebe gezeigt,
und du hast mich
mir selbst zurückgegeben.
In Demut und Bescheidenheit widme ich dieses Buch dir,
meiner größten Lehrerin.
Danksagung
Wie immer möchte ich als erstes meinem besten Freund danken, Gott. Ich hoffe, daß eines Tages jedermann eine Freundschaft mit Gott haben kann.
Als nächstes danke ich meiner Lebensgefährtin Nancy, der dieses Buch gewidmet ist. Mein Dank nimmt sich angesichts ihrer Taten kläglich aus, und ich finde keine Worte, die auszudrücken vermögen, wie außergewöhnlich sie wirklich ist. Soviel weiß ich: Ohne sie wäre meine Arbeit nicht möglich gewesen.
Dann möchte ich Robert S. Friedman, dem Verleger der Hampton Roads Publishing Company, meine dankbare Anerkennung aussprechen für seinen Mut, zunächst 1995 dieses Material zu veröffentlichen und dann die zwei Folgebände herauszubringen. Seine Entscheidung, ein Manuskript zu akzeptieren, das von vier anderen Verlegern abgelehnt worden war, hat das Leben von Millionen verändert. Und ich kann diese Gelegenheit auch nicht vorübergehen lassen, ohne mich bei Jonathan Friedman für seinen außerordentlichen Beitrag zur Veröffentlichung der Trilogie zu bedanken. Seine klare Visionskraft, seine Zielstrebigkeit, sein tiefes spirituelles Verständnis, sein unerschöpflicher Enthusiasmus und seine große kreative Begabung sind weitgehend der Grund, daß die Gespräche mit Gott in dieser Weise ihren Weg in die Buchregale gefunden haben. Jonathan Friedman war es, der das ungeheure Ausmaß und die Bedeutung dieser Botschaft erkannte und voraussagte, daß sie von Millionen gelesen und ein Klassiker der spirituellen Literatur werden würde. Seine Entschlossenheit brachte das Timing und Design von GMG zuwege, und sein großes Engagement trug viel zur Effektivität des anfänglichen Vertriebs bei. Alle Leser von GmG sind für immer, so wie ich, Jonathan zu Dank verpflichtet. Ich möchte auch Matthew Friedman danken, der von Anfang an unermüdlich an diesem Projekt arbeitete. Seine kreative Hilfe im Bereich von Design und Herstellung war äußerst wertvoll.
Schließlich möchte ich einigen weiblichen und männlichen Autoren und Lehrern meinen Dank aussprechen, deren Arbeiten die philosophische und spirituelle Landschaft Nordamerikas so stark verändert haben und die mich täglich in ihrem Engagement für eine größere Wahrheit inspirieren, für die sie trotz aller persönlicher Komplikationen, die eine solche Entscheidung mit sich bringt, eintreten.
Joan Borysenko, Deepak Chopra, Dr. Larry Dossey, Dr. Wayne Dyer, Dr. Elisabeth Kübler-Ross, Barbara Marx Hubbard, Stephen Levine, Dr. Raymond Moody, James Redfield, Dr. Bernie Siegel, Dr. Brian Weiss, Marianne Williamson und Gary Zukav - die ich alle persönlich kennengelernt habe und zutiefst respektiere und achte - danke ich im Namen der Öffentlichkeit und spreche ihnen meine persönliche Wertschätzung und Bewunderung aus.
Sie sind einige unserer modernen Weg-Weisenden, sie sind die Pfad-Finder. Und wenn ich mich auf eine persönliche Reise als öffentlicher Verkünder von ewigen Wahrheiten begeben konnte, so deshalb, weil sie und andere wie sie, denen ich nicht persönlich begegnet bin, dies ermöglicht haben. Ihr Lebenswerk gibt Zeugnis von der außerordentlichen Strahlkraft des Lichts in unser aller Seelen. Denn sie haben demonstriert, worüber ich nur gesprochen habe.
Einleitung
Dies ist ein außergewöhnliches Buch. Das sage ich als einer, der mit dem Inhalt ziemlich wenig zu tun hatte. Im Grunde war ich nur da, stellte ein paar Fragen und schrieb anschließend die Antworten nieder.
Das ist alles, was ich seit 1992 tat, als dieses Gespräch mit Gott begann. Damals war ich sehr deprimiert und rief gequält aus: »Was ist nötig, damit das Leben funktioniert ? Was habe ich getan, daß ich in meinem Leben ständig so zu kämpfen habe?«
Diese Fragen schrieb ich in einem zornigen Brief an Gott nieder. Und zu meiner Bestürzung und Überraschung antwortete Gott: In meinem Inneren hörte ich eine Stimme, die mir etwas zuflüsterte, was ich ganz automatisch aufschrieb - ich nahm ein Diktat auf.
Und nun bin ich seit über sechs Jahren mit dieser Sache beschäftigt. Da mir gesagt wurde, daß aus diesem persönlichen Gespräch eines Tages ein Buch entstehen würde, schickte ich Ende 1993 den ersten Teil meiner Niederschriften an einen Verleger. Sieben Monate später lagen sie als Buch vor. Jetzt im September 1998 steht es seit einundneunzig Wochen auf der Bestsellerliste der New York Times.
Auch der zweite Teil des Dialogs wurde ein Bestseller. Hier folgt nun der dritte und letzte Teil dieser außergewöhnlichen Unterhaltung.
Seine Niederschrift dauerte über vier Jahre, es fiel mir nicht leicht. Zwischen den Momenten der Inspiration lagen manchmal mehrere Monate. Das Material des ersten Bandes wurde mir im Verlauf eines Jahres diktiert, der zweite Band brauchte nur wenig länger. Doch dieser letzte Teil mußte geschrieben werden, während ich bereits im Rampenlicht der Öffentlichkeit stand. Wo immer ich seit 1996 auch hinging, bekam ich zu hören: »Wann kommt Band 3 raus?« - »Wann können wir Band 3 erwarten?«
Sie können sich vorstellen, wie sich das auf mich und meine Aufnahmebereitschaft für diese Stimme auswirkte. Ich hätte mich genausogut mitten auf dem Rasen des gefüllten Yankeestadions Liebesspielen hingeben können. Jedesmal, wenn ich zum Stift griff, hatte ich das Gefühl, daß mir fünf Millionen Menschen gespannt über die Schulter sahen und an jedem Wort klebten.
Ich erwähne das hier, um zu erklären, warum es so lange dauerte, bis ich diesen dritten Band beendet habe. In den letzten Jahren gab es nur wenige Momente, in denen ich mental, spirituell und physisch alleine war.
Ich begann dieses Buch im Frühjahr 1994, und der erste Teil wurde in dieser Phase geschrieben. Es folgten Sprünge über Monate und einmal ein ganzes Jahr hinweg. Die letzten Kapitel wurden schließlich im Frühjahr und Sommer 1998 niedergeschrieben.
Auf eines können Sie sich verlassen: Ich habe dieses Buch nicht erzwungen. Entweder waren die Worte ganz klar, oder ich legte den Stift nieder und weigerte mich zu schreiben - in einem Fall über vierzehn Monate lang. Ich war entschlossen, eher kein Buch zu produzieren, als eines unter Zwang herauszubringen, nur weil ich es bereits angekündigt hatte. Das machte meinen Verleger etwas nervös, verschaffte mir aber den nötigen Spielraum, um auf das vertrauen zu können, was mir zuteil wurde, wie lange es auch dauern mochte. Und nun gebe ich es vertrauensvoll und zuversichtlich an Sie weiter. Dieses Buch faßt die Lehren der ersten beiden Bände der Tri-logie zusammen, führt sie dann weiter aus und bringt sie zu ihren logischen und atemberaubenden Schlußfolgerungen.
Wenn Sie das Vorwort zu einem der ersten beiden Bände gelesen haben, dann wissen Sie, daß ich jedesmal ein wenig besorgt war. Um genau zu sein, ich hatte Angst vor den Reaktionen. Jetzt habe ich keine Angst mehr. Ich weiß, daß dieses Buch viele seiner Leser mit seinen Einsichten und Wahrheiten, seiner Wärme und Liebe berühren wird. Ich halte dies für heiliges, spirituelles Material. Ich sehe nun, daß das für die ganze Trilogie gilt, und glaube, daß man diese Bücher Jahrzehnte-, ja generationenlang lesen und studieren wird. Vielleicht sogar jahrhundertelang. Denn zusammengenommen befassen sie sich mit einer erstaunlichen Bandbreite an Themen, angefangen bei dem, was Beziehungen funktionieren läßt, über die Natur der letztlichen Wirklichkeit bis hin zur Kosmologie des Universums. Sie beinhalten Beobachtungen über das Leben, den Tod, die romantische Liebe, Ehe, Sex, Elternschaft, Gesundheit, Erziehung, Wirtschaft, Politik, Spiritualität, Religion, Arbeit und den rechten Lebensunterhalt, Physik, Zeit, gesellschaftliche Sitten und Bräuche, den Schöpfungsprozeß, unsere Beziehung zu Gott, Ökologie, Verbrechen und Bestrafung, das Leben in hochentwickelten Gesellschaften des Kosmos, richtig und falsch, kulturelle Mythen und ethische Prinzipien, die Seele, Seelenpartner, das Wesen echter Liebe. Sie zeigen uns einen Weg, wie wir jenem Teil von uns wunderbaren Ausdruck geben, der die Göttlichkeit als unser natürliches Erbe erkennt. Ich bete darum, daß dieses Werk Ihrem Wohl dient. Gesegnet seid ihr.
Neale Donald Walsch
Ashland, Oregon
September 1998
Kapitel 1
Es ist Ostersonntag 1994, und ich sitze hier mit Stift und Notizblock, so wie mir aufgetragen wurde. Ich warte auf Gott. Er hat versprochen, aufzutauchen, wie schon die letzten beiden Osterfeste, um ein weiteres Gespräch zu beginnen. Ein drittes und letztes - vorerst.
Dieser Prozeß - diese außergewöhnliche Unterhaltung - begann 1992 und wird Ostern 1995 beendet werden. Drei Jahre, drei Bücher. Das erste Buch befaßte sich vor allem mit persönlichen Dingen - romantische Liebesbeziehungen, die richtige Arbeit finden, der Umgang mit den machtvollen Energien von Geld, Liebe, Sex und Gott - und deren Integration in unser Alltagsleben. Das zweite erweiterte diese Themen und ging zu größeren geopolitischen Betrachtungen über - das Wesen von Regierungen, das Schaffen einer Welt ohne Krieg, die Grundlage einer geeinten internationalen Gesellschaft. Dieser dritte und letzte Teil der Trilogie wird sich, so wurde mir gesagt, auf die großen Fragen der Menschheit konzentrieren. Es wird sich mit Vorstellungen aus anderen Bereichen, anderen Dimensionen befassen und es wird untersuchen, wie dieses ganze komplexe Gewebe zusammengefügt ist. So lautet die Reihenfolge:
1. Individuelle Wahrheiten
2. Globale Wahrheiten
3. Universelle Wahrheiten
Und wie schon bei den ersten beiden Manuskripten habe ich keine Ahnung, worauf es hinausläuft. Die Prozedur ist einfach. Ich nehme Notizblock und Stift zur Hand, stelle eine Frage - und warte ab, welche Gedanken mir kommen. Kommt nichts, werden mir keine Worte eingegeben, räume ich alles weg bis zum nächstenmal. Beim ersten Buch dauerte der ganze Prozeß ein fahr, beim zweiten Buch etwas länger - ich muß es noch abschließen, auch wenn ich jetzt schon mit dem dritten Band beginne. Ich glaube, daß dies hier das wichtigste Buch von allen wird.
Seit ich mit ihm angefangen habe, fühle ich mich sehr befangen. Zwei Monate sind seit diesen ersten vier oder fünf Absätzen vergangen. Zwei Monate seit Ostern und nichts wurde mir eingegeben.
Ich habe Wochen mit der Durchsicht und Korrektur der Fahnen des ersten Bandes verbracht - und in dieser Woche die endgültig korrigierte Fassung erhalten, nur um sie mit dreiundvierzig entdeckten Fehlern wieder zurückschicken zu müssen. Die Niederschrift des zweiten Bandes habe ich letzte Woche beendet - zwei Monate später als vorgesehen. Dieser dritte Teil hier, der trotz der Tatsache, daß der zweite noch nicht beendet war, am Ostersonntag begonnen wurde, hat seither in seinem Ordner herumgelegen und schreit jetzt nach Aufmerksamkeit.
Doch zum erstenmal seit 1992, als alles anfing, scheine ich diesem Prozeß Widerstand entgegenzusetzen, ja ihn fast abzulehnen. Ich habe das Gefühl, durch die eingegangene Verpflichtung unter Zugzwang zu stehen, und ich mochte noch nie etwas tun, was ich tun muß. Dazu kommt, daß ich jetzt, nachdem ich ein paar Leuten die unkorrigierte Fassung des ersten Manuskripts zu lesen gegeben und ihre Reaktionen vernommen habe, davon überzeugt bin, daß alle drei Bände von vielen Menschen gelesen, gründlich überprüft, hinsichtlich ihrer theologischen Relevanz analysiert und leidenschaftliche Diskussionen auslösen werden.
Das hat es mir sehr schwergemacht, bis zu dieser Seite zu kommen und diesen Stift als meinen Freund zu betrachten. Denn während ich weiß, daß ich es schaffen muß, die Worte zu empfangen, ist mir auch klar, daß ich mich verleumderischen Angriffen, dem Spott und vielleicht auch dem Haß vieler Menschen aussetze, weil ich es wage, diese Informationen zu veröffentlichen. Ganz zu schweigen davon, daß ich auch noch verkünde, sie direkt von Gott zu bekommen. Doch ich glaube, meine größte Angst ist die, daß ich mich in Anbetracht der scheinbar unendlich vielen Fehler, die mein Leben und mein Verhalten prägten, als ungeeignetes Sprachrohr Gottes erweise.
Alle, die mich aus meiner Vergangenheit kennen - meine früheren Ehefrauen und meine Kinder eingeschlossen -, hätten jedes Recht vorzutreten und mit Blick auf mein erbärmliches Benehmen als menschliches Wesen an diesen Texten Kritik zu üben. Ich habe nicht nur als Ehemann und Vater elend versagt, sondern auch in anderen Bereichen meines Lebens, die mit Freundschaft und Integrität, Arbeitseifer und Verantwortungsbewußtsein zu tun haben. Ich bin mir zutiefst bewußt, daß ich es nicht wert bin, als ein Mann Gottes oder ein Bote der Wahrheit aufzutreten. Ich sollte der letzte Mensch sein, der eine solche Rolle übernimmt oder sie auch nur in Betracht zieht. Ich tue der Wahrheit Unrecht, wenn ich mir anmaße, sie zu verkünden, wo doch mein ganzes Leben nur von meinen Schwächen zeugt. Aus diesen Gründen bitte ich dich, Gott, mich von meinen Pflichten als dein Schreiber zu entbinden und jemanden zu finden, der sich einer solchen Ehre als würdig erweist.
Ich würde gerne beenden, was wir angefangen haben - obwohl du nicht dazu verpflichtet bist. Du hast überhaupt keine Pflichten, weder mir noch irgendeinem anderen gegenüber, doch ich sehe, daß du Schuldgefühle hast, weil du dich verpflichtet fühlst.
Ich habe Menschen, darunter auch meine eigenen Kinder, im Stich gelassen.
Alles, was in deinem Leben passiert ist, geschah in einer für dich - und auch für alle daran beteiligten Seelen - perfekten Ordnung, damit du genauso wachsen konntest, wie du es brauchtest und wolltest.
Diese perfekte Ausrede basteln sich alle New-Age-Anhänger zurecht, die sich der Verantwortung für ihr Handeln entziehen und unangenehmen Folgen ausweichen wollen. Ich habe das Gefühl, den Großteil meines Lebens egoistisch gewesen zu sein - unglaublich egoistisch - und nur getan zu haben, was mir gefiel, ohne Rücksicht darauf, wie sich das auf andere auswirkt.
Es ist nichts falsch daran, wenn du tust, was dir gefällt...
Aber es sind so viele Menschen verletzt, im Stich gelassen worden...
Es fragt sich nur, was dir am besten gefällt. Du sagst doch, dir gefällt jetzt ein Verhalten am besten, das anderen möglichst wenig oder gar keinen Schaden zufügt.
Das ist milde ausgedrückt.
Absichtlich. Du musst lernen, sanft mit dir umzugehen. Und aufhören, dich selbst zu richten.
Das ist schwer - vor allem, wenn andere mich so bereitwillig verurteilen. Ich habe das Gefühl, daß ich dir und der Wahrheit Schande machen werde; daß ich, wenn ich auf der Vollendung und Veröffentlichung dieser Trilogie bestehe, ein so armseliger Übermittler deiner Botschaft sein werde, daß sie diskreditiert wird.
Du kannst die Wahrheit nicht diskreditieren. Wahrheit ist Wahrheit, und sie kann weder bewiesen noch widerlegt werden. Sie existiert einfach.
Das Wunder und die Schönheit meiner Botschaft kann und wird nicht von dem, was die Leute von dir denken, beeinträchtigt werden.
Tatsächlich bist du einer der besten Botschafter, gerade weil du ein Leben gelebt hast, das nicht unbedingt vollkommen war. Die Menschen können sich mit dir identifizieren - auch wenn sie ein Urteil über dich fällen. Und wenn sie sehen, daß du wirklich aufrichtig bist, werden sie dir auch deine Vergangenheit verzeihen können.
Doch ich sage dir: Solange du dir darüber Sorgen machst, was andere von dir denken, gehörst du ihnen. Nur wenn du keine Zustimmung von außen brauchst, kannst du dir selbst gehören.
Mir lag mehr an der Botschaft als an mir. Ich hatte Sorge, daß sie besudelt werden könnte.
Wenn dir an der Botschaft liegt, dann übermittle sie. Mach dir keine Sorgen, daß sie besudelt werden könnte. Sie spricht für sich selbst.
Denk daran, was ich dich gelehrt habe: Es ist bei weitem wichtiger, wie gut eine Botschaft gesendet wird, als wie gut sie aufgenommen wird.
Und vergiß nicht: Du lehrst das, was du lernen mußt. Du mußt nicht vollkommen sein, um von Vollkommenheit sprechen zu können.
Du mußt kein Meister sein, um von Meisterschaft sprechen zu können.
Du mußt nicht die höchste Evolutionsebene erreicht haben, um von der höchsten Evolutionsebene sprechen zu können.
Bemühe dich nur um Authentizität. Sei bestrebt, ehrlich zu sein. Wenn du all den »Schaden«, den du deiner Vorstellung nach angerichtet hast, wiedergutmachen möchtest, dann demonstriere das durch dein Handeln. Tu, was du tun kannst. Und laß es dann auf sich beruhen.
Das ist leichter gesagt als getan. Manchmal fühle ich mich so schuldig.
Schuldgefühle und Angst sind die Feinde des Menschen.
Schuldgefühle sind wichtig. Sie sagen uns, wann wir ein Unrecht begangen, etwas falsch gemacht haben.
Es gibt nichts »Falsches«. Es gibt nur das, was dir nicht dienlich ist; was nicht dem entspricht, der du bist und wofür du dich entschieden hast.
Schuldgefühle lassen dich in dem steckenbleiben, was du nicht bist.
Aber Schuldgefühle machen uns zumindest darauf aufmerksam, daß wir einen Fehler gemacht haben.
Du sprichst von Bewußtsein, nicht von Schuldgefühlen. Ich sage dir: Schuldgefühle liegen wie ein Giftschleier auf dem Land - sie sind das Gift, das die Pflanze tötet. Schuldgefühle lassen dich nicht wachsen, sondern schrumpfen und sterben.
Du strebst nach Gewahrsein, nach Bewußtsein. Doch das ist nicht Schuldgefühl, und Liebe ist nicht Angst. Angst und Schuldgefühle, ich sage es noch einmal, sind eure einzigen Feinde. Liebe und Bewußtheit sind eure wahren Freunde. Verwechselt aber nicht das eine mit dem anderen, denn das eine tötet euch, das andere gibt euch Leben.
Dann sollte ich mich niemals schuldig fühlen ?
Niemals. Wozu soll das gut sein ? Es gestattet dir nur, dich nicht selbst zu lieben - und das zerstört jede Chance, jemand anderen lieben zu können.
Und ich sollte nichts fürchten ?
Furcht und Vorsicht sind zwei verschiedene Dinge. Sei vorsichtig - sei bewußt -, aber sei nicht furchtsam. Denn Furcht lähmt nur, wohingegen Bewußtheit mobilisiert. Sei beweglich, nicht starr.
Mir wurde beigebracht, Gott zu fürchten.
Ich weiss. Und seither warst du in deiner Beziehung zu mir erstarrt.
Erst als du aufhörtest, mich zu fürchten, konntest du eine bedeutungsvolle Beziehung zu mir aufbauen. Wenn ich dir etwas geben, irgendeine besondere Gnade erweisen könnte, die dir erlaubte, mich zu finden, dann wäre es die der Furchtlosigkeit.
Gesegnet seien die Furchtlosen, denn sie werden Gott schauen.
Das heißt, du mußt furchtlos genug sein, um alles zu vergessen, was du über Gott zu wissen glaubst.
Du mußt furchtlos genug sein, um von dem Abstand zu nehmen, was andere dir über Gott erzählt haben. Du mußt so furchtlos sein, daß du es wagen kannst, in deine eigene Erfahrung von Gott einzutreten. Und dann darfst du dich nicht schuldig fühlen. Widerspricht diese Erfahrung dem, was du über Gott zu wissen glaubtest und was dir alle anderen über ihn sagten, dann darfst du dich nicht schuldig fühlen.
Angst und Schuldgefühle sind die einzigen Feinde des Menschen.
Und doch gibt es welche, die sagen, daß man mit dem Teufel paktiert, wenn man tut, was du da vorschlägst; daß nur der Teufel einem so etwas einflüstern kann.
Es gibt keinen Teufel.
Auch das würde der Teufel sagen.
Der Teufel würde alles sagen, was Gott sagt, meinst du das ?
Nur noch etwas gewitzter.
Der Teufel ist gewitzter als Gott ?
Sagen wir, listiger.
Also schmiedet der Teufel ein Komplott, indem er sagt, was Gott sagen würde ?
Er verdreht die Dinge nur ein ganz klein wenig, nur gerade so, daß er einen vom Weg abbringt, in die Irre führt.
Ich glaube, wir müssen mal eine kleine Unterhaltung über den »Teufel« führen.
Über den haben wir eine Menge in Band 1 gesprochen.
Offensichtlich nicht genug. Abgesehen davon mag es einige geben, die Band 1 - und auch Band 2 - nicht gelesen haben. Ich denke, es wäre ein guter Anfang, einige der in diesen Bänden gefundenen Wahrheiten zusammenzufassen. Das bereitet die Bühne für die umfassenden universellen Wahrheiten in diesem dritten Band vor. Und damit kommen wir auch schon früh auf den Teufel zu sprechen. Ich möchte dir erzählen, wie und warum eine solche Wesenheit erfunden wurde.
Okay. In Ordnung. Wie du meinst. Ich bin schon wieder mitten im Dialog, also scheint sich das Gespräch doch fortzusetzen. Aber eines möchte ich die Leser vorab wissen lassen: Seit ich die ersten hier präsentierten Sätze niedergeschrieben habe, ist ein halbes fahr vergangen. Heute ist der 25. November 1994, ein Tag nach Thanksgiving. Es dauerte fünfundzwanzig Wochen, um bis hierher zu gelangen; fünfundzwanzig Wochen seit deinen letzten Worten. In dieser Zeit ist zwar eine Menge passiert, aber nichts, was dieses Buch auch nur einen Zentimeter weiterbrachte. Warum dauert das so lange ?
Siehst du, wie du dich selbst blockieren kannst ? Siehst du, wie du dich selbst sabotieren kannst ? Siehst du, wie du dich selbst sofort zum Stoppen bringen kannst, wenn du an etwas Gutem dran bist ? Das hast du dein ganzes Leben lang gemacht.
He, warte mal einen Moment ! Nicht ich verzögere dieses Projekt. Ich kann gar nichts tun - nicht ein einziges Wort schreiben -, wenn ich mich nicht dazu gedrängt fühle, wenn ich mich nicht dazu... ich hasse das Wort, muß es aber wohl gebrauchen ... inspiriert fühle, mir diesen Notizblock vorzunehmen und weiterzumachen. Und Inspiration ist deine Abteilung, nicht meine !
Ich verstehe. Du glaubst also, ich habe es hinausgezögert, nicht du.
Ja, so ähnlich.
Mein wunderbarer Freund, das sieht dir - und anderen Menschen - ja so ähnlich ! Da sitzt du ein halbes Jahr herum und unternimmst nichts zu deinem höchsten Wohl, ja schiebst es sogar von dir weg, und dann gibst du irgend jemandem oder etwas außerhalb von dir die Schuld dafür, daß du nicht vorankommst. Erkennst du da nicht ein Muster ?
Nun...
Ich sage dir: Es gibt keinen Zeitpunkt, wo ich nicht bei dir bin, keinen Moment, in dem ich nicht bereit bin. Habe ich dir das nicht schon früher gesagt ?
Ja schon, aber...
Ich bin immer bei dir, bis ans Ende aller Zeit. Doch ich werde dir nicht meinen Willen aufzwingen - niemals.
Ich wähle für dich dein höchstes Wohl, aber darüber hinaus wähle ich für dich deinen Willen. Und das ist das sicherste Zeichen für Liebe.
Wenn ich für dich will, was du für dich willst, dann liebe ich dich wirklich. Wenn ich für dich will, was ich für dich will, dann liebe ich mich durch dich.
An demselben Maßstab kannst du ablesen, ob andere dich lieben und ob du andere wirklich liebst. Denn Liebe wählt nicht für sich selbst, sondern macht die Wahl möglich, die die geliebte Person getroffen hat.
Das scheint dem, was du in Band 1 gesagt hast, direkt zu widersprechen, nämlich daß sich Liebe überhaupt nicht darum kümmert, was der andere ist, tut und hat, sondern nur darum, was das Selbst ist, tut und hat.
Und es wirft auch andere Fragen auf wie... was ist mit der Mutter, die ihrem Kind zuruft, von der Straße wegzugehen ? Oder noch besser mit der Mutter, die sich unter Lebensgefahr in den Verkehrsstrom stürzt und das Kind da herausholt ? Was ist mit ihr ? Liebt sie ihr Kind nicht ? Und doch hat sie ihm ihren Willen aufgezwungen. Das Kind war schließlich auf der Straße, weil es das so wollte. Wie erklärst du diese Widersprüche ?
Da ist kein Widerspruch. Doch du kannst die Harmonie darin nicht erkennen. Und du verstehst diese göttliche Doktrin, diesen Grundsatz von der Liebe so lange nicht, wie du nicht begreifst, daß meine Wahl im höchsten Sinn für mich dieselbe ist wie deine Wahl im höchsten Sinn für dich. Und das deshalb, weil du und ich eins sind.
Schau, dieser göttliche Grundsatz ist auch eine göttliche Dichotomie, weil das Leben selbst eine Dichotomie ist - eine Erfahrung, innerhalb der zwei augenscheinlich widersprüchliche Wahrheiten im gleichen Raum zur gleichen Zeit existieren können.
In diesem Fall besagen die vermeintlich widersprüchlichen Wahrheiten, daß du und ich getrennt voneinander existieren und daß du und ich eins sind.
Ich stehe zu dem, was ich in Band 1 sagte: Der größte Fehler, den Menschen in ihren Beziehungen machen, ist der, daß sie sich darum sorgen, was der andere will, ist, tut oder hat. Sorgt euch nur um das Selbst. Was ist, tut oder hat das Selbst ? Was will, braucht, wählt das Selbst ? Worin besteht die im höchsten Sinn getroffene Wahl für das Selbst ?
Ich stehe auch zu einer anderen Aussage in jenem Band: Die im höchsten Sinn getroffene Wahl für das Selbst wird auch zur Wahl im höchsten Sinn für den anderen, wenn das Selbst erkennt, daß da kein anderer ist.
Das Problem ist also nicht, daß du das Beste für dich wählst, sondern daß du nicht weißt, was das Beste für dich ist. Das kommt daher, daß du nicht weißt, wer du wirklich bist, und noch weniger, wer du sein möchtest.
Ich verstehe nicht.
Nun, lass mich dir ein Beispiel geben. Wenn du das Autorennen in Indianapolis gewinnen willst, ist es vielleicht das Beste für dich, wenn du zweihundertdreißig Stundenkilometer fährst. Wenn du aber nur sicher zum Supermarkt kommen willst, ist das wohl nicht das Beste.
Du sagst, alles steht in einem Zusammenhang, hängt von den Umständen ab.
Ja. Alles im Leben. Was das Beste ist, hängt davon ab, wer du bist und zu sein bestrebt bist. Du kannst nicht auf intelligente Weise das Beste für dich wählen, solange du nicht auf intelligente Weise entschieden hast, wer und was du bist Ich als Gott weiß, was zu sein ich bestrebt bin. Deshalb weiß ich, was das Beste für mich ist.
Und was ist das ? Sag mir, was ist das Beste für Gott ? Das zu erfahren wäre interessant...
Das Beste für mich ist, dir das zu geben, was deiner Entscheidung nach das Beste für dich ist. Denn ich versuche der Ausdruck meines Selbst zu sein. Und dies bin ich durch dich. Kannst du dem folgen ?
Ja tatsächlich, ob du es glaubst oder nicht.
Gut. Nun werde ich etwas sagen, das du vielleicht nur schwer glauben kannst.
Ich gebe dir immer das, was das Beste für dich ist... obwohl ich zugebe, daß du das vielleicht nicht immer erkennst. Dieses Rätsel mag sich nunmehr ein wenig lösen, da du zu verstehen beginnst, worauf ich aus bin. Ich bin Gott. Ich bin die Göttin.
Ich bin das höchste Wesen. Das alles von allem. Der Anfang und das Ende. Alpha und Omega.
Ich bin die Summe und die Substanz. Die Frage und die Antwort. Deren Auf und Ab. Das Linke und das Rechte, das Hier und Jetzt, das Davor und das Danach.
Ich bin das Licht, und ich bin die Dunkelheit, die das Licht erschafft und es möglich macht. Ich bin das Gutsein ohne Ende und die Schlechtigkeit, die das Gutsein gut macht. Ich bin alle diese Dinge - das Alles von Allem -, und ich kann keinen Teil meines Selbst erfahren, ohne alles von meinem Selbst zu erfahren.
Und das ist es, was du in bezug auf mich nicht verstehst. Du willst mich zu dem einen machen, aber nicht zum anderen. Zum Hohen und nicht zum Niedrigen. Zum Guten und nicht zum Schlechten. Doch indem du die Hälfte von mir leugnest, leugnest du die Hälfte deines Selbst. Und wenn du das tust, kannst du nie sein, wer du wirklich bist. Ich bin das großartige Alles und Jedes - und ich trachte danach, mich selbst in der Erfahrung zu erkennen. Ich tue das durch dich und alles andere Existierende. Und ich erfahre mein Selbst als großartig und herrlich durch die Wahl, die ich treffe. Denn jede Wahl ist selbstschöpferisch. Jede Wahl ist entscheidend. Jede Wahl repräsentiert mich - das heißt, sie repräsentiert, schenkt mich mir wieder - als den, der ich in diesem Moment zu sein wähle.
Doch ich kann nicht die Wahl treffen, großartig zu sein, wenn es nichts zum Auswählen gibt. Ein Teil von mir muß weniger großartig sein, damit ich den Teil von mir wählen kann, der großartig ist.
Und dasselbe gilt für dich.
Ich bin Gott im Akt des Erschaffens meines Selbst. Und das bist du auch.
Das ist es, wonach sich deine Seele und dein Geist sehnen. Wenn ich dich daran hinderte, das zu haben, was du für dich wählst, würde ich mein Selbst daran hindern, das zu haben, was ich wähle. Denn mein größtes Verlangen ist es, mich in meinem Selbst als das zu erfahren, was ich bin. Und wie ich so sorgfaltig und gewissenhaft in Band 1 erklärte, kann ich das nur im Raum dessen tun, was ich nicht bin Also habe ich sorgsam geschaffen, was ich nicht bin, um erfahren zu können, was ich bin.
Und doch bin ich alles und jedes, was ich erschaffe - deshalb bin ich, m gewissem Sinn, was ich nicht bin.
Wie kann jemand sein, was er nicht ist ?
Ganz leicht. Du machst das die ganze Zeit. Beobachte nur dein Verhalten.
Versuche das zu verstehen. Es gibt nichts, was ich nicht bin. Deshalb bin ich, was ich bin, und bin ich, was ich nicht bin.
Dies ist die göttliche Dichotomie.
Dies ist das göttliche Mysterium, das bisher nur die überragendsten Geister verstehen konnten. Ich habe es dir hier so offenbart, daß es auch andere begreifen können. Dies war die Botschaft von Band 1, und diese Grundwahrheit mußt du verstehen - in ihrer Tiefe erfassen -, wenn du die hier in Band 3 folgenden noch erhabeneren Wahrheiten verstehen und erfassen willst.
Doch laß mich jetzt zu einer dieser Wahrheiten kommen, denn in ihr ist die Antwort auf den zweiten Teil deiner Frage enthalten.
Ich hoffte, du würdest auf diesen Teil meiner Frage zurückkommen. In welcher Weise lieben Eltern ihr Kind, wenn sie sagen oder tun, was das Beste für es ist, auch wenn sie sich dabei über seinen Willen hinwegsetzen müssen ? Oder demonstrieren sie die wahrste Liebe, wenn sie es mitten im Verkehr spielen lassen ?
Das ist eine wunderbare Frage. Und es ist die Frage, die sich alle Eltern in der einen oder andern Form stellen, seit es Elternschaft gibt. Die Antwort ist die gleiche für dich als Elternteil wie für mich als Gott.
Was ist also die Antwort ?
Geduld, mein Sohn, Geduld. »Gut Ding will Weile haben.« - Du kennst doch diesen Spruch.
Ja, mein Vater sagte das immer, und ich konnte das nicht ausstehen.
Das verstehe ich. Aber hab Geduld mit deinem Selbst, vor allem, wenn deine Wahl dir nicht bringt, was du deiner Meinung nach haben willst. Zum Beispiel die Antwort auf den zweiten Teil deiner Frage.
Du sagst, du willst die Antwort, aber du wählst sie nicht. Du weißt, daß du sie nicht wählst, weil du nicht die Erfahrung machst, sie zu haben. In Wahrheit hast du die Antwort und hattest sie schon die ganze Zeit. Du wählst sie nur einfach nicht. Du triffst die Wahl zu glauben, daß du die Antwort nicht weißt - also weißt du sie auch nicht.
Ja, auch darauf bist du in Band 1 eingegangen. Ich habe alles, was ich in diesem Moment zu haben wähle - einschließlich eines vollständigen Verständnisses von Gott -, aber ich erfahre nicht, daß ich es habe, bis ich weiß, daß ich es habe.
Genau ! Das hast du perfekt ausgedrückt.
Aber wie kann ich wissen, daß es so ist, solange ich nicht erlebe oder erfahre, daß es so ist ? Wie kann ich etwas wissen oder kennen, das ich nicht erfahren habe ? Hat nicht ein großer Geist gesagt: »Alles Wissen ist Erfahrung?«
Er irrte sich.
Wissen folgt nicht der Erfahrung - es geht ihr voraus.
In dieser Sache zäumt die halbe Welt das Pferd von hinten auf.
Du meinst also, ich kenne die Antwort auf den zweiten Teil meiner Frage und weiß nur nicht, daß ich sie weiß ?
Genau.
Aber wenn ich nicht weiß, daß ich sie weiß, dann weiß ich sie nicht.
Das ist das Paradoxon, ja.
Ich kapier's nicht... außer ich kapier's.
So ist es.
Wie kann ich also zu diesem Ort des »Wissens, daß ich etwas weiß«, gelangen, wenn ich nicht weiß, daß ich weiß ?
Um zu wissen, daß du weißt, handle so, als ob du wüßtest.
Dazu hast du auch irgend etwas in Band 1 gesagt.
Ja. Wir sollten hier kurz die vorangegangenen Lehren rekapitulieren. Gut, daß du »zufällig« gerade die richtigen Fragen stellst, die mir gestatten, zu Beginn dieses Buches zusammenzufassen, was wir andernorts detailliert besprochen haben.
In Band 1 sprachen wir über das Paradigma von Sein-Tun-Haben und darüber, daß die meisten Menschen hier umgekehrt verfahren.
Die Leute glauben, daß sie, wenn sie ein Ding (mehr Zeit, Geld, Liebe - was auch immer) haben, endlich etwas tun können (ein Buch schreiben, einem Hobby nachgehen, Urlaub machen, ein Haus kaufen, eine Beziehung eingehen), was ihnen dann erlaubt, etwas zu sein (glücklich, friedlich, zufrieden oder verliebt). In Wahrheit drehen sie dieses Paradigma vom Sein-Tun-Haben um. Im wirklichen Universum (nicht in dem eurer Vorstellung) produziert Haben nicht Sein, sondern gerade umgekehrt. Erst bist du ein Ding, das man ».glücklich« (oder »wissend« oder »weise« oder »mitfühlend«) nennt, dann fängst du an, von diesem Seinsort aus Dinge zu tun - und entdeckst bald darauf, daß dieses Tun dir schließlich die Dinge bringt, die du immer haben wolltest.
Wenn du diesen schöpferischen Prozeß - und darum handelt es sich - in Gang setzen willst, mußt du dir erst anschauen, was du haben willst, und dich fragen, was du deiner Ansicht nach sein würdest, wenn du es hättest, und dich dann direkt auf dieses Sein verlegen.
Auf diese Weise dreht ihr eure übliche Anwendung des Paradigmas vom Sein-Tun-Haben um - wendet es richtig an - und arbeitet mit der schöpferischen Kraft des Universums statt gegen sie.
Zusammengefaßt läßt sich das Prinzip folgendermaßen ausdrücken:
Im Leben braucht ihr nicht irgend etwas zu tun. Es ist alles eine Frage dessen, was ihr seid. Das ist eine der drei Botschaften, auf die ich am Ende unseres Dialogs - und dieses Buches - zurückkommen werde.
Stell dir nun mal eine Person vor, die weiß, daß sie, wenn sie nur ein bißchen mehr Zeit, ein bißchen mehr Geld oder ein bißchen mehr Liebe hätte, wirklich glücklich wäre.
Sie begreift nicht den Zusammenhang, der zwischen ihrem Gefühl, nicht sehr glücklich zu sein, und der Tatsache, nicht die Zeit, das Geld oder die Liebe zu haben, die sie sich wünscht, besteht.
Richtig. Dagegen scheint die Person, die glücklich ist, die Zeit zu haben, um alles wirklich Wichtige tun zu können, alles nötige Geld zu haben und genügend Liebe, daß es für ein ganzes Leben reicht.
Sie stellt fest, daß sie alles Nötige hat, um glücklich zu sein... indem sie von Anfang an glücklich ist !
Genau. Die im voraus getroffene Entscheidung, was zu sein du wählst, erzeugt eben dies in deiner Erfahrungswelt.
»Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage.«
Ganz recht. Glück ist ein Geisteszustand und reproduziert sich wie alle Geisteszustände in physischer Form. Hier ist ein Spruch für einen Aufkleber: »Alle Geisteszustände reproduzieren sich.«
Aber wie kannst du von Anfang an glücklich oder irgend etwas, das du sein möchtest, sein - wohlhabender oder mehr geliebt, zum Beispiel -, wenn du nicht hast, was du deiner Meinung nach brauchst, um es zu sein ?
Handle so, als wärest du es, und du wirst es anziehen. Du wirst das, was du durch dein Handeln, als ob du es seist, zum Ausdruck bringst.
Mit anderen Worten: Täusche es vor, bis es Wirklichkeit wird.
Ja, so ähnlich. Nur kannst du dieses Sein nicht wirklich »vor-täuschen«. Du mußt in deinem Handeln lauter und ehrlich sein.
Alles, was du tust, muß der Lauterkeit und Ehrlichkeit entspringen, oder die Früchte deines Handelns gehen verloren.
Das ist nicht deshalb so, weil ich dich nicht »belohnen« würde. Gott »belohnt« und »bestraft« nicht, wie du weißt. Aber das Naturgesetz erfordert, daß Körper, Geist und Seele in Gedanken, Wort und Tat geeint sein müssen, wenn der Schöpfungsprozeß funktionieren soll.
Du kannst deinen Geist nicht übertölpeln. Er weiß es, wenn du unaufrichtig bist, und das war's dann. Damit hast du jede Chance vertan, daß er dir bei diesem schöpferischen Prozeß helfen kann.
Du kannst natürlich auch ohne deinen Geist etwas erschaffen - es ist nur erheblich schwieriger. Du kannst deinen Körper bitten, etwas zu tun, woran dein Geist nicht glaubt, und wenn dein Körper das lange genug macht, wird dein Geist allmählich seinen vormaligen Gedanken in dieser Sache aufgeben und einen neuen Gedanken erschaffen. Mit diesem neuen Gedanken bist du schon auf dem Weg, etwas als einen permanenten Aspekt deines Seins zu erschaffen, statt nur etwas aus-zuagieren.
Das ist die harte Tour, aber auch in solchen Fällen muß dein Handeln ehrlich sein. Im Gegensatz zu Menschen läßt sich das Universum nicht manipulieren.
Wir haben es hier also mit einem sehr empfindlichen Gleichgewicht zu tun. Der Körper tut etwas, woran der Geist nicht glaubt, doch der Geist muß dem Handeln des Körpers das Element der Ehrlichkeit hinzufügen, wenn es funktionieren soll.
Wie kann der Geist Ehrlichkeit hinzufügen, wenn er nicht an das glaubt, was der Körper tut ?
Indem er das selbstsüchtige Element des persönlichen Gewinns ausräumt.
Wie ?
Der Geist ist vielleicht nicht imstande, ehrlich zu glauben, daß die Handlungen des Körpers dir bringen können, was du wählst, aber er scheint sich doch sehr klar darüber zu sein, daß Gott durch dich einem anderen Gutes bringt. Gib deshalb das, was du für dich selbst wählst, einem anderen. himmels-engel.de
Würdest du das bitte wiederholen ?
Natürlich: Gib das, was du für dich selbst wählst, einem anderen.
Wenn du die Wahl triffst, glücklich zu sein, laß einen anderen glücklich sein.
Wenn du die Wahl triffst, erfolgreich zu sein, laß einen anderen erfolgreich sein.
Wenn du die Wahl triffst, mehr Liebe in deinem Leben zu haben, laß einen anderen mehr Liebe in seinem Leben haben. Handle aufrichtig - nicht, weil du den persönlichen Gewinn anstrebst, sondern weil du wirklich willst, daß der andere dies hat - und alle Dinge, die du weggibst, werden dir zukommen.
Warum ist das so ? Wie funktioniert das ?
Dein Akt des Weggebens bewirkt in dir die Erfahrung, daß du es hast, um es weggeben zu können. Da du einem anderen nicht etwas geben kannst, das du nicht hast, kommt dein Geist zu einer neuen Schlußfolgerung, faßt er einen neuen Gedanken - nämlich, daß du es haben mußt, denn sonst könntest du es nicht weggeben.
Dieser neue Gedanke wird dann deine Erfahrung. Du fängst an, es zu sein. Und wenn du erst einmal anfängst, etwas zu sein, hast du die machtvollste Erschaffungsmaschinerie des Universums in Gang gesetzt - dein göttliches Selbst.
Was immer du bist, das erschaffst du.
Der Kreis schließt sich, und du wirst mehr und mehr davon in deinem Leben erschaffen. Es wird sich in deiner physischen Erfahrungswelt manifestieren.
Das ist das größte Geheimnis des Lebens. Um dir das zu sagen, wurden Band 1 und 2 geschrieben. Dort steht alles, nur sehr viel detaillierter.
Erkläre mir bitte, warum Ehrlichkeit so wichtig ist, wenn wir einem anderen etwas geben, das wir für uns selbst wählen.
Wenn du einem anderen etwas mit Hintergedanken gibst, weil du manipulieren und eigentlich dir etwas zukommen lassen möchtest, weiß dein Geist das. Damit signalisierst du ihm nur, daß du das jetzt nicht hast. Und da das Universum nichts weiter als eine riesige Kopiermaschine ist, die deine Gedanken in physischer Form reproduziert, wird dies deine Erfahrung werden.
Das heißt, du wirst weiterhin erleben, daß du es nicht hast -ganz gleich, was du machst.
Weiterhin wird es auch die Erfahrung der Person sein, der du es zu geben versuchst. Sie wird merken, daß du nur danach trachtest, etwas zu bekommen, daß du im Grunde gar nichts anzubieten hast. Dein Geben wird eine leere Geste sein und in ihrer ganzen egoistischen Oberflächlichkeit erkannt werden.
Genau das, was du anzuziehen bestrebt warst, wirst du so von dir wegstoßen.
Doch wenn du einem anderen etwas mit reinem Herzen gibst, weil du siehst, daß er oder sie es möchte, braucht oder haben sollte, dann wirst du entdecken, daß du es hast, um es geben zu können. Und das ist eine großartige Entdeckung.
Das ist wahr ! So funktioniert es tatsächlich. Ich kann mich erinnern, daß ich einmal, als die Dinge in meinem Leben nicht sehr gut liefen, ganz verzweifelt dachte, daß ich kein Geld und nur noch sehr wenig zu essen hatte. Ich wußte nicht, wann ich wieder zu einer ordentlichen Mahlzeit kommen würde oder wie ich meine Miete bezahlen sollte. An diesem Abend stieß ich an der Busstation auf ein junges Paar. Da saßen diese Kinder zusammengekauert auf einer Bank und deckten sich mit ihren Mänteln zu.
Ihr Anblick rührte mein Herz. Ich erinnerte mich an meine eigene Jugend, wie es war, als wir von der Hand in den Mund lebten und auch so unterwegs waren. Ich ging auf sie zu und fragte sie, ob sie zu mir nach Hause kommen, am Feuer sitzen, ein bißchen heiße Schokolade trinken und vielleicht auf meiner Couch übernachten wollten. Sie sahen mich mit großen Augen an wie Kinder am Weihnachtsabend. Wir gingen dann zu mir nach Hause und ich kochte etwas für sie. An diesem Abend aßen wir alle so gut wie schon lange nicht mehr. Die Nahrungsmittel waren immer dagewesen. Der Kühlschrank war voll, ich mußte nur nach hinten langen, wo ich das ganze Zeug hingeschoben hatte. Ich fabrizierte einen Eintopf aus allem, was sich im Kühlschrank fand, und er war köstlich ! Ich entsinne mich, daß ich mich fragte, wo das ganze Essen herkam.
Am nächsten Morgen machte ich den beiden sogar noch Frühstück, bevor ich sie auf den Weg brachte. An der Busstation gab ich ihnen noch einen Zwanzigdollarschein, der sich in meiner Hosentasche fand. »Das wird euch vielleicht eine Hilfe sein«, sagte ich und umarmte sie zum Abschied. Den ganzen Tag über fühlte ich mich, was meine eigene Situation anging, viel besser. Was sage ich, die ganze Woche über. Und dieses Erlebnis, das ich nie vergessen habe, hat meine Ansichten und mein Verständnis vom Leben grundlegend verändert.
Von da an wurden die Dinge besser, und als ich mich heute morgen im Spiegel betrachtete, bemerkte ich etwas sehr Wichtiges. Ich bin immer noch hier.
Das ist eine schöne Geschichte. Und du hast recht. Genauso funktioniert es. Wenn du also etwas möchtest, dann gib es weg. Es wird dir dann nicht mehr fehlen. Du wirst sofort erfahren, daß du es hast. Von da an ist es nur noch eine Sache des Maßes. Psychologisch gesehen wirst du feststellen, daß es sehr viel leichter ist, hinzuzufügen, als etwas aus dem Nichts zu erschaffen.
Ich habe das Gefühl, hier gerade etwas sehr Tiefgründiges gehört zu haben. Kannst du das nun zum zweiten Teil meiner Frage in Beziehung setzen ? Gibt es da eine Verbindung ?
Schau, ich möchte dir nahebringen, daß du die Antwort auf diese Frage bereits hast. Im Moment lebst du den Gedanken aus, daß du die Antwort nicht hast; daß du Weisheit besäßest, wenn du die Antwort hättest. Also wendest du dich an mich, um Weisheit zu erlangen. Doch ich sage dir, sei Weisheit, und du wirst sie haben.
Und wie kommt man am schnellsten dazu, Weisheit zu sein ?
Laß einen anderen weise sein.
Möchtest du die Antwort auf diese Frage haben ? Gib einem anderen die Antwort.
Also stelle ich jetzt dir die Frage. Ich tue so, als ob ich es nicht wüßte, und du gibst mir die Antwort.
Wie können eine Mutter oder ein Vater, die ihr Kind von der Straße holen, es wirklich lieben, wenn Liebe bedeutet, daß du für den anderen willst, was dieser für sich selbst will ?
Ich weiß es nicht.
Ich weiss. Aber was würdest du antworten, wenn du dächtest, du wüßtest es ?
Nun, ich würde sagen, daß die Mutter oder der Vater für das Kind wirklich wollen, was dieses wollte - nämlich am Leben bleiben. Ich würde sagen, daß das Kind nicht sterben wollte, aber einfach nicht wußte, daß es im Straßenverkehr umkommen könnte. Die Eltern haben also dem Kind nicht seinen Willen genommen, sondern kamen einfach in Kontakt mit der wahren Wahl des Kindes, mit seinem tiefsten Wunsch.
Das wäre eine sehr gute Antwort.
Wenn das stimmt, dann solltest du, Gott, nichts anderes tun, als uns davon abhalten, daß wir uns Schaden zufügen, denn das kann nicht unser tiefster Wunsch sein. Und doch schädigen wir uns die ganze Zeit, und du sitzt nur herum und schaust zu.
Ich bin immer mit eurem tiefsten Wunsch in Berührung und gebe ihm immer statt.
Auch wenn ihr etwas tut, das euren Tod verursacht - wenn das euer tiefster Wunsch ist, dann bekommt ihr das auch: die Erfahrung des Sterbens. Ich behindere euch nie in eurem tiefsten Verlangen.
Willst du damit sagen, daß wir, wenn wir uns Schaden zufügen, es deshalb tun, weil es unser Wunsch war ? Unser tiefstes Verlangen ?
Ihr könnt euch keinen Schaden zufügen. Ihr seid nicht imstande, beschädigt zu werden. »Schaden« ist eine subjektive Reaktion, kein objektives Phänomen. Ihr könnt die Wahl treffen, als Resultat irgendeiner Begegnung oder eines Phänomens die Erfahrung zu machen, daß euch Schaden zugefügt wird, aber das ist ganz und gar eure Entscheidung. Angesichts dieser Wahrheit lautet die Antwort auf deine Frage: Ja, wenn ihr euch selbst Schaden zugefügt habt, dann war dies euer Wunsch. Doch ich spreche hier auf einer sehr hohen esoterischen Ebene, die im Grunde nicht die Ebene deiner Frage ist.
Im Sinne, wie du es meinst, nämlich als Sache der bewußten Wahl, würde ich sagen: Jedesmal, wenn ihr etwas tut, womit ihr euch schadet, dann tut ihr es nicht, weil ihr es so wollt.
Das Kind, das von einem Auto angefahren wird, weil es auf die Straße lief, wollte das nicht - wünschte es nicht, strebte es nicht an, wählte es nicht bewußt.
Der Mann, der immer wieder dieselbe Art von Frau in unterschiedlicher Verpackung heiratet, die die falsche für ihn ist, will nicht ständig schlechte Ehen - wünscht sie nicht, strebt sie nicht an, wählt sie nicht bewußt.
Man kann nicht sagen, daß die Person, die sich mit dem Hammer auf den Daumen haut, diese Erfahrung wollte. Sie war nicht gewünscht, angestrebt, bewußt gewählt. Doch alle objektiven Phänomene werden von dir unterbewußt angezogen; alle Ereignisse werden von dir unbewußt erschaffen; jede Person, jeder Ort oder jedes Ding in deinem Leben wurde von dir zu dir herangezogen - vom Selbst erschaffen, wenn du so willst -, um dir die perfekten Bedingungen, die perfekte Gelegenheit zu liefern, mit deren Hilfe du erfahren kannst, was du in deinem Entwicklungsprozeß als nächstes zu erfahren wünschst.
Es kann in deinem Leben nichts, aber auch gar nichts geschehen, was dir nicht die absolut perfekte Gelegenheit bietet, etwas zu heilen, zu erschaffen oder zu erfahren, das du heilen, erschaffen oder erfahren möchtest, um zu sein, wer du wirklich bist.
Und wer bin ich wirklich ?
Wer immer zu sein du wählst. Jeder Aspekt der Göttlichkeit, der du zu sein wünschst, ist, wer du bist. Das kann sich ständig ändern und ändert sich auch oft von Moment zu Moment. Wenn dein Leben ruhiger werden, wenn es dir nicht mehr eine so große Vielfalt an Erfahrungen bescheren soll, dann kannst du das folgendermaßen bewerkstelligen: Hör einfach auf, deine Meinung über wer du bist und wer du sein willst so oft zu ändern.
Das ist leichter gesagt als getan !
Ich beobachte, dass ihr alle diese Entscheidungen auf vielen verschiedenen Ebenen trefft. Das Kind, das beschließt, auf die Straße zu gehen und mitten im Verkehr zu spielen, trifft nicht die Wahl zu sterben. Es trifft vielleicht eine ganze Reihe von Entscheidungen, aber das Sterben gehört nicht dazu. Die Mutter weiß das.
Das Problem ist hier, daß das Kind sich für Dinge entschieden hat, die zu mehr als einem Resultat führen könnten, sein Sterben eingeschlossen. Diese Tatsache ist ihm nicht klar, ist ihm nicht bekannt. Es ist die fehlende Information, die das Kind daran hindert, eine klare Wahl, eine bessere Wahl zu treffen. Du siehst also, du hast es perfekt analysiert. Nun, ich als Gott werde nie in eure Entscheidungen eingreifen - aber ich werde immer wissen, was ihr gewählt habt. Von daher kannst du davon ausgehen, daß alles, was dir passiert, so auch perfekt ist - denn nichts entkommt der Vollkommenheit in Gottes Welt.
Der Plan deines Lebens und die Menschen, Orte und Ereignisse darin sind alle perfekt vom vollkommenen Schöpfer der Vollkommenheit selbst erschaffen worden: von dir. Und von mir... in dir, als du und durch dich.
Nun können wir in diesem gemeinsamen schöpferischen Prozeß bewußt oder unbewußt zusammenarbeiten. Du kannst dich bewußt oder unbewußt durchs Leben bewegen. Du kannst deinen Weg schlafend oder wach gehen. Du hast die Wahl.
Warte, kommen wir auf diese Bemerkung von dir zurück, daß wir alle unsere Entscheidungen auf vielen verschiedenen Ebenen treffen. Kannst du das ausführlicher erklären ? Was bedeutet das ?
Wenn du dir nichts weiter wünschtest als das, wonach deine Seele verlangt, dann wäre alles sehr einfach. Wenn du auf den Teil in dir hörtest, der nur Seele ist, fielen dir alle deine Entscheidungen leicht und wären alle Resultate von Freude begleitet. Denn die Entscheidungen der reinen Seele sind immer eine Wahl im höchsten und besten Sinn. Diese Entscheidungen müssen nicht weiter kritisch betrachtet, nicht analysiert oder bewertet werden. Sie brauchen nur befolgt, nur gelebt zu werden.
Aber ihr seid nicht nur Seele. Ihr seid ein dreieiniges Wesen, das aus Körper, Geist und Seele besteht. Das macht eure Herrlichkeit aus und auch das Wunder. Denn oft trefft ihr auf allen drei Ebenen zugleich Entscheidungen - die keinesfalls immer in Einklang miteinander stehen. Es ist nicht ungewöhnlich, daß euer Körper das eine will, euer Geist etwas anderes und eure Seele ein drittes. Das trifft vor allem auf Kinder zu, die oft noch nicht reif genug sind, um unterscheiden zu können zwischen dem, was für den Körper nach »Vergnügen« klingt und was für den Geist Sinn macht - ganz zu schweigen von dem, was die Saiten der Seele zum Erklingen bringt. Also wandert das Kind auf die Straße. Nun, als Gott bin ich mir all eurer Entscheidungen bewußt - auch jener, die ihr unterbewußt trefft. Ich werde mich nie in sie einmischen, ganz im Gegenteil. Es ist meine Aufgabe, sicherzustellen, daß ihnen entsprochen wird. (In Wahrheit gewährt ihr das eurem Selbst. Ich habe nur ein System eingerichtet, das euch das ermöglicht. Dieses System nennt man Schöpfungsprozeß und wird in Band 1 im Detail erklärt.) Wenn eure Entscheidungen miteinander in Konflikt stehen -wenn Körper, Geist und Seele nicht einheitlich agieren -, arbeitet der Schöpfungsprozeß auf allen Ebenen und führt gemischte Resultate herbei. Wenn sich dagegen dein Sein in Harmonie befindet und deine Entscheidungen einheitlicher Natur sind, können sich erstaunliche Dinge ereignen. »Alle beisammenhaben« ist eine gängige Redewendung unter euren jungen Leuten, mit der sich dieser geeinte Seinszustand ganz gut beschreiben läßt.
Innerhalb der Ebenen eurer Entscheidungsprozesse existieren noch weitere Ebenen, was vor allem für den Geist gilt. Euer Geist kann auf einer von mindestens drei inneren Ebenen eine Wahl treffen und tut es auch: nämlich auf der Ebene der Logik, der Intuition und der Emotion. Manchmal gründet er sich auf alle drei, was das Potential für noch mehr innere Konflikte in sich birgt.
Und innerhalb einer dieser Ebenen, der Emotion, gibt es noch weitere fünf Ebenen. Das sind die fünf natürlichen Emotionen: Kummer, Ärger, Neid, Angst und Liebe. Innerhalb dieser existieren zwei endgültige Ebenen: Liebe und Angst.
Die fünf natürlichen Emotionen schließen Liebe und Angst mit ein, doch diese beiden bilden das Fundament aller Emotionen. Die anderen drei natürlichen Emotionen gehen aus der Liebe und Angst hervor.
Letztlich speisen sich alle Gedanken aus der Liebe oder der Angst. Das ist die große Polarität. Das ist die Urdualität. Alles läßt sich auf eines von beiden zurückführen. Auf eines von beiden gründen sich alle Gedanken, Ideen, Vorstellungen, Einsichten, Entscheidungen und Handlungen. Und am Ende gibt es dann wirklich nur noch eines. Liebe.
In Wahrheit ist Liebe alles, was es gibt. Auch die Angst ist eine Nebenerscheinung der Liebe und bringt, wenn sie effektiv eingesetzt wird, Liebe zum Ausdruck.
Angst drückt Liebe aus ?
In ihrer höchsten Form - ja. Alles drückt Liebe aus, sofern es sich um einen Ausdruck in seiner höchsten Form handelt. Drückt die Mutter, die das Kind davor bewahrt, vom Auto überfahren zu werden, Angst oder Liebe aus ?
Nun, beides, nehme ich an. Angst um das Leben des Kindes und Liebe - genug, um zur Rettung des Kindes das eigene Leben zu riskieren.
Genau. Und hier sehen wir, daß Angst in ihrer höchsten Form zur Liebe wird... sie ist Liebe... als Angst ausgedrückt. Ähnlich sind auch die anderen natürlichen Emotionen, Kummer, Ärger und Neid, eine Ausdrucksform von Angst, die wiederum letztlich eine Form von Liebe darstellt. Eines führt zum anderen. Verstehst du ? Problematisch wird es, wenn eine der fünf natürlichen Emotionen verzerrt wird. Dann werden sie zu etwas Groteskem und sind nicht mehr als eine natürliche Folge der Liebe zu erkennen, geschweige denn als ein Ausdruck Gottes, der die absolute Liebe ist.
Ich habe durch meine wunderbare Verbindung mit Dr. Elisabeth Kübler-Ross schon von diesen fünf natürlichen Emotionen gehört. Sie hat mich darüber belehrt.
Richtig. Und ich war es, der sie dazu inspirierte.
Das heißt also, wenn ich Entscheidungen treffe, hängt viel davon ab, »woher ich komme«, und dies kann wiederum mehrere Schichten haben.
Ja, so verhält es sich.
Bitte, sag mir noch mal alles über die fünf natürlichen Emotionen. Ich möchte es gerne noch einmal hören, weil ich viel von dem, was mir Elisabeth beigebracht hat, vergessen habe.
Kummer (Leid, Schmerz) ist eine natürliche Emotion. Er ist der Teil von dir, der dir Abschied zu nehmen erlaubt, wenn du es gar nicht möchtest; es läßt dich die innere Traurigkeit über die Erfahrung irgendeines Verlustes zum Ausdruck bringen, herausdrängen, herausstoßen. Dabei kann es sich um den Verlust einer geliebten Person oder auch einer Kontaktlinse handeln.
Wenn du deinen Kummer zum Ausdruck bringen darfst, wirst du ihn los. Kinder, die traurig sein dürfen, wenn sie traurig sind, haben als Erwachsene ein gesundes Verhältnis zur Traurigkeit und durchlaufen deshalb im allgemeinen ihre Kummerphasen sehr rasch.
Kinder, die ermahnt werden, nicht zu weinen, tun sich als Erwachsene mit dem Weinen schwer. Schließlich wurde ihnen ihr ganzes Leben lang gesagt, daß sie das nicht tun sollen, sie unterdrücken daher ihren Kummer.
Ständig unterdrückter Kummer wird zur chronischen Depression, eine sehr unnatürliche Emotion. Menschen haben wegen chronischer Depression getötet, Kriege wurden begonnen, Nationen gingen unter.
Ärger ist eine natürliche Emotion. Er erlaubt dir »nein danke« zu sagen. Man muß dabei nicht ausfallend werden und braucht auch nie einem anderen Schaden zuzufügen. Wenn Kinder ihrem Ärger Luft machen dürfen, haben sie als Erwachsene ein sehr gesundes Verhältnis dazu und durchlaufen daher im allgemeinen Phasen des Ärgers sehr rasch.
Kinder, denen das Gefühl vermittelt wird, daß Ärger etwas Negatives ist - daß es falsch ist, ihm Ausdruck zu geben, ja daß sie ihn nicht einmal verspüren sollten -, werden als Erwachsene nur schwer mit ihrem Ärger auf angemessene Weise umgehen können.
Aus ständig unterdrücktem Ärger wird rasende Wut, eine sehr unnatürliche Emotion. Menschen haben in rasender Wut getötet, Kriege wurden begonnen, Nationen gingen unter. Neid ist eine natürliche Emotion. Sie läßt den Fünfjährigen wünschen, die Türklinke so erreichen zu können wie seine Schwester - oder dieses Fahrrad zu fahren. Neid ist eine natürliche Emotion, die in dir den Wunsch entstehen läßt, es noch mal zu probieren, dich mehr anzustrengen, nicht nachzulassen, bis du Erfolg hast. Neidisch zu sein ist sehr gesund und natürlich. Wenn Kinder ihren Neid zum Ausdruck bringen dürfen, haben sie als Erwachsene eine sehr gesunde Einstellung dazu und durchlaufen deshalb im allgemeinen ihre Neidphasen sehr rasch.
Kinder, denen das Gefühl vermittelt wurde, daß Neid nicht in Ordnung ist - daß es falsch ist, ihm Ausdruck zu geben, ja ihn überhaupt zu verspüren -, werden als Erwachsene nur schwer mit ihrem Neid auf angemessene Weise umgehen können.
Aus ständig unterdrücktem Neid wird Eifersucht, eine sehr unnatürliche Emotion. Menschen haben aus Eifersucht getötet, Kriege wurden begonnen, Nationen gingen unter. Angst ist eine natürliche Emotion. Alle Babys kommen mit nur zwei Ängsten auf die Welt: mit der Angst vor dem Fallen und der Angst vor lauten Geräuschen. Alle anderen Ängste sind erlernte Reaktionen, die dem Kind durch seine Umwelt und Eltern beigebracht werden. Der Sinn und Zweck der natürlichen Angst ist die Anleitung zu einer gewissen Vorsicht. Vorsicht hilft den Körper am Leben zu erhalten. Sie ist eine natürliche Folge der Liebe, der Selbst-Liebe.
Kinder, denen das Gefühl vermittelt wird, daß Angst etwas Schlechtes ist - daß es falsch ist, sie zu zeigen, ja daß sie nicht einmal verspürt werden sollte -, werden es als Erwachsene schwer haben, mit ihrer Angst auf angemessene Weise umzugehen.
Aus ständig unterdrückter Angst wird Panik, eine sehr unnatürliche Emotion. Menschen haben aus der Panik heraus getötet, Kriege wurden begonnen, Nationen gingen unter. Liebe ist eine natürliche Emotion. Wenn sie von einem Kind normal und natürlich, ohne Einschränkung oder Vorbedingung, Scham oder Verlegenheit zum Ausdruck gebracht und empfangen werden darf, braucht es nichts weiter. Denn eine solche Liebe ist sich selbst genug. Doch Liebe, die an Bedingungen geknüpft ist, die eingeschränkt, durch Regeln und Vorschriften, Rituale und Restriktionen verbogen, die kontrolliert, manipuliert und zurückgehalten wird, wird unnatürlich.
Kinder, denen das Gefühl vermittelt wird, daß ihre natürliche Liebe nicht in Ordnung ist - daß es falsch ist, sie zum Ausdruck zu bringen, ja sie überhaupt zu verspüren -, werden sich als Erwachsene schwertun, mit der Liebe auf angemessene Weise umzugehen.
Aus ständig unterdrückter Liebe wird Besitzanspruch und Besitzgier. Menschen haben aus Besitzgier getötet, Kriege wurden begonnen, Nationen gingen unter. Und so kommt es, daß die natürlichen Emotionen, wenn sie unterdrückt werden, unnatürliche Reaktionen bewirken. Und in den meisten Menschen sind die natürlichen Emotionen unterdrückt. Doch sie sind eure Freunde. Sie sind eure Gaben. Sie sind eure göttlichen Werkzeuge, mit deren Hilfe ihr eure Erfahrungen gestaltet.
Euch werden diese Werkzeuge mit eurer Geburt an die Hand gegeben. Sie sollen euch beim Umgang mit dem Leben helfen.
Warum sind diese Emotionen bei den meisten Menschen unterdrückt ?
Man hat ihnen beigebracht, sie zu unterdrücken. Man hat sie dazu ermahnt.
Wer hat das getan ?
Die Eltern. Die, die sie erzogen haben.
Waram ? Warum sollten sie das tun ?
Weil sie es so von ihren Eltern gelernt haben, und diese haben es von ihren Eltern.
Ja, ja. Aber warum ? Was passiert da ?
Was passiert, ist, daß die falschen Leute die Aufgaben der Eltern übernehmen.
Was meinst du damit ? Wer sind die »falschen Leute« ?
Die Mutter und der Vater.
Die Mutter und der Vater sind die falschen Leute für die Kindererziehung ?
Wenn die Eltern jung sind - ja. In den meisten Fällen - ja. Tatsächlich ist es ein Wunder, daß so viele von ihnen dabei noch so gute Arbeit leisten.
Niemand ist schlechter für die Kindererziehung ausgerüstet als junge Eltern. Und das weiß übrigens niemand besser als die jungen Eltern.
Die meisten Eltern übernehmen ihre Aufgabe, wenn sie selbst noch sehr wenig Lebenserfahrung haben. Sie sind ja noch kaum der Obhut ihrer eigenen Eltern entwachsen. Sie suchen immer noch nach Antworten, nach Hinweisen. Sie haben sich noch nicht einmal selbst entdeckt und versuchen nun andere, die noch verletzlicher sind als sie selbst, zur Entdeckung anzuleiten und zu ermuntern. Sie sind noch nicht einmal zu einer Selbstdefinition gelangt und sollen nun andere definieren. Sie versuchen immer noch, mit der grauenhaft falschen Definition, die sie von ihren Eltern gelernt haben, fertig zu werden.
Sie haben noch nicht einmal entdeckt, wer sie sind, und versuchen anderen zu sagen, wer diese sind. Sie stehen unter gewaltigem Druck, es richtig zu machen, und haben doch noch nicht einmal ihr eigenes Leben wirklich im Griff. Also machen sie alles verkehrt - in ihrem eigenen Leben und bei dem ihrer Kinder.
Wenn sie Glück haben, richten sie bei ihren Sprößlingen nicht allzu großen Schaden an. Ihre Nachkommenschaft wird darüber hinwegkommen - aber wahrscheinlich erst, nachdem sie schon einiges an ihre Kinder weitergegeben hat. Die meisten Menschen erwerben sich die Weisheit, die Geduld, das Verständnis und die Liebe, die es braucht, um wunderbare Eltern sein zu können, erst nach den fahren ihres aktiven Elterndaseins.
Warum ist das so ? Ich verstehe das nicht. Ich sehe, daß deine Beobachtungen auf viele Fälle zutreffen, aber warum ist das so ?
Weil es nie so gedacht war, daß die, die in jungen Jahren Kinder bekommen, auch die sind, die die Kinder aufziehen. Die Jahre dieser Aktivität sollten eigentlich erst beginnen, wenn sie bei euch derzeit schon vorbei sind.
Ich verstehe immer noch nicht ganz.
Menschen sind biologisch imstande, Kinder auf die Welt zu bringen, wenn sie selbst noch Kinder sind, und das sind sie - wie die meisten von euch überrascht vernehmen werden -vierzig oder fünfzig Jahre lang.
Menschen sind selbst vierzig oder fünfzig fahre lang »Kinder«' !
Unter einem bestimmten Gesichtspunkt - ja. Ich weiß, das ist eine für euch schwer verdauliche Wahrheit, aber schau dich um. Vielleicht kann dir das Verhalten deiner Spezies als Beweis dafür dienen.
Die Schwierigkeit ist die, daß ihr in eurer Gesellschaft mit einundzwanzig als ..erwachsen« und auf die Welt vorbereitet geltet. Bedenkt man zudem, daß viele von euch von Müttern und Vätern aufgezogen wurden, die anfangs auch nicht viel älter als einundzwanzig waren, kannst du allmählich das Problem erkennen.
Wenn die, die die Kinder bekommen, auch dazu bestimmt wären, die Kinder aufzuziehen, dann setzte das zeugungs- und gebärfähige Alter erst mit fünfzig ein !
Es war so gedacht, daß die Jungen, die einen starken und gutentwickelten Körper haben, die Kinder bekommen. Das Aufziehen der Kinder sollte hingegen den Älteren obliegen, deren Geist stark und gut entwickelt ist.
In eurer Gesellschaft habt ihr darauf bestanden, die, die die Kinder bekommen, auch für deren Erziehung verantwortlich zu machen. Das hat zur Folge, daß das Elterndasein sehr schwierig geworden ist, und die mit der Sexualität verbundenen Energien mit allerlei Komplikationen befrachtet sind.
Äh... könntest du das erklären ?
Ja. Es haben schon viele die Beobachtung gemacht, daß die meisten Menschen nicht wirklich imstande sind, die Kinder dann, wenn sie fähig sind, sie zu bekommen, auch aufzuziehen. Doch nachdem die Menschheit dies entdeckt hatte, hat sie die genau falsche Lösung eingeführt. Statt den jüngeren Menschen zu erlauben, ihre Sexualität zu genießen und, falls Kinder daraus hervorgehen, die Älteren sie aufziehen zu lassen, ermahnt ihr die jungen Menschen dazu, sich so lange nicht auf Sex einzulassen, bis sie nicht bereit sind, auch die Verantwortung für das Aufziehen der Kinder zu übernehmen. Ihr habt es zu einem »Unrecht« erklärt, wenn sie vor dieser Zeit sexuelle Erfahrungen machen, und auf diese Weise etwas mit einem Tabu belegt, das eigentlich ein wunderbarer Anlaß zum Feiern sein sollte.
Natürlich ist dies ein Tabu, um das sich die Nachkommenschaft wenig kümmert, und das aus gutem Grund: Es ist völlig unnatürlich, sich daran zu halten.
Menschen haben das Verlangen, sich zusammenzutun und zu paaren, sobald ihnen ein inneres Signal sagt, daß sie bereit dazu sind. Das ist die menschliche Natur.
Doch ihre Gedanken über ihre eigene Wesensnatur haben mehr mit dem zu tun, was ihre Eltern ihnen gesagt haben, als mit dem, was sie in ihrem Innern fühlen. Eure Kinder blicken auf euch, damit ihr ihnen sagt, worum es im Leben geht. Wenn sie also ihre ersten Impulse verspüren, sich heimlich anzugucken, unschuldig miteinander herumzuspielen, die Unterschiede zu erforschen, dann erwarten sie von euch deutliche Signale. Ist dieser Aspekt ihrer menschlichen Natur »gut« ? Ist er »schlecht« ? Wird er gebilligt ? Muß er unterdrückt werden ? Zurückgehalten ? Gehemmt ?
Was die Eltern ihren Kindern über diesen Aspekt ihrer menschlichen Natur erzählen, entspringt allem möglichen: dem, was man ihnen erzählt hat, was ihre Religion sagt, was ihre Gesellschaft denkt - allem außer der natürlichen Ordnung der Dinge.
In der natürlichen Ordnung euer Spezies blüht die Sexualität irgendwann im Alter zwischen neun und vierzehn auf. Ab fünfzehn Jahren ist sie in den meisten Menschen sehr präsent und macht sich stark bemerkbar. Dann beginnt der Wettlauf: Die Kinder machen sich auf, um ihre freudvolle sexuelle Energie auszuleben, und die Eltern gehen dagegen an und wollen sie stoppen.
Die Eltern brauchten in diesem Kampf schon immer allen Beistand, den sie ausfindig machen konnten, weil sie, wie bereits erwähnt, von ihren Sprößlingen forderten, etwas nicht zu tun, das ganz und gar zu ihrer Natur gehört. Also erfanden die Eltern zur Rechtfertigung ihrer unnatürlichen Forderungen alle möglichen Arten von familiären, kulturellen, religiösen, sozialen und wirtschaftlichen Druckmitteln, Restriktionen und Einschränkungen. Die Kinder akzeptierten schließlich, daß ihre Sexualität etwas Unnatürliches ist. Wie kann etwas so Natürliches derart mit Schande besetzt, ständig gestoppt, so kontrolliert, in Schach gehalten, unterdrückt, gezügelt und verleugnet werden ?
Nun, ich glaube, du übertreibst hier ein bißchen. Meinst du nicht, daß du übertreibst ?
Tatsächlich ? Wie wirkt es sich deiner Meinung nach auf ein vier- oder fünfjähriges Kind aus, wenn die Eltern gewisse Körperteile noch nicht einmal korrekt benennen ? Was erzählst du dem Kind darüber, wie behaglich dir bei dieser Sache ist, und wie behaglich sollte seiner Meinung nach ihm dabei sein ?
Äh...
Ja... »äh...«
Nun, »wir gebrauchen diese Worte nun mal nicht«, wie meine Großmutter zu sagen pflegte. Es ist einfach nur so, daß »Pipi« und »Popo« netter klingen.
Es ist einfach nur so, daß ihr die tatsächlichen Bezeichnungen dieser Körperteile mit so viel negativem Ballast beladen habt, daß ihr diese Worte bei einer völlig normalen Unterhaltung kaum benutzen könnt.
Wenn die Kinder noch ganz klein sind, wissen sie natürlich nicht, warum ihre Eltern so empfinden, und werden nur mit dem Eindruck, dem oft unauslöschlichen Eindruck, zurückgelassen, daß bestimmte Körperteile »nicht okay« sind, und daß alles, was mit ihnen zu tun hat, peinlich, wenn nicht gar »Unrecht« ist.
Wenn die Kinder dann älter werden und ins Teenageralter kommen, merken sie vielleicht, daß das so nicht stimmt, aber sie werden deutlich über den Zusammenhang von Sexualität und Schwangerschaft aufgeklärt und darüber, daß sie die Kinder, die sie bekommen, auch aufziehen müssen. Nun haben sie einen neuen Grund für ihr Gefühl, daß das Ausleben von Sexualität »Unrecht« ist - und der Kreis schließt sich. Das hat in eurer Gesellschaft zu Verwirrung und einer ganzen Menge Chaos geführt - was immer die Folge ist, wenn man der Natur ins Handwerk pfuscht.
Ihr habt sexuelle Verstörtheit, Unterdrückung und Scham geschaffen - was zu sexueller Hemmung, Störung und Gewalt geführt hat.
Ihr werdet immer in Dingen gehemmt sein, die euch peinlich sind und in Verlegenheit bringen; ihr werdet immer da verhaltensgestört sein, wo ihr etwas unterdrückt; und ihr werdet immer mit aggressiven Handlungen dagegen protestieren, daß ihr bei etwas Scham empfinden sollt, bei dem ihr, wie ihr in eurem Herzen wißt, nie Scham empfinden solltet.
Dann war Freud auf der richtigen Spur, als er sagte, daß sehr viel von dem Ärger und der Wut, die Menschen empfinden, mit der Sexualität zu tun haben könnten. Tief sitzende Wut darüber, daß man grundlegende und natürliche physische Instinkte, Interessen und Triebe unterdrücken muß.
Mehr als einer eurer Psychiater hat sich dahingehend geäußert. Der Mensch ist wütend, weil er weiß, daß er sich nicht einer Sache schämen sollte, die sich so gut anfühlt - und doch empfindet er Scham und Schuldgefühle. Erst wird der Mensch wütend auf das Selbst, weil er sich so gut bei etwas fühlt, das ganz offensichtlich »schlecht« sein soll.
Dann, wenn er endlich merkt, daß er getäuscht wurde - daß die Sexualität ein wunderbarer, ehrenhafter und glorioser Bestandteil der menschlichen Erfahrung sein sollte -, wird er wütend auf andere: auf die Eltern, weil sie ihn unterdrückt haben; auf die Religion, weil sie ihn Scham empfinden ließ; auf die Angehörigen des anderen Geschlechts, weil sie ihn herausforderten; auf die ganze Gesellschaft, weil sie Kontrolle über ihn ausgeübt hat.
Schließlich wird er wütend auf sich selbst, weil er sich von all dem hat hemmen lassen.
Viel von dieser unterdrückten Wut floß in der Gesellschaft, in der du jetzt lebst, in den Aufbau von verzerrten moralischen Wertvorstellungen. Es ist eine Gesellschaft, die mit Monumenten, Statuen, Gedenkbriefmarken, Filmen, Bildern und TV-Programmen einige der häßlichsten Gewaltakte der Welt glorifiziert und ehrt, aber einige der schönsten Liebesakte der Welt verbirgt - oder schlimmer noch, herabwürdigt. Und all das - alles das - entstand durch einen einzigen Gedanken: Die, die die Kinder bekommen, sollen auch allein die Verantwortung dafür tragen, daß sie aufgezogen werden.
Aber wenn die Leute, die die Kinder haben, nicht für deren Erziehung verantwortlich sind, wer ist es dann ?
Die ganze Gemeinschaft. Wobei den Älteren eine besondere Bedeutung zukommt.
Den Älteren ?
Bei den fortgeschrittensten Völkern und Gesellschaften ziehen die Älteren die Nachkommenschaft auf, ernähren sie, bilden sie aus und geben ihre Weisheit, Lehren und Traditionen an sie weiter. Ich werde später, wenn wir über einige dieser fortgeschrittenen Zivilisationen sprechen, noch einmal darauf zurückkommen.
In den Gesellschaften, in denen es nicht als »Unrecht« angesehen wird, wenn man in jungen Jahren Kinder bekommt -weil die Stammesältesten sie aufziehen und somit nicht das Gefühl von überwältigender Bürde und Verantwortung entsteht -, kennt man keine sexuelle Unterdrückung und auch keine Vergewaltigungen, Perversionen und soziosexuelle Störungen.
Gibt es solche Gesellschaften auf unserem Planeten ?
Ja, obwohl sie mehr oder weniger verschwunden sind. Ihr wart bestrebt, sie auszurotten, sie zu integrieren, weil ihr sie für ungesittet und unzivilisiert gehalten habt. In euren sogenannten zivilisierten Gesellschaften werden Kinder (wie auch Ehefrauen und Ehemänner) als Eigentum, als persönlicher Besitz betrachtet, und deshalb müssen die, die die Kinder bekommen, sie auch aufziehen, weil sie sich um ihr »Eigentum« zu kümmern haben.
Dieser Grundgedanke, daß Ehegatten und Kinder ein persönlicher Besitz sind, liegt vielen Problemen eurer Gesellschaft zugrunde.
Wir werden dieses Besitzdenken später untersuchen, wenn wir über die Lebensführung hochentwickelter Wesen sprechen. Doch zurück zu der Erziehung von Kindern. Welche Menschen sind dann, wenn sie körperlich in der Lage sind, Kinder zur Welt zu bringen, auch emotional wirklich so weit entwickelt, daß sie sie aufziehen können ?
In Wahrheit sind die meisten Menschen noch nicht einmal in ihren Dreißigern und Vierzigern dazu ausgerüstet - und es sollte auch nicht von ihnen erwartet werden. Sie sind noch nicht lange genug erwachsen, um tiefe Weisheit an ihre Kinder weitergeben zu können.
Ich habe diesen Gedanken schon früher einmal gehört. Mark Twain soll einmal gesagt haben: »Als ich neunzehn war, wußte mein Vater nichts. Aber als ich fünfunddreißig war, war ich erstaunt, wieviel der alte Mann gelernt hatte.«
Das hat er perfekt ausgedrückt. Eure jüngeren Jahre waren nie für das Lehren, sondern vielmehr für das Sammeln von Wahrheiten gedacht. Wie könnt ihr eure Kinder eine Wahrheit lehren, die ihr nicht gefunden habt ?
Das könnt ihr natürlich nicht. Also bringt ihr ihnen die einzige euch bekannte Wahrheit bei - die Wahrheit der anderen. Die eures Vaters, eurer Mutter, eurer Kultur, eurer Religion. Alles und jedes außer eurer eigenen Wahrheit. Nach der sucht ihr immer noch.
Und ihr werdet suchen und experimentieren und finden und scheitern und eure Wahrheit, eure Vorstellung von euch selbst gestalten und umgestalten, bis ihr ungefähr ein halbes Jahrhundert auf diesem Planeten verbracht habt. Dann fangt ihr vielleicht allmählich an, beständig zu werden, euch mit eurer Wahrheit einzurichten. Und die größte Wahrheit, auf die ihr euch wahrscheinlich alle einigen könnt, ist die, daß es gar keine konstante Wahrheit gibt, daß die Wahrheit, wie das Leben selbst, ein wandelbares, ein wachsendes, ein sich entwickelndes Ding ist - und daß gerade, wenn ihr denkt, daß dieser Prozeß sein Ende gefunden hat, es nicht so ist, sondern daß er im Grunde erst anfängt.
Ja, darauf bin ich auch schon gekommen. Ich bin über fünfzig und an diesem Punkt angelangt.
Gut. Du bist nun ein weiserer Mann. Einer der »Stammesälteren«. Jetzt solltest du Kinder aufziehen. Oder in zehn Jahren, das wäre noch besser. Die Älteren sind es, die die Nachkommenschaft aufziehen sollten - und auch dazu bestimmt waren.
Die Älteren sind es, die etwas über die Wahrheit und das Leben wissen. Darüber, was wichtig und was unwichtig ist. Was mit Begriffen wie Integrität, Ehrlichkeit, Loyalität, Freundschaft und Liebe wirklich gemeint ist.
Ich verstehe, worauf es dir hier ankommt. Es ist schwer zu akzeptieren, aber es ist tatsächlich so, daß viele von uns noch kaum dem Kindesalter entwachsen und »Schüler« geworden sind, wenn wir schon eigene Kinder haben und nun glauben, daß wir sie belehren müssen. Also denken wir, na gut, ich bring' ihnen bei, was meine Eltern mich gelehrt haben.
So übertragen sich die Sünden des Vaters auf den Sohn bis ins siebte Glied.
Wie können wir das ändern ! Wie können wir diesem Kreislauf ein Ende setzen ?
Legt das Aufziehen der Kinder in die Hände eurer respektierten und geachteten Ältesten. Die Eltern sehen ihre Kinder, wann immer sie wollen, leben mit ihnen, wenn sie das möchten, aber sie sind nicht allein dafür verantwortlich, daß sie gut versorgt und aufgezogen werden. Die ganze Gemeinschaft kümmert sich um die physischen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse der Kinder, wobei die Älteren, was Erziehung und Wertvorstellungen angeht, ihren Beitrag leisten. Wenn wir später über jene anderen Kulturen im Universum sprechen, werden wir uns auch einige neue Lebensmodelle anschauen. Doch diese Modelle funktionieren nicht im Rahmen eurer gegenwärtigen Lebensstrukturen.
Was meinst du damit ?
Ich meine, dass sich nicht nur euer Wesen der Elternschaft auf ein uneffektives Modell gründet, sondern eure ganze Lebensweise.
Noch mal, was meinst du damit ?
Ihr habt euch voneinander entfernt. Ihr habt eure Familien auseinandergerissen, eure kleineren Gemeinden zugunsten riesiger Städte aufgelöst. In diesen großen Städten leben mehr Menschen, aber weniger Stämme, Gruppen oder Klans, deren Angehörige ihre Verantwortlichkeit auch als Verantwortlichkeit für das Gesamtwesen begreifen. So habt ihr im Grunde keine »Ältesten«, jedenfalls nicht in Reichweite. Und nicht nur, daß ihr euch von euren Ältesten abgesetzt habt, schlimmer noch, ihr habt sie abgeschoben. Sie zur Randgruppe gemacht, sie ausgegrenzt. Ihnen ihre Kraft genommen. Und ihr hegt sogar Groll gegen sie.
Ja, einige Mitglieder eurer Gesellschaft hegen einen Groll gegen eure Senioren und behaupten, daß sie Schmarotzer sind und Zuwendungen fordern, für die die Jungen bezahlen müssen.
Das ist wahr. Manche Soziologen prophezeien den Ausbruch eines Generationenkriegs. Den älteren Menschen wird vorgeworfen, daß sie mehr und mehr fordern, während sie immer weniger beitragen. Jetzt, da die Generation der vierziger und fünfziger Jahre ins Seniorenalter kommt und die Leute zudem im allgemeinen länger leben, haben wir bei uns auch sehr viel mehr ältere Bürger.
Wenn eure Älteren nichts beitragen, dann deshalb, weil ihr sie nicht laßt. Ihr verlangt von ihnen, daß sie gerade dann ihren Arbeitsplatz aufgeben und in Rente gehen, wenn sie der Firma etwas wirklich Gutes zukommen lassen könnten. Sie sollen sich dann aus dem aktiven Leben zurückziehen, wenn sie durch ihre Teilnahme etwas Sinn und Verstand in das allgemeine Geschehen bringen könnten.
Nicht nur im Bereich der Elternschaft, sondern auch in der Politik, der Wirtschaft und sogar der Religion, wo die Älteren Fuß fassen konnten, seid ihr zu einer Gesellschaft des Jugendwahns geworden, die die älteren Menschen zum Alteisen wirft.
Ihr seid zu einer singularen statt pluralen Gesellschaft geworden, das heißt zu einer Gesellschaft, die sich aus Einzelwesen statt aus Gruppen zusammensetzt.
Und weil ihr eure Gesellschaft auf das Einzelwesen und die Jugendlichkeit abgestellt habt, habt ihr viel von ihrem Reichtum und ihren Ressourcen verloren. Nun habt ihr beides nicht mehr, und viele von euch leben in emotionaler und psychischer Verarmung und Erschöpfung.
Ich frage dich noch einmal: Gibt es irgendeinen Weg, wie wir diesen Kreislauf beenden können ?
Als erstes müsst ihr erkennen und euch eingestehen, daß es sich tatsächlich so verhält. Viele von euch leben in der Verleugnung und Verdrängung. Viele von euch tun so, als wäre nichts. Ihr belügt euch selbst, wollt die Wahrheit nicht hören und noch weniger aussprechen.
Auch darüber werden wir später reden, wenn wir einen Blick auf die Zivilisationen höher entwickelter Wesen werfen, weil diese Verweigerung, dieses Nichtbeachten und Nichtzugeben der herrschenden Zustände, keine belanglose Angelegenheit ist. Und wenn ihr die Dinge wirklich ändern wollt, dann hoffe ich, daß ihr euch einfach gestattet, mich zu hören. Die Zeit ist gekommen, die Wahrheit zu sagen, schlicht und einfach. Bist du bereit ?
Bin ich. Deshalb habe ich mich an dich gewandt. So hat dieses ganze Gespräch begonnen.
Die Wahrheit ist oft unbequem. Sie ist nur für die tröstlich, die sie nicht ignorieren möchten. Doch dann ist sie nicht nur tröstlich, sie inspiriert auch.
Für mich ist dieses ganze Gespräch inspirierend. Bitte fahr fort.
Es gibt gute Gründe, optimistisch zu sein. Ich beobachte, daß sich die Dinge allmählich verändern. Innerhalb eurer Spezies wird nun mehr als früher Wert darauf gelegt, Gemeinschaften zu schaffen, Familien aufzubauen. Und mehr und mehr ehrt ihr eure Älteren, gebt ihrem Leben einen Sinn und Wert und bezieht auch Sinn und Wert daraus. Das ist ein großer Schritt in eine sehr nützliche Richtung. Es zeichnet sich also eine Wende ab. Eure Kultur scheint diesen Schritt getan zu haben. Nun gilt es, von da aus weiterzumachen.
Ihr könnt diese Veränderungen nicht an einem Tag bewerkstelligen. Ihr könnt zum Beispiel nicht euer System der Elternschaft, der Ausgangspunkt dieses Gedankengangs, in einem Satz völlig umkrempeln.
Doch ihr könnt eure Zukunft verändern, Schritt für Schritt. Die Lektüre dieses Buches ist einer dieser Schritte. Wir werden im Verlauf unseres Gesprächs immer wieder auf viele wichtige Punkte zurückkommen. Diese Wiederholung ist kein Zufall, sondern dient der Nachdrücklichkeit. Nun hast du um Ideen für den Aufbau eurer Zukunft gebeten. Laß uns damit beginnen, daß wir uns eure Vergangenheit anschauen.
Kapitel 2
Was hat die Vergangenheit mit der Zukunft zu tun ?
Wenn du über die Vergangenheit Bescheid weißt, kennst du auch alle eure Zukunftsmöglichkeiten. Du hast dich mit der Frage an mich gewandt, wie ihr es schaffen könnt, daß euer Leben besser funktioniert. Zu wissen, wie ihr da, wo ihr euch heute befindet, hingelangt seid, wird euch dabei nützlich sein. Ich werde zu dir über Macht und Stärke und den Unterschied zwischen beidem sprechen. Und ich werde mich mit dir darüber unterhalten, wie und warum ihr diese Satansgestalt erfunden habt und wie ihr zur Entscheidung gelangt seid, daß Gott ein »Er« und keine »Sie« ist.
Ich werde darüber sprechen, wer ich wirklich bin, im Gegensatz zu den Behauptungen, die ihr in euren Mythologien über mich aufgestellt habt. Ich werde dir mein Seinswesen so beschreiben, daß ihr die Mythologie freudig durch die Kosmologie ersetzen werdet. Ich werde auf diese wahre Kosmologie des Universums und ihre Beziehung zu mir eingehen. Ich will dich etwas über das Leben wissen lassen, wie und warum es in dieser Weise funktioniert. Um all diese Dinge geht es in diesem Kapitel.
Wenn ihr diese Dinge wißt, könnt ihr entscheiden, was ihr von all dem, was eure menschliche Rasse erschaffen hat, aufgeben wollt. Denn in diesem dritten Teil unseres Gesprächs, in diesem dritten Band, geht es um den Aufbau einer neuen Welt, um die Erschaffung einer neuen Realität. Ihr habt zu lange in einem selbstgeschaffenen Gefängnis gelebt, meine Kinder. Es ist an der Zeit, daß ihr euch daraus befreit.
Ihr habt eure fünf natürlichen Emotionen eingesperrt, sie unterdrückt und in sehr unnatürliche Emotionen verwandelt, die Unglück, Tod und Zerstörung in eure Welt gebracht haben. Jahrhundertelang forderte das Verhaltensmodell auf eurem Planeten: Gib deinen Emotionen nicht nach ! Wenn du Kummer empfindest, komm darüber hinweg; wenn du Ärger empfindest, schluck ihn runter; wenn du Neid empfindest, schäm dich dafür, wenn du Angst empfindest, erhebe dich darüber; wenn du Liebe empfindest, halte sie unter Kontrolle, beschränke sie, warte ab, lauf vor ihr davon - tu, was immer du tun mußt, um dich davon abzuhalten, sie gleich hier und jetzt voll und ganz zum Ausdruck zu bringen. Es ist Zeit, daß ihr euch befreit.
In Wahrheit habt ihr euer heiliges Selbst eingesperrt. Und es ist Zeit, daß ihr euer Selbst freilaßt.
Ich werde allmählich ganz aufgeregt. Wie fangen wir an ? Wo beginnen wir ?
Lass uns bei unserer kurzen Untersuchung, wie es zu all dem kam, in die Zeit zurückgehen, in der sich eure Gesellschaft umorganisierte. Das heißt, als die Männer die dominante Spezies wurden und dann entschieden, daß es unangemessen sei, Emotionen zu zeigen - oder sie in manchen Fällen überhaupt zu haben.
Was meinst du mit „in der sich die Gesellschaft umorganisierte« ? Worüber sprechen wir hier ?
Zu einem früheren Zeitpunkt eurer Geschichte auf diesem Planeten lebtet ihr innerhalb einer matriarchalen Gesellschaftsstruktur. Dann kam es zu einer Veränderung, das Patriarchat tauchte auf. Als ihr diesen Wechsel vornahmt, entferntet ihr euch vom Ausdruck eurer Emotionen, der von euch nun als »Schwäche« bezeichnet wurde. Zu dieser Zeit erfanden die Männer auch den Teufel und den männlichen Gott.
Die Männer haben den Teufel erfunden ?
Ja. Der Satan war im wesentlichen eine männliche Erfindung. Letztendlich hat sich die ganze Gesellschaft darauf eingelassen, aber die Abkehr von den Emotionen und die Erfindung des »Leibhaftigen Bösen« waren Bestandteil der Rebellion der Männer gegen das Matriarchat, jener Zeitepoche, in der die Frauen auf der Grundlage ihrer Emotionen alles beherrschten. Sie hatten alle Regierungsämter, alle religiösen Machtpositionen, alle einflußreichen Posten im Handel, in den Wissenschaften, im Heilwesen inne.
Welche Macht hatten die Männer ?
Keine. Männer mussten ihre Existenz rechtfertigen, denn abgesehen von ihrer Fähigkeit, das weibliche Ei zu befruchten und schwere Gegenstände zu bewegen, kam ihnen wenig Bedeutung zu. Das war nicht viel anders als bei den Arbeiterameisen und -bienen. Sie verrichteten die schwere körperliche Arbeit und stellten sicher, daß Kinder gezeugt und beschützt wurden.
Die Männer brauchten Hunderte von Jahren, um für sich innerhalb des Gesellschaftssystems einen größeren Raum zu finden und zu schaffen. Jahrhunderte vergingen, bis sie sich an den Angelegenheiten ihres Klans beteiligen durften, bis ihnen ein Mitspracherecht bei den die Gemeinschaft betreffenden Entscheidungen eingeräumt wurde. Die Frauen hielten sie nicht für intelligent genug, um solche Dinge verstehen zu können.
Junge, man kann sich nur schwer vorstellen, daß irgendeine Gesellschaft tatsächlich einer ganzen Klasse von Menschen nur aufgrund ihres Geschlechts das Wahlrecht verweigert.
Ich mag deinen Sinn für Humor in dieser Sache. Ja wirklich. Soll ich fortfahren ?
Bitte.
Es vergingen weitere Jahrhunderte, bevor die Männer auch nur daran denken konnten, tatsächlich einige der Führungspositionen einzunehmen, für die sie nun ihre Stimme abgeben durften. Andere einflußreiche Machtposten innerhalb ihrer Kultur waren ihnen nach wie vor verwehrt.
Man muß es den Männern hoch anrechnen, daß sie, als sie schließlich in ihrer Gesellschaft in Machtpositionen gelangten, sich endlich über ihren niedrigen Rang als Kindererzeuger und körperliche Sklaven erhoben hatten, es den Frauen nicht heimzahlten und ihnen immer den Respekt, die Macht und den Einfluß zukommen ließen, die allen Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht zustehen.
Wieder dein Humor.
Oh, tut mir leid. Habe ich den falschen Planeten erwischt ?
Lass uns auf unsere Geschichte zurückkommen. Sprechen wir aber, bevor wir auf die Erfindung des Teufels eingehen, ein bißchen über Macht. Denn darum ging es dabei natürlich.
Du willst jetzt darauf hinaus, daß die Männer heutzutage alle gesellschaftliche Macht haben, richtig ? Laß mich dir vorgreifen und erzählen, warum das meiner Meinung nach passierte. Du sagtest, daß die Männer in der matriarchalen Epoche mehr oder weniger mit den Arbeiterbienen zu vergleichen waren, die der Bienenkönigin dienen. Du sagtest, daß sie die schwere körperliche Arbeit verrichteten und sicherstellten, daß die Kinder gezeugt und beschützt wurden. An dieser Stelle wollte ich schon sagen: »Und was hat sich geändert ? Das ist genau das, was sie auch heute tun!« Und ich wette, daß mir viele Männer beipflichten und auch sagen würden, daß sich nicht viel geändert hat - außer daß die Männer für die Beibehaltung ihrer undankbaren Rolle einen Preis verlangt haben. Sie haben mehr Macht.
Sie haben fast alle Macht.
Okay, fast alle Macht. Doch ironischerweise denken beide Geschlechter, daß sie die undankbaren Aufgaben übernommen haben, während die anderen das ganze Vergnügen für sich in Anspruch nehmen. Männer ärgern sich über Frauen, die versuchen, sich ein wenig von ihrer Macht zurückzuholen. Denn sie wollen verdammt sein, so sagen sie sich, wenn sie alles für die Gesellschaft tun, was sie tun, und nicht wenigstens die dafür notwendige Macht besitzen.
Frauen ärgern sich über Männer, die alle Macht für sich behalten. Denn sie wollen verdammt sein, so sagen sie sich, wenn sie weiterhin für die Gesellschaft tun, was sie tun, ohne irgendwelche Macht zu haben.
Das hast du richtig analysiert. Und sowohl Männer wie Frauen sind dazu verdammt, ihre eigenen Fehler in einem endlosen Kreislauf selbstauferlegten Elends zu wiederholen, bis die eine oder andere Seite kapiert, daß es im Leben nicht um Macht, sondern um Stärke geht. Und bis beide einsehen, dass es nicht um Trennung, sondern um Einheit geht. Denn innere Stärke existiert in der Einheit. Sie versickert in der Trennung und läßt euch mit dem Gefühl von Schwäche und Ohnmacht zurück - deshalb das Gerangel und der Kampf um Macht. Ich sage dir: Heilt diesen Riß zwischen euch, beendet die Illusion von Trennung, und ihr werdet wieder zur Quelle eurer inneren Stärke gelangen. Dort werdet ihr wahre Macht finden. Die Macht, alles zu tun. Die Macht, alles zu sein. Die Macht, alles zu haben. Denn die Macht, etwas zu erschaffen, leitet sich aus der inneren Stärke ab, die durch Einheit erzeugt wird. Das gilt für die Beziehung zwischen euch und eurem Gott - wie es auch für die Beziehung zwischen euch und euren Mitmenschen gilt.
Wenn ihr aufhört zu denken, daß ihr voneinander getrennt seid, wird die wahre Macht, die aus der inneren Stärke der Einheit kommt, euch gehören - also globaler Gesellschaft wie auch als einzelnem Teil des Ganzen. Dann könnt ihr sie so ausüben, wie ihr es wünscht.
Doch denk daran: Macht entspringt der inneren Stärke. Aber innere Stärke entspringt nicht roher Macht. Genau das sieht fast alle Welt genau umgekehrt.
Macht ohne innere Stärke ist eine Illusion. Innere Stärke ohne Einheit ist eine Lüge. Eine Lüge, die dem Menschengeschlecht nicht dienlich war, sich aber doch tief in euer kollektives Bewußtsein eingegraben hat. Denn ihr denkt, daß innere Stärke der Individualität und dem Getrenntsein entspringt, und das stimmt einfach nicht. Die Trennung von Gott und voneinander ist die Ursache von all euren Störungen und eurem Leid. Und doch maskiert sich die Trennung weiterhin als Stärke, und eure Politik, Wirtschaft und auch eure Religionen haben diese Lüge fortbestehen lassen.
Diese Lüge ist der Ursprung aller Kriege und aller Klassenkampfe, die zum Krieg führen; aller Feindseligkeiten zwischen den Rassen und Geschlechtern; aller persönlicher Prüfungen und Sorgen und aller inneren Kämpfe, die zu Kummer führen.
Und doch haltet ihr zäh an dieser Lüge fest, ganz gleich, wohin sie euch führt - obschon ihr gesehen habt, daß ihr euch damit selbst zerstört.
Und nun sage ich dir: Erkennt die Wahrheit, und die Wahrheit wird euch befreien.
Es gibt keine Trennung. Nicht voneinander, nicht von Gott, nicht von irgend etwas, das existiert.
Diese Wahrheit werde ich auf diesen Seiten immer und immer wieder wiederholen. Diese Beobachtung werde ich immer und immer wieder machen.
Handelt, als wäret ihr von nichts und niemandem getrennt, und ihr werdet morgen eure Welt heilen. Das ist das größte Geheimnis aller Zeiten. Das ist die Antwort, nach der der Mensch Jahrtausende gesucht hat. Das ist die Lösung, für die er gearbeitet, die Offenbarung, für die er gebetet hat.
Handelt, als wäret ihr von nichts getrennt, und ihr heilt die Welt.
Begreift, daß es um die »Macht um zu«, nicht um die »Macht über« geht.
Ich danke dir. Das habe ich kapiert. - Um noch mal auf den Punkt von vorhin zurückzukommen, es waren also erst die Frauen, die die Macht über die Männer hatten, und jetzt verhält es sich umgekehrt. Und die Männer erfanden den Teufel, um den Stammes- oder Klanführerinnen die Macht zu entreißen ?
Ja. Sie benutzten die Angst, weil sie das einzige Werkzeug war, das ihnen zur Verfügung stand.
Auch hier muß ich sagen, daß sich nicht viel geändert hat. Das machen die Männer bis auf den heutigen Tag. Sie benutzen die Angst, manchmal noch bevor sie es mit Appellen an die Vernunft versucht haben. Das gilt vor allem für die größeren Männer; die stärkeren Männer. (Oder die größeren oder stärkeren Nationen.) Manchmal hat es den Anschein, als sei das bei ihnen genetisch bedingt. Gewalt geht vor Recht. Stärke ist Macht.
Ja. So ist es seit dem Sturz des Matriarchats gewesen.
Wie ist es dazu gekommen ?
Darum geht es in diesem kurzen historischen Abriß.
Dann fahre bitte fort.
Die Männer mussten, um in diesem matriarchalen System mehr Kontrolle zu bekommen, nicht die Frauen davon überzeugen, daß den Männern mehr Macht über ihr eigenes Leben gegeben werden sollte, sondern die anderen Männer. Schließlich verlief das Dasein ziemlich glatt, und es gibt Schlimmeres, als den Tag mit ein bißchen körperlicher Arbeit zuzubringen, um sich anschließend dem Sex zu widmen. Es war also keine leichte Sache für diese machtlosen Männer, andere machtlose Männr davon zu überzeugen, daß sie die Macht anstreben sollten. Bis sie die Angst entdeckten. Angst war das einzige, womit die Frauen nicht gerechnet hatten.
Diese Angst nahm ihren Anfang mit der Saat des Zweifels, die die Männer ausstreuten, die am meisten verärgert waren. Das waren im allgemeinen die am wenigsten Begehrenswerten, die mit schwachen Muskeln, die Unansehnlichen, die, denen die Frauen am wenigsten Aufmerksamkeit schenkten.
Und ich wette, daß man deshalb ihre Klagen als wütendes Aufbegehren aus sexuellem Frust abgetan hat.
Stimmt. Doch diese verärgerten Männer mußten ihr einziges Werkzeug nur richtig einsetzen. Also versuchten sie, aus dieser Saat des Zweifels Angst wachsen zu lassen. »Was, wenn die Frauen sich irrten?« so fragten sie. »Was, wenn ihre Art, die Welt in Gang zu halten, nicht die beste war ? Was, wenn sie die ganze Gesellschaft - das ganze Menschengeschlecht -in den sicheren Untergang führten?«
Das konnten sich allerdings viele Männer wiederum nicht vorstellen. War es denn nicht so, daß die Frauen einen direkten Draht zur Göttin hatten ? Waren sie nicht tatsächlich das genaue körperliche Abbild der Göttin ? Und die Göttin war doch gut, oder ?
Diese Lehre war so machtvoll, so überzeugend, daß die Männer keine andere Wahl hatten: Sie mußten den Teufel, einen Satan, erfinden, um der Vorstellung von der grenzenlosen Güte der von den Menschen im Matriarchat angebeteten und verehrten großen Mutter etwas entgegensetzen zu können.
Wie schafften sie es, auch nur irgend jemanden davon zu überzeugen, daß so etwas wie der »Leibhaftige Böse« existierte ?
Es gab etwas, das alle verstanden, nämlich die Theorie vom »verdorbenen Apfel«. Auch die Frauen sahen und wußten aus Erfahrung, daß, ganz egal, was sie unternahmen, sich manche Kinder einfach als »verdorben« erwiesen. Das waren, wie jedermann wußte, vor allem männliche Kinder, die einfach nicht unter Kontrolle zu halten waren. So wurde ein Mythos geschaffen.
Eines Tages, so der Mythos, gebar die große Mutter, die Göttin aller Göttinnen, ein Kind, das sich als nicht gut erwies.
Egal, was die große Mutter ausprobierte, das Kind wollte sich nicht zum Guten entwickeln. Schließlich kämpfte es sogar mit der großen Mutter um den Thron.
Das war selbst für eine liebende und verzeihende Mutter zuviel. Der Junge wurde für alle Zeiten verbannt - tauchte aber immer wieder in cleveren Verkleidungen und Kostümen auf und gab sich sogar manchmal als die große Mutter persönlich aus. Dieser Mythos bildete die Grundlage für die Frage der Männer: »Wie wissen wir, ob die Göttin, die wir anbeten, überhaupt eine Göttin ist ? Es könnte das böse Kind sein, das nun erwachsen ist und uns alle zum Narren halten will.« Mit diesem Kunstgriff brachten sie andere Männer dazu, sich zunächst Sorgen zu machen und dann wütend zu werden, weil die Frauen ihre Sorgen nicht ernst nahmen, und schließlich zu rebellieren.
So wurde das Wesen, das ihr jetzt Satan nennt, erschaffen. Es war nicht schwierig, einen Mythos vom »bösen Kind« zu kreieren, und auch nicht schwer, sogar die Frauen des Klans von der möglichen Existenz einer solchen Kreatur zu überzeugen. Daß alle glaubten, dieses böse Kind sei männlich, war nur konsequent: Waren Männer denn nicht das geringere, das untergeordnete Geschlecht ?
Und damit wurde ein mythologisches Problem aufgeworfen. Wer, wenn das böse Kind männlich war, war da, um es zu überwältigen ? Sicher nicht eine Gottheit weiblichen Geschlechts. Denn, so sagten die Männer schlau, wenn es um Weisheit und Einsicht, um Klarheit und Mitgefühl, ums Planen und Denken ging, zweifelte niemand an der weiblichen Überlegenheit. Doch war, wenn brutale Stärke gefragt war, nicht ein Mann vonnöten ?
In der Göttinmythologie waren Männer vormals nur »Prinzgemahle« - Begleiter der Frauen, die als Diener agierten und die Herrlichkeit der Göttin lustvoll feierten.
Doch nun wurde ein Mann gebraucht, der mehr vermochte; ein Mann, der die Göttin auch beschützen und den Feind besiegen konnte. Dieser Wandel ereignete sich nicht über Nacht, sondern im Laufe vieler, vieler Jahre. Allmählich, ganz allmählich, begannen die Gesellschaften in ihren spirituellen Mythologien den männlichen Begleiter auch als den männlichen Beschützer anzusehen. Denn jetzt, wo es jemanden gab, vor dem die Göttin beschützt werden mußte, wurde ein solcher Beschützer eindeutig gebraucht.
Vom Mann als Beschützer zum Mann als gleichrangigem Partner, der nun an der Seite der Göttin stand, war es kein großer Sprung. So wurde der männliche Gott erschaffen, und eine Zeitlang herrschten in der Mythologie Götter und Göttinnen gemeinsam.
Dann wurden, wiederum ganz allmählich, den Göttern größere Rollen zugewiesen. Das Bedürfnis nach Schutz, nach Stärke, begann das Bedürfnis nach Weisheit und Liebe zu ersetzen. Es wurde eine neue Art von Liebe in diesen Mythologien geboren. Eine Liebe, die mit brutaler Gewalt beschützt. Und auch eine Liebe, die begehrt, was sie beschützt; die auf ihre Göttinnen eifersüchtig war die nicht nur deren weiblichen Lüsten diente, sondern auch für sie kämpfte und starb. Es tauchten allmählich Mythen von Göttern mit enormer Macht auf, von Göttern, die um und für Göttinnen von unaussprechlicher Schönheit kämpften. Und so wurde der eifersüchtige Gott geboren.
Das ist faszinierend.
Warte. Wir kommen zum Ende, aber da ist noch ein bißchen mehr.
Es dauerte nicht lange, bis sich die Eifersucht der Götter nicht nur auf die Göttinnen, sondern auch auf alle anderen Bereiche der Schöpfung erstreckte. Wir sollten nur Ihn und keinen anderen Gott lieben, so forderten diese eifersüchtigen Götter -sonst... ! Da die Spezies der Männer die meiste Macht hatte und die Götter die machtvollsten Männer waren, schien man dieser neuen Mythologie nur wenig entgegensetzen zu können. Es tauchten Geschichten über jene auf, die es versuchten und scheiterten. Der Gott des Zorns war geboren. Bald war die ganze Vorstellung von der Gottheit zerrüttet. Statt die Quelle aller Liebe zu sein, wurde sie nun zur Quelle aller Angst.
Die weitgehend weibliche Modellvorstellung von Liebe - die unendlich tolerante Liebe einer Mutter für ihr Kind, und ja, auch die einer Frau für ihren nicht allzu intelligenten, aber letztlich doch auch nützlichen Mann, wurde durch die eifersüchtige, zornige Liebe eines fordernden, intoleranten Gottes ersetzt, der keine Einmischung duldete, keine Unbekümmertheit gestattete, keine Beleidigung ignorierte. Das Lächeln der belustigten Göttin, die Erfahrung von grenzenloser Liebe und die sanfte Unterwerfung unter die Gesetze der Natur wurden durch die finstere Miene des weniger belustigten Gottes ersetzt, der verkündete, Macht über die Naturgesetze zu haben, und der die Liebe für alle Zeiten der Beschränkung unterwarf.
Das ist der Gott, den ihr heute verehrt und anbetet, und so seid ihr dahin gekommen, wo ihr heute seid.
Erstaunlich ! Interessant und erstaunlich. Aber warum erzählst du mir das alles ?
Es ist wichtig, daß ihr wißt, daß ihr das alles ersonnen habt. Der Gedanke »Gewalt geht vor Recht« oder »Macht ist Stärke« entsprang euren von Männern geschaffenen theologischen Mythen.
Der Gott des Zorns, der Eifersucht und des Ärgers war eine Einbildung. Doch ihr habt euch das so lange eingebildet, daß es Realität wurde. Manche von euch halten dies auch heute noch für Realität. Doch mit der Wahrheit oder mit dem, was wirklich abläuft, hat es nichts zu tun.
Und was läuft ab ?
Was abläuft, ist, daß eure Seele sich nach der höchsten Erfahrung ihrer selbst sehnt, die sie sich vorstellen kann. Aus diesem Grund kam sie hierher - um sich in ihrer Erfahrung zu verwirklichen, das heißt sich selbst in die Wirklichkeit zu bringen.
Dann entdeckte sie die Freuden des Fleisches - nicht nur Sex, sondern alle möglichen Arten von Freuden -, und während sie sich diesen hingab, vergaß sie allmählich die Freuden des spirituellen Geistes.
Auch das sind Freuden - größere Freuden, als der Körper euch je schenken kann. Aber die Seele hat das vergessen.
Okay, damit kommen wir von dieser ganzen geschichtlichen Entwicklung weg und auf etwas zurück, das du schon vorhin angesprochen hast. Könntest du noch mal darauf eingehen ?
Nun, eigentlich kommen wir nicht von der Geschichte weg. Wir verknüpfen alles miteinander. Schau, es ist im Grunde ganz einfach. Die Absicht deiner Seele - der Grund, warum sie sich im Körper inkarniert - ist, zu sein und auszudrücken, wer du wirklich bist. Danach sehnt sie sich, und sie möchte sich selbst kennenlernen und die Erfahrung ihrer selbst machen. Diese Sehnsucht nach Erkennen und Erfahren ist das Leben, das nach Sein strebt. Das ist Gott, der die Wahl trifft, sich auszudrücken. Der Gott eurer Geschichten ist nicht der Gott, der wirklich ist. Das ist der Punkt. Eure Seele ist das Instrument, durch das ich mich ausdrücke und erfahre.
Begrenzt das deine Erfahrung nicht ganz erheblich ?
So ist es, es sei denn, es ist nicht so. Das liegt an euch. Ihr werdet zum Ausdruck und zur Erfahrung von mir auf jeder Ebene, die ihr wählt. Da gab es die, die sich für einen großartigen Ausdruck entschieden. Niemand gelangte zu größerer Höhe als Jesus Christus - aber es gab andere, die die gleiche Höhe erreichten.
Christus ist nicht das höchste Vorbild ? Er ist nicht menschgewordener Gott ?
Christus ist das höchste Vorbild. Er ist nur ganz einfach nicht der einzige, der diesen höchsten Zustand erlangte. Christus ist menschgewordener Gott. Er ist nur ganz einfach nicht der einzige menschgewordene Gott.
Jeder Mensch ist »menschgewordener Gott«. Du bist ich in der Ausdrucksform deiner gegenwärtigen Gestalt. Und doch machst du dir keine Sorgen darum, daß du mich begrenzen könntest oder wie begrenzt mich das macht. Denn ich bin nicht begrenzt und war es nie. Denkst du, daß du die einzige Ausdrucksform bist, die ich gewählt habe ? Denkst du, ihr seid die einzigen Geschöpfe, die ich mit meiner Essenz erfüllt habe ?
Ich sage dir, ich bin in jeder Blume, in jedem Regenbogen, in jedem Stern am Himmel, ich bin alles in und auf jedem um jeglichen Stern kreisenden Planeten.
Ich bin das Wispern des Windes, die Wärme eurer Sonne, die unglaubliche Einzigartigkeit und außergewöhnliche Vollkommenheit jeder Schneeflocke.
Ich bin die Majestät im Flug des Adlers und die Unschuld des Rehs auf dem Feld, der Mut des Löwen und die Weisheit der Alten.
Und ich bin nicht auf die euch bekannten Ausdrucksformen beschränkt. Ihr wißt nicht, wer ich bin, ihr glaubt nur, es zu wissen. Doch denkt nicht, daß, wer ich bin, auf euch beschränkt ist oder daß meine göttliche Essenz - dieser heiligste Geist -nur euch und sonst niemandem gegeben wurde. Das wäre eine arrogante Vorstellung und eine irrige dazu. Mein Seinswesen ist in allem, ist alles. Das »Allessein« ist mein Ausdruck. Die Ganzheit ist meine Natur. Es gibt nichts, was ich nicht bin, und etwas, was ich nicht bin, kann nicht sein.
Ich erschuf euch, meine gesegneten Geschöpfe, in der Absicht, die Erfahrung meiner selbst als Schöpfer meiner eigenen Erfahrung zu machen.
Manche Leute verstehen das nicht. Hilf uns allen zu verstehen.
Jener eine Aspekt Gottes, den nur ein ganz besonderes Geschöpf erschaffen konnte, war der Aspekt meiner selbst als der Schöpfer.
Ich bin nicht der Gott eurer Mythologien und ich bin auch nicht die Göttin. Ich bin der Schöpfer - das, was erschafft. Doch ich treffe die Wahl, mich selbst in meiner eigenen Erfahrung zu erkennen.
So, wie ich meine vollkommene Struktur durch eine Schneeflocke erkenne, meine ehrfurchtgebietende Schönheit durch eine Rose, erkenne ich auch meine schöpferische Macht -durch euch.
Euch habe ich die Fähigkeit zur bewußten Erschaffung eurer Erfahrung gegeben, die Fähigkeit, die mir zu eigen ist.
Durch euch kann ich jeden Aspekt von mir kennenlernen. Die Vollkommenheit der Schneeflocke, die Schönheit der Rose, den Mut des Löwen, die Majestät des Adlers, alles das wohnt euch inne. In euch habe ich alle diese Dinge hineingelegt - und noch eines mehr: das Bewußtsein, um sich all dessen gewahr werden zu können.
So seid ihr selbstbewußt geworden. Und das ist das größte Geschenk, denn ihr seid euch eures Selbst bewußt, indem ihr ihr selbst seid - was genau das ist, was ich bin. Ich bin ich selbst. Ich bin mir meiner selbst bewußt, indem ich ich selbst bin.
Das ist mit dem Spruch gemeint: Ich bin, was ich bin.
Ihr seid der Teil von mir, der die erfahrene Bewußtheit ist. Was ihr erfahrt (und was ich durch euch erfahre), das bin ich mich erschaffend.
Ich erschaffe mich ständig selbst.
Heißt das, daß Gott keine Konstante ist ? Heißt das, daß du nicht weißt, was du im nächsten Moment sein wirst ?
Wie kann ich das wissen ? Du hast ja noch nicht entschieden !
Laß mich das klarstellen. Ich entscheide das alles ?
Ja. Du bist ich, die Wahl treffend, ich zu sein. Du bist ich, die Wahl treffend, zu sein, was ich bin - und die Wahl treffend, was ich sein werde.
Ihr alle gemeinsam erschafft das. Ihr macht das auf individueller Ebene, indem jede und jeder von euch entscheidet und erfährt, wer ihr seid, und ihr macht das kollektiv, indem das mitschöpferische Kollektiv das ist, was ihr seid. Ich bin die kollektive Erfahrung von euch allen !
Und du weißt wirklich nicht, wer du im nächsten Moment sein wirst ?
Das habe ich vorhin im Übermut gesagt. Natürlich weiß ich es. Ich kenne bereits alle eure Entscheidungen, weiß also auch, wer ich bin, wer ich immer war und wer ich immer sein werde.
Wie kannst du wissen, was ich im nächsten Moment zu sein, zu tun und zu haben beschließe, ganz zu schweigen davon, welche Entscheidung die ganze menschliche Rasse treffen wird ?
Ganz einfach. Ihr habt die Wahl schon getroffen. Alles, was ihr je sein, tun oder haben werdet, habt ihr bereits getan. Ihr tut es in diesem Augenblick ! Verstehst du ? So etwas wie die Zeit gibt es nicht.
Auch darüber haben wir schon einmal gesprochen.
Es lohnt sich, sich das noch einmal vor Augen zu führen.
Ja. Sag mir noch einmal, wie das funktioniert.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind konstruierte Konzeptionen, Realitäten, die ihr erfunden habt, um einen Kontext zu schaffen, der als Rahmen für eure gegenwärtige Erfahrung dient. Denn sonst würden sich alle eure (unsere) Erfahrungen überlappen.
In Wirklichkeit überlappen sie sich tatsächlich - das heißt, sie ereignen sich zur gleichen »Zeit« -, nur wißt ihr das nicht. Ihr habt euch in eine Wahrnehmungskapsel versetzt, die die totale Wirklichkeit ausblendet. Ich habe das in Band 2 im Detail erklärt, und es täte dir vielleicht gut, das Material noch mal durchzulesen, damit du das hier Gesagte in den richtigen Kontext bringen kannst. Es geht hier um den Punkt, daß alles zugleich geschieht. Alles. Und deshalb weiß ich, was ich sein werde, was ich bin und was ich war. Ich weiß das immer und in jeder Hinsicht. Und deshalb gibt es auch keine Möglichkeit, mich zu überraschen.
Eure Geschichte - das ganze weltliche Drama - wurde geschaffen, damit ihr in eigener Erfahrung erkennen könnt, wer ihr seid. Und sie sollte euch auch helfen, zu vergessen, wer ihr seid, damit ihr euch wieder daran erinnern und erschaffen könnt, wer ihr seid.
Denn ich kann nicht erschaffen, wer ich bin, wenn ich bereits erfahre, wer ich bin. Ich kann für mich nicht eine Körpergröße von ein Meter achtzig erschaffen, wenn ich bereits ein Meter achtzig bin. Ich müßte kleiner als ein Meter achtzig sein - oder zumindest denken, daß ich es bin.
Genau. Du hast es perfekt verstanden. Und da es der größte Wunsch der Seele (Gott) ist, sich selbst als den Schöpfer zu erfahren, und da alles schon erschaffen ist, hatten wir keine andere Wahl, als einen Weg zu finden, wie wir unsere ganze Schöpfung wieder vergessen können.
Ich bin erstaunt, daß wir einen Weg gefunden haben. Der Versuch zu vergessen, daß wir alle eins sind und daß dieses Eins sein Gott ist, muß sich so ausnehmen wie der Versuch zu vergessen, daß sich ein rosafarbener Elefant im Zimmer aufhält. Wie konnten wir derart hypnotisiert werden ?
Nun, du bist da gerade auf den geheimen Grund für alles physische Leben gestoßen. Es ist das Leben im Physischen, das euch so hypnotisiert und fasziniert - und das zu Recht, denn schließlich ist es ein außergewöhnliches Abenteuer ! Um uns beim Vergessen zu helfen, setzten wir etwas ein, das ihr das Lustprinzip nennen würdet.
Das höchste Wesen aller Lust ist das, was euch dazu bringt, im Hier und Jetzt innerhalb eurer Erfahrung die oder den zu erschaffen, der du wirklich bist, und dieses Wer-du-bist auf der nächst höheren Ebene der Großartigkeit immer und immer und immer wiederzuerschaffen. Das ist die höchste Lust Gottes.
Das niedrigere Wesen aller Lust ist das, was euch dazu bringt, zu vergessen, wer du wirklich bist. Verurteilt dieses niedrigere Lust-Wesen nicht, denn ohne es könntet ihr das höhere nicht erfahren.
Es ist fast so, als ob die Freuden des Fleisches uns erst vergessen ließen, wer wir sind, um dann genau zu dem Weg zu werden, über den wir uns wieder erinnern !
Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Und auf diesem Weg des körperlichen Vergnügens erinnert ihr euch schließlich, wer ihr seid, indem ihr die Grundenergie allen Lebens im Innern des Körpers aufsteigen laßt.
Das ist die Energie, die ihr manchmal »sexuelle Energie« nennt. Sie wird entlang des inneren Kanals eures Wesens nach oben geleitet, bis sie in einen Bereich gelangt, den ihr als das Dritte Auge bezeichnet. Das ist die Stelle hinter der Stirn, zwischen und etwas über den Augen gelegen. Wenn ihr die Energie aufsteigen laßt, bewirkt ihr, daß sie durch den ganzen Körper zirkuliert. Das ist so wie ein innerer Orgasmus.
Wie bringt man das zuwege ? Wie macht man das ?
Du »denkst sie dir hinauf«. Ich meine das so, wie ich gerade gesagt habe. Du »denkst« sie buchstäblich den inneren Pfad eurer sogenannten Chakras hinauf. Wenn die Lebensenergie immer wieder nach oben gebracht wird, findet man Geschmack an dieser Erfahrung, so wie man Appetit auf Sex entwickelt.
Diese energetische Erfahrung ist sehr erhaben und man möchte sie immer wieder haben. Doch du verlierst nie ganz deinen Appetit auf das Absenken der Energie - auf die elementaren Leidenschaften - und solltest es auch gar nicht versuchen. Denn wie ich schon oftmals darlegte, kann in deiner Erfahrung das Höhere ohne das Niedrigere nicht existieren. Wenn du zum Höheren gelangst, mußt du zurück zum Niedrigeren, um wieder die Erfahrung des Aufsteigens machen zu können. Das ist der heilige Rhythmus allen Lebens. Du machst das nicht nur, indem du die Energie im Körperinnern kreisen läßt. Du machst das auch, indem du die größere Energie im Körper Gottes zirkulieren läßt.
Ihr inkarniert euch als niedrigere Bewußtseinsformen und entwickelt euch dann in höhere Bewußtseinsstadien hinein. Ihr hebt ganz einfach die Energie im Körper Gottes. Ihr seid diese Energie. Und wenn ihr beim höchsten Zustand anlangt, erfahrt ihr ihn voll und ganz und entscheidet dann, was ihr als nächstes erfahren und wohin ihr euch dazu im Reich der Relativität begeben wollt.
Ihr mögt den Wunsch haben, euch selbst wieder im Werden eures Selbst zu erfahren - in der Tat eine großartige Erfahrung - und auf dem kosmischen Rad wieder von vorne anzufangen.
Ist das dasselbe wie das »karmische Rad« ?
Nein. So etwas wie das »karmische Rad« gibt es nicht. Nicht so, wie ihr euch das vorgestellt habt. Viele von euch glauben, daß ihr euch nicht auf einem Rad, sondern in einer Tretmühle befindet, in der ihr die aus der Vergangenheit herrührenden Schulden abarbeitet und heldenhaft versucht, keine neuen zu machen. Das haben einige von euch das »karmische Rad« genannt. Es unterscheidet sich nicht so sehr von manchen eurer westlichen Theologien, denn in beiden Vorstellungen seid ihr unwürdige Sünder, die nach Reinheit streben, um zur nächsten spirituellen Ebene gelangen zu können. Die Erfahrung hingegen, die ich hier beschrieben habe, nenne ich das kosmische Rad, weil es hier keinerlei Unwürdigkeit, Rückzahlung von Schulden, Bestrafung oder Reinigung gibt. Das kosmische Rad beschreibt einfach die letzte Wirklichkeit oder das, was ihr als Kosmologie des Universums bezeichnen könntet.
Es ist der Zyklus des Lebens oder Der Prozeß, wie ich zuweilen auch sage. Es ist ein bildhafter Ausdruck, der die Ohne-Anf ang-und-ohne-Ende-Natur der Dinge beschreibt; der kontinuierlich verknüpfte Pfad zum und vom Allen von Allem, auf dem die Seele freudig durch die Ewigkeit reist. Es ist der heilige Rhythmus allen Lebens, mittels dessen ihr die Energie Gottes bewegt.
Wow, mir hat noch nie jemand das alles so einfach erklärt ! Ich glaube nicht, daß ich das schon einmal so klar verstanden habe.
Nun, der Wunsch nach der Erfahrung von Klarheit hat dich hierhergebracht. Das war der Zweck dieses Dialogs. Ich freue mich, daß du sie erlangst.
In Wahrheit gibt es kein »niedriger« oder »höher« auf dem kosmischen Rad. Wie denn auch ? Es ist ein Rad, keine Leiter.
Das ist hervorragend. Das ist eine ausgezeichnete Metapher und eine wunderbare Einsicht. Verdammt also nicht das, was ihr die niedrigeren, elementaren, animalischen Instinkte des Menschen nennt, sondern segnet sie, ehrt sie als den Pfad, über den und durch den ihr euren Rückweg nach Hause findet.
Das würde eine Menge Leute von ihren Schuldgefühlen im Zusammenhang mit Sex erlösen.
Deshalb habe ich gesagt, spielt, spielt, spielt mit Sex - und mit allem, was zum Leben gehört !
Vermischt das, was ihr das Heilige nennt, mit dem Blas-phemischen, denn solange ihr nicht in euren Altären den eigentlichen Ort für die Liebe und in euren Schlafzimmern den eigentlichen Ort für die Anbetung seht, seht ihr gar nichts.
Denkst du, Sex ist etwas von Gott Getrenntes ? Ich sage dir: Ich halte mich jede Nacht in deinem Schlafzimmer auf ! Also macht euch auf ! Vermischt das Profane, wie ihr es nennt, mit dem Profunden - damit ihr erkennt, daß da kein Unterschied besteht, und erlebt alles als eins. Wenn ihr euch dann stetig weiterentwickelt, werdet ihr erleben, daß ihr nicht vom Sex laßt, sondern ihn einfach auf einer höheren Ebene genießt. Denn das Leben an sich ist S.E.X. - Synergistic Energy eXchange: synergetischer Energieaustausch. Und wenn ihr das in bezug auf Sex versteht, versteht ihr es auch in bezug auf alles andere im Leben. Auch was das Ende des Lebens angeht - das ihr den »Tod« nennt. Im Augenblick eures Todes werdet ihr erleben, daß ihr euch nicht vom Leben verabschiedet, sondern es einfach auf höherer Ebene genießt. Wenn ihr schließlich erkennt, daß es in Gottes Welt keine Trennung gibt - das heißt, daß es nichts gibt, was nicht Gott ist -, dann werdet ihr endlich diese von euch als Satan bezeichnete menschliche Erfindung aufgeben.
Wenn Satan existiert, dann als jeder Gedanke an Trennung von mir, den ihr jemals hattet. Ihr könnt nicht von mir getrennt sein, denn ich bin alles, was ist.
Die Männer erfanden den Teufel, um den Leuten Angst einzujagen und sie unter der Androhung einer Trennung von Gott dazu zu bringen, zu tun, was sie wollten. Verdammnis und ewiges Höllenfeuer, das war ihre ultimative Taktik zur Verbreitung von Angst und Schrecken. Doch nun müßt ihr euch nicht mehr fürchten, denn nichts kann und wird euch je von mir trennen.
Wir sind eins, ihr und ich. Wir können nichts anderes sein, denn ich bin, was ich bin: das Alles-was-Ist. Warum sollte ich mich selbst verdammen ? Und wie sollte ich das tun ? Wie könnte ich mich von mir selbst trennen, wenn mein Selbst alles ist, was da ist, und es nichts anderes gibt ? Mein Ziel ist die Entwicklung, nicht die Verdammung; das Wachstum, nicht das Absterben; die Erfahrung, nicht das Fehlen von Erfahrung. Mein Ziel ist das Sein, nicht das Aufhören von Sein.
Ich habe keine Möglichkeit, mich von euch - oder irgend etwas anderem - zu trennen. »Hölle« bedeutet einfach, dies nicht zu wissen. »Heil, Rettung, Erlösung« bedeutet, dies zu wissen und vollkommen zu verstehen. Ihr seid schon jetzt gerettet. Ihr braucht euch keine Sorgen mehr darüber zu machen, was »nach dem Tod« mit euch geschehen wird.
Kapitel 3
Können wir für einen Moment über die Sache mit dem Tod sprechen ? Du sagtest, daß es in diesem dritten Band um die höheren Wahrheiten ginge, um die universellen Wahrheiten. Bislang haben wir im Verlauf unserer Unterhaltung noch nicht viel über den Tod - und was danach geschieht - gesprochen. Laß uns das jetzt tun. Kommen wir auf dieses Thema.
Gut. Was möchtest du wissen ?
Was passiert, wenn man stirbt ?
Was soll deiner Wahl nach passieren ?
Du meinst, es passiert das, was unserer Wahl entsprechend passieren soll ?
Meinst du, dass du, nur weil du gestorben bist, aufhörst zu erschaffen ?
Ich weiß es nicht. Deshalb frage ich dich ja.
Das ist nur recht und billig. (Du weißt es übrigens, aber ich sehe, daß du es vergessen hast - und das ist großartig. Alles läuft nach Plan.)
Wenn du stirbst, hörst du mit dem Erschaffen nicht auf. Ist das für dich eindeutig genug ?
Gut. Nun, du hörst mit dem Erschaffen nicht auf, wenn du stirbst, weil du nie stirbst. Du kannst nicht sterben, denn du bist das Leben selbst. Und das Leben kann nicht nicht Leben sein. Deshalb kannst du nicht sterben.
Es passiert also im Augenblick deines Todes, daß... du weiterlebst. Deshalb können es auch so viele Leute, die »gestorben« sind, nicht glauben - sie machen nicht die Erfahrung, daß sie tot sind. Im Gegenteil, sie haben das Gefühl, sehr lebendig zu sein - weil sie es sind. Von daher die Verwirrung. Das Selbst sieht vielleicht den Körper da liegen, ganz zerknittert und reglos, doch es selbst bewegt sich plötzlich überall hin. Es macht oft buchstäblich die Erfahrung, daß es oben an der Zimmerdecke herumschwebt - und erlebt dann, daß es sich überall im Raum zugleich befindet. Es stellt fest, daß es, wenn es einen bestimmten Blickwinkel einnehmen möchte, augenblicklich diese Erfahrung macht.
Wenn sich die Seele (wie wir das Selbst jetzt nennen wollen) fragt: »Warum bewegt sich mein Körper denn gar nicht?«, wird sie sofort direkt über dem Körper schweben und neugierig dessen Reglosigkeit beobachten.
Wenn jemand den Raum betritt und sie bei sich denkt: »Wer ist denn das?«, findet sie sich augenblicklich vor oder neben dieser Person wieder.
So lernt die Seele in kurzer Zeit, daß sie überall hingelangen kann - in Gedankenschnelle.
Es überkommt sie ein Gefühl von unglaublicher Freiheit und Leichtigkeit, und die Wesenheit braucht gewöhnlich eine kleine Weile, bis sie sich an dieses mit jedem Gedanken verknüpfte Herumgehüpfe »gewöhnt« hat. Wenn diese Person Kinder hatte und an sie denken sollte, befindet sich die Seele augenblicklich in deren Gegenwart, ganz gleich, wo diese sich aufhalten mögen. So lernt sie, daß sie nicht nur in Gedankenschnelle überall sein kann, wo sie sein möchte, sondern daß es ihr auch möglich ist, an zwei oder drei oder fünf Orten zugleich zu sein.
Sie kann, problemlos und ohne in Verwirrung zu geraten, an diesen Orten simultan existieren, Beobachtungen anstellen und aktiv sein. Danach kann sie sich wieder »versammeln« und einfach durch den Gedanken daran an einen Ort zurückkehren.
Die Seele erinnert sich in jenem Leben an etwas, woran sie sich eigentlich in diesem Leben hätte erinnern sollen -nämlich, daß jegliche Auswirkung durch den Gedanken erschaffen wird und daß Manifestierung eine Folge der Absicht ist.
Das, worauf ich meine Absicht konzentriere, wird meine Realität.
Genau. Der einzige Unterschied besteht in der Geschwindigkeit, mit der du das Resultat erfährst. Im physischen Leben kann eine Zeitspanne zwischen Gedanke und Erfahrung verstreichen. Im Reich des Geistes gibt es das nicht; die Resultate treten augenblicklich ein.
Seelen, die eben erst abgereist sind, lernen deshalb, ihre Gedanken sehr sorgfältig zu überwachen, weil sie alles, woran sie denken, auch erfahren.
Der Ausdruck »lernen« ist hier eher frei gebraucht, mehr im metaphorischen als im konkret beschreibenden Sinn. Der Begriff »erinnern« trifft es genauer.
Wenn im Körper inkarnierte Seelen lernten, ihre Gedanken so rasch und effizient zu kontrollieren wie vergeistigte Seelen, würde sich ihr ganzes Leben ändern.
Bei der Erschaffung der individuellen Realität bedeutet die Kontrolle über die eigenen Gedanken - was manche Gebet nennen - alles.
Gebet ?
Die Kontrolle über die eigenen Gedanken ist die höchste Form von Gebet. Denk deshalb rechtschaffen und nur an gute Dinge. Verweile nicht in Negativität und Dunkelheit. Und sieh auch in den Momenten, in denen dir die Dinge düster erscheinen - ja gerade in solchen Momenten -, nur Vollkommenheit, gib deiner Dankbarkeit Ausdruck und stell dir dann vor, welche Manifestation der Vollkommenheit du dir als nächstes wählst.
Wenn du dieses Rezept anwendest, findest du Stille und Gelassenheit. Durch diesen Prozeß findest du Frieden. In dieser Bewußtheit findest du Freude.
Das ist eine außergewöhnliche Information. Ich danke dir dafür, daß du sie mir hast zuteil werden lassen.
Ich danke dir dafür, daß du offen dafür warst. Du bist zu manchen Zeiten »reiner« als zu anderen. In manchen Augenblicken bist du offener - wie ein gerade gespültes Sieb. Es ist durchlässiger, es hat mehr offene Löcher.
Gut ausgedrückt.
Ich tu' mein Bestes.
Um es also zusammenzufassen: Aus dem Körper entlassene Seelen erinnern sich rasch daran, wie sie ihre Gedanken sehr sorgfältig überwachen und kontrollieren können, denn sie erschaffen und erfahren alles, woran sie denken. Und ich wiederhole, das gilt auch für die noch im Körper wohnenden Seelen, nur daß sich hier die Resultate gewöhnlich nicht sofort zeigen. Und ebendiese Zeitspanne zwischen Gedanke und Schöpfung - die Tage, Wochen, Monate oder auch Jahre betragen kann - bewirkt die illusionäre Vorstellung, daß die Dinge nicht von dir verursacht worden sind, sondern dass sie dir zustoßen. Das ist eine Illusion, die dich vergessen läßt, daß du diese Sache herbeigeführt hast.
Wie ich nun schon mehrmals ausgeführt habe, gehört dieses Vergessen zum System. Es ist Bestandteil des Prozesses. Denn du kannst erst erschaffen, wer du bist, wenn du vergessen hast, wer du bist. Von daher ist die zum Vergessen führende Illusion ein absichtlicher Effekt.
Wenn du deinen Körper verläßt, wirst du also zu deiner großen Überraschung die ganz offensichtlich und unmittelbare Verbindung zwischen deinen Gedanken und Schöpfungen erkennen. Dies wird dich zunächst schockieren, doch wenn du dich allmählich daran erinnerst, daß du bei der Erschaffung deiner Erfahrung der Bewirkende und nicht nur das Bewirkte bist, wird es zu einer sehr vergnüglichen Überraschung.
Warum gibt es eine solche Verzögerung zwischen Gedanke und Manifestation, bevor wir sterben und nichts nachdem wir gestorben sind ?
Weil ihr innerhalb der Illusion von Zeit arbeitet. Wenn du dich vom Körper entfernt hast, gibt es keine Verzögerung zwischen Gedanke und Schöpfung, weil du dich dann auch von den Parametern der Zeit entfernt hast.
Mit anderen Worten, die Zeit existiert nicht, wie du schon so oft gesagt hast.
Nicht so, wie ihr sie versteht. Das Phänomen der Zeit ist in Wirklichkeit eine Funktion der Perspektive.
Warum existiert sie, während wir uns im Körper aufhalten ?
Ihr habt ihre Existenz bewirkt, indem ihr euch in eure gegenwärtige Perspektive hineinbegeben, sie angenommen habt. Diese Perspektive benutzt ihr als Instrument, mittels dessen ihr eure Erfahrungen sehr viel umfassender erforschen und untersuchen könnt, und zwar indem ihr sie nicht als einmaliges Ereignis wahrnehmt, sondern in Einzelteile zerlegt. Das Leben ist ein einmaliges Ereignis, ein Ereignis im Kosmos, das sich hier und jetzt zuträgt. Alles geschieht jetzt. Überall. Es gibt keine Zeit, nur das Jetzt. Es gibt keinen Ort, nur das Hier.
Hier und jetzt ist alles, was es gibt. Alles-was-Ist. Doch ihr habt die Wahl getroffen, die Herrlichkeit dieses Hier und Jetzt in all seinen Einzelheiten und euer göttliches Selbst als den hier und jetzt existierenden Schöpfer dieser Realität zu erfahren. Dafür gab es nur zwei Möglichkeiten - zwei Erfahrungsfelder. Zeit und Raum.
Der Gedanke war so großartig, daß ihr buchstäblich vor Wonne explodiert seid !
In dieser Explosion der Wonne wurde zwischen euren Teilen sowohl der Raum geschaffen wie auch die Zeit, die es brauchte, um sich von einem Teil eurer selbst zu einem anderen zu bewegen.
Auf diese Weise habt ihr euer Selbst buchstäblich auseinandergerissen, um euch die Teile anzuschauen. Man könnte sagen, daß ihr so glücklich wart, daß es euch »zerrissen« hat. Seither sammelt ihr die Stücke wieder auf.
Das ist mein Leben ! Ich setze nur die Stücke wieder zusammen und versuche zu erkennen, ob sie irgendeinen Sinn ergeben.
Und mit diesem »Zeit« genannten Kunstgriff habt ihr es geschafft, die Stücke voneinander zu trennen, das Unteilbare zu teilen, um es, während ihr es erschafft, umfassender erkennen und erfahren zu können.
So wie ihr, wenn ihr einen festen Gegenstand unter dem Mikroskop betrachtet, seht, daß er gar nicht fest ist, sondern in Wirklichkeit eine Ansammlung von Millionen verschiedener Teilchen und Wirkungen - die sich alle zugleich ereignen und so den größeren Effekt haben -, benutzt ihr auch die Zeit als Mikroskop für eure Seele. Denk über die Parabel vom Fels nach.
Es war einmal ein Fels, voll von unzähligen Atomen, Protonen, Neutronen und subatomaren Materieteilchen. Diese Teilchen sausten nach einem bestimmten Muster ständig herum, jedes Teilchen bewegte sich von hier nach dort, aber in so rasender Geschwindigkeit, daß der Fels selbst völlig unbewegt schien. Er war einfach. Da lag er, trank das Sonnenlicht in sich hinein, schlürfte den Regen auf und bewegte sich überhaupt nicht.
»Was bewegt sich da in meinem Innern?« fragte der Fels. »Das bist du«, sagte eine ferne Stimme. »Ich ? Aber das ist ganz unmöglich. Ich bewege mich überhaupt nicht. Jeder kann das sehen«, erwiderte der Fels. »Ja, aus der Ferne gesehen«, sagte die Stimme. »Von dort aus sieht es tatsächlich so aus, als wärst du fest und solide, still und unbeweglich. Aber wenn ich näher komme, sehe ich, daß sich alles, was dein Was-du-Bist ausmacht, bewegt. Es bewegt sich mit unglaublicher Geschwindigkeit in einem bestimmten Muster durch Zeit und Raum, wodurch es dich als das Ding namens »Fels« erschafft. Und das macht dich gleichsam zu einem Zauberkunststück ! Du bewegst dich und bewegst dich zugleich nicht.«
»Aber was ist dann die Illusion?« fragte der Fels. »Das Einssein, die unbewegte Stille des Felsens oder die Getrenntheit und Bewegung seiner Teile?«
Worauf die Stimme zur Antwort gab: »Was ist dann die Illusion ? Das Einssein, die unbewegte Stille Gottes ? Oder das Getrenntsein und die Bewegung seiner Teile?« Und ich sage euch: Auf diesen Fels werde ich meine Kirche bauen. Denn dies ist der Fels der Ewigkeit. Dies ist die ewige Wahrheit, die nichts unversucht läßt. Ich habe euch mit dieser kleinen Geschichte alles erklärt. Das ist die Kosmologie. Das Leben besteht aus einer Reihe von winzigen, unglaublich raschen Bewegungen. Diese Bewegungen beeinträchtigen nicht die Unbeweglichkeit und das Sosein von Allem-was-Ist. Doch wie bei den Atomen im Fels erschafft die Bewegung die Stille, die Bewegungslosigkeit, direkt vor euren Augen. Aus der Ferne gesehen gibt es keine Getrenntheit. Es kann sie nicht geben, denn Alles-was-Ist, ist Alles-was-es-Gibt, und es gibt nichts anderes. Ich bin der unbewegte Beweger. Aus der beschränkten Perspektive, aus der ihr Alles-was-Ist betrachtet, seht ihr euch selbst als vereinzelt und getrennt, seht ihr euch nicht als ein unbewegliches, sondern als sehr viele Wesen, die sich ständig in Bewegung befinden. Beide Beobachtungen sind zutreffend. Beide Realitäten sind real.
Und wenn ich »sterbe«, sterbe ich gar nicht, sondern wechsle nur in ein Gewahrsein vom Makrokosmos über - wo es keine Zeit und keinen Raum, kein Jetzt und Dann, kein Davor und kein Danach gibt.
Genau. Du hast es begriffen.
Laß mich sehen, ob ich es wiedergeben, ob ich es beschreiben kann.
Nur zu.
Aus einer Makroperspektive gesehen gibt es keine Getrenntheit, und aus dieser Ferne betrachtet nehmen sich all die Teilchen von Allem wie das Ganze aus.
Wenn du auf den Fels zu deinen Füßen blickst, siehst du ihn direkt vor dir als Ganzes, vollkommen und perfekt. Doch selbst in diesem Bruchteil eines Augenblicks, in dem du dir seiner gewahr bist, findet in ihm eine Menge statt - seine Teilchen bewegen sich mit unglaublicher Geschwindigkeit. Und was machen diese Teilchen ? Sie machen den Fels zu dem, was er ist. Wenn du den Fels betrachtest, siehst du diesen Vorgang nicht. Selbst wenn du dir theoretisch dieses Geschehens bewußt bist, ereignet sich doch für dich alles jetzt. Der Fels wird nicht zum Fels; er ist ein Fels hier und jetzt.
Wenn du aber das Bewußtsein eines dieser submolekularen Teilchen in diesem Fels wärst, würdest du dich selbst als in irrer Geschwindigkeit befindlich erfahren, wärst du erst hier, dann dort. Und wenn dir eine Stimme von außerhalb des Felsens sagen würde: »Es geschieht alles zugleich«, würdest du sie einen Lügner oder Scharlatan nennen. Doch aus der Ferne gesehen würde die Aussage, daß irgendein Teil des Felsens von irgendeinem anderen seiner Teile getrennt ist und daß diese sich zudem mit irrer Geschwindigkeit bewegen, als die Lüge erscheinen. Aus der Ferne gesehen läßt sich erkennen, was sich aus der Nähe betrachtet nicht erkennen läßt - nämlich, daß alles eins ist und daß diese ganze Bewegung gar nichts bewegt hat.
Du hast verstanden. Du hast es begriffen. Du sagst - und das ist richtig -, daß das ganze Leben eine Sache der Perspektive ist. Wenn du weiterhin dieser Wahrheit nachgehst, wirst du allmählich die Makrorealität Gottes verstehen. Und du wirst ein Geheimnis des ganzen Universums ergründet haben: Alles in ihm ist das gleiche Ding.
Das Universum ist ein Molekül im Körper Gottes !
Das ist gar nicht so weit daneben gegriffen.
Und wenn wir »sterben«, wie wir es nennen, kehren wir im Bewußtsein zur Makrorealität zurück ?
Ja. Doch auch diese Makrorealität ist nur eine Mikrorealität einer noch größeren Makrorealität, die ein kleinerer Teil einer noch größeren Realität ist - und so weiter und so weiter und für immer und ewig und darüber hinaus, Welt ohne Ende. Wir sind Gott - das »Ist das Ist« -, wir befinden uns ständig im Erschaffungsprozeß unseres Selbst, sind ständig das, was wir jetzt sind... bis wir es nicht mehr sind und etwas anderes werden.
Auch der Fels wird nicht ewig, sondern nur »scheinbar ewig« ein Fels sein. Bevor er ein Fels war, war er etwas anderes. Es versteinerte in einem Prozeß, der Hunderttausende von Jahren währte, zu diesem Fels. Er war einmal etwas anderes und wird wieder etwas anderes sein.
Dasselbe gilt für dich. Du warst nicht immer das Du, das du jetzt bist. Du warst etwas anderes. Und heute, während du in deiner ganzen Großartigkeit dastehst, bist du in Wahrheit... wiederum etwas anderes.
Wow, das ist erstaunlich ! Ich meine, das ist absolut erstaunlich ! Ich habe noch nie dergleichen gehört. Du hast die ganze Kosmologie des Lebens in Begriffe gefaßt, die ich verstehen kann. Das ist erstaunlich.
Danke. Ich weiss das zu würdigen. Ich tue mein Bestes.
Du machst deine Sache verdammt gut.
Das ist hierfür wohl nicht die passende Wortwahl.
'tschuldigung.
Ich mache nur Spaß. Das lockert die Dinge ein bißchen auf. Ich kann im Grunde gar nicht »beleidigt« werden. Doch deine Mitmenschen sind oft um meinetwillen beleidigt.
Das ist mir auch schon aufgefallen. Aber um auf die Sache zurückzukommen, mir ist da gerade etwas eingefallen.
Und das wäre ?
Du hast das alles erklärt, weil ich eine einzige Frage stellte: »Wie kommt es, daß >Zeit<, wenn wir uns im Körper befinden, existiert, und nicht, wenn die Seele daraus befreit ist?« Und du schienst zu sagen, daß »Zeit« in Wirklichkeit eine Perspektive ist; daß sie weder existiert noch zu existieren aufhört, sondern daß wir, wenn die Seele ihre Perspektive verändert, die endgültige Wirklichkeit auf andere Weise wahrnehmen.
Genau das habe ich gesagt ! Du hast's kapiert !
Und du legtest weiterhin dar, daß sich die Seele im Makrokosmos der direkten Beziehung zwischen Gedanke und Schöpfung, zwischen eigener Idee und eigener Erfahrung, bewußt ist.
Ja - auf der Makroebene ist es so, als ob du den Fels und die Bewegung im Fels sähest. Es vergeht keine »Zeit« zwischen der Bewegung der Atome und dem dadurch erschaffenen Erscheinungsbild des Felsens. Der Fels ist, auch während die Bewegungen stattfinden, ja weil sie stattfinden. Ursache und Wirkung, die Bewegung und das Sein des Felsens, ereignen sich gleichzeitig.
Das erkennt die Seele im Augenblick, den ihr den »Tod« nennt. Es handelt sich einfach nur um eine Veränderung der Perspektive. Du siehst mehr und verstehst daher auch mehr. Nach dem Tod bist du in deinem Verständnisvermögen nicht mehr beschränkt. Du siehst den Fels, und du siehst in den Fels hinein. Du betrachtest das, was dir jetzt der allerkomplexeste Aspekt des Lebens zu sein scheint, und sagst: »Natürlich!« Es wird dir alles ganz klar sein.
Dann wird es neue Rätsel für dich geben, über die du nachdenken kannst. Bei deiner Fortbewegung auf dem kosmischen Rad wirst du auf immer umfassendere Realitäten, auf immer größere Wahrheiten stoßen.
Doch wenn du dich auf diese Wahrheit besinnen kannst - die Wahrheit, daß deine Perspektive deine Gedanken erschafft und daß deine Gedanken alles erschaffen - und wenn du dich daran erinnern kannst, bevor du den Körper verläßt, nicht danach, dann wird sich dein ganzes Leben ändern.
Und wir können unsere Gedanken dadurch unter Kontrolle bringen, daß wir unsere Perspektive ändern.
Genau. Nimm eine andere Perspektive ein, und du wirst über alles anders denken. Auf diese Weise lernst du, deine Gedanken zu kontrollieren, und kontrolliertes Denken bedeutet beim Erschaffen deiner Erfahrung alles. Manche Menschen nennen das ständiges Gebet.
Das hast du vorhin schon gesagt, aber ich glaube nicht, daß ich das Gebet je in diesem Licht gesehen habe.
Warum schaust du dir nicht an, was passiert, wenn du das so machst ? Stell dir vor, daß die Beherrschung und Lenkung deiner Gedanken die höchste Form von Gebet ist, dann würdest du nur noch gute Dinge und rechtschaffen denken. Du würdest nicht in der Negativität und Dunkelheit verweilen, auch wenn du darin eintauchtest. Und du würdest in den Augenblicken, in denen alles düster aussieht - ja gerade dann -, nur Vollkommenheit wahrnehmen.
Auf diesen Punkt bist du immer und immer wieder zurückgekommen.
Ich gebe dir Werkzeuge an die Hand. Mit diesen Werkzeugen kannst du dein Leben verändern. Auf die wichtigsten davon komme ich immer und immer wieder zurück, denn Wiederholung führt zu »Wieder-Erkenntnis«, wenn du sie am meisten brauchst.
Alles, was sich ereignet - alles, was sich ereignet hat, ereignet und je ereignen wird -, ist die äußerliche physische Manifestierung deiner innersten Gedanken, Entscheidungen, Ideen und Beschlüsse in bezug auf wer du bist und wer zu sein du wählst. Verdamme daher nicht jene Aspekte des Lebens, die dir zuwider sind, die du ablehnst. Sei statt dessen bestrebt, sie und die Umstände, die sie möglich gemacht haben, zu verändern. Schaut euch die Dunkelheit an, aber verflucht sie nicht. Seid vielmehr ein Licht in der Dunkelheit und verwandelt sie. Laßt euer Licht vor den Menschen leuchten, damit die, die in der Dunkelheit stehen, durch das Licht eures Seins erleuchtet werden, und ihr werdet schließlich alle sehen, wer ihr wirklich seid.
Seid Lichtbringer. Denn euer Licht vermag mehr, als nur euren eigenen Weg zu erhellen. Euer Licht kann das Licht sein, das die Welt erhellt.
Also laßt euer Licht leuchten, laßt es erstrahlen ! Mag der Augenblick eurer tiefsten Dunkelheit zu eurem großartigsten Geschenk werden. Und so, wie ihr beschenkt seid, werdet ihr auch andere beschenken und ihnen diesen unsagbaren Schatz zukommen lassen: sich selbst.
Laßt das eure Aufgabe, laßt das eure größte Freude sein: Menschen sich selbst zurückzugeben. Auch in ihrer dunkelsten Stunde. Vor allem in dieser Stunde.
Die Welt wartet auf euch. Heilt sie. Jetzt. An dem Ort, wo ihr seid. Es gibt viel, was ihr tun könnt.
Denn meine Schafe haben sich verirrt und müssen nun gefunden werden. Seid deshalb wie gute Hirten und führt sie zu mir zurück.
Kapitel 4
Danke. Ich danke dir für diesen Aufruf und diese Herausforderung. Ich danke dir, daß du mir dieses Ziel gezeigt hast. Ich danke dir, daß du mich immer die Richtung einschlagen läßt, die ich, wie du weißt, wirklich nehmen will. Deshalb bin ich zu dir gekommen. Deshalb liebe und segne ich dieses Zwiegespräch. Denn in der Unterhaltung mit dir finde ich das Göttliche in mir und fange an, es in allen anderen zu sehen.
Mein innig Geliebter, die himmlischen Scharen jubilieren, wenn du das sagst. Aus diesem Grund bin ich zu dir gekommen und werde zu jedem kommen, der nach mir ruft. So wie ich auch jetzt zu jenen gekommen bin, die diese Worte lesen. Denn dieses Gespräch war nie nur für dich allein gedacht, sondern für Millionen überall auf der Welt. Und es wurde, zuweilen auf höchst wundersame Weise, einer jeden Person genau dann in Buchform in die Hände gelegt, wenn sie es brauchte. Es hat ihr die Weisheit gebracht, die in diesem Moment ihres Lebens für sie perfekt geeignet ist und nach der sie selbst verlangt hat.
Das ist das Wunder, das sich hier ereignet hat: Jeder und jede von euch erzeugt durch sich selbst dieses Resultat. Es sieht so aus, als hätte ein anderer euch dieses Buch gegeben, euch zu dieser Unterhaltung gebracht, euch für dieses Zwiegespräch geöffnet, doch ihr habt euer Selbst dahin gebracht. Laß uns nun gemeinsam den Fragen nachgehen, die du in deinem Herzen noch bewahrt hast.
Können wir bitte noch etwas mehr über das Leben nach dem Tod sprechen ? Du warst dabei zu erklären, was nach dem Tod mit der Seele geschieht, und ich möchte so viel darüber erfahren, wie ich kann.
Dann werden wir darüber sprechen, bis dein Verlangen gestillt ist.
Ich sagte bereits, daß das geschieht, was du geschehen lassen möchtest. Das meinte ich auch so. Du erschaffst dir deine eigene Realität nicht nur, wenn du dich im Körper aufhältst, sondern auch, wenn du dich von ihm entfernt hast. Zunächst mag dir das nicht klar sein, und du erschaffst daher deine Realität auf nicht bewußte Weise. In diesem Fall kommen zwei andere Energien ins Spiel: deine unkontrollierten Gedanken und das Kollektivbewußtsein. In dem Maß, wie deine unkontrollierten Gedanken stärker sind als das Kollektivbewußtsein, wirst du diese als deine Realität erfahren. Und in dem Maß, wie du das Kollektivbewußtsein akzeptiert, in dir aufgenommen und verinnerlicht hast, wirst du das als deine Realität erfahren. Nicht anders erschaffst du das, was du in deinem gegenwärtigen Leben als Realität bezeichnest. Du hast im Leben immer drei Möglichkeiten zur Auswahl:
1. Du läßt zu, daß deine unkontrollierten Gedanken den Moment erschaffen.
2. Du läßt dein kreatives Bewußtsein den Moment erschaffen.
3. Du läßt das Kollektivbewußtsein den Moment erschaffen. Die Ironie daran ist folgendes:
In deinem gegenwärtigen Leben findest du es schwierig, bewußt aus deinem individuellen Bewußtsein heraus zu erschaffen und nimmst zudem oft an, daß deine persönlichen Erkenntnisse und Einsichten angesichts all dessen, was du um dich herum wahrnimmst, falsch sind. Und so ergibst du dich dem Kollektivbewußtsein, gleich ob es dir dienlich ist oder nicht.
In den ersten Augenblicken eures sogenannten Lebens nach dem Tod magst du es hingegen schwierig finden, dich angesichts all dessen, was du um dich herum wahrnimmst (und dir unglaublich vorkommen mag), dem Kollektivbewußtsein zu ergeben. Daher wirst du versucht sein, an deinen persönlichen Erkenntnissen und Einsichten festzuhalten, gleich ob sie dir dienlich sind oder nicht.
Dazu sage ich dir: Wenn du von niedrigerem Bewußtsein umgeben bist, ist es für dich nützlicher, wenn du bei deinen persönlichen Erkenntnissen bleibst. Wenn du von höherem Bewußtsein umgeben bist, hast du mehr davon, wenn du dich ihm ergibst. Von daher ist es vielleicht klug, wenn du ein Umfeld von Wesen mit hohem Bewußtsein anstrebst. Ich kann gar nicht stark genug betonen, wie wichtig die Gesellschaft ist, mit der ihr euch umgebt.
Im sogenannten Leben nach dem Tod mußt du dir in diesem Punkt keine Sorgen machen, denn du wirst sofort und automatisch von Wesen mit hohem Bewußtsein - und von hohem Bewußtsein an und für sich - umgeben sein. Doch möglicherweise weißt du nicht, daß du so liebevoll umfangen wirst; du verstehst vielleicht nicht sofort. Und von daher mag es für dich den Anschein haben, daß die Dinge dir »zustoßen«, daß du den Launen irgendwelcher Schicksalsmächte ausgeliefert bist, die gerade am Wirken sind. In Wahrheit erlebst du das Bewußtsein, in dem du stirbst. Manche von euch hegen Erwartungen, ohne es zu wissen. Dein ganzes Leben lang hattest du Vorstellungen davon, was sich nach dem Tod ereignet, und wenn du dann »stirbst«, manifestieren sich diese Gedanken und Vorstellungen, und du realisierst - verwirklichst - plötzlich das, was du dir ausgemalt hast. Und wie immer im Leben sind es deine stärksten Gedanken, die, an denen du am leidenschaftlichsten festgehalten hast, die sich durchsetzen werden.
Dann könnte also eine Person in die Hölle kommen. Wenn sie ihr ganzes Leben lang geglaubt hat, daß ein solcher Ort existiert, daß Gott die »Lebendigen und die Toten« richten, daß er die »Spreu vom Weizen« und die »Schafe von den Böcken« trennen wird und daß sie angesichts all ihrer Sünden ganz sicher »in der Hölle landet«, dann würde sie in der Hölle landen ! Sie würde im ewigen Feuer der Verdammnis braten ! Wie kann sie dem entkommen ? Du hast wiederholte Male gesagt, daß es die Hölle nicht gibt. Doch du sagst auch, daß wir uns unsere eigene Realität erschaffen und die Macht haben, uns über unsere Gedanken jedwelche Realität zu kreieren. Also könnte das Höllenfeuer und die Verdammnis für die, die daran glauben, existieren und tut es auch.
In der letzten Wirklichkeit existiert nichts außer dem, was ist. Du verweist ganz richtig darauf, daß du dir jede Realität deiner Wahl erschaffen kannst - einschließlich der Erfahrung von einer Hölle, wie du sie beschreibst. Ich habe an keinem Punkt unserer Gespräche gesagt, daß du nicht die Erfahrung von Hölle machen kannst; ich sagte, daß die Hölle nicht existiert. Das meiste von dem, was ihr erfahrt, existiert nicht, und doch erfahrt ihr es.
Das ist unglaublich. Einer meiner Freunde, Barnet Bain, hat gerade darüber einen Film produziert. Heute ist der 7. August 1998. Ich füge das hier zwischen die Zeilen einer vor zwei Jahren geführten Unterhaltung ein, etwas, das ich noch nie zuvor getan habe. Doch ich las dieses Manuskript, bevor es an den Verlag geschickt wurde, noch ein letztes Mal durch und da fiel mir ein: Barnet Bain hat gerade mit Robin Williams einen Film gemacht genau über das, worüber wir hier sprechen. Es heißt Hinter dem Horizont und beschreibt auf verblüffende Weise das, was du gerade gesagt hast.
Ich weiss.
Tatsächlich ? Gott geht ins Kino !
Gott macht Filme.
Na, so was !
Ja. Hast du nie Oh, God gesehen ?
Doch sicher, aber...
Ja denkst du denn, Gott schreibt nur Bücher ?
Also ist dieser Film mit Robin Williams buchstäblich wahr ? Ich meine, so ist es ?
Nein. Kein Film oder Buch oder irgendeine andere menschliche Erklärung des Göttlichen ist buchstäblich wahr.
Auch nicht die Bibel ?
Nein. Und ich denke, du weißt das.
Na gut, und wie steht's mit diesem Buch ? Dieses Buch ist doch bestimmt buchstäblich wahr !
Nein. Ich sage es dir nicht gern, aber es geht durch deinen persönlichen Filter. Ich räume zwar ein, daß das Maschennetz deines Filters sehr dünn und fein ist. Du bist ein sehr guter Filter geworden, aber dennoch bist du ein Filter.
Das weiß ich. Ich wollte es hier nur noch einmal stehen haben, weil manche Menschen Bücher wie dieses und Filme wie Hinter dem Horizont für buchstäblich wahr halten. Und davon möchte ich sie abhalten.
Die Drehbuchautoren und Produzenten dieses Films haben einige wichtige Wahrheiten durch einen schlechten Filter rübergebracht. Sie wollten darlegen, daß ihr nach dem Tod genau das erfahrt, was zu erfahren ihr erwartet und wählt. Diesen Punkt haben sie sehr effektiv vermittelt. Sollen wir nun wieder dahin zurückgehen, wo wir waren ?
Ja. Ich möchte gerne wissen, was ich schon wissen wollte, als ich mir diesen Film ansah. Wo zur Hölle, wenn es keine Hölle gibt und ich aber die Hölle erfahre, ist da der Unterschied ?
Es gibt an sich keinen, solange du in dieser von dir erschaffenen Realität verweilst. Aber du schaffst dir eine solche Realität nicht für alle Ewigkeit. Manche von euch erleben sie nicht länger als das, was ihr eine »Nanosekunde« nennen würdet. Und deshalb werdet ihr einen Ort der Traurigkeit oder des Leidens nicht dauerhaft erfahren, auch nicht in der privaten Domäne eurer eigenen Phantasie.
Was könnte mich davon abhalten, mir für alle Ewigkeit einen solchen Ort zu erschaffen, wenn ich mein ganzes Leben lang geglaubt habe, daß es ihn gibt und daß ich irgend etwas getan habe, wodurch ich den Aufenthalt an diesem Ort verdiene ?
Dein Wissen und dein Verständnisvermögen. So wie in diesem Leben dein nächster Moment aus neuen Einsichten heraus erschaffen wird, die du aus deinem vorhergehenden Moment gewonnen hast, wirst du auch im sogenannten Leben nach dem Tod einen neuen Moment aus dem Wissen und Verständnis erschaffen, zu dem du im Moment davor gelangt bist.
Und eines wirst du sehr schnell erkennen und verstehen, nämlich, daß du immer eine Wahl hast in bezug auf das, was du erfahren möchtest. Das deshalb, weil die Resultate sofort eintreten und dir die Verbindung zwischen deinen Gedanken über etwas und den sich daraus ergebenden Erfahrungen nicht entgehen kann.
Du wirst verstehen, daß du selbst dir deine eigene Realität erschaffst.
Das würde erklären, warum manche Leute bei Nahtoderlebnissen glückliche, andere erschreckende, manche sehr tiefe, andere praktisch überhaupt keine Erfahrungen machen. Und warum es so viele verschiedene Geschichten über das Geschehen in den Augenblicken nach dem Tod gibt. Manche Menschen kehren nach einem Nahtoderlebnis von Friede und Liebe erfüllt zurück und haben keine Angst mehr vor dem Tod. Andere hingegen kommen voller Angst wieder und sind sich sicher, daß sie gerade eine Begegnung mit dunklen und bösen Mächten hatten.
Die Seele reagiert auf den machtvollsten Vorschlag des Geistes und produziert ihn, erschafft ihn in ihrer Erfahrung wieder.
Manche Seelen verbleiben eine Weile in dieser Erfahrung und machen sie sehr real, so wie sie auch in ihren unwirklichen und vergänglichen Erfahrungen verharrten, als sie noch im Körper waren.
Andere Seelen passen sich rasch an, sehen in der Erfahrung das, was sie ist, fangen an, neue Gedanken zu denken, und gehen sofort zu neuen Erfahrungen über.
Meinst du damit, daß es im Leben nach dem Tod keine bestimmte Art und Weise gibt, in der die Dinge sind ? Gibt es keine ewigen Wahrheiten, die außerhalb unseres eigenen Geistes existieren ? Machen wir gleich nach unserem Tod und in der nächsten Realität ständig weiter mit unserem Erschaffen von Mythen und Legenden und vorgetäuschten Erfahrungen ? Wann werden wir aus dieser Knechtschaft befreit ? Wann erkennen wir endlich die Wahrheit ?
Wenn du dich dazu entscheidest. Das war die Kernaussage des Films mit Robin Williams. Das ist die Kernaussage hier. Wer einzig danach verlangt, die ewige Wahrheit von Allemwas-Ist zu erkennen, die großen Mysterien zu verstehen, die höchste Wirklichkeit zu erfahren, der tut das auch. Ja, es gibt eine große Wahrheit; es gibt eine endgültige Wirklichkeit. Aber du wirst ungeachtet dessen immer bekommen, was du wählst - eben weil es die Wirklichkeit ist, daß du ein göttliches Geschöpf bist und auf göttliche Weise deine Realität erschaffst, während du sie erfährst. Doch solltest du die Wahl treffen, mit der Erschaffung deiner eigenen individuellen Realität aufzuhören und anzufangen, die größere, geeinte Wirklichkeit zu verstehen und zu erfahren, wirst du sofort die Gelegenheit haben, das zu tun. Diejenigen, die im Zustand einer solchen Entscheidung, eines solchen Verlangens, einer solchen Bereitschaft und eines solchen Wissens »sterben«, treten sofort in die Erfahrung des Einsseins ein. Andere tun das erst dann, wenn das ihr Wunsch ist. Genauso verhält es sich auch, wenn sich die Seele mit dem Körper verbunden hat.
Es ist alles eine Sache des Verlangens, deiner Wahl, deines Erschaffens und letztlich deines Erschaffens des Nichterschaffbaren; das heißt deiner Erfahrung dessen, was schon erschaffen worden ist.
Das ist Der Erschaffene Schöpfer. Der Unbewegte Beweger. Das ist das Alpha und Omega, das Davor und Danach, der Jetzt-dann-immer-Aspekt von Allem, den ihr Gott nennt. Ich werde euch nicht im Stich lassen, doch ich werde euch mein Selbst nicht aufzwingen. Das habe ich nie getan und werde ich nie tun. Ihr könnt zu mir zurückkehren, wann immer ihr wollt. Jetzt, während ihr in eurem Körper existiert, oder nachdem ihr ihn verlassen habt. Ihr könnt zu dem einen zurückkehren und den Verlust eures individuellen Selbst erfahren, wann immer es euch gefällt. Und ihr könnt auch die Erfahrung eures individuellen Selbst wiedererschaffen, wann immer ihr euch dazu entscheidet.
Ihr könnt jeden von euch gewünschten Aspekt von Allem-was-Ist in seinem winzigsten oder größten Ausmaß erfahren. Ihr könnt den Mikrokosmos oder den Makrokosmos erfahren.
Ich kann das Teilchen oder den Fels erfahren.
Ja. Gut. Du verstehst es. Wenn du im menschlichen Körper wohnst, erfährst du einen Teil, der kleiner ist als das Ganze, das heißt einen Teil des Mikrokosmos (wenngleich keinesfalls seinen kleinsten). Wenn du dich vom Körper entfernt hast und in der »Geisterwelt« wohnst, wie manche es nennen würden, hast du deine Perspektive um Quantensprünge erweitert. Plötzlich scheinst du alles zu wissen, alles sein zu können. Du wirst eine makroskopische Sicht von den Dingen haben, die wird dich verstehen lassen, was du jetzt nicht verstehst.
Unter anderem wirst du dann begreifen, daß es einen noch größeren Makrokosmos gibt. Das heißt, dir wird plötzlich klar sein, daß Alles-was-Ist noch größer ist als die Realität, die du dann erfährst. Das wird dich mit Ehrfurcht und Vorahnung, Staunen und Spannung, Freude und Heiterkeit erfüllen, denn dann weißt und verstehst du, was ich weiß und verstehe: daß das Spiel nie ein Ende hat.
Werde ich je zu wahrer Weisheit gelangen ?
Du kannst in der Zeit nach deinem »Tod« die Wahl treffen, jede Frage, die du jemals hattest, beantwortet zu bekommen -und dich für neue Fragen öffnen, von deren Existenz du noch nicht einmal geträumt hast. Du kannst die Wahl treffen, das Einssein mit Allem-was-Ist zu erfahren. Und du hast die Gelegenheit zu entscheiden, was du als nächstes sein, tun und haben möchtest.
Wählst du die Rückkehr zu deinem zuletzt bewohnten Körper ? Wählst du, das Leben wieder in menschlicher Gestalt zu erfahren, aber auf andere Art und Weise ? Wählst du dort in der »Geisterwelt« zu verbleiben, auf der Ebene, die du nun erfährst ? Wählst du ein Weiterkommen in deinem Wissen und Erfahren ? Wählst du, »deine Identität ganz zu verlieren« und jetzt Teil des Einsseins zu werden ? Was wählst du ? Was wählst du ? Was wählst du ? Das ist immer die Frage, die ich dir stelle. Das ist immer die Frage des Universums. Denn das Universum kennt nur die Erfüllung deines größten Wunsches, deines größten Verlangens. Und es erfüllt sie jeden Augenblick, jeden Tag. Der Unterschied zwischen dir und mir ist der, daß du dir dessen nicht bewußt bist. Ich bin es.
Sag mir... werden mich, nachdem ich gestorben bin, meine Verwandten, die Menschen, die ich geliebt habe, abholen und mir helfen zu verstehen, was da vor sich geht, wie manche Leute behaupten ? Werde ich mit »denen, die vor mir gegangen sind«, wiedervereint werden ? Werden wir gemeinsam die Ewigkeit verbringen können ?
Was wählst du ? Wählst du, daß diese Dinge geschehen ? Dann werden sie geschehen.
Okay, ich bin verwirrt. Sagst du, daß wir alle einen freien Willen haben und daß sich dieser freie Wille auch über unseren Tod hinaus erstreckt ?
Ja, das sage ich.
Wenn das wahr ist, müßte der freie Wille meiner Lieben mit dem meinen übereinstimmen. Sie müßten zur gleichen Zeit den gleichen Gedanken und Wunsch haben wie ich - oder sie wären bei meinem Tod nicht für mich da. Und weiter, was wenn ich den Rest der Ewigkeit mit ihnen verbringen wollte, aber einer oder zwei von ihnen weiterziehen möchten ? Vielleicht will einer von ihnen immer höher und höher steigen, hinein in diese Erfahrung der Wiedervereinigung mit dem Einssein, wie du es ausgedrückt hast. Was ist dann ?
Es gibt keinen Widerspruch im Universum. Es gibt Dinge, die wie Widersprüche aussehen, aber faktisch gibt es sie nicht. Sollte sich eine Situation ergeben, so wie du sie beschreibst -übrigens eine sehr gute Frage -, dann werdet ihr beide bekommen können, was ihr wählt.
Beide ?
Beide.
Darf ich fragen, wie ?
Darfst du.
Okay. Wie...
Was denkst du über Gott ? Denkst du, daß ich nur an einem einzigen Ort existiere ?
Nein. Ich denke, daß du überall zugleich existierst. Ich glaube, daß Gott allgegenwärtig ist.
Nun, damit hast du recht. Es gibt keinen Ort, wo ich nicht bin. Verstehst du das ?
Ich denke doch.
Gut. Was lässt dich dann denken, daß es sich mit dir anders verhält ?
Du bist Gott, und ich bin ein bloßer Sterblicher.
Ich verstehe. Wir halten also immer noch am »bloßen Sterblichen« fest...
Okay, okay... gehen wir davon aus, daß ich um der Diskussion willen annehme, daß auch ich Gott bin - oder zumindest aus demselben Stoff gemacht bin wie Gott. Dann sagst du, daß auch ich immer überall sein kann ?
Der springende Punkt ist nur die Entscheidung, was das Bewußtsein in seine Realität aufnehmen will. In eurer »Geister-weit« ist es dir möglich, das, was du dir vorstellen kannst, auch zu erfahren. Wenn du dich also als Seele erfahren möchtest, die sich zu einer Zeit an einem einzigen Ort aufhalten will, kannst du das tun. Wenn du aber deinen Geist auf umfassendere Weise erfahren, gleichzeitig an mehreren Orten sein möchtest, kannst du auch das tun. Tatsächlich kannst du die Erfahrung machen, daß dein Geist zu jeder Zeit überall ist, wo du sein möchtest. Das deshalb, weil es in Wahrheit nur eine Zeit und nur einen Ort gibt, und du bist immer in allem. Von daher kannst du, wann immer du es wählst, jeden Teil oder jegliche Teile davon erfahren.
Was, wenn ich möchte, daß meine Verwandten bei mir sind, aber einer von ihnen ein »Teil von dem Allem«, das sich anderswo befindet, sein möchte ? Was ist dann ?
Es ist nicht möglich, daß du und deine Verwandten nicht dasselbe möchten. Du und ich und deine Verwandten und ich -wir alle sind ein und dasselbe.
Dein Verlangen nach etwas ist mein Verlangen nach etwas, da du ganz einfach ich, die Erfahrung namens Verlangen ausagierend, bist. Deshalb wünschst du, was ich wünsche. Deine Verwandten und ich sind ebenfalls ein und dasselbe. Deshalb wünschen sie, was ich wünsche. Daraus folgt, daß auch deine Verwandten wünschen, was du wünschst. Auch für die Erde gilt, daß ihr alle dasselbe wünscht. Ihr wünscht Frieden. Ihr wünscht Wohlstand. Ihr wünscht Freude. Ihr wünscht Erfüllung. Ihr wünscht Befriedigung und Selbstverwirklichung bei eurer Arbeit, Liebe in eurem Leben, Gesundheit für den Körper. Ihr wünscht euch alle dasselbe. Denkst du, das ist Zufall ? Das ist es nicht. So funktioniert das Leben. Das erkläre ich dir gerade.
Der einzige Unterschied zwischen der Erde und eurer sogenannten Geisterwelt ist der, daß ihr euch auf der Erde zwar alle dasselbe wünscht, aber unterschiedliche Vorstellungen darüber habt, wie ihr dazu kommt. Deshalb zerstreut ihr euch in verschiedene Richtungen auf der Suche nach demselben !
Diese unterschiedlichen Vorstellungen produzieren eure unterschiedlichen Resultate. Diese Ideen und Vorstellungen könnte man eure »stiftenden Gedanken« nennen. Darüber habe ich schon gesprochen.
Ja, in Band 1.
Einer dieser stiftenden Gedanken, den viele von euch gemeinsam hegen, ist die Vorstellung von Mangel. Viele von euch glauben im Innersten, daß einfach nicht genug da ist. Nicht genug von irgend etwas.
Es gibt nicht genug Liebe, nicht genug Geld, nicht genug Essen, nicht genug Kleidung, nicht genug Obdach, nicht genug Zeit, nicht genug gute Ideen, um euch über die Runden zu bringen, und schon gar nicht genug, um dich über die Runden zu bringen.
Dieser stiftende Gedanke bringt euch dazu, alle möglichen Strategien und Taktiken anzuwenden, um an das zu kommen, wovon es eurer Vorstellung nach nicht genug gibt. Dieses Verhalten würdet ihr sofort aufgeben, wenn euch klar wäre, daß genug für alle da ist... was immer ihr euch wünschen mögt. Im »Himmel«, wie ihr es nennt, verflüchtigen sich diese Vorstellungen, weil ihr euch bewußt werdet, daß es zwischen euch und euren Wünschen keine Trennung gibt. Du bist dir bewußt, daß es sogar mehr als genug von dir selbst gibt. Du bist dir bewußt, daß du zu jeder Zeit an mehr als einem Ort sein kannst, also gibt es keinen Grund, nicht zu wollen, was dein Bruder will, nicht zu wählen, was deine Schwester wählt. Wenn sie dich im Augenblick ihres Todes an ihrer Seite haben wollen, rufen dich schon ihre Gedanken an dich herbei - und du hast keinen Grund, nicht herbeizueilen, weil es dir nichts von dem wegnimmt, was du sonst gerade tun magst.
Dieser Zustand, keinen Grund zu haben, nein zu sagen, ist der Zustand, in dem ich fortwährend verweile. Du kennst den Spruch, und er ist wahr: Gott sagt niemals nein. Ich werde euch allen immer genau das geben, wonach ihr verlangt, so wie ich es von Anbeginn der Zeit getan habe.
Gibst du wirklich immer zu jeder Zeit allen genau das, wonach sie verlangen ?
Ja, mein Geliebter, das tu' ich. Dein Leben ist ein Spiegel dessen, was du dir wünschst und was davon du deinem Glauben nach haben kannst. Ich kann dir nichts geben, von dem du glaubst, es nicht haben zu können - ganz gleich, wie sehr dich danach verlangt -, weil ich nicht in deine Gedanken darüber eingreifen werde. Das kann ich nicht. Das ist das Gesetz. Der Glaube, daß du etwas nicht haben kannst, ist dasselbe wie der Wunsch, es nicht zu haben, denn er führt zum selben Ergebnis.
Aber auf der Erde können wir nicht alles haben, was wir uns wünschen. Wir können zum Beispiel nicht an zwei Orten zugleich ein. Und es gibt noch viele andere Dinge, die wir uns wünschen mögen, aber nicht haben können, weil wir hier alle so eingeschränkt sind.
Ich weiss, dass du das so siehst, und deshalb ist es für dich auch so, denn eines bleibt ewig wahr: Dir wird immer die Erfahrung gegeben, von der du glaubst, daß sie dir gegeben wird. Wenn du also sagst, daß du nicht an zwei Orten zugleich sein kannst, kannst du es auch nicht sein. Doch wenn du sagst, daß du in Gedankenschnelle überall sein und dich sogar jederzeit an mehr als einem Ort physisch manifestieren kannst, kannst du es auch.
Schau, genau da komme ich nicht mehr mit. Ich möchte glauben, daß diese Information direkt von Gott kommt - aber wenn du solche Dinge sagst, werde ich ganz verrückt, weil ich sie einfach nicht glauben kann. Ich meine, ich halte das, was du da sagst, einfach nicht für wahr. Es gibt innerhalb der menschlichen Erfahrung keinen Beweis dafür.
Ganz im Gegenteil. Heilige und Weise aller Religionen sollen genau das getan haben. Bedeutet das eine sehr hohe Glaubensebene ? Eine außergewöhnliche Glaubensebene ? Die Glaubensebene, wie sie ein Wesen in tausend Jahren erreicht ? Ja. Bedeutet das, daß es unmöglich ist ? Nein.
Wie kann ich diesen Glauben bekommen ? Wie komme ich auf diese Glaubensebene ?
Du kannst nicht dorthin kommen. Du kannst nur dort sein. Und ich betreibe hier keine Wortspielerei. Ich meine das so. Diese Art von Glaube - die ich vollständiges Wissen nennen würde - ist nichts, was du erwerben kannst. Ja wenn du versuchst, es zu erwerben, kannst du es nicht haben. Es ist etwas, das du einfach bist. Du bist einfach dieses Wissen. Du bist dieses Sein.
Ein solches Sein entspringt einem Zustand totaler Bewußtheit. Es kann nur aus einem solchen Zustand hervorgehen. Wenn du danach strebst, bewußt zu werden, kannst du es nicht sein.
Das gleicht dem Versuch, ein Meter achtzig groß zu sein, wenn du ein Meter fünfzig groß bist. Du kannst nicht ein Meter achtzig groß sein. Du kannst nur sein, was du bist - ein Meter fünfzig. Du wirst ein Meter achtzig groß sein, wenn du zu dieser Größe heranwächst. Wenn du dann ein Meter achtzig groß bist, kannst du alles tun, was Menschen von dieser Größe tun können. Und wenn du im Zustand totaler Bewußtheit bist, kannst du all die Dinge tun, die Wesen im Zustand totaler Bewußtheit tun können.
Deshalb versuche nicht zu glauben, daß du diese Dinge tun kannst. Versuche statt dessen, in einen Zustand totaler Bewußtheit einzutreten. Dann wird der Glaube nicht länger nötig sein. Vollständiges Wissen wird seine Wunder wirken.
Ich machte einmal beim Meditieren die Erfahrung totalen Einsseins, totaler Bewußtheit. Es war wunderbar. Es war ekstatisch. Seither habe ich immer wieder versucht, diese Erfahrung zu wiederholen. Ich sitze in Meditation und versuche, diese totale Bewußtheit wiederzuerlangen. Und es war mir nie möglich. Das ist der Grund, richtig ? Du sagst, solange ich danach strebe, etwas zu haben, kann ich es nicht haben, weil dieses Streben aussagt, daß ich es jetzt nicht habe. Eine Weisheit, die du mir in diesem Gespräch immer wieder übermittelt hast.
Ja, ja. Nun verstehst du es. Es wird dir langsam klarer. Deshalb drehen wir uns hier im Kreis. Deshalb wiederholen wir die Dinge, kommen immer wieder auf sie zurück. Bei der dritten, vierten oder vielleicht fünften Runde kapierst du es.
Nun, ich bin froh, daß ich die Frage stellte, denn das ist eine potentiell gefährliche Sache, dieses »du kannst an zwei Orten zugleich sein« oder »du kannst alles tun, was du willst«. Das ist die Sache, die die Leute dazu bringt, mit dem Ruf vom Empire State Building zu springen: »Ich bin Gott ! Seht her ! Ich kann fliegen!«
Du solltest dich besser im Zustand totaler Bewußtheit befinden, bevor du das tust. Wenn du dir beweisen mußt, daß du Gott bist, indem du es anderen demonstrierst, dann weißt du nicht, daß du es bist, und dieses Nichtwissen wird sich dann in deiner Realität faktisch zeigen. Kurz gesagt, du machst eine Bauchlandung.
Gott will sich selbst niemandem beweisen, denn Gott hat das nicht nötig. Gott ist, und so ist es. Wer sich eins mit Gott weiß oder im Innern Gott erfährt, hat kein Bedürfnis und ist auch nicht bestrebt, das irgend jemandem zu beweisen, schon gar nicht sich selbst.
Und so kam es, daß, als sie ihn verspotteten und sagten: »Wenn du der Sohn Gottes bist, dann steig vom Kreuz herab«, der Mann namens Jesus nichts tat. Doch drei Tage später tat er, still und unauffällig, ohne Zeugen und Massen und ohne irgend jemandem etwas zu beweisen, etwas sehr viel Erstaunlicheres - und das bietet seither der Welt viel Gesprächsstoff. Und in diesem Wunder findet sich eure Rettung, denn euch ist die Wahrheit gezeigt worden, nicht nur Jesu Wahrheit, sondern auch die über das Wer-ihr-Seid. So könnt ihr von der Lüge über euch, die man euch erzählt hat und die ihr als Wahrheit akzeptiert habt, erlöst werden.
Gott lädt euch immer zur höchsten Vorstellung und zum höchsten Denken über euch selbst ein. Es gibt gegenwärtig auf eurem Planeten so manche, die viele dieser höheren Gedanken manifestiert haben. Dazu gehört auch, daß sie physische Gegenstände sich materialisieren und dematerialisieren lassen, daß sie sich selbst erscheinen und verschwinden lassen, sogar »ewig« im Körper leben oder in den Körper zurückkehren und aufs neue leben - all das wird aufgrund ihres Glaubens, ihres Wissens, möglich. Aufgrund ihrer unabänderlichen Klarheit darüber, wie die Dinge sind und gedacht sind.
In der Vergangenheit habt ihr, wenn Personen in irdischer Gestalt solche Dinge taten, diese Ereignisse Wunder genannt und diese Personen zu Heiligen und Erlösern erklärt, doch sie sind um nichts mehr Heilige und Erlöser als ihr auch. Denn ihr seid Heilige und Erlöser. Genau das ist die Botschaft, die sie euch brachten.
Wie kann ich das glauben ? Ich möchte es von ganzem Herzen glauben, aber ich kann nicht. Ich kann einfach nicht.
Nein, du kannst es nicht glauben. Du kannst es nur wissen.
Wie kann ich es wissen ? Wie kann ich dazu gelangen ?
Was immer du für dich selbst wählst, das gib einem anderen. Wenn du nicht dahin gelangen kannst, hilf anderen, dahin zu kommen. Sag anderen, daß sie schon dahin gekommen sind. Lobe sie dafür. Ehre sie dafür.
Darin liegt der Wert, einen Guru zu haben. Nur darum geht es. Im Westen hat sich um den Begriff »Guru« eine Menge negative Energie versammelt, er wird geradezu abschätzig gebraucht. Ein Guru zu sein heißt irgendwie ein Scharlatan sein. Einem Guru zu folgen heißt irgendwie die Macht abgeben. Doch deinen Guru zu ehren bedeutet nicht, daß du deine Macht abgibst. Es bedeutet, daß du zu deiner Macht gelangst. Denn wenn du deinen Guru ehrst, wenn du deinen Meister lobst, dann sagst du im Grunde: »Ich sehe dich.« Und was du in einem anderen siehst, kannst du allmählich auch in dir selbst sehen. Es ist der äußerste Hinweis auf deine innere Realität. Es ist der äußere Beweis für deine innere Wahrheit. Die Wahrheit deines Wesens und Seins.
Das ist die Wahrheit, die durch dich in den Büchern, die du schreibst, übermittelt wird.
Ich sehe das nicht so, daß ich diese Bücher schreibe. Ich betrachte dich, Gott, als den Autor und mich nur als den Schreiberling.
Gott ist der Autor... und du bist es auch. Zwischen mir, der die Bücher schreibt, und dir, der sie schreibt, gibt es keinen Unterschied. Solange du denkst, daß es einen Unterschied gibt, entgeht dir der Kern der Lehre dieser Schriften. Eine Lehre, die dem Großteil der Menschheit entgangen ist. Und so schicke ich euch neue Lehrer, mehr Lehrer, die alle die gleiche Botschaft wie die alten Lehrer verkünden. Ich verstehe dein Widerstreben, diese Lehre als deine persönliche Wahrheit zu akzeptieren. Wenn du herumlaufen und behaupten würdest, im Sprechen oder Schreiben dieser Worte eins mit Gott - oder auch nur ein Teil von Gott - zu sein, würde die Welt nicht wissen, was sie von dir halten soll.
Die Menschen können von mir halten, was sie wollen. Soviel ich weiß: Ich verdiene es nicht, Empfänger dieser und aller in diesen Büchern enthaltenen Informationen zu sein. Ich fühle mich nicht würdig, der Bote dieser Wahrheit zu sein. Ich arbeite an diesem dritten Buch und weiß doch selber bereits vor seiner Veröffentlichung, daß ich, der ich so viele Fehler gemacht, so viele selbstsüchtige Dinge getan habe, nicht würdig bin, Überbringer dieser wunderbaren Wahrheit zu sein. Doch vielleicht ist das wiederum die mächtigste Botschaft dieser Trilogie: daß Gott sich vor keinem Menschen verbirgt und zu jedermann spricht, auch zum Unwürdigsten unter uns. Denn wenn Gott zu mir spricht, wird er auch direkt zum Herzen eines jeden Mannes, einer jeden Frau und eines jeden Kindes sprechen, die nach der Wahrheit streben. Von daher gibt es Hoffnung für uns alle. Keiner von uns ist so schrecklich, daß Gott ihn im Stich lassen, so unentschuldbar, daß Gott sich von ihm abwenden würde.
Ist alles, was du da jetzt geschrieben hast, das, was du glaubst ?
Ja.
Dann möge es so sein und wird es für dich so sein. Doch ich sage dir folgendes: Du bist würdig. So wie jede und jeder andere auch. Unwürdigkeit ist die schlimmste Anklage, von der das Menschengeschlecht je heimgesucht wurde. Ihr leitet euer Gefühl von Würdigsein oder euer Selbstwertgefühl aus der Vergangenheit ab, während ich euer Gefühl von Würdigkeit und Wert auf die Zukunft gründe.
Die Zukunft, die Zukunft, immer die Zukunft ! Dort ist euer Leben, nicht in der Vergangenheit. Die Zukunft ! Dort befindet sich eure Wahrheit, nicht in der Vergangenheit. Was ihr getan habt, ist unwichtig im Vergleich zu dem, was ihr tun werdet. Eure Irrtümer sind unbedeutend im Vergleich zu dem, was ihr erschaffen werdet.
Ich vergebe euch eure Fehler. Alle. Ich vergebe euch eure fehlgeleiteten Leidenschaften. Alle. Ich vergebe euch eure irrigen Vorstellungen, eure falschen Auffassungen, eure schädlichen Handlungen, eure selbstsüchtigen Entscheidungen. Alle. Andere mögen euch nicht vergeben, aber ich tue es. Andere mögen euch nicht aus eurer Schuld entlassen, aber ich tue es. Andere mögen nicht vergessen, euch nicht euren Weg fortsetzen, euch nicht etwas Neues werden lassen, aber ich tue es. Denn ich weiß, daß ihr nicht seid, was ihr wart, sondern daß ihr seid und immer sein werdet, was ihr jetzt seid. Ein Sünder kann binnen einer Minute zum Heiligen werden. Binnen einer Sekunde. In einem Atemzug.
In Wahrheit gibt es so etwas wie einen »Sünder« nicht, denn ihr könnt euch gegen niemanden versündigen - am allerwenigsten gegen mich. Deshalb sage ich, daß ich euch »vergebe«. Ich benutze diesen Ausdruck, weil ihr ihn zu verstehen scheint.
In Wahrheit vergebe ich euch nicht und werde euch nie für irgend etwas vergeben. Ich brauche das nicht zu tun. Es gibt nichts zu vergeben. Aber ich kann euch entlasten. Und das mache ich hiermit. Jetzt. Wieder einmal. Wie ich das schon so oft in der Vergangenheit durch die Lehren so vieler anderer Lehrer getan habe.
Warum haben wir sie nicht gehört ? Warum haben wir diesem deinem größten Versprechen keinen Glauben geschenkt ?
Weil ihr an die Güte Gottes nicht glauben könnt. Also ver-geßt das mal mit dem Glauben an meine Güte. Glaubt statt dessen an die simple Logik.
Ich brauche euch nicht zu vergeben, weil ihr nicht gegen mich sündigen könnt, und ich kann auch nicht beschädigt oder zerstört werden. Doch ihr glaubt, daß ihr imstande seid, gegen mich zu sündigen, ja mich sogar schädigen zu können. Was für eine Illusion ! Was für eine großartige Zwangsvorstellung !
Weder könnt ihr mir schaden, noch kann ich auf irgendeine Weise verletzt werden. Denn ich bin das Unverletzliche. Und was nicht geschädigt und verletzt werden kann, kann und wird auch nicht etwas anderes schädigen und verletzen. Das ist die Logik hinter der Wahrheit, daß ich weder verdamme noch bestrafe, noch das Bedürfnis nach Vergeltung habe. Ich habe kein solches Bedürfnis, weil ich nie in irgendeiner Weise beleidigt, geschädigt oder verletzt worden bin und es auch nie sein werde.
Dasselbe gilt für dich. Und für alle anderen - obwohl ihr euch alle einbildet, daß ihr verletzt, geschädigt und zerstört werden könnt und worden seid.
Weil du dir einbildest, daß dir Schaden zugefügt worden ist, forderst du Rache. Weil du Schmerz erfährst, möchtest du als Vergeltung, daß der andere auch Schmerz erleidet. Doch was für eine Rechtfertigung kann es dafür geben, daß du einem anderen Schmerz zufügst ? Weil dir jemand (wie du dir einbildest) ein Leid angetan hat, hast du deinem Gefühl nach das Recht, zurückzuschlagen und ebenfalls Leid zuzufügen ? Wozu deiner Ansicht nach der Mensch nicht berechtigt ist, das darfst du tun, solange es dafür eine Rechtfertigung gibt ? Das ist Irrsinn. Und ihr erkennt dabei nicht, daß alle Menschen, die anderen Schmerz zufügen, davon ausgehen, daß ihr Tun gerechtfertigt ist. Jede Person glaubt bei allem, was sie tut, im Hinblick auf ihre Bestrebungen und Wünsche richtig zu handeln.
Du hältst ihre Bestrebungen und Wünsche für falsch. Aber sie halten sie nicht für falsch. Du magst mit ihrer Modellvorstellung von der Welt, mit ihren moralischen und ethischen Kon-strukten, mit ihren theologischen Auffassungen, mit ihren Entscheidungen, mit ihrer getroffenen Wahl, mit ihren Handlungen nicht einverstanden sein... aber sie sind aufgrund ihrer Wertvorstellungen damit einverstanden. Du nennst ihre Wertvorstellungen »falsch«. Aber wer sagt, daß die deinen »richtig« sind ? Nur du. Eure Wertvorstellungen sind »richtig«, weil ihr es sagt. Selbst das würde noch einen gewissen Sinn ergeben, wenn ihr dann dazu stehen würdet, aber ihr, ihr selber, ändert ständig eure Meinung über das, was ihr als »richtig« und »falsch« anseht. Das tut ihr als Individuen und auch als Gesellschaft.
Was eure Gesellschaft noch vor ein paar Jahrzehnten als »richtig« ansah, hält sie heute für »falsch«. Was ihr in noch nicht allzu ferner Vergangenheit für »falsch« hieltet, bezeichnet ihr heute als »richtig«. Wer kann sagen, was was ist ?
Und doch erdreisten wir uns, übereinander Gericht zu sitzen, erdreisten uns, zu verurteilen und zu verdammen, weil sich irgend jemand anders nicht an unsere wechselnden Vorstellungen von dem, was erlaubt ist und was nicht, gehalten hat. Puh ! Wir sind wirklich fabelhaft. Wir können noch nicht mal an unserer Meinung darüber festhalten, was »okay« ist und was nicht.
Das ist nicht das Problem. Das Problem ist nicht, daß ihr eure Vorstellungen von dem, was »richtig« und »falsch« ist, ändert. Ihr müßt sie ändern, sonst könnt ihr nicht wachsen und euch weiterentwickeln. Wandel ist ein Produkt der Evolution.
Nein, das Problem ist nicht, daß ihr euch verändert habt oder daß sich eure Wertvorstellungen gewandelt haben. Das Problem ist, daß so viele von euch darauf bestehen, daß eure jetzigen Wertvorstellungen die richtigen und vollkommenen sind und daß jedermann ihnen folgen sollte. Manche von euch sind sehr selbstgerecht geworden.
Haltet an euren Überzeugungen fest, wenn euch das dienlich ist. Bleibt fest, seid nicht wankelmütig. Denn eure Vorstellungen von »richtig« und »falsch« sind eure Definitionen von Wer-ihr-Seid. Doch fordert nicht von anderen, daß sie sich ebenfalls nach euren Denkkategorien definieren sollen. Und klebt nicht so an euren gegenwärtigen Glaubensvorstellungen, Sitten und Gebräuchen, damit ihr nicht den Evolutionsprozeß zum Stillstand bringt.
Im Grunde könntet ihr das gar nicht, selbst wenn ihr wolltet, denn das Leben geht mit oder ohne euch weiter. Nichts bleibt ewig dasselbe, nichts bleibt unverändert. Unverändert zu bleiben heißt, sich nicht bewegen. Und sich nicht bewegen heißt sterben.
Alles Leben ist Bewegung. Selbst Felsen sind voller Bewegung. Alles bewegt sich. Alles. Es gibt nichts, was nicht in Bewegung ist. Und aus diesem Grund bleibt nichts von einem Augenblick zum nächsten gleich. Nichts.
Dasselbe zu bleiben oder danach zu streben bedeutet, sich gegen die Gesetze des Lebens zu stemmen. Das ist töricht, denn aus diesem Kampf wird das Leben immer als Sieger hervorgehen.
Also verändert euch ! Ja, verändert euch ! Ändert eure Vorstellungen von »richtig« und »falsch«. Ändert eure Gedanken über dieses und jenes. Verändert eure Strukturen, eure Konstruktionen, eure Vorstellungen, eure Theorien. Laßt zu, daß sich eure tiefsten Wahrheiten verändern. Verändert sie um Himmels willen selbst. Das meine ich ganz wörtlich. Verändert sie selbst um eures »Himmels« willen. Denn euer Wachstum liegt dort, wo sich eure neue Vorstellung von Wer-ihr-Seid befindet. Durch eure neue Vorstellung von dem Was-so-Ist wird die Evolution beschleunigt. Eure neue Vorstellung von dem Wer, Was, Wo, Wann, Wie und Warum ist der Ort, an dem das Rätsel gelöst wird, die Handlung des Dramas sich entfaltet, die Geschichte endet. Ihr könnt eine neue und großartigere Geschichte beginnen.
Bei eurer neuen Vorstellung von all dem liegt die Spannung und Aufregung, dort ist die Schöpfung, dort wird Gott in euch manifestiert und voll verwirklicht.
Gleich, für wie gut ihr die Dinge gehalten habt, sie können besser sein. Gleich, für wie wundervoll ihr eure Theologien, Ideologien, Kosmologien haltet, sie können noch mit sehr viel mehr Wundern erfüllt sein. Denn »es gibt mehr Dinge im Himmel und auf der Erde, als eure Schulweisheit sich träumt«. Deshalb seid offen. Seid offen. Verschließt euch nicht vor der Möglichkeit einer neuen Wahrheit, nur weil ihr euch in der alten bequem eingerichtet habt. Das Leben beginnt da, wo eure Bequemlichkeitssphäre endet.
Und verurteilt einander nicht so rasch. Seid vielmehr bestrebt, das Verurteilen zu vermeiden, denn die »falschen Wege« einer anderen Person waren noch gestern eure »richtigen Wege«; die Fehler einer anderen Person sind eure eigenen vergangenen, nun berichtigten Handlungen; die Entscheidungen einer anderen Person sind so »schädigend« und »verletzend«, so »egoistisch« und »unentschuldbar«, wie es viele eurer eigenen Entscheidungen gewesen sind.
Wenn ihr euch »einfach nicht vorstellen könnt«, wie ein anderer Mensch »so etwas tun« konnte, habt ihr vergessen, woher ihr kommt und wohin ihr und die andere Person geht. Und ihr, die ihr euch selbst für die Bösen haltet, für die Unwürdigen und auf ewig Verdammten, euch sage ich: Es ist nicht einer unter euch und wird nie einer unter euch sein, der für immer verloren ist. Denn ihr befindet euch alle, alle, im Prozeß des Werdens. Ihr alle, alle, durchlauft die Erfahrung der Evolution.
Darauf will ich hinaus. Durch dich, durch euch.
5)
Kapitel 5
Ich erinnere mich an ein Gebet, das ich in meiner Kindheit gelernt habe: »Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.« Du hast diese Worte gesprochen, und ich fühle mich gesund. Ich fühle mich nicht mehr unwürdig. Du hast so eine Art, mich würdig fühlen zu lassen. Wenn ich allen Menschen ein Geschenk machen könnte, dann wäre es das.
Du hast ihnen dieses Geschenk gemacht - mit diesem Zwiegespräch.
Ich würde es gerne auch noch nach dem Ende dieser Unterhaltung machen.
Diese Unterhaltung wird nie beendet sein.
Oder dann, wenn diese Trilogie beendet ist.
Du wirst Mittel und Wege finden, das zu tun.
Darüber bin ich sehr glücklich. Denn das ist das Geschenk, das meine Seele liebend gerne geben möchte. Wir alle haben ein Geschenk zu machen. Ich möchte, daß dies das meine ist.
Dann geh und schenke. Strebe danach, alle Menschen, deren Leben du berührst, sich würdig fühlen zu lassen. Vermittle einem jeden das Gefühl, daß er als Person wertvoll ist, vermittle ihm ein Gefühl für das echte Wunder dessen, wer er ist. Gib dieses Geschenk, und du wirst die Welt heilen.
Ich bitte demütig um deine Hilfe.
Du wirst sie immer haben. Wir sind Freunde.
Ich liebe dieses Gespräch. Nun würde ich dir gerne eine Frage zu etwas stellen, das du zuvor gesagt hast.
Ich bin hier.
Als du über das Leben »zwischen den Leben« sprachst, sagtest du, daß wir die Erfahrung unseres individuellen Selbst immer wiedererschaffen können. Was bedeutet das ?
Es bedeutet, dass du, wann immer du willst, als neues Selbst oder als das Selbst, das du zuvor warst, aus allem hervorgehen kannst.
Du meinst, ich kann mir mein individuelles Bewußtsein, mein Gewahrsein von »mir« bewahren oder zu ihm zurückkehren ?
Ja. Du kannst jederzeit jede Erfahrung haben, nach der dich verlangt.
Und so kann ich als dieselbe Person, die ich war, bevor ich »starb«, zu diesem Leben - zur Erde - zurückkehren ?
Ja.
Im Fleisch ?
Hast du von Jesus gehört ?
Ja, aber ich bin nicht Jesus und würde auch nie behaupten, wie er zu sein.
Hat er nicht gesagt: »Diese Dinge und noch mehr werdet auch ihr tun?«
Ja, aber ich denke nicht, daß er damit solche Wunder meinte.
Es tut mir leid, daß du so denkst. Denn Jesus war nicht der einzige, der von den Toten auferstand.
War er nicht ? Andere sind auch von den Toten auferstanden ?
Ja.
Mein Gott, das ist Blasphemie.
Es ist Blasphemie, daß neben Christus noch andere von den Toten auferstanden sind ?
Nun, manche Leute würden das behaupten.
Dann haben diese Leute die Bibel nie gelesen.
Die Bibel ? Die Bibel sagt, daß neben Jesus noch andere Leute nach ihrem Tod in ihren Körper zurückkehrten ?
Hast du je von Lazarus gehört ?
Das ist nicht fair. Er erstand durch die Macht Christi von den Toten wieder auf.
Genau. Und meinst du, daß diese »Macht Christi«, wie du sie nennst, nur für Lazarus reserviert war ? Für nur eine einzige Person in eurer Weltgeschichte ?
So habe ich das nie gesehen.
Ich sage dir: Es gab viele, die von den »Toten« auferstanden. Es gab viele, die »ins Leben zurückkehrten«. Es passiert jeden Tag, in diesem Moment, in euren Krankenhäusern.
Ach, komm schon ! Das ist nicht fair. Das ist medizinische Wissenschaft, keine Theologie.
Ich verstehe, Gott hat nichts mit den Wundern von heute zu tun, nur mit denen von gestern.
Äh... okay. Der Punkt geht aus technischen Gründen an dich. Aber keiner ist aus eigener Kraft von den Toten wiederauferstanden, so wie Jesus es tat. Niemand kehrte auf diese Weise von den »Toten« zurück.
Bist du dir da sicher ?
Nun... ziemlich sicher.
Hast du je von Mahavatar Babaji gehört ?
Ich glaube nicht, daß wir den Mystizismus des Ostens hier hineinbringen sollten. Eine Menge Leute glauben nicht an das Zeug.
Ich verstehe. Nun, die müssen natürlich recht haben.
Damit wir uns richtig verstehen: Du sagst, daß Seelen von den »Toten« in Geistgestalt oder auch in physischer Gestalt zurückkehren können, wenn es das ist, was sie wollen ?
Du BEGREIFST ALLMÄHLICH.
Gut, und warum haben es dann nicht mehr Menschen getan ? Warum hören wir nicht jeden Tag von solchen Fällen ? Das würde internationale Schlagzeilen machen.
Tatsächlich kehren eine Menge Leute in Geistgestalt zurück. Ich gebe zu, daß sich nicht viele für die Rückkehr zum physischen Körper entscheiden.
Ha ! Da ! Hab' ich dich erwischt ! Warum nicht ? Warum machen das nicht mehr Seelen, wenn es so leicht ist ?
Es geht nicht darum, ob es leicht ist, es ist die Frage, ob es wünschenswert ist.
Was bedeutet ?
Was bedeutet, dass es nur selten eine Seele danach verlangt, in derselben Form wie zuvor in die Körperlichkeit zurückzukehren. Wenn sich eine Seele für die Rückkehr zum Körper entscheidet, handelt es sich fast immer um einen anderen, einen andersartigen Körper. Auf diese Weise beginnt sie etwas völlig Neues, sie macht die Erfahrung von neuen Erinnerungen, unternimmt neue Abenteuer.
Im allgemeinen verlassen die Seelen den Körper, weil sie mit ihm fertig sind. Sie haben vollendet, was sie gemeinsam mit ihm tun wollten. Sie haben die Erfahrung durchlebt, die sie anstrebten.
Was ist mit den Menschen, die durch einen Unfall, ein zufälliges Mißgeschick umkommen ? Haben sie ihre Erfahrung zum Ende gebracht oder wurde diese »abgeschnitten« ?
Glaubst du immer noch, daß Leute durch einen Zufall sterben ?
Du meinst, das tun sie nicht ?
Nichts im Universum ereignet sich zufällig. So etwas wie ein »zufälliges Mißgeschick« gibt es nicht, wie es auch kein »zufälliges Zusammentreffen« gibt.
Wenn ich mich dazu bringen könnte, das für wahr zu halten, würde ich nie wieder um die Verstorbenen trauern.
Trauer um sie wäre das letzte, was sie wollen. Wenn ihr wüßtet, wo sie sind und daß sie sich aufgrund ihrer eigenen höheren Wahl dort befinden, würdet ihr ihre Abreise feiern. Wenn ihr nur für einen Augenblick die Erfahrung machen würdet, mit eurer höchsten und großartigsten Vorstellung von euch selbst und Gott in euer sogenanntes Leben nach dem Tod einzutreten, würdet ihr bei ihrer Beerdigung überglücklich strahlen, euer Herz wäre von Freude erfüllt.
Wir beweinen bei Beerdigungen unseren Verlust. Wir sind traurig, weil wir wissen, daß wir eine geliebte Person nie wiedersehen, nie wieder mit ihr beisammen sein, sie halten, umarmen oder berühren werden.
Und das ist ein gutes Weinen. Das ehrt eure Liebe und die geliebte Person. Doch auch dieses Betrauern währte nur kurz, wenn ihr wüßtet, welche großartigen Realitäten und wunderbaren Erfahrungen die freudige Seele erwarten, die den Körper verläßt.
Wie ist es im Leben nach dem Tod ? Konkret. Erzähl mir alles darüber.
Es gibt einige Dinge, die nicht enthüllt werden können. Denn manche Dinge könnt ihr in eurem gegenwärtigen Zustand, auf eurer gegenwärtigen Verständnisebene, nicht begreifen. Doch es gibt noch einiges, was gesagt werden kann. Wie wir schon besprochen haben, könnt ihr, so wie auch in eurem gegenwärtigen Leben, im »Leben nach dem Tod« eines von drei Dingen tun. Ihr könnt euch den Schöpfungen eurer unkontrollierten Gedanken unterwerfen, ihr könnt eure Erfahrung aus der bewußten Wahl heraus erschaffen, oder ihr könnt die Erfahrung des kollektiven Bewußtseins von Allem-was-Ist machen. Letzteres wird Wiedervereinigung oder Wiederverbindung mit dem Einen genannt. Solltet ihr den ersten Weg einschlagen, werden die meisten von euch nicht lange dabei bleiben (im Gegensatz zu eurem Verhalten auf der Erde). Denn in dem Augenblick, in dem euch eure Erfahrung nicht mehr gefällt, werdet ihr die Wahl treffen, eine neue und angenehmere Realität zu erschaffen, und das macht ihr ganz einfach dadurch, daß ihr euren negativen Gedanken ein Ende setzt. angels-heaven.org
Aus diesem Grund werdet ihr niemals die Erfahrung von der »Hölle« machen, vor der ihr euch so fürchtet, es sei denn, ihr entscheidet euch dazu. Und selbst in diesem Fall werdet ihr insofern »glücklich« sein, als ihr bekommt, was ihr wollt. (Du ahnst gar nicht, wie viele Menschen »glücklich« sind, wenn sie sich »elend« fühlen.) Also werdet ihr immer weiter diese Erfahrung machen, bis ihr euch dagegen entscheidet. Die meisten von euch werden sich schon nach den ersten Ansätzen dieser Erfahrung davon entfernen und etwas Neues erschaffen. Auf genau dieselbe Weise könnt ihr die Hölle in eurem Leben auf Eiden abschaffen.
Solltet ihr den zweiten Weg einschlagen und eure Erfahrung bewußt erschaffen, werdet ihr zweifellos erleben, daß ihr »direkt in den Himmel« kommt, denn das ist es, was sich jedermann, der frei wählt und an den Himmel glaubt, erschafft. Wenn ihr nicht an den Himmel glaubt, werdet ihr das erfahren, was ihr eurem Wunsch entsprechend erfahren wollt - und eure Wünsche werden im Moment, in dem ihr das begreift, besser und besser werden. Und dann weidet ihr an den Himmel glauben !
Solltet ihr den dritten Weg einschlagen und euch den Schöpfungen des Kollektivbewußtseins unterwerfen, werdet ihr sehr rasch zu totaler Akzeptanz, totalem Frieden, totaler Freude, totaler Bewußtheit und totaler Liebe gelangen, denn das ist das Bewußtsein des Kollektivs. Dann werdet ihr eins mit dem Einssein werden, und es wird nichts anderes geben als das, was du bist - dies ist das Alles-was-jemals-War -, bis ihr die Entscheidung trefft, daß es noch etwas anderes geben sollte. Das ist Nirwana, die Erfahrung des »Einsseins mit dem Einssein«, die viele von euch für kurze Momente in der Meditation machen, und sie beinhaltet eine unbeschreibliche Ekstase. Nach dem Einssein für eine unendliche Zeit, die keine Zeit ist, werdet ihr diese Erfahrung beenden, weil ihr das Einssein nicht als Einssein erfahren könnt, wenn und bis nicht auch das existiert, was nicht das Eine ist. Aus diesem Verständnis heraus werdet ihr dann wieder einmal die Vorstellung und den Gedanken von Trennung oder Ungeeintheit erschaffen. Dann werdet ihr eure Reise auf dem kosmischen Rad fortsetzen, immer weitergehen, immer weiterkreisen, immer weiter sein, für immer und ewig und noch darüber hinaus. Ihr werdet viele Male zum Einssein zurückkehren – unendlich viele Male und jedesmal unendlich lange -, und ihr werdet wissen, daß ihr die Mittel habt, um an jedem Punkt auf dem kosmischen Rad zum Einssein zurückzukehren. Ihr könnt das jetzt tun, während ihr das lest. Ihr könnt das morgen beim Meditieren tun. Ihr könnt das jederzeit tun.
Und du meinst, wir brauchen nicht auf der Bewußtseinsebene zu bleiben, auf der wir uns bei unserem Tod befinden ?
Nein. Ihr könnt euch so rasch, wie ihr es wünscht, auf eine andere Ebene begeben oder euch soviel Zeit nehmen, wie ihr möchtet. Wenn ihr in einem Zustand der begrenzten Perspektive und der unkontrollierten Gedanken »sterbt«, werdet ihr das erfahren, was auch immer dieser Zustand euch bringt, bis ihr das nicht mehr wollt. Dann werdet ihr »aufwachen« - bewußt werden - und anfangen zu erfahren, daß ihr selbst euch eure Realität erschafft.
Ihr werdet auf dieses erste Stadium zurückblicken und es Fegefeuer nennen. Das zweite Stadium, in dem ihr in Gedankenschnelle alles haben könnt, was ihr wollt, werdet ihr Himmel nennen. Das dritte Stadium, in dem ihr die Seligkeit des Einsseins erfahrt, werdet ihr Nirwana nennen.
Es gibt noch eine Sache, die ich hier gerne erkunden würde. Es geht nicht um das »Leben nach dem Tod«, sondern um die außerkörperlichen Erfahrungen. Kannst du mir diese erklären ? Was geschieht da ?
Die Essenz dessen, wer du bist, hat einfach den physischen Körper verlassen. Das kann im normalen Traumzustand geschehen, oft auch in der Meditation und häufig in sublimer Form, wenn sich der Körper im Tiefschlaf befindet.
Während eines solchen »Ausflugs« kann deine Seele sich überall aufhalten, wo sie sein möchte. Eine Person, die von einer solchen Erfahrung berichtet, kann sich oft hinterher nicht daran erinnern, sich willentlich dafür entschieden zu haben. Sie mag es als »etwas, das mir eben passiert ist« erleben. Doch nichts, was eine Aktivität der Seele beinhaltet, geschieht unwillentlich.
Wie können uns Dinge während einer dieser Erfahrungen »gezeigt«, uns »enthüllt« werden, wenn wir auf unserem Weg nichts weiter tun als erschaffen ? Mir scheint, daß sie uns nur enthüllt werden können, wenn sie getrennt von uns, nicht als Teil unserer eigenen Schöpfung existieren. Da brauche ich ein bißchen Hilfe.
Nichts existiert getrennt von dir, und alles ist deine eigene Schöpfung. Selbst dein augenscheinlicher Mangel an Verständnis ist deine eigene Schöpfung; er ist buchstäblich ein Phantasieprodukt. Du bildest dir ein, die Antwort auf diese Frage nicht zu wissen, also weißt du sie nicht. Doch sobald du dir einbildest, sie zu kennen, kennst du sie auch. Du gestattest dir diese Art von Einbildung, damit der Prozeß weitergehen kann.
Der Prozeß ?
Das Leben. Der ewige Prozeß.
In den Momenten, in denen du erlebst, daß du dir selbst »enthüllt« wirst - ob dies nun bei sogenannten außerkörperlichen Erfahrungen, in Träumen oder in magischen Momenten der Wachheit, in denen du von absoluter Klarheit bist, geschieht - immer bist du hier ganz einfach ins »Erinnern« geschlüpft. Du erinnerst dich an das, was du bereits erschaffen hast. Und diese Erinnerungen können sehr machtvoll sein. Sie können eine persönliche göttliche Erscheinung bewirken. Hast du einmal eine derart großartige Erfahrung gemacht, fällt es dir unter Umständen schwer, wieder so zum »realen Leben« zurückzukehren, daß es sich problemlos mit dem verträgt, was andere Menschen »Realität« nennen. Der Grund dafür ist der, daß sich deine Realität verändert hat. Sie ist zu einer anderen geworden. Sie hat sich erweitert, ist gewachsen. Und sie kann nicht wieder zusammenschrumpfen. Das wäre wie der Versuch, den Geist zur Rückkehr in die Flasche zu bewegen. Es ist nicht möglich.
Ist das der Grund, warum so viele Menschen nach ihrer Rückkehr von außerkörperlichen Erfahrungen oder sogenannten Nahtoderlebnissen so verändert erscheinen ?
Genau. Und sie sind verändert, weil sie nun soviel mehr wissen. Doch häufig fallen sie, je weiter sie sich von diesen Erlebnissen entfernen, je mehr Zeit vergeht, in ihre alten Verhaltensweisen zurück, weil sie dann wieder vergessen haben, was sie wissen.
Gibt es eine Möglichkeit, die »Erinnerung daran zu bewahren« ?
Ja. Agiere deinen Wissenszustand jeden Augenblick aus. Lebe stets das, was du weißt, und nicht das, was die Welt der Illusion dir zeigt. Bleib dabei, wie verführerisch die Illusion auch sein mag. Das ist es, was alle Meister getan haben und tun. Sie urteilen nicht nach dem Erscheinungsbild, sondern handeln auf der Grundlage ihres Wissens. Und es gibt noch eine andere Möglichkeit, sich zu erinnern.
Ja ?
Bringe einen anderen dazu, sich zu erinnern. Gib einem anderen das, was du dir für dich selbst wünschst.
Das ist es, was ich meinem Empfinden nach mit meinen Büchern mache.
Das ist genau das, was du tust. Und je länger du das machst, desto weniger wirst du es tun müssen. Je mehr du diese Botschaft an andere weitergibst, desto weniger wirst du sie deinem Selbst weitergeben müssen.
Weil mein Selbst und der andere eins sind und ich das, was ich einem anderen gebe, mir selbst gebe.
Siehst du, jetzt gibst du mir die Antworten. Und so funktioniert es natürlich auch.
Wow ! Ich habe Gott gerade eine Antwort gegeben. Das ist cool. Das ist wirklich cool.
Du sagst es.
Das ist ja das Coole daran - daß ich es dir sage.
Und ich sage dir: Der Tag wird kommen, an dem wir als ein Wesen sprechen. Der Tag wird für alle kommen.
Gut, wenn dieser Tag für mich kommen sollte, dann möchte ich auch sichergehen, daß ich genau verstehe, was du sagst. Deshalb will ich zum letztenmal auf etwas zurückkommen. Ich weiß, du hast es schon mehr als einmal gesagt, aber ich möchte ganz sicher sein, daß ich es auch wirklich begreife. Habe ich das richtig verstanden, daß wir, wenn wir in den Zustand des Einsseins gelangt sind - das Nirwana -, wenn wir zur Urquelle zurückgekehrt sind, nicht dort bleiben ? Ich frage dich das deshalb noch einmal, weil es im Widerspruch zu meinem Verständnis von vielen östlichen esoterischen und mystischen Lehren zu stehen scheint.
Ein Verbleiben im Zustand des vollendeten Nichtseins oder des Einsseins mit dem allen würde es unmöglich machen, dort zu sein. Wie ich bereits erklärt habe, kann Das-was-Ist nur im Raum dessen, Was-nicht-Ist existieren. Auch die totale Seligkeit des Einsseins kann nur als »totale Seligkeit« erfahren werden, wenn es etwas Geringeres als diese gibt. Also mußte und muß ständig etwas Geringeres als die totale Seligkeit dieses totalen Einsseins erschaffen werden.
Aber wie können wir, wenn wir in der totalen Seligkeit aufgegangen sind, wenn wir uns wieder einmal im Einssein aufgelöst haben, wenn wir zu allem/nichts geworden sind, wissen, daß wir existieren ? Da es doch nichts anderes gibt, das wir erfahren... ich weiß nicht. Irgendwie verstehe ich das nicht. Das kriege ich anscheinend nicht in den Griff.
Du beschreibst das, was ich das göttliche Dilemma nenne. Es ist dasselbe Dilemma, das Gott immer hatte - und das Gott mit der Erschaffung dessen, was nicht Gott war (oder sich nicht für Gott hielt) löste.
Gott gab - und gibt in jedem Moment - wieder einen Teil seiner selbst an diese geringere Erfahrung des Sich-nicht-selbst-Erkennens, damit der Rest seiner selbst sich als das erkennen kann, wer und was es wirklich ist. So »gab Gott seinen einzigen Sohn hin, damit die Welt durch ihn gerettet wird«. Nun kannst du sehen, woraus diese Mythologie entstanden ist.
Ich denke, daß wir alle Gott sind - und daß wir, jede und jeder von uns, ständig, in einem endlosen Zyklus, vom Wissen zum Nichtwissen und wieder zum Wissen reisen, vom Sein zum Nichtsein und wieder zum Sein, vom Einssein zur Trennung und wieder zum Einssein. Daß dies der Zyklus des Lebens ist - das kosmische Rad, wie du es nennst.
Richtig. Genau. Das ist gut ausgedrückt.
Aber müssen wir alle immer wieder auf die Grundlinie zurück ? Müssen wir immer wieder ganz von vorne beginnen ? Ganz zurück zum Anfang gehen ?
Ihr müsst gar nichts tun. Nicht in diesem Leben und auch in keinem anderen. Ihr habt die Wahl - werdet immer die freie Wahl haben -, im Kontext eurer Wiedererschaffung der Erfahrung von Gott überallhin zu gehen, wo ihr hingehen wollt, alles zu tun, was ihr tun wollt. Ihr könnt euch zu jedwelchem Ort auf dem kosmischen Rad begeben. Ihr könnt als was immer ihr wollt »zurückkommen« oder euch in jede andere Dimension, Realität, Zivilisation oder jedes andere Sonnensystem begeben. Manche, die den Ort der totalen Vereinigung mit dem Göttlichen erreichten, trafen auch die Wahl, als erleuchtete Meister »zurückzukommen«. Und ja, manche waren erleuchtete Meister, als sie das irdische Leben verließen, und entschieden sich dann, als sie selbst »zurückzukommen«. Du kennst sicher die Berichte über Gurus und Meister, die immer und immer wieder in eure Welt zurückkehrten, sich als Erscheinung im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte immer wieder manifestierten.
Ihr habt eine ganze Kirche, die sich auf einen solchen Bericht gründet. Die Mormonenkirche basiert auf Joseph Smith' Bericht, daß ein sich selbst als Jesus bezeichnendes Wesen viele Jahrhunderte nach seinem vermeintlichen »letzten« Abgang wieder zur Erde zurückkehrte, wobei es diesmal in den Vereinigten Staaten auftauchte.
Ihr könnt also zu jedem euch beliebigen Punkt auf dem kosmischen Rad zurückkehren.
Doch auch das könnte ganz schön deprimierend sein. Kommen wir denn niemals zur Ruhe ? Gelangen wir niemals ins Nirwana, um dort auch zu bleiben ? Sind wir ewig zu diesem »Kommen und Gehen« verdammt, zu dieser Tretmühle, die da heißt: »Jetzt siehst du es, jetzt siehst du es nicht?« Befinden wir uns auf einer ewigen Reise ins Nirgendwohin ?
Ja. Das ist die größte Wahrheit. Es gibt keinen Ort, wo ihr hingehen müßt, es gibt nichts zu tun, und da ist niemand, der ihr »sein« müßt, außer dem, der ihr genau in diesem Moment seid.
In Wahrheit gibt es keine Reise. Ihr seid in diesem Moment das, was ihr zu sein versucht. Ihr seid in diesem Moment dort, wo ihr hinzugehen versucht.
Die Meister und Meisterinnen wissen das und machen dem Kampf ein Ende. Und dann streben sie danach, euch bei der Beendigung eures Kampfes beizustehen, so wie ihr auch bestrebt sein werdet, anderen bei der Beendigung ihres Kampfes behilflich zu sein, wenn ihr die Meisterschaft erlangt habt.
Doch dieser Prozeß - dieses kosmische Rad - ist keine deprimierende Tretmühle. Er ist die herrliche und ständige Bestätigung der Großartigkeit Gottes und allen Lebens - und daran ist überhaupt nichts Deprimierendes.
Kommt mir aber doch deprimierend vor.
Lass mich sehen, ob ich deine Meinung ändern kann. Magst du Sex ?
Ich liebe Sex.
Das tun die meisten Menschen außer denen, die wirklich abartig darüber denken. Was wäre also, wenn ich dir sagte, daß du ab morgen mit jeder Person, zu der du dich hingezogen fühlst und für die du Liebe empfindest, Sex haben kannst ? Würde dich das glücklich machen ?
Wäre das gegen ihren Willen ?
Nein. Ich würde es so einrichten, daß jede Person, mit der du in dieser Weise die menschliche Erfahrung von Liebe feiern möchtest, auch diesen Wunsch hat. Auch sie würde sich von dir angezogen fühlen und Liebe für dich empfinden.
Wow ! Hey - okaaay !
Es gibt nur eine Bedingung: Du mußt immer eine Pause einlegen. Du kannst nicht übergangslos von der einen zur nächsten Person wechseln.
Was du nicht sagst !
Um also die Ekstase dieser Art von körperlicher Vereinigung zu erfahren, mußt du, wenn auch nur für eine Weile, auch die Erfahrung machen, nicht mit jemandem sexuell vereint zu sein.
Ich denke, ich verstehe, worauf du hinauswillst.
Ja. Auch die Ekstase wäre keine Ekstase, gäbe es nicht eine Zeit, in der da keine Ekstase ist. Das gilt für die spirituelle wie für die körperliche Ekstase.
Am Zyklus des Lebens ist nichts Deprimierendes, da ist nur Freude. Ganz einfach Freude und noch mehr Freude. Wahre Meister und Meisterinnen sind immer voller Freude. Also ist das Verbleiben auf der Meisterschaftsebene für dich wahrscheinlich wünschenswert. Dann kannst du dich in die Ekstase hinein- und wieder aus ihr herausbegeben und doch immer voller Freude sein. Du brauchst die Ekstase für dieses Freudigsein nicht. Du bist es, einfach weil du weißt, daß die Ekstase existiert.
Kapitel 6
Ich würde nun gerne, wenn möglich, das Thema wechseln und das Gespräch auf die zu erwartenden globalen Veränderungen lenken.
Doch davor möchte ich noch etwas anmerken. Mir scheint, daß hier eine Menge Dinge mehr als einmal gesagt werden. Ich habe manchmal das Gefühl, immer wieder dasselbe zu hören.
Das ist gut ! Denn so ist es auch ! Wie ich schon sagte, ist das Absicht. Vieles von dem hier Gesagten wurde schon einige Male auf verschiedene Weise gesagt. Manchmal auch auf dieselbe Weise. Deine Beobachtung ist richtig. Wenn wir am Ende angelangt sind, solltest du die wesentlichen Punkte praktisch wortwörtlich wiederholen können. Der Tag mag kommen, wo du das auch tun möchtest.
Okay. Um nun voranzukommen, eine ganze Menge Leute scheinen zu denken, daß ich einen »direkten Draht zu Gott-habe, und möchten wissen, ob unser Planet dem Untergang geweiht ist. Ich weiß, ich habe schon einmal danach gefragt, aber jetzt hätte ich doch gerne eine direkte Antwort. Werden diese globalen Veränderungen eintreten, die von so vielen vorhergesagt werden ? Und wenn nicht, was sehen all diese Sensitiven und Medien ? Ist das eine erfundene Vision ? Sollten wir beten ? Uns verändern ? Können wir irgend etwas tun ? Oder ist alles hoffnungslos ?
Ich werde gerne auf alle diese Fragen eingehen, aber wir werden nicht »vorankommen«.
Nein ?
Nein, weil die Antwort darauf schon in meinen unterschiedlichen früheren Erklärungen über das Wesen der Zeit gegeben wurde.
Du meinst den Teil, der besagt, daß alles, was je geschehen wird, schon geschehen ist.
Ja.
Aber was ist das »alles, was schon geschehen ist« ? Wie ist es geschehen ? Was ist geschehen ?
Alles ist geschehen. Alles ist bereits geschehen. Jede Möglichkeit existiert als Tatsache, als vollendetes Ereignis.
Wie kann das sein ? Ich verstehe immer noch nicht, wie das möglich ist.
Ich werde es in verständlichere Begriffe fassen. Vielleicht hilft dir das: Hast du je Kinder eine CD-ROM für ein Computerspiel benutzen sehen ?
Ja.
Hast du dich je gefragt, woher der Computer weiß, wie er auf jede Bewegung des Kindes mit dem Joystick reagieren soll ?
Ja, diese Frage habe ich mir tatsächlich schon gestellt.
Es ist alles auf der CD. Der Computer weiß, wie er auf jede Bewegung des Kindes reagieren soll, weil jede mögliche Bewegung samt der entsprechenden Reaktion darauf bereits in Daten auf der CD abgelegt ist.
Das ist unheimlich. Fast surreal.
Was - dass jedes mögliche Endresultat und jede Drehung und Wendung, die das Resultat produziert, der CD bereits eingespeichert ist ? Daran ist nichts »Unheimliches«. Das ist nur Technologie. Und wenn du meinst, daß die Technologie der Computerspiele etwas Unglaubliches ist, dann warte ab, bis du die Technologie des Universums siehst ! Stell dir das kosmische Rad als CD-ROM vor. Alle Endresultate existieren bereits. Das Universum wartet nur ab, welches davon du dieses Mal wählst. Und wenn das Spiel vorbei ist, wird dich das Universum, gleich ob du gewonnen, verloren oder unentschieden gespielt hast, fragen: »Willst du noch mal spielen?«
Deiner CD-ROM ist es egal, ob du gewinnst oder nicht, du kannst »ihre Gefühle nicht verletzen«. Sie bietet dir einfach nur wieder eine Gelegenheit zum Spielen an. Alle Endresultate existieren bereits, und welches davon du erfährst, hängt von den Entscheidungen ab, die du triffst.
Also ist Gott nichts weiter als eine CD-ROM ?
Ganz so würde ich es nicht ausdrücken. Doch ich habe mich in diesem Gespräch immer um anschauliche Beispiele bemüht, die jedermann verstehen kann. Und ich glaube, daß das Beispiel der CD-ROM ein gutes ist.
Das Leben ist in vielerlei Hinsicht wie eine CD-ROM. Alle Möglichkeiten existieren und haben sich bereits ereignet. Nun müßt ihr euch aussuchen, welche ihr erfahren wollt. Das bezieht sich auch direkt auf deine Frage nach den globalen Veränderungen. Was viele Sensitive über die Veränderungen auf der Erde sagen, ist wahr. Sie haben ein Fenster in die »Zukunft« geöffnet und sie gesehen. Die Frage ist nur, welche »Zukunft« sie gesehen haben. Wie bei den Endresultaten des Computerspiels existiert auch hier mehr als eine Version. In der einen Version wird sich die Erde in Aufruhr befinden. In einer anderen wird es nicht so sein. Alle Versionen haben sich bereits ereignet. Denk daran, Zeit...
Ich weiß, ich weiß. »Zeit existiert nicht.«
Ganz richtig. Und das heißt ?
Alles ereignet sich zugleich.
Wieder richtig. Alles, was je geschehen ist, geschieht jetzt, alles, was je geschehen wird, existiert in diesem Moment. So wie alle möglichen Bewegungsabläufe des Computerspiels jetzt auf seinem Datenträger existieren. Wenn ihr also meint, daß es für euch interessant wäre, wenn sich alle Weltuntergangsprophezeiungen der Sensitiven bewahrheiteten, dann richtet eure ganze Aufmerksamkeit darauf, und ihr könnt dieses Ereignis zu euch heranziehen. Und wenn ihr denkt, daß ihr gerne eine andere Realität erfahren würdet, richtet eure Aufmerksamkeit auf diese, und dann könnt ihr dieses Endresultat bewirken.
Du willst mir also nicht sagen, ob sich diese planetarischen Veränderungen ereignen werden oder nicht, ist es so ?
Ich warte darauf, daß ihr es mir sagt. Ihr werdet durch eure Gedanken, Worte und Taten die Entscheidung treffen.
Was ist mit dem Computerproblem in bezug auf das Jahr 2000 ? Manche sagen, daß der »Jahrtausendfehler« großen Aufruhr in unseren sozialen und ökonomischen Systemen verursachen wird. Wird das so sein ?
Was sagt ihr ? Was wählt ihr ? Denkst du, daß ihr nichts mit der ganzen Sache zu tun habt ? Ich sage dir, das stimmt nicht.
Willst du uns nicht sagen, wie das alles ausgeht ?
Ich bin nicht hier, um eure Zukunft vorherzusagen, und werde es auch nicht tun. Soviel kann ich dir jedoch sagen. Soviel kann dir jeder sagen. Wenn ihr nicht aufpaßt, werdet ihr genau dorthin gelangen, worauf ihr euch zubewegt. Wenn euch diese Richtung nicht gefällt, dann schlagt eine andere ein.
Wie kann ich das tun ? Wie kann ich auf ein so gewaltiges Endergebnis einwirken ? Was sollten wir angesichts all dieser Katastrophen tun, die so viele Personen mit großen medialen oder spirituellen Fähigkeiten vorhersagen ?
Geht in euch. Sucht nach dem Ort der inneren Weisheit. Schaut, wozu ihr aufgerufen werdet. Dann handelt danach.
Wenn das bedeutet, daß ihr an eure Politiker und Industriebosse schreibt und sie auffordert, nachhaltig dem Mißbrauch der Umwelt, der zu Veränderungen auf dem Planeten führen kann, Einhalt zu gebieten, dann tut es. Wenn das bedeutet, daß ihr die Führungspersonen eurer Gemeinschaft zusammenbringt, damit sie an dem Problem des »Jahrtausendfehlers« arbeiten, dann tut es. Und wenn das bedeutet, daß ihr nur euren Weg geht, jeden Tag positive Energie ausstrahlt und eure Mitmenschen davon abhaltet, in Panik zu verfallen, die dann ein Problem heraufbeschwört, dann tut das. Und am allerwichtigsten: Habt keine Angst. Ihr könnt keinesfalls »sterben«, also gibt es nichts zu fürchten. Seid euch dessen bewußt, daß sich hier ein Prozeß entfaltet, und wißt im stillen, daß mit euch alles in Ordnung gehen wird. Trachtet danach, mit der Vollkommenheit aller Dinge in Kontakt zu kommen. Wißt, daß ihr genau da sein werdet, wo ihr sein müßt, um genau das zu erfahren, was ihr auf eurem Weg der Erschaffung dessen, wer ihr wirklich seid, zu erfahren wählt.
Das ist der Weg zum Frieden. Seht in allen Dingen die Vollkommenheit.
Und schließlich, versucht nicht aus irgend etwas »herauszukommen«. Dem ihr euch widersetzt, das bleibt bestehen. Das habe ich dir schon im ersten Band gesagt, und es ist wahr. Menschen, die über das, was sie in der Zukunft »sehen« oder was ihnen über die Zukunft »gesagt« wurde, traurig sind, unterlassen es, »in der Vollkommenheit zu bleiben«.
Noch irgendwelche anderen Ratschläge ?
Feiert ! Feiert das Leben ! Feiert das Selbst ! Feiert die Vorhersagen ! Feiert Gott ! Feiert ! Spielt das Spiel.
Bringt Freude in jeden Moment, gleich was der Moment zu bringen scheint, denn Freude ist wer ihr seid und wer ihr immer sein werdet.
Gott kann nichts Unvollkommenes erschaffen. Wenn ihr denkt, daß Gott irgend etwas Unvollkommenes erschaffen kann, dann wißt ihr nichts von Gott.
Also feiert. Feiert die Vollkommenheit ! Lächelt und feiert und seht nur die Vollkommenheit. Dann wird euch nichts von dem, was andere Unvollkommenheit nennen, auf eine für euch unvollkommene Weise berühren.
Du meinst, ich kann es vermeiden, daß ich von einem Meteor erschlagen, in einem Erdbeben zerquetscht oder von der Verwirrung und Hysterie, die der »Jahrtausendfehler« auslösen wird, erfaßt werde ?
Du kannst es definitiv vermeiden, daß sich irgendeines dieser Dinge negativ auf dich auswirkt.
Das habe ich dich nicht gefragt.
Aber das ist meine Antwort. Sieh der Zukunft furchtlos entgegen, verstehe den Prozeß und sieh in allem die Vollkommenheit. Dieser Friede, diese Heiterkeit, diese Ruhe werden dich von den meisten Erfahrungen und Endresultaten wegführen, die andere als »negativ« bezeichnen würden.
Was, wenn das alles nicht stimmt, was du da sagst ? Was, wenn du gar nicht »Gott« bist, sondern nur die Ausgeburt meiner überbordenden Phantasie ?
Ah, sind wir wieder bei dieser Frage angelangt ?
Und wenn es so wäre ? Na und ? Kannst du dir eine bessere Art zu leben vorstellen ?
Ich sage hier nur, bleib angesichts der düsteren Vorhersagen über eine planetarische Katastrophe ruhig, friedvoll, heiter, und du wirst das bestmögliche Endresultat bewirken.
Kannst du, selbst wenn ich nicht Gott, sondern nur du bin, der sich das alles ausdenkt, einen besseren Rat bekommen ?
Nein, ich glaube nicht.
Also macht es, wie üblich, keinen Unterschied, ob ich »Gott« bin oder nicht.
Lebe einfach die Weisheit, die diese und die in allen drei Bänden enthaltenen Informationen in sich birgt. Oder wenn dir was Besseres einfällt, mach das.
Schau, selbst wenn es tatsächlich allein Neale Donald Walsch ist, der das Gespräch in all diesen Büchern führt, könntest du doch kaum zu irgendeinem der besprochenen Themen einen besseren zu befolgenden Rat finden.
Betrachte die Sache doch mal so: Entweder bin ich Gott, der da spricht, oder dieser Neale hier ist ein ziemlich helles Köpfchen. Wo ist da der Unterschied ?
Der Unterschied ist der, daß ich, wenn ich wirklich davon überzeugt wäre, daß Gott alle diese Dinge sagt, besser zuhören würde.
Ach Quatsch ! Ich habe dir tausendmal in hundert verschiedenen Formen Botschaften geschickt, und du hast die meisten von ihnen ignoriert.
Ja, ich nehme an, das hab' ich.
Du nimmst an ?
Okay, ich habe.
Also ignoriere sie diesmal nicht. Wer, denkst du, hat dich zu diesem Buch gebracht ? Du. Also, wenn du Gott nicht zuhören kannst, dann hör dir selber zu.
Oder meinem freundlichen Medium.
Oder deinem freundlichen Medium.
Jetzt nimmst du mich auf den Arm, aber das wirft ein anderes Thema auf, über das ich sprechen möchte.
Ich weiss.
Du weißt ?
Natürlich. Du möchtest über das Phänomen der übersinnlichen Kräfte sprechen.
Woher wußtest du das ?
Ich habe übersinnliche Kräfte.
Darauf wette ich. Du bist die Mutter aller medial, sensitiv, paranormal, übersinnlich Veranlagten. Du bist der Obermacker, der Boß, die Kernzelle, die Grundeinheit, der Aufsichtsratsvorsitzende.
Mann, du hast... es... begriffen.
Eins zu Null für mich.
Cool, Bruder. Nur weiter so.
Was ich also wissen möchte: Was sind »übersinnliche Kräfte« ?
Ihr alle verfügt über übersinnliche Kräfte, wie ihr es nennt. Es ist tatsächlich ein sechster Sinn. Ihr alle habt diesen »sechsten Sinn in bezug auf Dinge«. Übersinnliche, mediale Kräfte sind einfach die Fähigkeit, von eurer begrenzten Erfahrungswelt in eine umfassendere Sicht einzutreten. Einen Schritt zurück zu machen. Mehr zu fühlen, als das beschränkte Individuum, für das ihr euch haltet, fühlen würde; mehr zu wissen, als es vermeintlich weiß. Sie beinhalten die Fähigkeit, die euch umgebende größere Wahrheit anzuzapfen; eine andere Energie zu spüren.
Wie entwickelt man diese Fähigkeit ?
»Entwickeln« ist ein gutes Wort. Man könnte sie mit einem Muskel vergleichen. Ihr alle habt ihn, doch manche von euch entscheiden sich dazu, ihn zu entwickeln, während er in anderen unterentwickelt bleibt und weitaus weniger nützlich ist. Wenn du deinen »medialen Muskel« entwickeln willst, mußt du ihn trainieren, ihn benutzen. Jeden Tag. Zu jeder Zeit. Im Moment ist er vorhanden, aber er ist klein. Er ist schwach. Er ist unterfordert. Ab und zu landest du einen intuitiven »Treffer«, aber du handelst nicht danach. Du hast so eine »Ahnung« in bezug auf etwas, aber du ignorierst sie. Du hast einen Traum oder eine »Inspiration«, aber schenkst dem kaum Aufmerksamkeit.
Gott sei Dank hast du dem »Treffer«, den du in bezug auf dieses Buch gelandet hast, Aufmerksamkeit geschenkt, sonst würdest du diese Worte hier nicht lesen. Oder denkst du, du bist ganz zufällig zu diesen Worten gekommen ? Also der erste Schritt zur Entwicklung der übersinnlichen Kräfte besteht darin, daß du weißt, daß du sie hast und daß du sie benutzt. Achte auf jede deiner Ahnungen, jedes deiner diesbezüglichen Gefühle, auf jeden intuitiven »Treffer«. Sei aufmerksam.
Dann handle nach dem, was du »weißt«. Laß es dir von deinem Verstand nicht ausreden. Laß dich nicht von der Angst davon abhalten.
Deine Intuition wird dir um so dienlicher sein, je mehr du furchtlos deinen Eingebungen folgst. Deine Intuition war immer da, doch jetzt schenkst du ihr Aufmerksamkeit.
Aber ich meine nicht die mediale Fähigkeit, die einen »immer einen Parkplatz finden« läßt. Ich rede von den echten übersinnlichen Kräften. Ich rede von der Fähigkeit, die einen in die Zukunft sehen läßt. Die einen Dinge über Menschen wissen läßt, die man überhaupt nicht wissen kann.
Davon spreche ich auch.
Wie funktionieren diese Kräfte ? Sollte ich auf Menschen hören, die über diese Fähigkeit verfügen ? Und kann ich, wenn ein Medium eine Vorhersage über meine Zukunft macht, diese ändern, oder ist sie in Stein gemeißelt ? Wie kommt es, daß manche mediale Personen, kaum daß du das Zimmer betreten hast, Dinge über dich sagen können ? Was wenn...
Warte. Das sind vier verschiedene Fragen. Laß uns ein bißchen langsamer machen und es mit immer einer Frage auf einmal versuchen.
Okay. Wie funktionieren diese medialen Kräfte ?
Es gibt drei Regeln in bezug auf übersinnliche, mediale Phänomene, die dich verstehen lassen werden, wie diese Kräfte funktionieren. Gehen wir sie durch.
1. Jeder Gedanke ist Energie.
2. Alle Dinge sind in Bewegung.
3. Alle Zeit ist jetzt.
Mediale Menschen haben sich für die von diesen Phänomenen produzierten Erfahrungen geöffnet: für Schwingungen, die sich manchmal vor ihrem geistigen Auge zu Bildern formen, manchmal zu einem Gedanken in Form von Worten werden. Die mediale Person wird im Erspüren dieser Energien sehr geschickt. Das mag zunächst nicht leicht sein, weil diese Energien sehr fein, sehr flüchtig, sehr subtil sind. So wie die leichteste Brise in einer Sommernacht, die du auf deiner Haut zu spüren glaubst - aber vielleicht war da auch nichts. Wie der schwächste Laut in weitester Ferne, den du zu hören glaubst, aber du kannst dir nicht sicher sein. Wie das flüchtigste Aufflackern eines Bildes am Rande deines Gesichtsfeldes, aber wenn du direkt hinschaust, ist es weg. Verschwunden. War es überhaupt da ?
Das ist die Frage, die sich eine Person, die ihre medialen Fähigkeiten trainiert, am Anfang immer stellt. Wer es darin zur Meisterschaft gebracht hat, fragt nie, weil das Stellen der Frage die Antwort vertreibt. Das Fragen zieht den Intellekt heran, und das ist das letzte, was so jemand möchte. Die Intuition hat ihren Sitz nicht im Verstand. Für den Gebrauch deiner medialen Fähigkeiten mußt du dich außerhalb deines Verstandesbereichs begeben, mußt du »ver-rückt« sein. Denn die Intuition hat ihren Sitz in der Psyche. In der Seele. Die Intuition ist das Ohr der Seele.
Die Seele ist das einzige Instrument, das sensibel genug ist, um auch die leisesten Schwingungen des Lebens »auffangen«, diese Energien »fühlen«, diese Feldströmungen spüren und sie deuten zu können.
Ihr habt sechs Sinne, nicht fünf. Das sind eure Sinne, um zu riechen, zu schmecken, zu tasten, zu sehen, zu hören und... zu wissen.
Und so funktionieren die übersinnlichen Kräfte: Jedesmal, wenn du einen Gedanken hast, schickt er Energie aus. Er ist Energie. Die Seele der medialen Person fängt diese Energie auf. Das echte Medium wird sich nicht damit aufhalten, diese zu interpretieren, sondern wahrscheinlich einfach damit rausplatzen, wie sich diese Energie anfühlt. Und so kann es dir sagen, was du denkst.
Jedes Gefühl, das du jemals hattest, wohnt deiner Seele inne. Deine Seele ist die Gesamtsumme aller deiner Gefühle. Deine Gefühle sind in deiner Seele gespeichert. Und selbst wenn du sie schon vor Jahren dort gespeichert haben solltest, kann eine wirklich offene mediale Person diese Gefühle hier und jetzt »fühlen«. Denn - und jetzt alle im Chor...
So etwas wie Zeit gibt es nicht...
So kann dir eine mediale Person etwas über deine »Vergangenheit« sagen.
Auch das »Morgen« existiert nicht. Alle Dinge ereignen sich jetzt in diesem Moment. Jedes Ereignis schickt eine Energiewelle aus, drückt der kosmischen fotografischen Platte ein unauslöschliches Bild auf. Das Medium sieht oder fühlt das Bild dieses »Morgens«, so als ob sich das alles eben jetzt ereignete - was es auch tut. So können manche Medien oder Sensitive die »Zukunft« vorhersagen.
Und wie kommt das auf physiologischer Ebene zustande ? Vielleicht ohne zu wissen, was sie da tut, schickt die mediale Person durch einen Akt intensiver Konzentration eine submolekulare Komponente ihrer selbst aus. Ihr »Gedanke«, wenn du so willst, verläßt den Körper, zischt weit und schnell genug hinaus ins All, um sich umdrehen und aus der Ferne, das »Jetzt«, das du noch nicht erlebt hast, »sehen« zu können.
Submolekulares Zeitreisen.
So könnte man sagen.
Submolekulares Zeitreisen ?
Ohhhkay. Wir haben beschlossen, eine Varietenummer draus zu machen.
Nein, nein. Ich werde brav sein. Ich verspreche es... wirklich. Mach weiter. Ich will das wirklich hören.
Okay. Das submolekulare Teil der medialen Person saust, nachdem es die Energie des Bildes absorbiert hat, in ihren Körper zurück und bringt dabei diese Energie mit. Sie »sieht ein Bild« - manchmal von einem Frösteln begleitet - oder »hat ein Gefühl« und bemüht sich sehr, diese Daten nicht zu verarbeiten, sondern das Erhaltene einfach - und sofort - zu beschreiben. Sie hat gelernt, sich nicht zu fragen, was sie denkt oder plötzlich sieht oder fühlt, sondern läßt es nur so unberührt wie möglich »durchkommen«. Wenn dann Wochen später das gesehene oder gefühlte Ereignis tatsächlich eintritt, bezeichnet man sie als hellsichtig -was natürlich auch stimmt !
Wenn das so ist, wie kommt es dann, daß sich manche »Vorhersagen« als falsch erweisen, daß sie nie eintreten ?
Der Grund dafür ist der, daß das Medium nicht »die Zukunft vorhergesagt« hat, sondern nur einen Einblick in eine der im ewigen Moment des Jetzt beobachteten »möglichen Möglichkeiten« gewährte. Die Wahl trifft immer die Person, deren Zukunft das Medium »gelesen« hat. Diese kann ebenso leicht eine andere Wahl treffen - eine, die nicht mit der Vorhersage übereinstimmt.
Der ewige Moment enthält alle »möglichen Möglichkeiten«. Wie ich nun schon mehrmals erklärt habe, hat sich bereits alles auf millionenfache unterschiedliche Weise ereignet. Euch bleibt nur übrig, immer wieder eine Wahl hinsichtlich eurer Wahrnehmung zu treffen.
Es ist alles eine Frage der Wahrnehmung. Wenn ihr sie verändert, ändert ihr euer Denken, und euer Denken erschafft eure Realität. Was immer ihr euch als Endresultat einer jeglichen Situation vorstellen könnt, existiert bereits für euch. Ihr braucht es nur noch wahrzunehmen. Es zu erkennen und zu erfahren.
Das ist mit »noch bevor ihr bittet, habe ich euch schon geantwortet« gemeint. In Wahrheit sind eure »Gebete« schon beantwortet, noch bevor das Gebet ausgesprochen wurde.
Warum bekommen wir dann nicht alles, worum wir beten ?
Darüber haben wir in Band 1 gesprochen. Du bekommst nicht immer das, worum du bittest, aber du bekommst immer, was du erschaffst. Die Schöpfung folgt dem Gedanken, der der Wahrheit folgt.
Das ist verwirrend. Auch wenn wir schon darüber gesprochen haben, bleibt es doch verwirrend.
Nicht wahr ? Darum ist es gut, wenn wir immer wieder darauf zu sprechen kommen. Wenn du es mehrmals hörst, gibt dir das die Chance, es zu begreifen und deinen Geist zu entwirren.
Wenn alles jetzt geschieht - was bestimmt darüber, welchen Teil von allem ich in meinem Moment des Jetzt erfahre ?
Deine Entscheidungen - und dein Glaube an deine Entscheidungen. Dieser Glaube wird von deinen Gedanken über eine bestimmte Sache erzeugt, und diese Gedanken entstehen aus deiner Wahrnehmung - das heißt »wie du die Sache betrachtest«.
Das Medium sieht die Wahl, die du jetzt in bezug auf das »Morgen« triffst, und wie diese ausagiert wird. Doch ein echtes Medium wird dir immer sagen, daß es nicht unbedingt so kommen muß. Du kannst neu wählen und somit ein anderes Ergebnis bewirken.
Das heißt konkret, ich würde die Erfahrung, die ich bereits hatte, verändern !
Genau ! Jetzt begreifst du. Jetzt verstehst du, wie man im Paradoxen lebt.
Aber wem, wenn es bereits geschehen ist, ist es geschehen ? Und wer, wenn ich es verändere, ist das Ich, das diese Veränderung erfahrt ?
Es gibt mehr als nur ein Ich von dir, das sich auf der Zeitlinie entlangbewegt. Das wurde alles detailliert in Band 2 beschrieben. Ich schlage vor, daß du das noch mal durchliest und es dann zum besseren Verständnis mit dem, was hier steht, in Verbindung bringst.
Okay. Das ist nur fair. Aber ich möchte noch ein bißchen länger über diese Sache mit den übersinnlichen Kräften sprechen. Eine Menge Leute behaupten, medial zu sein. Wie kann ich hier erkennen, wer »echt« und wer ein Scharlatan ist ?
Jeder Mensch ist »medial«, insofern sind sie alle »echt«. Das Kriterium, nach dem du suchst, ist ihre Absicht. Wollen sie dir helfen oder wollen sie sich selbst bereichern ?
Medien - sogenannte professionelle Medien oder Sensitive -, die sich selbst bereichern wollen, versprechen oft, mit Hilfe ihrer Kräfte bestimmte Dinge für dich zu tun, wie zum Beispiel einen »entschwundenen Liebhaber zurückzuholen«, dir »Reichtum und Ruhm zu verschaffen« oder dir sogar beim Abnehmen zu helfen !
Sie behaupten, all das tun zu können - aber nur gegen Entgelt. Sie lassen sich sogar darauf ein, ein »Reading« für eine andere Person - deinen Chef, deinen Liebhaber, eine Freundin - zu machen und dir dann alles über sie zu erzählen. »Bring mir etwas von ihnen«, sagen sie, »ein Halstuch, ein Foto, ein handgeschriebenes Schriftstück.«
Und sie können dir tatsächlich etwas über diese andere Person erzählen, oft eine ganze Menge. Jeder Mensch hinterläßt eine Spur, einen »medialen Fingerabdruck«, eine Energiefährte. Und ein echter Sensitiver kann diese erfühlen. Doch eine integere Person wird dir nie anbieten, einen anderen Menschen dazu zu bringen, daß er zu dir zurückkehrt oder seine Meinung ändert. Sie wird nie versprechen, mit Hilfe ihrer übersinnlichen Kräfte ein wie auch immer geartetes Ergebnis herbeizuführen. Ein wahres Medium - eines, das sein Leben der Entwicklung und dem Gebrauch dieser Gabe gewidmet hat - weiß, daß man nie in den freien Willen eines anderen eingreifen, nie in die Gedanken eines anderen eindringen, nie in den geistig-seelischen Raum eines anderen einbrechen darf.
Ich dachte, du hättest gesagt, es gibt kein »richtig« und »falsch«. Was hat es hier mit diesem plötzlichen »nie« auf sich ?
Wenn ich von »immer« oder »nie« spreche, findet das stets im Zusammenhang statt mit dem, was ihr, wie ich weiß, erreichen möchtet; mit dem, was ihr zu tun versucht.
Ich weiß, daß ihr alle bestrebt seid, euch weiterzuentwickeln und zu entfalten, spirituell zu wachsen, zum Einssein zurückzukehren. Ihr seid bestrebt, euch selbst als die großartigste Version der umfassendsten Vision, die ihr je über Wer-ihr-Seid hattet, zu erfahren. Ihr strebt individuell und kollektiv danach.
Nun, in meiner Welt gibt es kein »richtig« oder »falsch«, kein »du sollst« oder »du sollst nicht«, wie ich schon viele Male sagte, und ihr brennt auch nicht in einem ewigen Höllenfeuer, wenn ihr eine »schlechte« Wahl trefft, weil weder das »Schlechte« noch die »Hölle« existieren - es sei denn natürlich, ihr denkt, daß sie existieren.
Doch im physischen Universum gibt es Naturgesetze - und eines davon ist das Gesetz von Ursache und Wirkung. Und eines der wichtigsten Gesetze von Ursache und Wirkung ist dieses: Jede verursachte Wirkung wird letztlich vom Selbst erfahren.
Was bedeutet das ?
Die Erfahrung, die du einen anderen machen läßt, wirst du eines Tages selbst machen.
»Wie du in den Wald hineinrufst, so schallt's wieder heraus.«
Richtig. Andere kennen das als ein Gebot Jesu. Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen.
Jesus hat das Gesetz von Ursache und Wirkung gelehrt. Man könnte es als ein Grundgesetz bezeichnen. Als so etwas wie die Grundweisung, die Kirk, Picard und Janeway erteilt wurde.
Na was, Gott ist ein Trekkie !
Machst du Witze ? Ich habe die Hälfte der Episoden geschrieben.
Das solltest du Gene aber besser nicht hören lassen.
Was denn... Gene hat mir gesagt, daß ich das sagen soll.
Du hast Kontakt mit Gene Roddenberry ?
Und Carl Sagan und Bob Heinlein und der ganzen Gang hier oben.
Weißt du, wir sollten nicht so herumblödeln. Das nimmt dem ganzen Dialog die Glaubwürdigkeit.
Ich verstehe. Ein Gespräch mit Gott muß ernsthaft sein.
Na, zumindest glaubhaft.
Es ist nicht glaubhaft, daß ich Gene, Carl und Bob hier habe ? Das muß ich ihnen erzählen. Aber kommen wir zurück auf die Frage, wie du ein echtes Medium von einem »Scharlatan« unterscheiden kannst. Ein echtes Medium kennt die Grundweisung und lebt danach. Deshalb wird es dir auch, wenn du es bittest, eine »Geliebte zurückzubringen« oder die Aura einer anderen Person zu lesen, deren Taschentuch oder Brief du ihm vorlegst, sagen: »Es tut mir leid, aber das mache ich nicht. Ich werde mich nie in den Weg, den ein anderer geht, einmischen, darin eingreifen oder ihn ausspionieren. Ich werde nicht versuchen, in irgendeiner Weise auf seine Entscheidungen Einfluß zu nehmen oder diese in irgendeine Richtung zu lenken. Und ich werde keine persönlichen oder intimen Informationen über irgendeine Person ausplaudern.«
Wenn dir jemand einen dieser »Dienste« anbietet, ist er das, was ihr einen Gauner nennen würdet, der deine menschlichen Schwächen und Verletzlichkeiten ausnutzt, um dir Geld aus der Tasche zu ziehen.
Aber was ist mit den Medien, die helfen, eine geliebte Person ausfindig zu machen - ein entführtes Kind, einen Teenager, der von zu Hause weggelaufen und nun zu stolz ist, anzurufen, obwohl er es vielleicht verzweifelt gerne tun würde ?
Diese Fragen beantworten sich natürlich alle von selbst. Das echte Medium vermeidet es stets, einem anderen seinen Willen aufzuzwingen. Es ist da, um zu dienen.
Ist es in Ordnung, ein Medium zu bitten, mit den Verstorbenen Kontakt aufzunehmen ? Sollten wir den Versuch machen, die, die »vor uns gegangen sind«, zu erreichen ?
Warum würdet ihr das tun wollen ?
Um zu sehen, ob sie uns etwas sagen, etwas erzählen wollen.
Wenn jemand von »der anderen Seite« dich etwas wissen lassen will, findet er Mittel und Wege dazu. Mach dir da keine Sorgen.
Die Tante, der Onkel, der Bruder, die Schwester, der Vater, die Mutter, der Ehepartner und der oder die Geliebte, die »vorangegangen« sind, setzen ihre eigene Reise fort, erfahren rundum Freude, bewegen sich auf das totale Verstehen zu. Wenn sie zu dir zurückkommen möchten - um zu sehen, wie es dir geht, um dich wissen zu lassen, daß sie in Ordnung sind, oder was auch immer -, dann kannst du darauf vertrauen, daß sie es tun werden.
Dann achte auf das Zeichen und fang es auf. Tu es nicht als bloße Einbildung, Wunschdenken oder Zufall ab. Halte Ausschau nach der Botschaft und nimm sie in Empfang.
Ich kenne eine Frau, die ihren sterbenden Ehemann pflegte und bat, er möge doch bitte, wenn er gehen müßte, zu ihr zurückkommen und sie wissen lassen, daß es ihm gutgeht. Er versprach es und starb zwei Tage später. Es war noch keine Woche vergangen, als die Frau eines Nachts mit dem Gefühl aufwachte, daß sich gerade jemand auf das Nebenbett gesetzt hatte. Als sie die Augen aufschlug, hätte sie schwören können, daß sie ihren Mann am Fußende des Bettes sitzen und sie anlächeln sah. Doch als sie blinzelte und wieder hinsah, war er verschwunden. Später erzählte sie mir die Geschichte und sagte, sie müsse wohl halluziniert haben.
Ja, das kommt häufig vor. Ihr erhaltet Zeichen - unwiderlegbare, augenfällige Zeichen - und ignoriert sie. Oder ihr meint, eure Phantasie habe euch einen Streich gespielt. Ihr steht jetzt, was dieses Buch angeht, vor derselben Wahl.
Warum tun wir das ? Warum bitten wir um etwas - wie zum Beispiel die in diesen drei Büchern enthaltene Weisheit -und weigern uns dann, daran zu glauben, wenn wir es bekommen ?
Weil ihr an der großen Herrlichkeit Gottes zweifelt. Wie Thomas müßt ihr sehen, fühlen, berühren, bevor ihr glaubt. Doch das, was ihr im Grunde wissen wollt, kann nicht gesehen, gefühlt oder berührt werden. Es gehört einem anderen Reich an. Und für das seid ihr nicht offen, seid ihr nicht bereit. Aber macht euch keine Sorgen. Wenn der Schüler bereit ist, tritt der Lehrer in Erscheinung.
Du sagst also - um auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen -, daß wir nicht zu einem Medium oder zu einer Seance gehen sollten, um mit denen im Jenseits Kontakt aufzunehmen ?
Ich sage nicht, daß ihr irgend etwas tun oder nicht tun solltet. Ich weiß nur nicht, was das Ganze bringen soll.
Angenommen, ich wollte nicht etwas von ihr hören, sondern ich hätte der Person im Jenseits etwas zu sagen ?
Meinst du, sie würde das, was du sagst, nicht hören ? Schon der leiseste Gedanke, der mit einem im sogenannten Jenseits existierenden Wesen zu tun hat, läßt dessen Bewußtsein herbeieilen.
Du kannst nicht einen Gedanken oder eine Idee über eine »verstorbene« Person haben, ohne daß sich deren Essenz dessen vollständig gewahr wird. Es ist nicht nötig, für diese Art von Kommunikation die Dienste eines Mediums in Anspruch zu nehmen. Liebe ist das beste Kommunikations-»Medium«.
Ja, aber wie steht's mit der wechselseitigen Kommunikation ? Wäre da nicht ein Medium hilfreich ? Ist eine solche Verständigung überhaupt möglich ? Oder ist alles Humbug ? Ist es gefährlich ?
Du sprichst nun von der Kommunikation mit Geistern. Ja, ein solches Kommunizieren ist möglich. Ist es gefährlich ? Praktisch ist alles »gefährlich« - wenn du Angst hast. Du erschaffst das, wovor du Angst hast. Aber eigentlich gibt es nichts, wovor du dich fürchten müßtest. Geliebte Personen sind dir nie fern. Sie sind nie weiter weg als ein Gedanke, und sie werden immer da sein, wenn du sie brauchst, bereit, dir mit Rat oder Trost beizustehen. Wenn du dir große Sorgen machst, ob es einer geliebten Person gutgeht, wird sie dir ein Zeichen, ein Signal, eine kleine »Botschaft« schicken, die dich wissen läßt, daß alles in Ordnung ist. Du mußt sie nicht einmal herbeirufen, denn Seelen, die dich in diesem Leben geliebt haben, werden im Augenblick, in dem sie in deiner Aura auch nur die geringste Sorge oder Verstörtheit wahrnehmen, von dir angezogen und fliegen herbei. Daß sie die Gelegenheit haben, jenen, die sie liebten, Hilfe und Trost zukommen zu lassen, gehört zu den ersten Dingen, die sie lernen, wenn sie sich mit den Möglichkeiten ihrer neuen Existenz vertraut machen. Und wenn du für sie offen bist, wirst du ihre tröstliche Gegenwart spüren.
Dann können die Geschichten von Leuten, die »hätten schwören können«, daß sich eine verstorbene geliebte Person im Zimmer aufhielt, wahr sein.
Ganz sicher. Man riecht vielleicht ihr Parfüm oder den Rauch ihrer Zigarre, oder man hört schwach ein Lied, das sie vor sich hin zu summen pflegte. Oder es taucht plötzlich aus dem Nichts irgendein Gegenstand auf, der ihr gehörte, man »findet« aus unersichtlichen Gründen zwischen Sofakissen oder unter einem Stapel Zeitschriften ein Taschentuch, eine Geldbörse, einen Manschettenknopf oder ein Schmuckstück. Da liegt es. Ein Bild, ein Foto von einem ganz besonderen Moment - gerade als dir diese Person fehlte, du an sie dachtest und über ihren Tod traurig warst. Solche Dinge ereignen sich nicht »einfach so«. Solche Gegenstände erscheinen nicht zufällig »gerade im richtigen Augenblick«. Ich sage dir: Es gibt keine Zufälle im Universum. So etwas geschieht sehr häufig. Sehr häufig. Nun zurück zu deiner Frage: Braucht ihr ein sogenanntes Medium, um mit den körperlosen Wesen zu kommunizieren ? Nein. Ist es manchmal hilfreich ? Manchmal. Das hängt wiederum sehr stark vom Medium ab - und seinen Absichten. Wenn jemand nur gegen hohe Entlohnung in dieser Weise mit euch arbeiten möchte, dann geht nicht - dann lauft davon. Diese Person ist wahrscheinlich nur aufs Geld aus. Seid nicht überrascht, wenn sie euer Bedürfnis oder Verlangen nach Kontakt mit der »Geisterwelt« ausnutzt, euch abhängig macht und dazu bringt, wochen-, monate- oder sogar jahrelang immer wieder zu ihr zurückzukehren.
Eine Person, die - wie auch der Geist - nur zum Helfen da ist, erbittet für sich nichts weiter als das, was sie für den Fortgang ihrer Arbeit braucht.
Wenn ein Medium oder eine Sensitive diese Ausgangsposition hat und einwilligt, euch zu helfen, dann bietet ihr auch eurerseits alle euch mögliche Hilfe an. Nutzt eine so außergewöhnliche Großzügigkeit des Geistes nicht aus, indem ihr wenig oder gar nichts gebt, obwohl ihr wißt, daß ihr mehr tun könntet.
Schaut, wer wirklich der Welt dient, wirklich bestrebt ist, anderen Weisheit und Wissen, Einsichten und Verständnis, Fürsorglichkeit und Mitgefühl zukommen zu lassen. Unterstützt diese Menschen und unterstützt sie großzügig. Zollt ihnen die höchste Achtung. Gebt ihnen am meisten. Denn sie sind die Bringer des Lichts.
Kapitel 7
Junge, da haben wir eine Menge abgedeckt ! Wirklich eine ganze Menge. Können wir nun zu etwas anderem übergehen ? Bist du bereit dazu ?
Bist du es ?
Ja, jetzt bin ich in Schwung gekommen. Endlich. Und ich möchte dir alle Fragen stellen, die sich nun schon seit drei Jahren in mir angesammelt haben.
Das ist mir recht. Schieß los.
Immer mit der Ruhe. Also ich würde jetzt gerne über ein anderes dieser esoterischen Rätsel sprechen. Würdest du mir etwas über Reinkarnation sagen ?
Sicher doch.
Viele Religionen behaupten, daß der Reinkarnationsgedanke eine falsche Lehre ist; daß wir hier nur ein einziges Leben haben, eine einzige Chance.
Ich weiss. Das ist nicht korrekt.
Wie können sie sich hinsichtlich einer so wichtigen Sache derart irren ? Wie ist es möglich, daß sie in einer so grundlegenden Angelegenheit die Wahrheit nicht kennen ?
Du musst verstehen, daß die Menschen viele auf Angst gegründete Religionen haben, deren Lehren um einen Gott kreisen, der angebetet und gefürchtet werden muß. Aufgrund der Angst haben sich alle Gesellschaften auf eurem Globus vom Matriarchat in ein Patriarchat umgewandelt. Mit Hilfe der Angst brachten die Priester anfänglich die Menschen dazu, »von ihrem lasterhaften Leben zu lassen und sich zu bessern« und »das Wort des Herrn zu befolgen«. Durch die Angst gewannen und kontrollierten die Kirchen ihre Mitglieder. Eine Kirche bestand sogar darauf, daß Gott euch bestraft, wenn ihr nicht jeden Sonntag in die Kirche geht. Sie erklärte es zur Sünde. Und es ging beileibe nicht darum, in irgendeine Kirche zu gehen, es mußte eine ganz bestimmte sein. Der Besuch einer Kirche einer anderen Konfession galt ebenfalls als Sünde. Da war schlicht und einfach der Versuch, mit Hilfe von Angst Kontrolle auszuüben. Hölle, das funktioniert immer noch.
Hör mal, du bist Gott. Fluche nicht.
Wer hat hier geflucht ? Ich habe nur eine Tatsache ausgesprochen. Ich sagte: »Hölle - das funktioniert immer noch.
Die Leute werden immer an die Hölle glauben und an einen Gott, der sie dahin schickt, solange sie glauben, daß Gott wie der Mensch ist - grausam, egoistisch, unbarmherzig und rachsüchtig.
In der Vergangenheit konnten sich die meisten Menschen keinen Gott vorstellen, der sich über all das zu erheben vermochte. Deshalb akzeptierten sie es, wenn die Kirchen sie lehrten, »die schreckliche Rache Gottes zu fürchten«. Es war, als könnten sie nicht darauf vertrauen, daß sie von sich aus, aus ihrer eigenen Natur heraus gut waren und entsprechend handelten. Also mußten sie, um sich selbst im Zaum zu halten, eine Religion erschaffen, die die Lehre von einem zornigen, rachedurstigen Gott verkündete. Da streute der Reinkarnationsgedanke Sand ins Getriebe.
Wie das ? Warum war er so bedrohlich ?
Die Kirche verkündete, daß ihr euch besser anständig benehmen solltet, denn sonst... Und da kamen die Vertreter der Reinkarnationslehre daher und sagten: »Ihr habt danach noch eine Chance und danach noch eine. Und dann immer noch weitere Chancen. Also macht euch keine Sorgen. Macht es so gut, wie ihr könnt. Seid nicht vor Furcht so gelähmt, daß ihr euch überhaupt nicht mehr rühren könnt. Versprecht euch selbst, es besser zu machen, und geht eurer Wege.« Natürlich konnte das die frühe Kirche nicht billigen. Also tat sie zwei Dinge: Erst erklärte sie die Reinkarnationslehre zur Ketzerei und führte dann das Sakrament der Beichte ein. Die Beichte konnte dem Kirchgänger geben, was die Reinkarnationslehre versprach, nämlich eine weitere Chance.
Der Mensch wurde also von Gott für seine Sünden bestraft, es sei denn, er beichtete sie. Nach der Beichte konnte er sich sicher sein, daß Gott ihm vergeben hatte.
Ja. Allerdings gab es da einen Haken. Diese Absolution konnte nicht direkt von Gott kommen. Sie mußte den Weg über die Kirche nehmen, deren Priester die fällige »Buße« auferlegten. Im allgemeinen wurden vom Sünder Gebete verlangt. Das waren für die Menschen wichtige Gründe, ihre Kirchenmitgliedschaft aufrechtzuerhalten. Die Kirche merkte, daß die Beichte eine große Zugnummer war, und so erklärte sie es bald zur Sünde, wenn man nicht zur Beichte ging. Jedermann hatte wenigstens einmal im Jahr zu beichten. Tat er es nicht, lieferte das Gott einen weiteren Grund, zornig zu sein.
Die Kirche stellte immer mehr und mehr Regeln auf - viele davon völlig willkürlich und aus einer Laune heraus -, und eine jede hatte die geballte Kraft von Gottes ewiger Verdammnis als Rückendeckung, es sei denn natürlich, das Vergehen wurde gebeichtet. Dann wurde dem Sünder von Gott vergeben, und er entkam der Verdammnis. Doch nun gab es ein anderes Problem. Die Leute kamen zum Schluß, daß sie alles tun konnten, solange sie es nur beichteten. Die Kirche geriet in ein Dilemma. Die Furcht war aus den Herzen der Menschen gewichen. Die Zahl der Kirchgänger und Kirchenmitglieder schrumpfte. Die Leute kamen einmal im Jahr zur Beichte, sagten ihre Bußgebete auf, wurden von ihren Sünden losgesprochen und wandten sich wieder dem Leben zu. Also mußte ein Weg gefunden werden, die Angst wieder in ihre Herzen zu bringen. Und so erfand man das Fegefeuer.
Fegefeuer ?
Fegefeuer. Man beschrieb es als einen höllenähnlichen Ort, an dem man sich jedoch nicht ewig aufhielt. Diese neue Lehre besagte, daß Gott den Menschen für seine Sünden leiden ließ, auch wenn er sie gebeichtet hatte.
Dieser Lehre zufolge verhängte Gott ein gewisses Maß an Leiden über jede unvollkommene Seele, je nach Anzahl und Art der von ihr begangenen Sünden, wobei es da die »Todsünden« und die »läßlichen« Sünden gab. Todsünden, waren sie nicht vor dem Tod gebeichtet worden, schickten die Seele schnurstracks in die Hölle.
Die Zahl der Kirchgänger schoß wieder in die Höhe. Auch die Einnahmen aus der Kollekte und vor allem aus dem Ablaßhandel waren hoch - denn die Lehre vom Fegefeuer beinhaltete auch die Möglichkeit, sich vom Leiden freizukaufen.
Wie bitte ?
Gemäss der Kirchenlehre konnte man einen besonderen Ablaß erhalten - doch auch hier wieder nicht direkt von Gott, sondern von einem Amtsträger der Kirche. Diese besonderen Ablässe befreiten einen - zumindest teilweise - vom Leiden im Fegefeuer, das man sich durch seine Sünden »verdient« hatte.
So etwas wie die »vorzeitige Entlassung wegen guter Führung« ?
Ja. Aber diese Vergünstigungen wurden natürlich nur wenigen zuteil. Im allgemeinen jenen, die der Kirche eine sehr beträchtliche Spende zukommen ließen. Für eine wirklich große Summe konnte man den vollen Ablaß erhalten. Er bedeutete: Null Zeit im Fegefeuer. Eine Fahrkarte geradewegs in den Himmel.
Diese besondere Gunst Gottes war jedoch noch wenigeren vorbehalten. Den Königshäusern vielleicht. Und den Superreichen. Die Menge an Geld, Edelsteinen und Land, die die Kirche im Austausch für den vollen Ablaß erhielt, war enorm. Doch diese Exklusivität führte bei den Massen zu großer Frustration und Verärgerung.
Der arme Bauer konnte nicht auf einen Ablaß vom Bischof hoffen - und so verlor das Fußvolk allmählich sein Vertrauen in das System, und die Zahl der Kirchgänger schrumpfte aufs neue.
Und was ließen sie sich jetzt einfallen ?
Sie führten die Novenekerzen ein. Die Leute konnten in die Kirche kommen, eine Novenekerze für die »armen Seelen im Fegefeuer« anzünden und durch das Beten einer Novene (einer Anzahl von Gebeten in einer bestimmten Reihenfolge, was einige Zeit in Anspruch nahm) die »Strafe« der lieben Verstorbenen um Jahre verkürzen und sie früher aus dem Fegefeuer freibekommen, als Gott es ursprünglich vorgesehen hatte.
Für sich selbst konnten sie zwar nichts tun, aber doch wenigstens um Gnade für die Verstorbenen beten. Natürlich war es hilfreich, wenn ein oder zwei Münzen für jede entzündete Kerze in den Schlitz geworfen wurden. Es flackerten eine Menge kleiner Kerzen in den roten Gläschen, und eine Menge Peseten und Pfennige wurden in eine Menge Blechbüchsen geworfen, um mich dazu zu bewegen, die armen Seelen im Fegefeuer doch ein bißchen weniger leiden zu lassen.
Das ist ja unglaublich'. Und du meinst, die Leute waren nicht imstande, das Ganze zu durchschauen ? Sie erkannten darin nicht den verzweifelten Versuch einer verzweifelten Kirche, ihre verzweifelten Mitglieder ständig dazu zu bringen, alles zu tun, um sich vor diesem Desperado, den sie Gott nannten, zu schützen ? Du meinst, die Leute kauften ihnen dieses Zeug tatsächlich ab ?
Im wahrsten Sinne des Wortes.
Kein Wunder, daß die Kirche die Reinkarnationslehre als Irrglaube bezeichnete.
Ja. Doch als ich euch erschuf, erschuf ich euch nicht so, daß ihr nur ein einziges Leben leben könnt, was eine so unendlich winzige Zeitspanne angesichts des Alters des Universums ist. Es ist nicht Sinn der Sache, daß ihr alle Fehler macht, die ihr unvermeidlich machen werdet, um dann am Ende das Beste zu hoffen. Ich habe versucht, mir ein solches System vorzustellen, konnte aber nie herausfinden, was ich damit bezwecken würde.
Und ihr konntet es auch nicht herausfinden. Deshalb mußtet ihr immer wieder Sprüche aufsagen wie: »Die Wege des Herrn sind wundersam. Er wirkt seine Wunder auf rätselhafte Weise.« Aber ich arbeite nicht auf rätselhafte Weise. Alles, was ich tue, hat einen Grund und ist vollkommen klar. Ich habe im Verlauf unserer Gespräche nun viele Male erklärt, warum ich euch erschaffen habe und was die Absicht eures Lebens ist.
Die Reinkarnation paßt perfekt in diese Absicht, die für mich darin besteht, daß ich durch euch und durch die Millionen von anderen mit Bewußtsein begabten Geschöpfe, die ich im Universum angesiedelt habe, erschaffe und erfahre, wer ich bin.
Dann gibt es also Leben auf anderen...
.Natürlich. Glaubst du wirklich, ihr seid in diesem gigantischen Universum allein ? Doch das ist ein anderes Thema, auf das wir später zu sprechen kommen können...
Versprochen ?
Versprochen.
Es ist also die Absicht eurer Seele, sich selbst als Teil von Alles-was-Ist zu erfahren. Wir entfalten, wir entwickeln uns.
Wir sind am... Werden.
Was werden wir ? Wir wissen es nicht ! Wir können es nicht wissen, bis wir dort anlangen ! Aber für uns ist die Reise eine Freude. Und sobald wir »dort anlangen«, erschaffen wir schon die nächste höchste Vorstellung davon, wer wir sind, erschaffen wir einen noch großartigeren Gedanken, eine noch höhere Idee und setzen diese Freude ewig fort. Kannst du mir folgen ?
Ja. Inzwischen könnte ich das schon fast wortwörtlich wiederholen.
Gut.
Also... der Sinn und Zweck deines Lebens besteht darin, daß du entscheidest und bist, wer du wirklich bist. Du tust das jeden Tag. Mit jeder Handlung, mit jedem Gedanken, mit jedem Wort. Das ist es, was du machst.
Nun, in dem Maße, wie dich dies befriedigt - du an der Erfahrung, wer du bist, Gefallen findest -, in dem Maße bleibst du mehr oder weniger dabei und nimmst hier und da nur ein paar kleinere Berichtigungen vor, um diese Person der Vollkommenheit immer näher zu bringen.
Paramahansa Yogananda ist ein Beispiel für eine Person, die in ihrer Ausgestaltung dessen, was sie von sich selbst dachte, der Vollkommenheit ziemlich nahekam. Er hatte eine sehr klare Vorstellung von sich selbst und von seiner Beziehung zu mir, und er nutzte sein Leben, um das »auszugestalten«. Er wollte seine Vorstellung von sich selbst in seiner eigenen Wirklichkeit erfahren; sich selbst so auf der Ebene der Erfahrung kennenlernen.
Babe Ruth (ein berühmter Baseballspieler) tat dasselbe. Er hatte eine sehr klare Vorstellung von sich selbst und von seiner Beziehung zu mir und nutzte sein Leben, um das auszugestalten; um sich selbst in eigener Erfahrung kennenzulernen. Nicht viele Menschen leben auf diesem Niveau. Zugegeben, der Meister und Babe hatten jeweils völlig verschiedene Vor-Stellungen von sich selbst, doch beide lebten sie auf großartige Weise aus.
Beide hatten auch ganz gewiß eine unterschiedliche Vorstellung von mir und handelten auf unterschiedlichen Bewußtseinsebenen in bezug auf wer ich bin und worin ihre wahre Beziehung zu mir bestand. Diese Bewußtseinsebenen spiegelten sich in ihren Gedanken, Worten und Taten wider. Der eine befand sich den Großteil seines Lebens an einem Ort des Friedens und der Heiterkeit und brachte anderen tiefen Frieden und Heiterkeit. Der andere befand sich an einem Ort der Angst, des Aufruhrs und der gelegentlichen Wut (vor allem, wenn er nicht seinen Willen durchsetzen konnte) und brachte Aufruhr in das Leben der Menschen in seinem Umfeld.
Beide hatten jedoch ein gutes Herz - Babe war eine überaus sanfte Seele -, und der Unterschied zwischen den beiden ist der, daß der eine sich praktisch keine materiellen Reichtümer erwarb und nie mehr wollte, als was er bekam, während der andere »alles hatte« und nie bekam, was er wirklich wollte.
Wenn das das Ende von George Herman Ruth gewesen wäre, würde uns das wohl alle ein bißchen traurig machen, aber die Seele, die sich als Babe Ruth inkarnierte, ist weit davon entfernt, den Evolution genannten Prozeß beendet zu haben. Sie hatte die Gelegenheit, sich die Erfahrungen, die sie für sich selbst wie auch für andere produzierte, vor Augen zu führen, und kann nun entscheiden, was sie in ihrem Bestreben, sich in immer großartigeren Versionen wiederzuerschaffen, erfahren möchte.
Wir beenden hier unsere Geschichte von diesen beiden Seelen, denn beide haben bereits entschieden, was sie als nächstes erfahren möchten - das heißt, beide sind nun dabei, diese Erfahrungen zu machen.
Du meinst, beide haben sich bereits in anderen Körpern rein-karniert ?
Es wäre ein Irrtum anzunehmen, daß die Reinkarnation - die Rückkehr in einen anderen physischen Körper - ihre einzige Option gewesen wäre.
Was sind die anderen Optionen ?
In Wahrheit alles, was immer sie sein wollen. Ich habe bereits erklärt, was sich nach eurem sogenannten Tod ereignet.
Manche Seelen haben das Gefühl, daß da sehr viel mehr ist, das sie gerne wissen würden, und finden sich in einer »Schule« wieder, wo sie von anderen Seelen - »alten Seelen«, wie ihr sie nennen würdet - unterrichtet werden. Und was lehren sie sie ? Daß sie nichts zu lernen haben. Daß sie nie etwas zu lernen hatten. Daß sie nichts weiter zu tun brauchten, als sich zu erinnern. Daran zu erinnern, wer und was sie wirklich sind.
Sie lernen, daß sie sich die Erfahrung, wer sie sind, durch das Ausagieren erwerben, dadurch, daß sie es sind. Sie werden daran erinnert, indem man es ihnen auf sanfte Weise zeigt. Andere Seelen haben sich schon daran erinnert, wenn sie im »Jenseits« anlangen, oder erinnern sich gleich darauf. (Ich bediene mich nun eurer Umgangssprache, damit die Worte dem Verständnis nicht im Wege stehen.) Diese Seelen streben dann vielleicht nach der sofortigen Freude, sich selbst als das zu erfahren, was immer sie sein wollen. Sie suchen sich einen der Millionen, Abermillionen Aspekte von mir aus und treffen die Wahl, diesen gleich hier und jetzt zu erfahren. Manche entscheiden sich hierbei für die Rückkehr in eine physische Gestalt.
In irgendeine physische Gestalt ?
In welche auch immer.
Dann stimmt es also, daß Seelen als Tiere zurückkommen können - daß Gott eine Kuh sein kann ? Und daß Kühe tatsächlich heilig sind ? Ach du heilige Kuh !
Ahem.
Entschuldigung.
Du hattest ein ganzes Leben, um Witze zu machen. Und wenn man sich dein Leben so anschaut, hast du ja auch eine ganz nette Komödie daraus gemacht.
Boing. Das war ein Treffer. Der hätte einen Trommelwirbel verdient.
Danke. Danke.
Aber nun mal im Ernst... Die Antwort auf deine eigentliche Frage, ob eine Seele als Tier zurückkehren kann, lautet: Ja, natürlich.
Die wirkliche Frage ist die: Will sie es ? Und darauf lautet die Antwort: Wahrscheinlich nicht.
Haben Tiere Seelen ?
Wer je in die Augen eines Tieres geblickt hat, weiß die Antwort darauf.
Wie weiß ich dann, daß es nicht meine Großmutter ist, die als meine Katze zurückgekommen ist ?
Wir sprechen hier über den Prozeß der Evolution. Selbstschöpfung und Evolution. Und die Evolution entwickelt sich in eine Richtung. In die nach oben. Immer nur nach oben. Es ist das größte Verlangen der Seele, immer höhere und höhere Aspekte ihrer selbst zu erfahren. Und deshalb ist sie bestrebt, auf der evolutionären Leiter nach oben und nicht nach unten zu klettern, bis sie das erfährt, was Nirwana genannt wurde - das totale Einssein mit dem Allem. Das heißt mit mir.
Aber warum gibt sich die Seele, wenn es ihr größter Wunsch ist, sich auf immer höheren Ebenen zu erfahren, überhaupt damit ab, noch mal als menschliches Wesen zurückzukehren ? Das ist doch ganz gewiß kein Schritt »nach oben«.
Wenn die Seele zu einer menschlichen Gestalt zurückkehrt, dann immer um der zusätzlichen Erfahrung und somit der Weiterentwicklung willen. Bei den Menschen lassen sich viele Evolutionsebenen beobachten. Man kann in viele menschliche Leben - viele Hunderte von Leben - zurückkehren und sich ständig weiterentwickeln. Doch diese aufsteigende Bewegung, der größte Wunsch der Seele, wird nicht durch die Rückkehr zu einer niedrigeren Lebensform erreicht. Und deshalb findet sie nicht statt. Nicht, bis die Seele die endgültige Wiedervereinigung mit Alles-was-Ist erreicht hat.
Das muß bedeuten, daß jeden Tag »neue Seelen« in das System eintreten und eine niedrigere Lebensform annehmen.
Nein. Alle je erschaffenen Seelen wurden auf einmal erschaffen. Wir sind alle hier im Jetzt. Aber wie ich schon erklärte, hat eine Seele (ein Teil von mir), wenn sie zur letzten Verwirklichung gelangt, die Möglichkeit, »von vorne anzufangen«, buchstäblich »alles zu vergessen« und sich wieder einmal neu zu erschaffen. Auf diese Weise fährt Gott fort, sich selbst wiederzuerfahren.
Die Seelen können sich auch dazu entscheiden, sich in einer bestimmten Lebensform auf einer bestimmten Ebene zu »recyceln«, sooft sie wollen.
Ohne die Reinkarnation - ohne die Möglichkeit der Rückkehr zu einer physischen Form - würde die Seele alles, was sie erreichen möchte, in einem einzigen Leben erreichen müssen, innerhalb einer Zeitspanne, die milliardenmal kürzer ist als ein einziger Augenblick auf der kosmischen Uhr. Ja natürlich, Reinkarnation ist eine Tatsache. Es gibt sie wirklich, sie ist sinnvoll und sie ist eine perfekte Angelegenheit.
Okay, aber da ist noch eine Sache, die mich verwirrt. Du sagtest, so etwas wie Zeit gibt es nicht; alle Dinge ereignen sich in diesem Moment. Ist das richtig ?
So ist es.
Und dann ließest du durchblicken - und in Band 2 bist du ausführlich darauf eingegangen -, daß wir »die ganze Zeit« auf verschiedenen Ebenen oder an verschiedenen Punkten im Raum-Zeit-Kontinuum existieren.
Das stmmt.
Okay, aber jetzt wird die Sache verrückt. Wenn eines meiner »Ichs« im Raum-Zeit-Kontinuum »stirbt« und dann als eine andere Person hierher zurückkehlt... dann... dann, wer bin ich dann ? Dann müßte ich als zwei Menschen zugleich existieren. Und wenn ich das bis in alle Ewigkeit mache, was ich auch tue, wie du sagst, dann bin ich hundert Menschen zugleich ! Tausend. Eine Million. Eine Million Versionen von einer Million Menschen an einer Million Punkte im Raum-Zeit-Kontinuum.
Ja.
Das verstehe ich nicht. Das übersteigt mein Fassungsvermögen.
Im Grunde hast du das gut gemacht. Das ist eine sehr fortschrittliche Konzeption, und du hast sie ziemlich gut vorgetragen.
Aber... aber... wenn das stimmt, dann muß es so sein, daß sich mein »Selbst« - der Teil von »mir«, der unsterblich ist - in milliardenfach unterschiedlicher Weise in milliardenfach verschiedenen Formen an milliardenfach verschiedenen Punkten auf dem kosmischen Rad im ewigen Moment des Jetzt entwickelt.
Auch das ist richtig. Das ist genau das, was ich tue.
Nein, nein. Ich sagte, das ist das, was demnach ich tue.
Ganz richtig. Genau das sagte ich eben.
Nein, nein, ich sagte...
Ich weiss, was du sagtest. Du sagtest gerade das, was ich sagte, was du gesagt hast. Die Konfusion kommt dadurch zustande, daß du immer noch denkst, daß es hier mehr als einen von uns gibt.
Gibt es nicht ?
Es gab nie mehr als einen von uns. Nie. Findest du das erst jetzt heraus ?
Du meinst, ich spreche hier nur mit mir selbst ?
So ähnlich.
Du meinst, du bist nicht Gott ?
Das habe ich nicht gesagt.
Du meinst, du bist Gott ?
Das sagte ich.
Aber wenn du Gott bist und du ich bist und ich du bin -dann... bin ich Gott !
Du bist Gott, ja. Das ist richtig. Du hast es voll erfaßt.
Aber ich bin nicht nur Gott - ich bin auch alle anderen.
Ja.
Aber - bedeutet das, daß außer mir nichts und niemand existiert ?
Habe ich nicht gesagt, daß ich und mein Vater eins sind ?
Ja, aber...
Und habe ich nicht gesagt, wir alle sind eins ?
Ja. Aber ich wußte nicht, daß du das wörtlich meinst. Ich dachte, du meinst es metaphorisch. Ich hielt das mehr für eine philosophische Aussage, nicht für eine Tatsache.
Es ist eine Tatsache. Wir sind alle eins. Das ist gemeint mit: »Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.« Verstehst du das jetzt ?
Ja.
Ah, endlich. Hat lange gedauert.
Aber - du wirst mir verzeihen, wenn ich da widerspreche, aber... wenn ich mit einem anderen Menschen zusammen bin - mit meiner Frau zum Beispiel oder mit meinen Kindern -, fühle ich mich als etwas von ihnen Getrenntes-, habe ich das Gefühl, daß sie anders sind als »ich«.
Bewusstsein ist eine wunderbare Sache. Es läßt sich in tausend Stücke spalten. In eine Million. In eine Million mal eine Million.
Ich habe mich selbst in eine unendliche Zahl von »Stücken« gespalten - so daß jedes »Stück« von mir auf sich selbst zurückblicken und das Wunder dessen, wer und was ich bin, schauen kann.
Aber warum muß ich diese Phase des Vergessens durchmachen - und die Phase des Unglaubens ? Ich glaube immer noch nicht ganz. Ich hänge immer noch im Vergessen herum.
Geh nicht so hart mit deinem Selbst ins Gericht. Das ist Bestandteil des Prozesses. Es ist in Ordnung, daß es so passiert.
Warum erzählst du mir das jetzt alles ?
Weil du anfingst, keinen Spaß mehr zu haben. Das Leben war dir allmählich keine Freude mehr. Du fingst an, dich so sehr im Prozeß zu verfangen, daß du vergessen hast, daß es nur ein Prozeß ist.
Und deshalb hast du mich angerufen. Du batest mich, zu dir zu kommen, dir zu helfen, zu verstehen, dir die göttliche Wahrheit zu zeigen, dir das größte Geheimnis zu enthüllen. Das Geheimnis, das du vor dir selbst gehütet hast. Das Geheimnis, wer du bist.
Das habe ich nun getan. Du wurdest nun wieder dahin gebracht, dich zu erinnern. Wird es eine Rolle spielen ? Wird es an deinem morgigen Verhalten etwas ändern ? Wird es bewirken, daß du die Dinge heute abend anders siehst ? Wirst du nun die Verletzungen der Verwundeten heilen, die Ängste der Ängstlichen ausräumen, den Bedürfnissen der Verarmten Rechnung tragen, die Herrlichkeit des Erreichten feiern und in allem die Vision von mir erblicken ? Wird diese neuerliche Erinnerung an die Wahrheit dein Leben ändern und dir erlauben, das Leben anderer zu verändern ? Oder wirst du zum Vergessen zurückkehren ? Zurückfallen in Selbstsucht, wieder die Enge der Vorstellung aufsuchen, die du vor diesem Erwachen von dir selbst hattest, und wieder in ihr wohnen ? Wie wirst du dich entscheiden ?
Kapitel 8
Das Leben geht immer und ewig weiter, nicht wahr ?
Das ist absolut sicher.
Es hat kein Ende.
Kein Ende.
Reinkarnation ist eine Tatsache.
Das ist sie. Du kannst zur sterblichen Form zurückkehren -also zu einer physischen Form, die »sterben« kann - wann immer und wie immer du es wünschst.
Entscheiden wir, wann wir zurückkommen wollen ?
Das »Ob« und »Wann« - ja.
Entscheiden wir auch, wann wir gehen wollen ? Entscheiden wir auch, wann wir sterben wollen ?
Keiner Seele wird eine Erfahrung gegen ihren Willen aufgezwungen. Das ist gar nicht möglich, da die Seele ja jede ihrer Erfahrungen erschafft.
Der Seele mangelt es an nichts. Die Seele hat alles. Alle Weisheit, alles Wissen, alle Macht, alle Herrlichkeit. Die Seele ist der Teil von dir, der niemals schläft; niemals vergißt. Wünscht sich die Seele, daß der Körper stirbt ? Nein. Die Seele wünscht sich, daß du niemals stirbst. Doch die Seele wird den Körper verlassen - ihre körperliche Form ändern und das meiste von ihrem materiellen Körper zurücklassen -, wenn sie keinen Sinn mehr darin sieht, in ihm zu verbleiben.
Wenn die Seele sich wünscht, daß wir niemals sterben, warum sterben wir dann ?
Ihr sterbt nicht. Ihr ändert nur die Form.
Wenn sich die Seele wünscht, daß wir das niemals tun, warum tun wir es dann ?
Das ist nicht der Wunsch der Seele !
Du bist ein »Formwandler« ! Wenn das Verbleiben in einer bestimmten Form nicht mehr nützlich ist, ändert die Seele sie -willentlich, freiwillig, freudig - und setzt ihren Weg auf dem kosmischen Rad fort.
Freudig ?
Mit grosser Freude.
Keine Seele stirbt voller Bedauern ?
Keine Seele stirbt - jemals.
Ich meine, keine Seele empfindet Bedauern darüber, daß sich ihre gegenwärtige Form verändert, daß diese Form »stirbt« ?
Der Körper »stirbt« nie, sondern ändert mit der Seele nur die Form. Doch ich verstehe, was du meinst, und werde mich nun deshalb deines Vokabulars bedienen.
Wenn du klar weißt, was du dir in eurem sogenannten Leben nach dem Tod erschaffen möchtest, oder wenn du ein klares Glaubenssystem hast, das die Erfahrung der Wiedervereinigung mit Gott unterstützt, dann empfindet die Seele nie Bedauern über das, was ihr den Tod nennt. Der Tod ist in diesem Fall ein herrlicher Augenblick; eine wunderbare Erfahrung. Nun kann die Seele zu ihrer natürlichen Form zurückkehren, zu ihrem normalen Zustand. Da ist eine unglaubliche Leichtigkeit, ein Gefühl von totaler Freiheit, von Grenzenlosigkeit. Und die Bewußtheit von Einssein, das glückselig macht und zugleich sublim ist. Es ist der Seele nicht möglich, einen solchen Wandel zu bedauern.
Du sagst also, daß der Tod eine beglückende Erfahrung ist ?
Für die Seele, die sich das wünscht, immer.
Gut, aber warum verläßt die Seele nicht ganz einfach den Körper, wenn sie so rasend gerne aus ihm raus will ? Warum hängt sie noch herum ?
Ich sagte nicht, daß die Seele »aus dem Körper raus will«, ich sagte, die Seele ist voller Freude, wenn sie draußen ist. Das sind zwei verschiedene Dinge.
Du kannst natürlich glücklich sein, das eine zu tun, und glücklich, dann das andere zu tun. Daß du glücklich bist, wenn du das zweite tust, bedeutet nicht, daß du unglücklich bist, wenn du das erste tust.
Die Seele ist in ihrer Verbindung mit dem Körper nicht traurig. Ganz im Gegenteil, es freut sie, du in deiner gegenwärtigen Form zu sein. Das schließt die Möglichkeit nicht aus, daß sie das Losgelöstsein vom Körper gleichermaßen freut.
Offensichtlich verstehe ich vieles am Tod nicht.
Ja, denn du denkst nicht gerne über ihn nach. Doch du mußt in jedem bewußten Augenblick des Lebens sofort auch den Tod und Verlust ins Auge fassen, oder du hast das Leben überhaupt nicht wahrgenommen, kennst nur die Hälfte davon. Jeder Augenblick endet in dem Moment, in dem er beginnt. Wenn du das nicht siehst, erkennst du nicht das Besondere an ihm und bezeichnest ihn als gewöhnlich. Jede Interaktion »beginnt« in dem Moment zu »enden«, in dem sie »anfängt zu beginnen«. Nur wenn du darüber nachgedacht und es wirklich verstanden hast, erschließt sich dir der ganze Schatz eines jeden Augenblicks - und des Lebens selbst.
Das Leben kann sich dir nicht geben, wenn du den Tod nicht verstehst. Du mußt mehr tun, als ihn nur verstehen. Du mußt ihn lieben, so wie du das Leben liebst. Du würdest eine sehr viel bessere und intensivere Zeit mit jeder Person verbringen, wenn du dächtest, daß du das letzte Mal mit ihr beisammen bist. Die Intensität deiner Erfahrung von jedem Augenblick würde sich über die Maßen steigern, wenn du dächtest, dies wäre der letzte solche Augenblick. Deine Weigerung, über deinen Tod nachzudenken, führt zur Weigerung, über dein Leben nachzudenken. Du erkennst den Augenblick nicht als das, was er ist. Du verpaßt ihn und alles, was er für dich bereithält. Du schaust an ihm vorbei anstatt durch ihn hindurch. Wenn du tief in etwas hineinblickst, siehst du durch es hindurch. Wenn du intensiv über etwas nachsinnst, durchschaust du es. Dann gibt es keine Illusion mehr, denn du siehst das Ding so, wie es wirklich ist. Nur dann kannst du dich wirklich daran erfreuen. Dann kannst du sogar die Illusion genießen. Denn du erkennst sie als Illusion, und das ist schon der halbe Genuß ! Nur die Tatsache, daß du sie für Wirklichkeit hältst, verursacht den Schmerz.
Was du als nicht real erkennst, ist niemals schmerzvoll. Laß mich das wiederholen:
Was du als nicht real erkennst, ist niemals schmerzvoll. Es ist wie ein Film, ein Drama, das auf der Bühne deines Geistes spielt. Du erschaffst die Situation und die Charaktere. Du schreibst den Text.
Nichts ist schmerzvoll in dem Moment, in dem du begreifst, daß nichts real ist. Das gilt für den Tod wie für das Leben. Wenn du verstehst, daß auch der Tod eine Illusion ist, dann kannst du sagen: »Tod, wo ist dein Stachel?« Du kannst dich sogar am Tod erfreuen] Du kannst dich sogar auch am Tod eines anderen erfreuen.
Kommt dir das merkwürdig vor ? Erscheint dir diese Aussage seltsam ? Nur dann, wenn du den Tod - und das Leben - nicht verstehst.
Der Tod ist nie ein Ende, sondern immer ein Anfang. Der Tod ist eine Tür, die sich öffnet, keine, die sich schließt. Wenn du verstehst, daß das Leben ewig ist, dann begreifst du, daß der Tod deine Illusion ist, die dich außerordentlich beunruhigt und ständig beschäftigt. Daher unterstützt sie dich in deinem Glauben, daß du dein Körper bist. Doch du bist nicht dein Körper, und deshalb ist seine Zerstörung für dich nicht von Belang.
Der Tod sollte dich lehren, daß das Leben die Wirklichkeit ist. Und das Leben lehrt dich, daß nicht der Tod, sondern die Vergänglichkeit unausweichlich ist. Vergänglichkeit ist die einzige Wahrheit. Nichts ist von Dauer. Alles verändert sich. In jedem Moment. In jedem Augenblick. Wäre etwas unvergänglich, könnte es nicht sein. Denn schon die Vorstellung von Unvergänglichkeit hängt, wenn sie Bedeutung haben soll, von der Vergänglichkeit ab. Von daher ist sogar die Unvergänglichkeit vergänglich. Betrachte das in aller Tiefe. Denke über diese Wahrheit nach. Begreife sie, und du begreifst Gott.
Das ist der Dharma, und das ist der Buddha. Das ist der Buddha Dharma. Das ist die Lehre und der Lehrer. Das ist die Lektion und der Meister. Das ist der Gegenstand und der Betrachter in einem.
Sie waren nie etwas anderes als eins. Du bist es, der sie entwickelt hat, damit sich das Leben vor dir entrollen kann. Doch zerfalle nicht selber, während du zuschaust, wie sich das Leben vor dir entrollt. Halt dein Selbst zusammen ! Durchschaue die Illusion ! Erfreue dich an ihr ! Aber werde nicht zu ihr !
Du bist nicht die Illusion, du bist ihr Schöpfer. Du bist in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt. Also mach dir deine Illusion vom Tod zunutze. Nutze sie. Laß zu, daß sie der Schlüssel ist, der dir mehr vom Leben erschließt.
Siehst du die Blüte als sterbend an, dann wirst du sie mit Trauer betrachten. Doch siehst du die Blüte als Teil des ganzen Baums, der sich verändert und bald Früchte tragen wird, dann siehst du die wahre Schönheit der Blüte. Wenn du verstehst, daß das Aufblühen und Abfallen der Blüte ein Zeichen dafür ist, daß der Baum bereit ist, Früchte zu tragen, dann verstehst du das Leben.
Schau dir das sorgfältig an und du wirst sehen, daß das Leben seine eigene Metapher ist.
Denk immer daran, daß du nicht die Blüte und auch nicht die Frucht bist. Du bist der Baum. Und deine Wurzeln ruhen tief in mir. Ich bin der Boden, dem du entsprungen bist, und deine Blüten und deine Frucht werden zu mir zurückkehren und mehr fruchtbaren Boden schaffen. So bringt Leben Leben hervor und kann keinen Tod kennen, niemals.
Das ist schön. Wunderschön. Ich danke dir.
Ich möchte nun über etwas sprechen, das mich beunruhigt. Ich möchte über Selbstmord reden. Warum ist dies mit einem solchen Tabu belegt ?
Ja, warum ?
Du meinst, es ist kein Unrecht, wenn man sich selbst tötet ?
Diese Frage kann nicht zu deiner Zufriedenheit beantwortet werden, weil sie zwei falsche Grundgedanken enthält; sie gründet sich auf zwei irrige Annahmen, sie enthält zwei Irrtümer.
Die erste irrige Annahme ist die, daß es so etwas wie »richtig« und »falsch« gibt. Die zweite die, daß das Töten möglich ist. Die Frage löst sich also auf, sobald sie auseinandergenommen wird.
»Richtig« und »falsch« sind philosophische Polaritäten in einem menschlichen Wertesystem, die mit der endgültigen Wirklichkeit nichts zu tun haben - ein Punkt, den ich im Verlauf dieses Gesprächs schon häufiger ausgeführt habe. Sie sind weiterhin noch nicht einmal beständige Konstanten innerhalb eures eigenen Systems, sondern Werte, die sich von Zeit zu Zeit ändern.
Ihr selbst nehmt diese Veränderungen vor, ändert eure Meinung über diese Werte, wie es euch paßt (was ihr als sich entwickelnde Wesen auch tun sollt), beharrt aber ständig darauf, daß ihr das gar nicht getan habt und daß es unveränderliche Werte sind, die den Kern eures gesellschaftlichen Zusammenhalts bilden. Somit habt ihr eure Gesellschaft auf einem Paradoxon aufgebaut. Ihr ändert eure Wertvorstellungen, behauptet aber dabei, daß es eure unveränderlichen Werte sind, die ihr... na ja, wertschätzt !
Die Probleme, die sich aus diesem Paradoxon ergeben, werden nicht gelöst, indem ihr kaltes Wasser auf den Sand schüttet, um daraus Zement zu machen, sondern ihr müßt die Veränderungen und Verformungen feiern. Feiert die Schönheit des Sandes, solange er noch die Form eurer Burg bewahrt, aber feiert auch die neue Form und Gestalt, die er annimmt, wenn die Flut hereinbricht.
Feiert die Veränderungen und Verlagerungen des Sandes, wenn er neue Hügel bildet, die ihr erklettern und auf deren Gipfel ihr - mit ebendiesem Sand - eure neuen Burgen errichten werdet. Doch versteht, daß diese Hügel und Burgen Denkmäler der Veränderlichkeit, nicht der Unveränderlichkeit sind. Preist, was ihr heute seid, und verdammt weder, was ihr gestern wart, noch schließt aus, was ihr morgen werden könntet.
Begreift, daß »richtig« und »falsch« Produkte eurer Phantasie sind und daß »okay« und »nicht okay« nur eure neuesten Vorlieben und Einbildungen ausdrücken. Was zum Beispiel den Selbstmord angeht, so hat die Mehrheit der Leute auf eurem Planeten gegenwärtig die Vorstellung, daß er »nicht okay« ist. Und ähnlich bestehen viele von euch noch immer darauf, daß es auch nicht okay ist, einer anderen Person beizustehen, die ihrem Leben ein Ende setzen möchte.
In beiden Fällen sagt ihr, daß es »ungesetzlich« sein soll. Zu diesem Schluß seid ihr vermutlich gelangt, weil das Beenden des Lebens relativ rasch erfolgt. Handlungen, die dem Leben über eine etwas längere Zeit hinweg ein Ende setzen, sind nicht ungesetzlich, obgleich sie zum selben Resultat führen.
Wenn sich ein Mensch in eurer Gesellschaft mit dem Revolver umbringt, verlieren seine Familienangehörigen den Anspruch auf die Auszahlung von Versicherungssummen. Wenn dieser Mensch dasselbe mittels Zigaretten tut, gibt es keine Probleme. Wenn ein Arzt einem Menschen Sterbehilfe leistet, wird das Totschlag genannt, während die Sterbehilfe, die die Tabakindustrie leistet, als Handel bezeichnet wird. Diese Angelegenheit scheint ihr nur an der Frage der Zeit zu bemessen. Die Legalität der Selbstzerstörung - ihr »Recht« oder »Unrecht« - scheint viel damit zu tun zu haben, wie schnell die Tat ausgeführt wird. Je schneller der Tod, desto größer das Unrecht. Je langsamer der Tod, desto mehr wird es als »okay« erachtet.
Interessanterweise würde eine wirklich menschliche Gesellschaft zum entgegengesetzten Schluß gelangen. Nach allem, was ihr als »menschlich« bezeichnen würdet, sollte man doch meinen: Je kürzer der Tod, desto besser. Doch eure Gesellschaft ist bestrebt, die zu bestrafen, die menschlich handeln wollen, und die zu belohnen, die das Irrsinnige tun. Der Gedanke ist irrsinnig, daß Gott endloses Leiden verlangt und daß ein rasches menschliches Beenden des Leidens »Unrecht« ist.
»Bestraft die Menschlichen, belohnt die Irrsinnigen.« -Das ist ein Motto, dem sich nur eine Gesellschaft von Wesen mit begrenztem Verständnisvermögen verschreiben kann. Also vergiftet ihr eure Körper durch das Inhalieren von krebsfördernden Stoffen, durch das Essen von mit Chemikalien behandelten Nahrungsmitteln und durch das Einatmen von Luft, die ihr ständig verschmutzt. Ihr vergiftet eure Körper ständig auf hundert verschiedene Arten, und ihr tut das im Wissen, daß diese Substanzen euch schädigen. Aber weil es länger dauert, bis sie euch umbringen, begeht ihr ungestraft Selbstmord.
Wenn ihr euch mit etwas vergiftet, das schneller wirkt, verstoßt ihr gegen das moralische Gesetz. Aber ich sage dir: Dich selbst rasch zu töten ist nicht unmoralischer, als dich auf langsame Weise umzubringen.
Also wird eine Person, die ihrem Leben ein Ende setzt, nicht von Gott bestraft ?
Ich bestrafe nicht. Ich liebe.
Was ist mit der Behauptung, daß die, die glauben, durch den Selbstmord ihrer mißlichen Lage zu »entkommen« oder ihrem Zustand ein Ende zu machen, sich im Leben nach dem Tod mit derselben Lage oder demselben Zustand konfrontiert sehen und somit gar nichts entkommen sind oder nichts beendet haben ?
Eure Erfahrung im sogenannten Leben nach dem Tod ist eine Widerspiegelung eures Bewußtseinszustands zum Zeitpunkt eures Eintritts darin. Doch ihr seid ein Wesen mit freiem Willen und könnt eure Erfahrung ändern, wann immer ihr euch dazu entscheidet.
Also sind geliebte Personen, die ihrem physischen Leben ein Ende gesetzt haben, okay ?
Ja. Sehr okay.
Es gibt ein wunderbares Buch zu diesem Thema, Stephen lebt von Anne Puryear. Es handelt von ihrem Sohn, der sich als Teenager umbrachte. Viele Menschen fanden es sehr hilfreich.
Anne Puryear ist eine wunderbare Botin. Und ihr Sohn auch.
Du kannst also dieses Buch empfehlen ?
Es ist ein wichtiges Buch. Es sagt mehr zu diesem Thema, als wir hier sagen.
Wer aufgrund der Erfahrung mit einer geliebten Person, die Selbstmord begangen hat, tiefe Verletzungen davongetragen oder noch ungelöste Probleme hat, wird sich durch dieses Buch der Heilung öffnen können.
Es ist traurig, daß wir überhaupt solche tiefen Verletzungen oder Probleme damit haben, aber vieles davon ist meiner Meinung nach die Folge dessen, was uns die Gesellschaft im Zusammenhang mit dem Selbstmord »aufgebürdet« hat.
Ihr seht in eurer Gesellschaft oft nicht die Widersprüche, die mit euren eigenen moralischen Konstruktionen verbunden sind. Einerseits tut ihr bewußt Dinge, die euch langsam, aber sicher umbringen, andererseits haltet ihr es für moralisch verwerflich, euch schnell umzubringen. - Dies ist einer der augenfälligsten Widersprüche im Rahmen der menschlichen Erfahrung.
Und doch sind sie so offensichtlich, wenn du sie erklärst. Warum können wir das nicht selbst erkennen ?
Weil ihr, wenn ihr euch diese Wahrheiten vor Augen führen würdet, etwas unternehmen müßtet. Und das wollt ihr nicht.
Also habt ihr keine andere Wahl, als direkt auf etwas zu starren und es nicht zu sehen.
Aber warum wollen wir in bezug auf diese Wahrheiten nichts unternehmen ?
Weil ihr glaubt, daß ihr dann euren Vergnügungen ein Ende setzen müßtet. Und das ist etwas, wonach ihr kein Verlangen habt. Die meisten Dinge, die zu eurem langsamen Tod führen, machen euch Vergnügen. Und die meisten Dinge, die euch Vergnügen bereiten, sind Dinge, die den Körper befriedigen. Und das ist es auch, was eure Gesellschaft als primitiv kennzeichnet. Euer Leben kreist weitgehend um die Suche nach und Erfahrung von Körperfreuden.
Natürlich streben alle Wesen überall nach der Erfahrung von Vergnügen. Daran ist nichts Primitives. Das ist in der Tat die natürliche Ordnung der Dinge. Der Unterschied zwischen den jeweiligen Gesellschaften besteht darin, was sie als vergnüglich definieren. Eine Gesellschaft, die sich weitgehend um die Körperfreuden herum organisiert hat, agiert auf einer anderen Ebene als eine Gesellschaft, deren Aufbau um die Freuden der Seele kreist.
Das heißt nicht, daß eure Puritaner recht hatten und daß ihr euch alle Körperfreuden versagen solltet. Es heißt, daß in einer höher entwickelten Gesellschaft die Vergnügungen des physischen Körpers nicht den Großteil aller Freuden ausmachen. Sie sind nicht das Wichtigste.
Je höher entwickelt eine Gesellschaft oder ein Wesen ist, desto höher entwickelt sind auch ihre oder seine Vergnügungen.
Warte mal einen Moment ! Das klingt ja nach einem Werturteil. Ich dachte, du - Gott - fällst keine Werturteile.
Ist es ein Werturteil, wenn ich sage, daß der Mount Everest höher ist als der Mount McKinley ?
Ist es ein Werturteil, wenn ich sage, daß Tante Sarah älter ist als ihr Neffe Tommy ?
Sind das Werturteile oder Beobachtungen ?
Ich habe nicht gesagt, daß es »besser« ist, ein hochentwickeltes Bewußtsein zu haben. Das ist es in der Tat nicht. Nicht mehr, als es »besser« ist, in der vierten statt in der ersten Klasse zu sein. Ich beobachte nur einfach, was eine vierte Klasse ist.
Und wir sind auf diesem Planeten nicht in der vierten Klasse. Wir sind in der ersten. Ist es das ?
Mein Kind, ihr seid noch nicht einmal im Kindergarten. Ihr seid noch in der Vorstufe zum Kindergarten.
Wie soll ich das nicht als Beleidigung auffassen ? Warum kommt es mir so vor, als würdest du die menschliche Rasse abwerten ?
Weil ihr euer Ego vor allem dafür eingesetzt habt, etwas zu sein, was ihr nicht seid - und nicht zu sein, was ihr seid. Die meisten Menschen hören Beleidigungen, wo nur eine Beobachtung angestellt wurde - wenn das Beobachtete etwas ist, das sie sich nicht eingestehen wollen.
Aber solange ihr etwas nicht in den Griff bekommt, nicht begreift, könnt ihr es auch nicht loslassen. Und ihr könnt auch nicht etwas verleugnen, das ihr euch nie eingestanden, zu dem ihr euch nie bekannt habt.
Du kannst nicht verändern, was du nicht akzeptierst.
Genau. Erleuchtung beginnt mit der Akzeptanz, ohne das, was ist, zu verurteilen.
Das ist als das Eintreten in das Istsein bekannt. Im Istsein ist die Freiheit zu finden.
Der Sache, der du dich widersetzt, die bleibt bestehen. Was du dir anschaust, das verschwindet. Das heißt, es verliert seine illusionäre Form. Du siehst es als das, was es ist. Und was ist, kann immer verändert werden. Nur das, was nicht ist, kann nicht verändert werden. Deshalb begib dich in das Istsein, wenn du es verändern willst. Widersetze dich ihm nicht. Leugne es nicht.
Was du leugnest, das gibst du bekannt. Was du bekannt gibst, das erschaffst du.
Etwas leugnen heißt es wiedererschaffen, denn schon der Akt des Leugnens stellt es in den Raum.
Wenn du das akzeptierst, verschafft dir das die Kontrolle darüber. Was du leugnest, kannst du nicht kontrollieren, denn du hast behauptet, daß es nicht da ist. Deshalb hat das, was du leugnest, Kontrolle über dich.
Der größte Teil des Menschengeschlechts will nicht akzeptieren, daß ihr noch keine Kindergartenreife habt. Doch dieser Mangel an Akzeptanz ist genau das, was euch auf der Vorstufe zum Kindergarten verbleiben läßt.
Ihr habt so viel darin investiert, zu sein, was ihr nicht seid (hoch entwickelt), daß ihr nicht seid, was ihr seid (euch entwickelnd). Damit arbeitet ihr gegen euch selbst, bekämpft ihr euch selbst. Und deshalb entwickelt ihr euch sehr langsam.
Der schnelle Weg der Evolution beginnt mit dem Eingeständnis und Akzeptieren dessen, was ist, und nicht dessen, was nicht ist.
Und ich werde wissen, daß ich akzeptiert habe, »was ist«, wenn ich mich von seiner Beschreibung nicht länger beleidigt fühle.
Genau. Bist du beleidigt, wenn ich sage, daß du blaue Augen hast ?
Und so sage ich dir jetzt: Je höher entwickelt eine Gesellschaft oder ein Wesen ist, desto höher entwickelt sind ihre oder seine Vergnügen.
Eure Evolutionsebene läßt sich an dem, was ihr als Vergnügen bezeichnet, ablesen.
Hilf mir mit diesem Begriff »hoch entwickelt«. Was meinst du damit ?
Euer Seinswesen ist das Universum in mikrokosmischer Form. Du und dein ganzer physischer Körper setzen sich aus purer Energie zusammen, die sich um sieben Energiezentren oder »Chakras« versammelt. Studiere die Chakras und ihre Bedeutung. Darüber gibt es Hunderte von Büchern. Das ist Weisheit, die ich der Menschheit schon früher zuteil werden ließ. Was für deine unteren Chakras angenehm ist oder sie stimuliert, ist nicht dasselbe wie das, was deinen höheren Chakras Vergnügen bereitet.
Je höher hinauf du die Lebensenergie durch dein physisches Wesen kanalisierst, desto höher entwickelt wird dein Bewußtsein sein.
Hier haben wir es wieder. Das scheint für den Zölibat zu sprechen. Das scheint sich insgesamt gegen den Ausdruck von sexueller Leidenschaft zu wenden. Menschen mit sehr hoch entwickeltem Bewußtsein gehen in ihren Interaktionen mit anderen Menschen nicht von ihrem Wurzelchakra - dem ersten, untersten Chakra - aus.
Das ist wahr.
Aber ich dachte, du hättest im Verlauf dieses Gesprächs immer wieder gesagt, daß die menschliche Sexualität gefeiert und nicht unterdrückt werden soll.
Das ist richtig.
Kannst du mir helfen ? Wir scheinen es da mit einem Widerspruch zu tun zu haben.
Mein Sohn, die Welt ist voller Widersprüche. Wahrheit beinhaltet nicht unbedingt einen Mangel an Widersprüchen. Manchmal ist die größere Wahrheit im Innern des Widerspruchs zu finden. Wir haben hier eine göttliche Dichotomie.
Dann hilf mir, die Dichotomie zu verstehen. Denn mein Leben lang habe ich gehört, wie wünschenswert, ja was für ein Zeichen von »hoher Entwicklung« es sei, wenn man die »Kun-dalinienergie« aus dem Wurzelchakra »nach oben steigen läßt«. Das war die Hauptrechtfertigung der Mystiker für ihr Leben in sexloser Ekstase.
Mir ist klar, daß wir vom Thema Tod abgekommen sind; und ich entschuldige mich dafür, daß ich uns auf dieses völlig andere Gebiet zerre...
Wofür entschuldigst du dich ? Ein Gespräch nimmt die Wendung, die es nimmt. Das »Thema«, mit dem wir uns bei diesem ganzen Gespräch befassen, ist die Frage, was es bedeutet, voll und ganz menschlich zu sein, und worum es im Leben in diesem Universum geht. Das ist unser Thema, und das hier gehört dazu.
Wer etwas über den Tod wissen will, will etwas über das Leben wissen - ein Punkt, den ich schon früher klargestellt habe. Und wenn unser Austausch dazu führt, daß wir den Akt, der Leben erschafft und es auf großartige Weise feiert, mit einbeziehen, dann soll es so sein. Nun laß uns eines klarstellen. Es ist für ein hoch entwickeltes Wesen nicht erforderlich, daß es alle Ausdrucksformen von Sexualität zum Schweigen bringt und alle sexuelle Energie nach oben kanalisiert. Wenn das so wäre, gäbe es nirgendwo hochentwickelte Wesen, weil die Evolution zum Stillstand gekommen wäre.
Das ist ein ziemlich einleuchtendes Argument.
Ja. Und daher versteht keiner, der behauptet, daß die heiligsten aller Menschen nie Sex haben und dies ein Zeichen ihrer Heiligkeit ist, wie das Leben eigentlich funktionieren soll.
Um es ganz klar auszudrücken: Wenn du einen Maßstab haben willst, mit dem du beurteilen kannst, ob eine Sache für die Menschheit gut ist oder nicht, dann stell dir eine einfache Frage: Was würde passieren, wenn es alle täten ? Das ist ein leicht anwendbarer und sehr genauer Maßstab. Wenn alle eine bestimmte Sache machen würden, deren Folgen sich letztlich als positiv für die Menschheit erwiesen, dann ist diese hoch entwickelt. Wenn alle sie machten und es würde eine Katastrophe über die Menschheit bringen, dann ist sie nicht sehr hoch entwickelt und kaum zu empfehlen. Stimmst du mir da zu ?
Natürlich.
Dann hast du mir gerade darin beigepflichtet, daß kein wahrer Meister je behaupten wird, sexuelle Enthaltsamkeit sei der Weg zur Meisterschaft. Doch hat genau dieser Gedanke, daß sexuelle Enthaltsamkeit irgendwie der »höhere Weg« und der Ausdruck von Sexualität ein »niedrigeres Verlangen« ist, die sexuelle Erfahrung mit Scham besetzt und alle möglichen Schuldgefühle und Störungen verursacht.
Doch könnte man, wenn man sich aus Gründen der Fortpflanzung gegen die sexuelle Enthaltsamkeit ausspricht, nicht auch sagen, daß für den Sex keine Notwendigkeit mehr besteht, sobald er seine Funktion erfüllt hat ?
Man lässt sich nicht auf Sex ein, weil man sich darüber klar ist, daß man eine Verantwortung für die Fortpflanzung der Menschheit trägt. Man läßt sich auf Sex ein, weil es eine ganz natürliche Sache ist. Es steckt in den Genen. Ihr befolgt einen biologischen Befehl.
Genau ! Es ist ein genetisches Signal, das uns zum Überleben der Spezies drängt. Aber ist es nicht, wenn dieses Überleben gesichert ist, ein Zeichen für »höhere Entwicklung«, wenn man dann das Signal ignoriert ?
Du interpretierst das Signal falsch. Der biologische Befehl soll nicht das Überleben der Spezies garantieren, sondern euch das Einssein mit eurer wahren Wesensnatur erfahren lassen. Wenn das Einssein erreicht wird, wird neues Leben geschaffen, aber das ist nicht der Grund für das Streben nach dem Einssein.
Wenn die Fortpflanzung der einzige Grund für den Ausdruck von Sexualität wäre, dann müßtet ihr euch nicht länger in dieser Weise aufeinander einlassen. Ihr könnt die chemischen Elemente des Lebens auch in einer Petrischale miteinander verbinden.
Doch das würde die Grundbedürfnisse der Seele nicht befriedigen, die sehr viel mehr umfassen als die bloße Fortpflanzung und mit der Wiedererschaffung von wer und was ihr wirklich seid zu tun haben.
Der biologische Befehl besagt nicht, daß mehr Leben erschaffen, sondern daß mehr Leben erfahren werden soll - und daß das Leben als das erfahren werden soll, was es wirklich ist: eine Manifestation des Einsseins.
Deshalb wirst du die Leute nie davon abhalten, Sex zu haben, auch wenn sie schon lange keine Kinder mehr bekommen können.
Genau.
Doch manche sagen, daß man mit dem Sex aufhören sollte, wenn man keine Kinder mehr bekommen kann, und daß Paare, die hier weiterhin aktiv sind, nur niedrigen körperlichen Trieben nachgeben.
Ja.
Und daß dies nicht von einer »höheren Entwicklung« zeugt, sondern nur von einem animalischen Verhalten, der noblen Natur des Menschen unwürdig.
Das bringt uns zum Thema der Chakras oder Energiezentren zurück.
Ich sagte bereits: »Je höher hinauf du die Lebensenergie durch dein physisches Wesen kanalisierst, desto höher entwickelt wird dein Bewußtsein sein.«
Ja ! Und das scheint mir zu besagen: kein Sex.
Nein, das tut es nicht. Nicht, wenn du es verstehst. Laß mich auf deinen vorherigen Kommentar zurückkommen und etwas klarstellen: Sex zu haben ist weder unanständig noch unheilig. Ihr müßt euch individuell wie auch kollektiv diese Vorstellung aus dem Kopf schlagen.
An einer leidenschaftlichen, von Verlangen erfüllten sexuellen Erfahrung ist nichts Niedriges oder Unanständiges oder Unwürdiges (und schon gar nichts Unheiliges). Körperliche Triebe sind keine Manifestationen »animalischen Verhaltens«. Sie wurden in das System eingebaut - von mir. Wer, glaubst du, hat das so erschaffen ? Doch körperliche Triebe sind nur ein Bestandteil einer komplexen Mischung von all euren Reaktionen aufeinander. Denk daran, ihr seid ein dreiteiliges Wesen mit sieben Energiezentren. Wenn ihr gleichzeitig mit allen drei Teilen und allen sieben Chakras aufeinander reagiert, habt ihr die absolute Erfahrung, nach der ihr sucht - und für die ihr erschaffen worden seid !
Und an keiner dieser Energien ist irgend etwas Unheiliges -doch wenn ihr nur eine davon wählt, ist das »un-heil-ig«. Das heißt, ihr seid nicht heil, ihr seid nicht ganzheitlich ! Wenn ihr nicht ganzheitlich seid, seid ihr nicht ganz ihr selbst, seid ihr weniger als ihr selbst. Das ist mit »unheilig« gemeint.
Wow ! Ich kapiere. Ich kapiere es !
Die Warnung vor Sex für die, die sich für die »Erleuchtung« entscheiden, kam von mir nie als Warnung. Es war eine Einladung. Eine Einladung ist keine Warnung, doch ihr habt eine daraus gemacht.
Und die Einladung besagte, daß man nicht aufhören soll, Sex zu haben, aber aufhören soll, un-heil, nicht ganzheitlich zu sein.
Was auch immer ihr tut - ob ihr Sex habt oder frühstückt, zur Arbeit geht oder einen Strandspaziergang macht, seilhüpft oder ein gutes Buch lest -, was immer ihr tut, tut es als ganzheitliches Wesen; als das ganzheitliche Wesen, das ihr seid.
Wenn beim Sex nur euer unteres Chakra beteiligt ist, dann agiert ihr nur vom Wurzelchakra aus und verpaßt völlig den herrlichsten Teil der Erfahrung. Doch wenn ihr euch in Liebe mit einer anderen Person verbindet und dabei von allen sieben Energiezentren ausgeht, macht ihr eine absolute Erfahrung. Wie könnte das nicht heilig sein ?
Stimmt. Das kann ich mir gar nicht anders als heilig vorstellen.
Und so war die Einladung, die Lebensenergie durch euer physisches Wesen bis zum Scheitelchakra aufsteigen zu lassen, nie als Vorschlag oder Forderung gedacht, euch dabei vom untersten Chakra zu lösen.
Wenn du die Energie bis zu deinem Herzchakra oder sogar Scheitelchakra hinaufgeleitet hast, dann bedeutet das nicht, daß sie nicht auch zugleich in deinem Wurzelchakra sein kann. Tatsache ist: Wenn es nicht so ist, hast du dich abgeschnitten.
Wenn du die Lebensenergie zu den höheren Zentren hinaufgeleitet hast, kannst du dich dazu entscheiden oder auch nicht, mit einer anderen Person eine sexuelle Erfahrung einzugehen, wie ihr es nennen würdet. Aber wenn du dich dagegen entscheidest, dann nicht, weil du ansonsten gegen irgendein kosmisches Gesetz von Heiligkeit verstoßen würdest. Und es wird dich auch nicht irgendwie zu einem »höheren« Wesen machen. Und wenn du dich für eine sexuelle Begegnung entscheidest, wird dich das nicht bloß auf die Ebene des Wur-zelchakras »herunterbringen« - es sei denn, du trennst dich von den oberen Chakras ab.
Also hier die Einladung - keine Ermahnung, sondern eine Einladung: Hebt in jedem Augenblick eure Energie, eure Lebenskraft bis zur höchstmöglichen Ebene, und ihr werdet erhoben werden. Das hat nichts mit Sex zu tun. Es hat mit der Hebung eures Bewußtseins zu tun, ganz gleich, was ihr tut.
Ich kapiere ! Ich verstehe. Obwohl ich nicht weiß, wie ich mein Bewußtsein heben kann. Und ich glaube, ich weiß auch nicht, wie ich die Lebensenergie durch meine Chakras nach oben leiten kann. Und ich bin sicher, daß die meisten Menschen nicht mal wissen, was diese Energiezentren sind.
Wer ernsthaft mehr über die »Physiologie der Spiritualitätwissen will, kann ganz leicht an dieses Wissen gelangen. Ich habe diese Informationen in klarer Sprache schon früher übermittelt.
Du meinst, in anderen Büchern, durch andere Autoren.
Ja. Lies die Bücher von Deepak Chopra. Er ist gegenwärtig einer von denen auf eurem Planeten, die diese Dinge am klarsten formulieren. Er versteht das Mysterium der Spiritualität und deren Wissenschaft.
Und es gibt auch andere wunderbare Boten. Sie beschreiben in ihren Büchern nicht nur, wie man die Lebenskraft im Körper nach oben steigen läßt, sondern auch, wie ihr den physischen Körper verlassen könnt.
Das Lesen solcher Bücher wird euch daran erinnern, was für eine Freude es ist, den Körper loszulassen. Dann könnt ihr verstehen, wie es möglich ist, den Tod nie wieder zu fürchten. Ihr werdet die Dichotomie verstehen: die Freude, im Körper zu sein, und die Freude, vqn ihm befreit zu sein.
Kapitel 9
Das Leben muß so eine Art Schule sein. Ich kann mich entsinnen, daß ich jeden Herbst dem Schulbeginn mit Spannung entgegensah - und daß ich es am Ende des Schuljahres kaum erwarten konnte, da wieder rauszukommen.
Ganz genau ! Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. So ist es. Nur ist das Leben keine Schule.
Ja, ich erinnere mich. Du hast das alles in Band 1 erklärt. Bis dahin dachte ich, das Leben sei eine »Schule« und wir kämen hierher, um '»unsere Lektionen zu lernen«. Die damals gewonnene Einsicht, daß das eine falsche Lehre ist, half mir ungeheuer viel.
Das freut mich. Das ist es, was ich mit dieser Trilogie zu tun versuche - dir Klarheit bringen. Und jetzt ist dir klar, warum und wie die Seele nach dem »Tod« überaus glücklich sein kann, ohne unbedingt je dem »Leben« nachzutrauern.
Aber du hast vorhin eine wichtige Frage gestellt, und auf die sollten wir zurückkommen.
Welche ?
Du fragtest: »Wenn die Seele im Körper so unglücklich ist, warum verläßt sie ihn nicht einfach?«
Ah ja.
Nun, das tut sie. Und ich meine, nicht nur beim »Tod«. Doch verläßt sie ihn nicht, weil sie unglücklich ist, sondern weil sie sich regenerieren, erfrischen will.
Macht sie das oft ?
Jeden Tag.
Die Seele verläßt den Körper jeden Tag ? Wann ?
Wenn sich die Seele nach anderen, weitreichenden Erfahrungen sehnt. Das findet sie erfrischend.
Und sie verläßt einfach den Körper ?
Ja. Sie verlässt den Körper ständig. Dauernd. Während deines ganzen Lebens. Deshalb haben wir den Schlaf erfunden.
Die Seele verläßt den Körper, wenn er schläft ?
Natürlich. Genau das ist Schlaf.
Die Seele strebt im Verlauf deines Lebens immer wieder nach Erfrischung, nach einem Auftanken, wenn du so willst, damit sie weiter in diesem Träger, den ihr Körper nennt, herumtapsen kann.
Meinst du, das Wohnen in deinem Körper ist für deine Seele leicht ? Das ist es nicht ! Es mag einfach sein, aber leicht ist es nicht. Es ist das Schwierigste, was deine Seele je unternommen hat !
Die Seele, die eine dir unvorstellbare Leichtigkeit und Freiheit kennt, sehnt diesen Seinszustand wieder herbei, so wie ein Kind, das gerne zur Schule geht, die Sommerferien herbeisehnen kann. So wie sich ein Erwachsener, der gerne Leute um sich hat, sich auch nach dem Alleinsein sehnen kann. Die Seele trachtet nach einem wahren Seinszustand. Sie ist Leichtigkeit und Freiheit. Sie ist auch Friede und Freude. Sie ist auch Grenzenlosigkeit und Schmerzlosigkeit; vollkommene Weisheit und vollkommene Liebe.
Sie ist all diese Dinge und mehr. Doch während sie mit dem Körper zusammen ist, erfährt sie ausgesprochen wenig von all dem. Und deshalb hat sie eine Vereinbarung mit sich selbst getroffen. Sie bleibt im Körper, solange es nötig ist, um sich selbst als das, was sie nun wählt, zu erschaffen und zu erfahren - aber nur, wenn sie den Körper verlassen kann, wann immer sie das möchte !
Das macht sie täglich mittels der Erfahrung, die ihr Schlaf nennt.
»Schlaf« ist die Erfahrung der den Körper verlassenden Seele ?
Ja.
Ich dachte, wir schlafen ein, weil der Körper eine Erholungspause braucht.
Du irrst dich. Es verhält sich umgekehrt. Die Seele möchte die Erholungspause und bringt den Körper zum »Einschlafen«. Die Seele läßt den Körper buchstäblich fallen (manchmal da, wo er gerade steht), wenn sie die mit ihm verbundenen Begrenzungen, die Schwere und den Mangel an Freiheit satt hat. Sie verläßt den Körper einfach, wenn sie »auftanken« will; wenn sie all der Unwahrheiten, falschen Realität und eingebildeten Gefahren überdrüssig ist und wenn sie wieder einmal Bestätigung, Ruhe und geistige Wiedererweckung erfahren möchte. Wenn sich die Seele zum erstenmal mit einem Körper verbindet, findet sie diese Erfahrung außerordentlich schwierig. Es ist sehr ermüdend, vor allem für eine neu angekommene Seele. Deshalb schlafen Babys soviel.
Wenn sie ihren ersten Schock über ihre neuerliche Anbindung an einen Körper überwunden hat, erhöht sich allmählich ihre Toleranzschwelle. Sie bleibt mehr bei ihm. Gleichzeitig tritt der von euch Geist genannte Teil ins Vergessen ein - so wie es ja geplant war. Auch die Ausflüge der Seele aus dem Körper, die sie nun weniger häufig, aber doch täglich unternimmt, bringen den Geist nicht immer dazu, sich wieder zu erinnern.
Tatsächlich kann es vorkommen, daß die Seele in diesen Zeiten frei, aber der Geist verwirrt ist. Dann fragt sich die Wesenheit vielleicht: »Wo bin ich ? Was erschaffe ich hier?« Das kann zu wechselvollen, ja zu beängstigenden Reisen führen. Ihr nennt solche Trips »Alpträume«.
Manchmal geschieht auch das genaue Gegenteil. Die Seele gelangt zu einem Ort großartiger Erinnerung, wodurch der Geist neu erweckt wird. Das erfüllt ihn mit Frieden und Freude -und ihr spürt das nach der Rückkehr in eurem Körper. Ie mehr dein Gesamtwesen die Stärkung durch diese Auffrischungen erfährt - und je mehr es sich daran erinnert, was es tut und mit dem Körper zu tun versucht -, desto weniger entscheidet sich die Seele für ein Fernbleiben vom Körper, denn nun weiß sie, daß sie sich aus einem Grund und mit einer bestimmten Absicht mit dem Körper verbunden hat. Sie hat den Wunsch, hier voranzukommen und die Zeit, die ihr noch mit dem Körper verbleibt, bestmöglich zu nutzen. Eine Person, die über große Weisheit verfügt, braucht wenig Schlaf.
Meinst du damit, daß man den Entwicklungsstand einer Person an ihrem Schlafbedürfnis ablesen kann ?
Ja, das könnte man fast so sagen. Manchmal verläßt eine Seele den Körper aber auch um der bloßen Freude willen. Sie strebt dann vielleicht keine Erweckung des Geistes oder Regenerierung des Körpers an. Sie will möglicherweise nur die reine Ekstase der Erfahrung des Einsseins wiedererschaffen. Von daher kann man also nicht grundsätzlich sagen, daß eine Person um so weniger entwickelt ist, je mehr sie schläft.
Dennoch ist es kein Zufall, wenn Wesen, die sich mehr und mehr bewußt werden, was sie mit ihren Körpern machen - und daß sie nicht ihr Körper sind, sondern das, was sich ihrem Körper zugesellt hat -, willens und fähig werden, mehr und mehr Zeit mit ihrem Körper zu verbringen und so anscheinend weniger Schlaf brauchen.
Manche Wesen treffen sogar die Wahl, beides zugleich zu erfahren: das Vergessen, das die Verbindung mit dem Körper mit sich bringt, und das Einssein der Seele. Sie können einen Teil von sich so trainieren, daß er sich, während sie noch mit dem Körper zusammen sind, nicht mit dem Körper identifiziert und so die Ekstase des Wissens, wer sie wirklich sind, erleben, ohne dabei den menschlichen Wachzustand aufgeben zu müssen.
Wie können sie das ? Wie kann ich das machen ?
Es ist eine Frage des Gewahrseins, des Erreichens eines Zu-stands totaler Bewußtheit, wie ich schon früher sagte. Du kannst nicht durch Tun in diesen Zustand gelangen, du kannst nur total bewußt sein.
Wie ? Wie ? Es muß doch irgendwelche Hilfsmittel geben, die du mir nennen kannst.
Tägliche Meditation ist eines der besten Hilfsmittel, um diese Erfahrung zu erschaffen. Auf diesem Wege kannst du eine Lebensenergie in das höchste Chakra leiten... und sogar im Wachzustand deinen Körper verlassen. In der Meditation versetzt du dich in einen Zustand der Bereitschaft, totale Bewußtheit zu erfahren, während dein Körper wach ist. Diesen Zustand der Bereitschaft nennt man echte Wachheit. Du mußt nicht in Meditation sitzen, um das zu erfahren. Die Meditation ist ein gutes Hilfsmittel, ein Instrument. Aber du mußt dafür nicht sitzen und meditieren. Auch solltest du wissen, daß es noch andere Formen von Meditation gibt. Es gibt auch die Meditation beim Innehalten, beim Gehen, beim Tun, bei der sexuellen Aktivität. Das ist der Zustand der echten Wachheit. Wenn du in diesem Zustand innehältst, dann bleib einfach wie angewurzelt stehen, geh nicht weiter, hör auf zu tun, was du gerade tust, bleib für einen Moment ruhig und sei einfach da, wo du gerade bist. Du wirst genau zu dem, wo du gerade bist. Dieses Innehalten, und sei es auch nur für einen Moment, kann ein Segen sein. Schau dich langsam um, und du wirst Dinge wahrnehmen, die du im Vorübergehen nicht bemerkt hast. Den würzigen Geruch der Erde nach einem Regenschauer. Die Haarlocke über dem linken Ohr deiner Geliebten. Das wahrhaft gute Gefühl, ein Kind spielen zu sehen. Du brauchst deinen Körper nicht zu verlassen, um das zu erfahren. Das ist der Zustand der echten Wachheit. Wenn du in diesem Zustand gehst, atmest du in jede Blume, fliegst du mit jedem Vogel, fühlst du jedes Knirschen unter deinen Füßen. Du findest Schönheit und Weisheit. Denn Weisheit findet sich, wo immer Schönheit zur Form gelangt. Und Schönheit gelangt überall zur Form, gestaltet sich aus allem Stoff des Lebens. Du brauchst nicht danach zu suchen. Es kommt auf dich zu.
Und du brauchst deinen Körper nicht zu verlassen, um das zu erfahren. Das ist der Zustand echter Wachheit. Wenn du in diesem Zustand etwas tust, verwandelst du jede Aktivität in Meditation und somit in ein Geschenk, in eine Opfergabe - von dir an deine Seele und von deiner Seele an das Alles. Beim Geschirrspülen genießt du die Wärme des Wassers, das deine Hände umschmeichelt, und bestaunst das Wunder des Wassers und der Wärme. Bei der Arbeit am Computer siehst du die Worte in Reaktion auf die Befehle deiner Finger auf dem Bildschirm erscheinen und freust dich über die Kraft des Geistes und des Körpers, die deinem Willen gehorchen. Beim Kochen fühlst du die Liebe des Universums, die dir diese Nahrung gebracht hat, und du erwiderst dieses Geschenk und steckst die ganze Liebe deines Wesens in die Zubereitung dieses Mahls. Es spielt keine Rolle, wie ausgefallen oder einfach es ist. Suppe kann durch Liebe zur Köstlichkeit werden. Du brauchst nicht deinen Körper zu verlassen, um das zu erfahren. Das ist der Zustand echter Wachheit. Wenn du in diesem Zustand Sex hast, dann weißt du um die höchste Wahrheit von Wer-du-Bist. Das Herz deiner oder deines Geliebten wird dein Zuhause. Ihr oder sein Körper wird zu dem deinen. Deine Seele bildet sich nicht mehr ein, von irgend etwas getrennt zu sein.
Du brauchst nicht deinen Körper zu verlassen, um das zu erfahren. Das ist der Zustand echter Wachheit. Wenn du im Zustand der Bereitschaft bist, bist du in der Wachheit. Ein Lächeln kann dich dorthin bringen. Ein einfaches Lächeln. Laß einfach alles sein, halte inne für einen Moment und lächle. Über nichts. Nur weil es sich gut anfühlt. Nur weil dein Herz ein Geheimnis weiß. Und weil deine Seele weiß, was das für ein Geheimnis ist. Lächle darüber. Lächle viel. Es wird heilen, was immer dich quält. Du bittest mich um Hilfsmittel, und ich gebe sie dir.
Atme. Das ist ein weiteres Hilfsmittel. Mach lange und tiefe Atemzüge. Atme langsam und sanft. Atme das weiche süße Nichts des Lebens ein, so voller Energie, so voller Liebe. Es ist Gottes Liebe, die du ein- und ausatmest. Atme tief, und du kannst sie fühlen. Atme sehr, sehr tief, und die Liebe wird dich zum Weinen bringen. Aus Freude.
Denn du bist deinem Gott begegnet, und dein Gott hat dich zu deiner Seele geleitet.
Wer eine solche Erfahrung einmal gemacht hat, für den ist das Leben nie wieder dasselbe. Menschen sprechen davon, »auf dem Gipfel« oder in vollkommener Ekstase gewesen zu sein. Ihr Seinswesen hat sich für immer verändert.
Ich danke dir. Ich verstehe. Es sind die einfachen Dinge. Die einfachsten Handlungen und die reinsten.
Ja. Aber du sollst wissen, daß manche Menschen jahrelang meditieren und dies nie erleben. Es hat damit zu tun, wie offen jemand ist, wie bereitwillig. Und auch, wie sehr jemand sich von jeglichen Erwartungen fernhalten kann.
Sollte ich jeden Tag meditieren ?
Wie bei allen Dingen gibt es auch hier kein »du solltest« oder »du solltest nicht«. Es geht nicht um die Frage, was du tun solltest, sondern was zu tun du wählst. Manche Seelen streben danach, ihren Weg in Gewahrsein und Bewußtheit zu gehen. Manche erkennen, daß die meisten Menschen in diesem Leben schlafwandeln, unbewußt sind. Sie gehen ohne Bewußtsein durchs Leben. Doch Seelen, die sich für die Bewußtheit entscheiden, wählen einen anderen Pfad. Sie gehen einen anderen Weg.
Sie sind bestrebt, allen Frieden und alle Freude, Grenzenlosigkeit und Freiheit, Weisheit und Liebe zu erfahren, die das Einssein mit sich bringt, nicht nur, wenn sie den Körper »fallen« ließen und er eingeschlafen ist, sondern auch, wenn sie den Körper erweckt haben.
Von einer Seele, die eine solche Erfahrung erschafft, sagt man: »Sie ist erweckt.«
Andere aus der sogenannten New-Age-Szene sprechen hier von einem Prozeß der »Bewußtseinserweiterung«. Es spielt keine Rolle, welchen Begriff du benutzt - Worte sind die am wenigsten verläßliche Kommunikationsform. Es läuft alles darauf hinaus, daß du in Bewußtheit lebst. Und dann wird sie zur totalen Bewußtheit.
Und was ist es, dessen du dir schließlich total bewußt wirst ? Du wirst dir schließlich total bewußt, wer du bist. Tägliche Meditation ist eine Möglichkeit, wie du das erreichen kannst. Doch das erfordert Engagement, Hingabe - eine Entscheidung, nach der inneren Erfahrung zu streben, nicht nach äußerem Lohn.
Und denk daran, die Stille birgt die Geheimnisse. Und so ist der süßeste Klang der Klang der Stille. Das ist das Lied der Seele.
Wenn du an das Lärmen der Welt glaubst statt an die Stille der Seele, bist du verloren.
Also ist die tägliche Meditation eine gute Idee.
Eine gute Idee ? Ja. Aber nimm noch einmal zur Kenntnis, was ich hier gerade sagte. Das Lied der Seele kann auf viele Weisen gesungen werden. Der süße Klang der Stille kann oft und vielfältig vernommen werden.
Manche hören die Stille im Gebet. Manche singen das Lied in ihrer Arbeit. Manche suchen die Geheimnisse in stiller Kontemplation, andere in einer weniger kontemplativen Umgebung.
Wenn die Meisterschaft erlangt ist - oder auch nur eine periodische Erfahrung ist -, kann der Lärm der Welt selbst inmitten all des Getöses verstummen, können die Ablenkungen zum Schweigen gebracht werden. Alles Leben wird dann zur Meditation.
Alles Leben ist Meditation, in der du das Göttliche betrachtest. Das wird echte Wachheit oder Achtsamkeit genannt.
Alles im Leben ist, wenn es so erfahren wird, gesegnet. Es gibt keine Kämpfe und Schmerzen und Sorgen mehr. Es gibt nur die Erfahrung, die du benennen kannst, wie immer du möchtest. Du kannst dich dazu entscheiden, das alles als Vollkommenheit zu bezeichnen.
Also nutze dein Leben und alle Ereignisse darin als eine Meditation. Geh in Wachheit, nicht als einer, der schläft. Bewege dich mit Achtsamkeit, nicht achtlos, und verweile nicht in Zweifeln und Ängsten, nicht in Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen, sondern lebe in permanentem hellen Glanz und in der Sicherheit, daß du zutiefst geliebt bist. Du bist immer eins mit mir. Du bist immer und ewig willkommen. Willkommen zu Hause.
Denn dein Zuhause ist in meinem Herzen und das meine in dem deinen. Ich lade dich ein, das in deinem Leben zu erkennen, so wie du es ganz sicher in deinem Tod erkennen wirst. Dann wirst du wissen, daß es keinen Tod gibt und daß das, was ihr Leben und Tod nennt, beides Teile derselben nie endenden Erfahrung sind.
Wir sind alles, was ist, alles, was je war, und alles, was je sein wird, Welt ohne Ende.
Amen.
10)
Kapitel 10
Ich liebe dich, weißt du das ?
Ja. Und ich liebe dich. Weißt du das ?
Ich fange an, es zu wissen. Ja wirklich.
Gut.
Kapitel 11
Erzählst du mir einiges über die Seele ?
Sicher. Ich werde versuchen, es innerhalb deines begrenzten Verständnisvermögens zu erklären. Aber laß dich nicht frustrieren, wenn gewisse Dinge für dich »keinen Sinn« ergeben. Denk daran, daß diese Information durch einen einzigartigen Filter gehen - ein Filter, der dich vor zuviel Erinnerung abschirmen soll.
Sag mir noch einmal, warum das so ist.
Das Spiel wäre aus, wenn du dich an alles erinnertest. Du kamst aus einem bestimmten Grund an diese Stelle und würdest in deiner göttlichen Absicht beeinträchtigt werden, wenn du wüßtest, wie sich alles zusammensetzt. Auf deiner Bewußtseinsebene werden manche Dinge immer ein Geheimnis bleiben, und das ist richtig so.
Also versuch nicht, alle Rätsel zu lösen. Jedenfalls nicht alle auf einmal. Gib dem Universum eine Chance. Es wird sich selbst zur rechten Zeit enthüllen. Genieße die Erfahrung des Werdens.
Eile mit Weile.
Genau.
Mein Vater sagte das immer.
Dein Vater war ein weiser und wunderbarer Mann.
So würden ihn nicht viele Menschen beschreiben.
Es kannten ihn nicht viele.
Meine Mutter schon.
Ja, sie schon.
Und sie liebte ihn.
Ja, das tat sie.
Und sie vergab ihm.
Ja, das tat sie.
Sie vergab ihm sein ganzes verletzendes Verhalten.
Ja. Sie verstand und liebte und vergab. Darin war und ist sie ein wunderbares Vorbild und eine gesegnete Lehrerin.
Ja. Also... wirst du mir etwas über die Seele erzählen ?
Werde ich. Was möchtest du wissen ?
Laß uns mit der ersten und naheliegenden Frage beginnen. Ich kenne schon die Antwort, aber so bekommen wir einen Ausgangspunkt. Gibt es so etwas wie die menschliche Seele ?
Ja. Sie ist der dritte Aspekt eures Seinswesens. Ihr besteht aus drei Aspekten: Körper, Geist und Seele.
Ich weiß, wo mein Körper ist; ich kann ihn sehen. Und ich denke, ich weiß, wo mein Geist ist - er befindet sich in dem Körperteil, den ich meinen Kopf nenne. Aber ich bin nicht sicher, ob ich eine Ahnung habe, wo...
Warte mal einen Augenblick. Stopp. Du irrst dich hier in einem Punkt. Dein Geist befindet sich nicht in deinem Kopf.
Nicht ?
Nein. Dein Gehirn befindet sich in deinem Kopf. Dein Geist nicht.
Wo ist er dann ?
In jeder Zelle deines Körpers.
Ja was...
Was ihr den Geist nennt, ist in Wirklichkeit eine Energie. Geist ist... denken. Und Denken ist eine Energie, kein Gegenstand.
Euer Gehirn ist ein Gegenstand. Es ist ein physischer, biochemischer Mechanismus - der größte und ausgeklügeltste, aber nicht der einzige - im menschlichen Körper, mit dessen Hilfe dieser die Energie, die euer Denken ist, in physikalische Impulse übersetzt oder umwandelt. Euer Gehirn ist ein Transformator. Ebenso wie euer ganzer Körper. Ihr habt in jeder Zelle kleine Transformatoren. Biochemiker haben sich oft darüber geäußert, daß jede einzelne Zelle - Blutzellen zum Beispiel - über eine eigene Intelligenz zu verfügen scheint. Und so ist es auch.
Das gilt nicht nur für die Zellen, sondern auch für etwas größere Körperteile. Jeder Mann auf diesem Globus kennt da einen gewissen Körperteil, der oft seine ganz eigene Meinung zu haben scheint...
Ja, und jede Frau weiß, wie absurd Männer werden, wenn sie sich in ihren Entscheidungen von diesem Körperteil beeinflussen lassen.
Manche Frauen nutzen dieses Wissen aus, um Kontrolle über die Männer auszuüben.
Das lässt sich nicht leugnen. Und manche Männer üben durch die von dieser Stelle aus getroffenen Entscheidungen Kontrolle über die Frauen aus.
Auch das läßt sich nicht leugnen.
Willst du wissen, wie man diesem Zirkus ein Ende machen kann ?
Unbedingt !
Das war an früherer Stelle gemeint, als wir über das Aufsteigen der Lebensenergie unter Einbeziehung aller sieben Chakras geredet haben.
Wenn du deine Entscheidungen von einem umfassenderen Ort als der von dir eben genannten beschränkten Örtlichkeit aus triffst, ist es Frauen nicht möglich, Kontrolle über dich auszuüben, und auch du würdest nie danach trachten, Kontrolle über sie auszuüben.
Der einzige Grund, warum Frauen zu solchen Mitteln der Manipulation Zuflucht nehmen, ist der, daß es keine anderen Kontrollmöglichkeiten zu geben scheint - zumindest keine, die auch nur annähernd so effektiv sind. Und ohne irgendwelche Mittel der Kontrolle geraten Männer oft - nun ja -außer Kontrolle.
Würden jedoch Männer mehr ihrer höheren Natur folgen und Frauen mehr an diesen Aspekt der Männer appellieren, wäre der »Geschlechterkampf« vorbei. Und damit wären auch die meisten anderen Kämpfe jeglicher Art auf eurem Planeten auf einen Schlag zu Ende.
Wie ich schon sagte, heißt das nicht, daß Männer und Frauen den Sex aufgeben sollten oder daß der Sex zur niedrigeren Natur des Menschen gehört. Doch wenn die sexuelle Energie nicht zu höheren Chakras hinaufgeleitet und mit den anderen Energien, die den Menschen zu einer ganzheitlichen Person machen, verbunden wird, dann führt dies zu Entscheidungen und Resultaten, die nicht die ganzheitliche Person widerspiegeln. Und diese sind oft weniger großartig. Du in deiner Ganzheit bist großartig, doch alles, was weniger als die Ganzheit von dir ist, ist weniger als großartig. Wenn du also wirklich sicherstellen möchtest, daß du einen weniger großartigen Beschluß fällst und ein entsprechendes Resultat produzierst, dann triff deine Entscheidungen allein vom Wur-zelchakra aus.
Und dann schau dir die Ergebnisse an. Sie sind ausgesprochen vorhersehbar.
Hmm. Ich glaube, das wußte ich bereits.
Natürlich. Die grösste Frage für die Menschheit ist nicht die, wann ihr lernt, sondern wann ihr euer Handeln nach dem richtet, was ihr bereits gelernt habt.
Also der Geist befindet sich in jeder Zelle...
Ja. Und weil sich mehr Zellen in eurem Gehirn als irgendwo sonst befinden, hat es den Anschein, daß der Geist dort angesiedelt ist. Das Gehirn ist zwar das wichtigste, aber nicht das einzige Verarbeitungszentrum.
Gut. Das ist mir jetzt klar. Und wo ist nun die Seele ?
Was denkst du ?
Hinter dem Dritten Auge ?
Nein.
In der Mitte meiner Brust, rechts von meinem Herzen, direkt unter dem Brustbein ?
Nein.
Okay. Ich gebe auf.
Sie ist überall.
Überall ?
Überall.
So wie der Geist.
Hoppla ! Warte einen Moment. Der Geist ist nicht überall.
Nicht ? Ich dachte, du sagtest gerade, er befände sich in jeder Körperzelle.
Das ist nicht »überall«. Es existieren Räume zwischen den Zellen. Tatsache ist, daß euer Körper aus neunundneunzig Prozent Raum besteht.
Und da ist die Seele !
Die Seele ist überall in dir und um dich herum. Sie ist das, was dich in sich birgt und umfaßt.
Jetzt warte du mal einen Moment ! Mir wurde beigebracht, daß der Körper das Gefäß meiner Seele ist. Es heißt doch, der Körper sei der Tempel der Seele. Was ist das dann ?
Eine Metapher.
Sie ist nützlich, um den Menschen begreiflich zu machen, daß sie mehr sind als nur ihr Körper; daß es da noch etwas Größeres als ihr Ich gibt. Und das gibt es. Buchstäblich. Die Seele ist größer als der Körper. Der Körper trägt nicht die Seele in sich mit, sondern sie trägt den Körper in sich.
Ich höre, was du sagst, aber es fällt mir immer noch schwer, mir das vorzustellen.
Hast du schon einmal etwas von einer »Aura« gehört ?
Ja. Ja. Ist das die Seele ?
Das kommt in euren Worten, im Rahmen eures Verständnisvermögens, der enormen und komplexen Wirklichkeit am nächsten. Die Seele ist das, was dich zusammenhält - so wie die Seele Gottes das ist, was das Universum in sich birgt und zusammenhält.
Wow ! Das ist das völlige Gegenteil von allem, was ich in diesem Punkt je dachte.
Wart's ab, mein Sohn. Das ist nur der Anfang der Umkehrungen.
Aber wenn die Seele gewissermaßen »die Luft in und um uns herum« ist und wenn jedermanns Seele dasselbe ist, wo endet dann die eine Seele und fängt die andere an ? O nein, sag's mir nicht, sag's mir nicht...
Siehst du ? Du weißt bereits die Antwort !
Es existiert kein Ort, wo die Seele eines anderen »endet« und meine »anfängt« ! So wie es auch keine Stelle gibt, wo die Luft im Wohnzimmer »aufhört« und im Eßzimmer »anfängt«. Es ist alles dieselbe Luft. Es ist alles dieselbe Seele !
Du hast gerade das Geheimnis des Universums entdeckt.
Und wenn du das bist, was das Universum in sich birgt, so wie wir das sind, was unseren Körper in sich birgt, dann gibt es keinen Ort, wo du »endest- und wir »anfangen«'.
Ahem.
Du kannst dich soviel räuspern, wie du willst. Für mich ist das eine wundersame Offenbarung ! Ich meine, ich wußte, daß ich das immer irgendwie verstanden habe - aber jetzt verstehe ich es !
Das ist grossartig. Ist das nicht großartig ?
Siehst du, mein bisheriges Verständnisproblem hatte damit zu tun, daß der Körper ein Einzelgefäß ist, so daß wir zwischen »diesem« und »jenem« Körper unterscheiden können; und da ich immer dachte, daß der Körper die Seele beherbergt, unterschied ich auch zwischen »dieser« und »jener« Seele.
Ja, das ist nur natürlich.
Aber wenn die Seele sich überall im und außerhalb des Körpers befindet - in seiner Aura, wie du sagtest -, wo -endet" dann die eine Aura und »beginnt« die andere ? Und nun kann ich zum erstenmal, in physikalischen Begriffen, einsehen, wie es möglich ist, daß eine Seele nicht da oder dort »endet« und eine andere da oder dort »beginnt« und daß es auf physischer Ebene wahr ist, daß wir alle eins sind !
Hurra ! Mehr kann ich nicht dazu sagen. Hurra !
Ich dachte immer, dies wäre eine Wahrheit im metaphysischen Sinn. Nun begreife ich, daß es eine im physischen Sinn ist ! Heiliger Strohsack, die Religion ist gerade zur Naturwissenschaft geworden !
Sag nicht, das hätte ich dir nicht schon gesagt.
Aber warte mal. Wenn es keinen Ort gibt, wo die eine Seele endet und die andere beginnt - heißt das, daß es so etwas wie eine individuelle Seele gar nicht gibt ?
Nun, ja und nein.
Eine Gott wahrhaft geziemende Antwort.
Danke.
Aber offen gestanden hatte ich mir etwas mehr Klarheit erhofft.
Gönn mir mal eine Pause. Wir gehen so rasch vor, daß deine Hand vom Schreiben schmerzt.
Du meinst, vom rasenden Kritzeln.
Ja. Also lass uns ein wenig zu Atem kommen. Jedermann möge sich entspannen. Ich werde dir alles erklären.
Okay. Mach weiter. Ich bin bereit.
Du entsinnst dich, daß ich schon viele Male mit dir über die göttliche Dichotomie, wie ich es nenne, gesprochen habe ?
Ja.
Nun, dies ist eine von ihnen. Tatsächlich ist es die größte.
Ich verstehe.
Es ist wichtig, daß du über die göttliche Dichotomie Bescheid weißt und sie von Grund auf verstehst, wenn du mit Anstand in unserem Universum leben möchtest. Die göttliche Dichotomie besagt, daß zwei sich augenscheinlich widersprechende Wahrheiten gleichzeitig im selben Raum existieren können.
Das ist für die Menschen auf eurem Planeten nur schwer zu akzeptieren. Sie haben gerne Ordnung, und alles, was nicht in ihr Bild paßt, wird automatisch abgelehnt. Deshalb wird, wenn zwei Realitäten anscheinend im Widerspruch zueinander stehen, sofort angenommen, daß die eine davon unrichtig, falsch, unwahr sein muß. Es bedarf einer ziemlich großen Reife, um zu erkennen und zu akzeptieren, daß tatsächlich beide wahr sein können.
Doch im Reich des Absoluten ist es - im Gegensatz zum Reich des Relativen, in dem du lebst - sehr klar, daß die eine Wahrheit, die Alles-was-Ist ist, zuweilen einen Effekt erzeugt, der sich, unter relativen Bedingungen betrachtet, wie ein Widerspruch ausnimmt.
Das nennt man eine göttliche Dichotomie, und sie ist ein sehr realer Bestandteil der menschlichen Erfahrung. Und wie ich schon sagte, ist es praktisch unmöglich, ein Leben in Anstand zu führen, wenn das nicht akzeptiert wird. Dann ist man immer am Grammeln, ist wütend, schlägt um sich, strebt vergebens nach »Gerechtigkeit«. Oder man versucht allen Ernstes, gegensätzliche Kräfte miteinander in Einklang zu bringen, die für solches nie gedacht waren, sondern gerade aufgrund der zwischen ihnen bestehenden Spannung genau den gewünschten Effekt erzeugen.
In der Tat wird das Reich des Relativen von genau solchen Spannungen zusammengehalten. Als Beispiel kann dir die Spannung zwischen Gut und Böse dienen. In der letzten Wirklichkeit gibt es kein Gut und Böse. Im Reich der Liebe gibt es nur die Liebe. Doch ihr habt im Reich des Relativen die Erfahrung erschaffen, die ihr das »Böse« nennt, und das aus einem sehr vernünftigen Grund. Ihr wolltet die Liebe erfahren und nicht nur wissen, daß die Liebe Alles-was-Ist ist, und ihr könnt nicht etwas erfahren, wenn es nichts anderes gibt als dieses. Also habt ihr in eurer Realität eine Polarität von Gut und Böse erschaffen (und tut das weiterhin jeden Tag) und benutzt das eine, um das andere zu erfahren. Und somit haben wir hier eine göttliche Dichotomie – zwei sich anscheinend widersprechende, gleichzeitig am selben Ort existierende Wahrheiten, nämlich: Es gibt so etwas wie Gut und Böse. Es gibt nur die Liebe.
Danke, daß du mir das erklärt hast. Du hast schon einmal darüber gesprochen, aber danke, daß du mir geholfen hast, die göttliche Dichotomie noch besser zu verstehen.
Es war mir ein Vergnügen.
Nun, wie gesagt ist die größte Dichotomie die, der wir uns jetzt zuwenden. Es gibt nur ein Wesen und damit nur eine Seele. Gleichzeitig existieren viele Seelen in dem einen Wesen. Und so funktioniert die Dichotomie: Es wurde dir gerade erklärt, daß es keine Trennung zwischen den Seelen gibt. Die Seele ist die Lebensenergie, die in allen und um alle physischen Objekte herum existiert. In gewissem Sinn ist sie das, was alle physischen Objekte in sich zusammenhält. Die »Seele Gottes« schafft den Zusammenhalt im Universum, die »Seele des Menschen« schafft den Zusammenhalt in jedem einzelnen menschlichen Körper.
Der Körper ist kein Gefäß, keine »Herberge« für die Seele; die Seele ist ein Gefäß für den Körper.
Das ist richtig.
Doch es gibt keine »Trennungslinie« zwischen den Seelen -es gibt keinen Ort, wo die eine Seele endet und die andere beginnt. Und so birgt in Wirklichkeit eine Seele alle Körper in sich.
Korrekt.
Doch diese eine Seele »fühlt sich wie« ein Haufen von individuellen Seelen.
Ja, das tut sie - tu' ich - absichtlich.
Kannst du erklären, wie das funktioniert ?
Ja.
Während es in Wirklichkeit keine Trennung zwischen den Seelen gibt, ist es doch richtig, daß der Stoff, aus dem die eine Seele gemacht ist, sich in der physischen Realität in unterschiedlichen Geschwindigkeiten manifestiert und unterschiedliche Grade von Dichte erzeugt.
Verschiedene Geschwindigkeiten ? Wie kommt denn jetzt die Geschwindigkeit ins Spiel ?
Alles Leben ist Schwingung. Was ihr Leben nennt (du könntest es ebensogut auch Gott nennen), ist reine Energie. Diese Energie befindet sich ständig, immer, in Schwingung. Sie bewegt sich in Wellen. Die Wellen schwingen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und erzeugen unterschiedliche Grade von Dichte oder Licht.
Dies erzeugt wiederum in der physischen Welt unterschiedliche »Effekte« - das heißt verschiedene physische Objekte. Doch während diese Objekte voneinander verschieden und getrennt sind, ist die Energie, die sie hervorbringt, doch immer dieselbe.
Laß mich auf dein Beispiel von der Luft in deinem Wohnzimmer und Eßzimmer zurückkommen. Das war ein gutes Bild, das dir da kam. Eine Inspiration.
Von wem wohl...
Ja, ich gab sie dir ein. Nun sagtest du, daß es keine spezielle Stelle gibt, wo die Luft des Wohnzimmers aufhört und die des Eßzimmers anfängt. Und das stimmt. Doch es gibt einen Ort, wo die Luft des Wohnzimmers weniger dicht wird. Das heißt, sie verflüchtigt sich, sie wird dünner. Und dasselbe gilt für die Luft des Eßzimmers. Je weiter du dich vom Eßzimmer entfernst, desto schwächer nimmst du den Essensgeruch wahr ! Nun, die Luft im Haus ist dieselbe Luft. Es gibt keine »gesonderte Luft« im Eßzimmer. Doch scheint sie eine andere zu sein, weil sie beispielsweise anders riecht. Weil die Luft andere Merkmale angenommen hat, scheint sie eine andersartige Luft zu sein. Aber das ist sie nicht. Es ist immer dieselbe Luft, die nur anders zu sein scheint. Im Wohnzimmer riechst du den Kamin, im Eßzimmer das Essen. Du kannst auch in ein Zimmer kommen und sagen: »Hier ist es aber stickig. Lassen wir mal frische Luft rein", so als gäbe es gar keine Luft im Zimmer. Aber es ist natürlich eine Menge Luft da, du willst nur deren Merkmale oder Eigenschaften verändern.
Also läßt du Luft von außen herein. Doch auch das ist dieselbe Luft. Es gibt nur eine Luft, die sich in, um und durch alles bewegt.
Das ist cool. Ich verstehe es. Ich liebe es, wie du mir das Universum so erklärst, daß ich es total kapiere.
Danke. Ich versuch's. Also laß mich fortfahren.
Bitte.
Die Lebensenergie - was wir die »Seele Gottes« nennen wollen - nimmt, wie die Luft in deinem Haus, unterschiedliche Merkmale und Eigenschaften an, während sie die verschiedenen physischen Objekte umgibt. Tatsächlich verbindet sich diese Energie in einer ganz bestimmten Weise, um diese Objekte zu gestalten.
Wenn sich Energieteilchen miteinander vereinen, um physische Materie zu bilden, nehmen sie eine hohe Dichte an. Zusammengedrückt, zusammengedrängt fangen sie an, wie einzelne Einheiten auszusehen und sich auch so anzufühlen. Das heißt, sie scheinen von all der anderen Energie »getrennt« und »anders« als sie zu sein. Doch es ist immer dieselbe Energie, die sich unterschiedlich verhält.
Und es ist dieses unterschiedliche Verhalten, das es Allem-was-Ist ermöglicht, sich als Das-was-viele-Ist zu manifestieren.
Wie ich in Band 1 erklärte, könnte sich Das-was-Ist nicht ohne diese Fähigkeit, sich verschieden zu entwickeln, selbst als Was-Ist erfahren. Also spaltete sich Das-was-Ist in Das-was-dies-lst und Das-was-jenes-Ist auf. (Ich versuche, es hier sehr einfach zu halten.)
Die »Energieklumpen«, die sich zu einzelnen Einheiten verbunden haben und in sich physische Wesen enthalten, sind das, was ihr »Seelen« nennt. Wir sprechen hier von den Teilen von mir, die zu euch allen geworden sind. Von daher die göttliche Dichotomie. Es gibt nur einen von uns. Es gibt viele von uns.
Das ist großartig.
Du sagst es. Soll ich fortfahren ?
Nein, hör auf. Es langweilt mich. ]a, mach weiter !
Okay.
Nun, ich sagte schon, daß diese sich verbindende Energie eine hohe Dichte erlangt. Aber je weiter man sich von dem Konzentrationspunkt entfernt, desto zerstreuter wird die Energie. Die »Luft wird dünner«. Die Aura verflüchtigt sich. Die Energie verschwindet nie ganz, denn das kann sie nicht. Sie ist der Stoff, aus dem alles gemacht ist. Sie ist Alles-was-da-Ist. Doch sie kann sehr, sehr schwach, sehr subtil werden - fast »nicht vorhanden« sein.
Dann kann sie sich an einem anderen Ort wieder verbinden, ein weiteres Mal »zusammenklumpen«, um das zu bilden, was ihr Materie nennt und was wie eine einzelne Einheit »aussieht«. Nun erscheinen die beiden Einheiten getrennt voneinander, aber in Wahrheit existiert gar keine Trennung. Das ist in sehr, sehr einfachen und schlichten Worten ausgedrückt die Erklärung dessen, was sich hinter dem ganzen physischen Universum verbirgt.
Wow ! Kann das wahr sein ? Wie weiß ich, daß ich das nicht gerade alles erfunden habe ?
Eure Naturwissenschaftler entdecken gerade, daß die Bausteine allen Lebens dieselben sind.
Sie haben Gesteinsbrocken vom Mond zurückgebracht und denselben Stoff gefunden, den sie auch in Bäumen finden. Sie sezieren einen Baum und finden in ihm denselben Stoff, den sie in dir finden. Ich sage dir: Wir sind alle aus demselben Stoff-Wir sind alle dieselbe Energie, auf verschiedene Weise verbunden und zusammengedrängt, um verschiedene Formen und unterschiedliche Materie zu erschaffen. Nichts kann ganz allein und aus sich selbst heraus Materie werden. Jesus sagte: »Ohne den Vater vermag ich nichts.« Der Vater von allem ist reiner Gedanke. Das ist die Energie des Lebens. Das ist, was ihr absolute Liebe nennt. Das sind der Gott und die Göttin, das Alpha und Omega, der Anfang und das Ende. Das ist das Alles-in-Allem, der Unbewegte Beweger, die Urquelle. Das ist es, was ihr von Anbeginn der Zeit zu verstehen bestrebt wart. Das große Mysterium, das unendliche Rätsel, die ewige Wahrheit. Es gibt nur einen von uns, und deshalb ist es Das-was-du-Bist.
Kapitel 12
Das Lesen dieser Worte erfüllt mich mit Staunen und Ehrfurcht. Danke, daß du in dieser Weise hier bei mir bist. Danke, daß du hier bei uns allen bist. Denn Millionen haben diese Gespräche gelesen und weitere Millionen werden sie noch lesen. Und wir werden dadurch auf atemberaubende Weise beschenkt.
Meine liebsten Wesen - ich war immer in euren Herzen. Ich bin nur glücklich, daß ihr mich jetzt tatsächlich dort fühlen könnt.
Ich war immer bei dir. Ich habe dich nie verlassen. Ich bin du, und du bist ich, und wir werden niemals getrennt sein, denn das ist nicht möglich.
Doch an manchen Tagen fühle ich mich so schrecklich allein. In manchen Augenblicken habe ich das Gefühl, daß ich diesen Kampf ganz allein ausfechte.
Das ist so, weil du mich verlassen hast, mein Kind. Du hast dein Gewahrsein von mir aufgegeben. Da, wo Bewußtheit von mir ist, kannst du nie allein sein.
Wie kann ich in meiner Bewußtheit, meinem Gewahrsein bleiben ?
Bring dein Gewahrsein anderen. Nicht durch Missionieren, sondern durch dein Beispiel. Sei die Quelle der Liebe - der Liebe, die ich im Leben aller anderen bin. Denn das, was du anderen gibst, gibst du dir selbst. Weil es nur einen von uns gibt.
Ich danke dir. Ja, du hast mich schon früher darauf hingewiesen. Sei die Quelle. Sei im Leben anderer die Quelle dessen, was du in dir selbst erfahren möchtest, so sagtest du.
Ja. Das ist das große Geheimnis. Das ist heilige Weisheit. Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen. Alle eure Probleme, alle eure Konflikte, alle eure Schwierigkeiten beim Schaffen eines Lebens in Frieden und Freude auf eurem Planeten basieren darauf, daß ihr diese Anweisung nicht versteht und befolgt.
Es ist angekommen. Du hast es mal wieder so schlicht und klar ausgedrückt, daß es bei mir angekommen ist. Und ich werde versuchen, es nie wieder aus dem Auge zu verlieren.
Du kannst nicht verlieren, was du weggibst. Denk immer daran.
Danke. Darf ich nun noch ein paar weitere Fragen zur Seele stellen ?
Ich möchte noch eine Bemerkung zu dem Leben, wie du es lebst, machen.
Bitte.
Du sagtest, dass du in manchen Augenblicken das Gefühl hast, diesen Kampf ganz allein auszufechten.
Ja.
Welchen Kampf ?
Das ist nur so eine Redewendung.
Das glaube ich nicht. Ich glaube, das war ein echter Hinweis darauf, wie du - und viele Menschen - in Wirklichkeit über das Leben denken.
In deinem Kopf herrscht die Vorstellung, daß das Leben ein »Kampf« ist, ein Ringen um die Existenz.
Nun, so erscheint es mir zuweilen.
Von Natur aus ist es nicht so, und so muß es auch nie erscheinen.
Vergib mir, aber das kann ich nur schwer glauben.
Und genau deshalb ist es auch nicht deine Realität. Denn es wird das zur Wirklichkeit, was du deinem Glauben nach für real hältst. Doch ich sage dir: Dein Leben war nie als Kampf gedacht und muß dies weder jetzt noch jemals sein.
Ich habe dir das Handwerkszeug gegeben, mit dessen Hilfe du die großartigste Realität erschaffen kannst. Du hast dich allerdings dazu entschieden, es nicht zu benutzen. Oder genauer gesagt, du hast es mißbraucht.
Das Handwerkszeug, das ich hier meine, sind die drei Instrumente der Schöpfung. Wir haben im Verlauf unseres Dialogs viel darüber gesprochen. Weißt du, welche Instrumente das sind ?
Gedanke, Wort und Tat.
Gut. Du hast es dir gemerkt. Ich inspirierte Mildred Hinckley, eine meiner spirituellen Lehrerinnen, einmal zu dem Satz:
»Ihr werdet mit der schöpferischen Macht des Universums auf der Zungenspitze geboren.«
In dieser Aussage steckt Erstaunliches. Nicht anders als bei der Wahrheit, die von einem meiner anderen Lehrer stammt: »Es soll geschehen, wie du geglaubt hast.« Beide Aussagen haben mit Gedanke und Wort zu tun.
Und ein anderer meiner Lehrer hatte folgendes über die Tat, das Handeln, zu sagen: »Der Anfang ist Gott. Das Ende ist Handlung. Handlung ist Gott, der erschafft - oder Gott, der erfahren wird.«
Das hast du in Band 1 gesagt.
Band i wurde von dir überbracht, mein Sohn, so wie alle großen Lehren durch mich inspiriert und von Menschen überbracht wurden. Diejenigen, die sich von solchen Inspirationen bewegen lassen und sie furchtlos der Öffentlichkeit übermitteln, sind meine größten Lehrer.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich dieser Kategorie zurechnen würde.
Die Worte, die zu übermitteln du inspiriert wurdest, haben Millionen erreicht. Millionen, mein Sohn.
Sie sind weltweit in vierundzwanzig Sprachen übersetzt worden. Wann würdest du jemandem den Status eines großen Lehrers zuerkennen ?
Ich würde ihn an seinen Handlungen, nicht an seinen Worten messen.
Das ist eine sehr weise Antwort.
Und meine Handlungen in diesem Leben sprechen nicht gerade für mich und berechtigen mich ganz bestimmt nicht dazu, ein Lehrer zu sein.
Damit hast du gerade die Hälfte aller je lebenden Lehrer ausgeklammert.
Was willst du damit sagen ?
Ich sage das, was ich schon durch Judith Schucman in Ein Kurs in Wundern sagte: Du lehrst das, was du lernen mußt. Glaubst du, daß du Vollkommenheit demonstrieren mußt, bevor du lehren kannst, wie man sie erreicht ? Und während du deinen Anteil an deinen sogenannten Fehlern gemacht hast...
... mehr als meinen Anteil...
... Hast du auch großen Mut gezeigt, indem du dieses Gespräch mit mir vorangebracht hast.
Oder große Tollkühnheit.
Warum bestehst du darauf, dich derart niederzumachen ? Ihr alle macht das ! Jeder und jede einzelne von euch ! Ihr leugnet eure eigene Größe, so wie ihr auch meine Existenz in euch leugnet.
Ich nicht ! Das habe ich nie geleugnet !
Wie bitte ?
Na ja, nicht in letzter Zeit...
Ich sage dir: In dieser Nacht, noch ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.
Mit jedem Gedanken, bei dem du dein Selbst kleiner machst, als es wirklich ist, verleugnest du mich. Mit jedem Wort, mit dem du dein Selbst niedermachst, verleugnest du mich.
Jede durch dein Selbst fließende Handlung, die ein »Nicht gut genug«, irgendeinen Mangel oder eine Unzulänglichkeit ausagiert, ist eine Verleugnung.
Nicht nur in Gedanken, nicht nur in Worten, sondern auch in der Tat.
Ich...
Lass nicht zu, daß dein Leben jemals irgend etwas anderes darstellt als die großartigste Version deiner allergrößten Vision von Wer-du-wirklich-Bist.
Nun, was ist die größte Vision, die du je in bezug auf dein Selbst hattest ? Ist es nicht die, daß du eines Tages ein großer Lehrer sein würdest ?
Nun...
Ist es nicht so ?
Ja.
Dann soll es so sein. Und so ist es. So lange, bis du es wieder einmal verleugnest.
Ich werde es nicht wieder verleugnen.
Nein ?
Nein.
Beweise es.
Es beweisen ?
Beweise es.
Wie ?
Sag jetzt: »Ich bin ein großer Lehrer.«
Äh...
Mach SCHON, SAG es.
Ich bin... sieh mal, das Problem ist, daß das alles veröffentlicht werden wird. Ich bin mir bewußt, daß alles, was ich hier auf diesen Notizblock schreibe, irgendwo gedruckt erscheinen wird. Leute in Peoria, Illinois, werden es lesen.
Peoria ! Ha ! Versuch's mal mit Beijing !
Okay, auch in China. Darauf will ich ja hinaus. Die Leute haben mich seit dem Erscheinen von Band 2 permanent nach Band 3 gefragt ! Ich habe zu erklären versucht, warum es so lange dauert. Ich habe ihnen begreiflich zu machen versucht, wie es ist, wenn man einen solchen Dialog im Wissen führt, daß die ganze Welt zusieht, wartet. Das ist anders, als es bei Band 1 und 2 war. Diese Gespräche wurden im leeren Raum geführt. Ich wußte nicht einmal, daß Bücher daraus würden.
Doch, das wusstest du. Im Innersten deines Herzens wußtest du es.
Nun, mag sein, ich hoffte darauf. Aber jetzt weiß ich es, und jetzt ist es mit dem Schreiben etwas anderes.
Weil du jetzt weißt, daß jedermann jedes Wort lesen wird.
Ja. Und jetzt willst du, daß ich sage, ich sei ein großer Lehrer. Das zu sagen fällt mir vor all diesen Leuten schwer.
Du möchtest, dass ich dich bitte, daß du dich heimlich erklärst ? Glaubst du, du würdest dir auf diese Weise irgendeine Vollmacht geben ?
Ich bat dich, in aller Öffentlichkeit zu erklären, wer du bist, eben weil du hier in der Öffentlichkeit stehst. Es ging ja gerade darum, dich dazu zu bringen, es in aller Öffentlichkeit zu sagen.
Die öffentliche Erklärung ist die höchste Form der Vision. Lebe die großartigste Version deiner allergrößten Vision von Wer-du-Bist. Fang an, sie zu leben, indem du dich erklärst. Öffentlich.
Der erste Schritt zu Verwirklichung ist der, daß du sagst, daß es so ist.
Aber was ist mit Bescheidenheit und Anstand ? Geziemt es sich, daß wir jedem, dem wir begegnen, unsere großartigste Vorstellung von uns selbst kundtun ?
Jeder grosse Meister hat das getan.
Ja, aber nicht auf arrogante Weise.
Wie arrogant ist »Ich bin das Leben und der Weg« ? Ist das arrogant genug für dich ?
Du hast gesagt, du würdest mich nie wieder verleugnen, aber du hast die letzten zehn Minuten damit verbracht, dein Verleugnen zu rechtfertigen.
Ich verleugne nicht dich. Wir reden hier von meiner allergrößten Vision von mir.
Ich bin deine allergrößte Vision von dir ! Das ist es, was ich bin !
Wenn du den großartigsten Teil von dir verleugnest, verleugnest du mich. Und ich sage dir, noch vor Morgengrauen wirst du dies dreimal tun.
Es sei denn, ich tu' es nicht.
Es sei denn, du tust es nicht. Das ist richtig. Und nur du kannst das entscheiden. Nur du kannst die Wahl treffen.
Nun, kennst du irgendeinen großen Lehrer, der je insgeheim ein großer Lehrer war ? Buddha, Jesus, Krishna - sie alle lehrten in der Öffentlichkeit, oder etwa nicht ?
Ja. Aber es gibt auch große Lehrer, die nicht sehr bekannt sind. Meine Mutter gehörte dazu. Das hast du selbst gesagt. Um ein großer Lehrer zu sein, muß man nicht unbedingt überall bekannt sein.
Deine Mutter war eine Vorbotin. Eine, die den Weg bereitet hat. Sie hat dich für den Weg vorbereitet, indem sie dir den Weg zeigte. Doch auch du bist ein Lehrer. Und eine so gute Lehrerin deine Mutter auch war, so hat sie dir doch offensichtlich nicht beigebracht, dich selbst nie zu verleugnen. Doch das wirst du andere lehren.
Oh, das möchte ich so gerne ! Das ist mein großer Wunsch !
»Wünsche« es nicht. Was du »wünschst«, kannst du nicht haben. Du erklärst damit nur, daß du es »nicht hast«, und dabei wird es dann bleiben - du bleibst beim Wünschen.
In Ordnung. Okay ! Ich wünsche es nicht, ich wähle es !
Das ist besser. Sehr viel besser. Nun, was wählst du ?
Ich wähle, andere zu lehren, sich nie zu verleugnen.
Gut, und was sonst wählst du zu lehren ?
Ich wähle, andere zu lehren, dich - Gott - nie zu verleugnen. Denn dich verleugnen heißt sich selbst verleugnen, und sich selbst verleugnen heißt dich verleugnen.
Gut. Und wählst du, dies beiläufig, fast »zufällig« zu lehren ? Oder wählst du, es auf großartige Weise, in voller Absicht zu lehren ?
Ich wähle, es in voller Absicht zu lehren. Auf großartige Weise. So wie meine Mutter es getan hat. Meine Mutter lehrte mich, mein Selbst nie zu verleugnen. Sie lehrte es mich jeden Tag. Sie ist die Person, die mich von allen am meisten ermutigt hat. Sie lehrte mich, Vertrauen in mich und in dich zu haben. Ich sollte ein solcher Lehrer sein. Ich wähle, ein Lehrer all der großen Weisheiten zu sein, die mich meine Mom lehrte. Es waren nicht nur ihre Worte, sie machte aus ihrem ganzen Leben eine Lehre. Das ist es, was einen zu einem großartigen Lehiei macht.
Du hast recht, deine Mutter war eine großartige Lehrerin. Und du hast auch recht mit deiner umfassenderen Wahrheit. Eine Person muß nicht weithin bekannt sein, um eine große Lehrerin oder ein großer Lehrer zu sein. Ich habe dich »getestet«. Ich wollte sehen, welche Richtung du hier nehmen würdest.
Und habe ich die Richtung eingeschlagen, die ich »nehmen sollte« ?
Du hast den Weg genommen, den alle großen Lehrer nehmen, den Weg zu deiner eigenen Weisheit. Zu deiner eigenen Wahrheit. Das ist der Ort, an den du dich immer begeben mußt, denn es ist der Ort, von dem du ausgehen mußt, wenn du die Welt belehrst.
Ich weiß. Das weiß ich.
Und was ist deine eigene tiefste Wahrheit über Wer-du-Bist ?
Ich bin...
... ein großer Lehrer.
Ein großer Lehrer der ewigen Wahrheit.
Da hast du es. Ruhig gesagt, sanft gesprochen. Da hast du es. Du weißt in deinem Herzen, daß es wahr ist, und du hast nur deinem Herzen Ausdruck gegeben. himmels-engel.de
Du prahlst nicht, und niemand wird das als Prahlerei auffassen. Du gibst nicht an, und niemand wird das als Angeberei auffassen. Du trommelst dir nicht auf die Brust, sondern du öffnest dein Herz, und das ist ein großer Unterschied. Jede Person weiß im Herzen, wer sie ist: Sie ist eine großartige Ballerina oder ein großartiger Rechtsanwalt oder eine großartige Schauspielerin oder ein großartiger Fußballer. Sie ist ein großartiger Polizist oder ein großartiger Verkäufer oder eine großartige Mutter oder eine großartige Architektin; sie ist eine großartige Dichterin oder eine großartige Führungsperson oder ein großartiger Baumeister oder eine großartige Heilerin. Und sie alle, jede und jeder, sind eine großartige Person.
Jede Person weiß im Herzen, wer sie ist. Und wenn sie ihr Herz öffnet, wenn sie ihren Herzenswunsch anderen mitteilt, wenn sie ihre im Herzen gefühlte Wahrheit lebt, erfüllt sie ihre Welt mit Großartigkeit.
Du bist ein großartiger Lehrer. Und woher, glaubst du, kommt diese Gabe ?
Von dir.
Wenn du also bekennst, daß du bist, wer du bist, tust du nur kund, wer ich bin. Erkläre mich immer zur Quelle, und niemand wird es kümmern, wenn du dazu stehst, daß du großartig bist.
Aber du hast mich immer zur Aussage gedrängt, daß ich selbst die Quelle bin.
Du bist die Quelle - von allem, was ich bin. Der große Lehrer, mit dem du in deinem Leben am vertrautesten bist, sagte: »Ich bin das Leben und der Weg.«
Er sagte auch: »Alle Dinge sind mir übergeben von meinem Vater. Ohne den Vater bin ich nichts.«
Und er sagte auch: »Ich und der Vater sind eins.« Verstehst du ?
Es gibt nur einen von uns.
Genau.
Was uns zur menschlichen Seele zurückbringt. Kann ich nun noch einige weitere Fragen dazu stellen ?
Frage.
Okay. Wie viele Seelen gibt es ?
Eine.
Ja, im umfassendsten Sinn. Wie viele »Individuationen« des Einen-der-alles-Ist gibt es ?
He, ich mag dieses Wort. Ich mag, wie du es gebraucht hast. Die eine Energie, die alle Energie ist, »individuiert« sich in viele verschiedene Teile. Mir gefällt das.
Das freut mich. Also, wie viele Individuationen hast du geschaffen ? Wie viele Seelen gibt es ?
Ich kann das nicht in für dich verständlichen Begriffen beantworten.
Versuch's mal. Handelt es sich um eine konstante Anzahl ? Eine wechselnde Anzahl ? Eine unendliche Zahl ? Hast du seit der »ursprünglichen Gruppe« »neue Seelen« geschaffen ?
Ja, es ist eine konstante Anzahl. Ja, es ist eine wechselnde Anzahl. Ja, es ist eine unendliche Zahl. Ja, ich habe neue Seelen geschaffen, und nein, das habe ich nicht.
Das verstehe ich nicht.
Ich weiss.
So hilf mir.
Hast du das wirklich gesagt ?
Was gesagt ?
»So HILF MIR, Gott?«
Ah, clever. Okay, so hilf mir, Gott, daß ich es verstehe, und wenn es das letzte ist, was ich tu'.
Das werde ich. Du scheinst sehr entschlossen zu sein, also werde ich dir helfen - obwohl ich dich warnen muß. Es ist sehr schwer, das Unendliche aus einer endlichen Perspektive zu begreifen oder zu verstehen. Trotzdem werde ich dir einen Schubs geben.
Immer mit der Ruhe !
Ja, immer mit der Ruhe. Fangen wir damit an, daß deine Fragen die Existenz einer Realität implizieren, die man Zeit nennt. In Wahrheit gibt es diese Realität nicht. Es gibt nur einen einzigen Moment, und das ist der ewige Moment des Jetzt. Alle Dinge, die je geschahen und je geschehen werden, geschehen jetzt, ereignen sich in diesem Moment. Nichts hat sich »davor« ereignet, weil es kein Davor gibt. Nichts wird »danach« geschehen, weil es kein Danach gibt. Es gibt immer nur das Jetzt.
In diesem Jetzt der Dinge verändere ich mich ständig. Von daher verändert sich immer die Art und Weise, in der ich mich »individuiere« (ich mag dein Wort!) in der Zahl, bleibt aber dennoch immer dieselbe. Ausgehend davon, daß es nur das Jetzt gibt, bleibt die Anzahl der Seelen immer konstant. Doch ausgehend davon, daß du in Begriffen von jetzt und dann denken möchtest, ist sie immer veränderlich. Wir sind schon auf diesen Punkt eingegangen, als wir über die Reinkarnation, die niedrigeren Lebensformen und die Art der »Rückkehr« der Seelen sprachen.
Da ich mich immer verändere, ist die Anzahl der Seelen unendlich. Doch an einem gegebenen »Punkt in der Zeit« scheint sie endlich zu sein.
Und ja, es gibt »neue Seelen« in dem Sinn, daß sie, nachdem sie zum höchsten Gewahrsein gelangt und sich mit der letzten Wirklichkeit vereint haben, freiwillig alles »vergessen« und wieder »von vorne anfangen«. Sie haben entschieden, sich an einen neuen Ort auf dem kosmischen Rad zu begeben, und manche haben die Wahl getroffen, wieder »junge Seelen« zu sein. Doch alle Seelen sind Teil der ursprünglichen Gruppe, da alle im einzigen Moment des Jetzt erschaffen werden (erschaffen wurden, künftig erschaffen werden). Somit ist die Zahl endlich und unendlich, veränderlich und unveränderlich, je nachdem, wie man es betrachtet. Wegen dieser Eigenschaft der letzten Wirklichkeit werde ich oft der Unbewegte Beweger genannt. Ich bin das, was sich immer bewegt und sich nie bewegt hat, was sich immer verändert und sich nie verändert hat.
Okay. Ich kapiere. Im Zusammenhang mit dir ist nichts absolut.
Ausser dass alles absolut ist.
Es sei denn, es ist es nicht.
Richtig. Genau. Du kapierst es tatsächlich ! Bravo.
Nun, die Wahrheit ist, daß ich glaube, dieses Zeug schon immer verstanden zu haben.
Ja.
Außer wenn ich es nicht verstanden habe.
Das ist richtig.
Es sei denn, es ist es nicht.
Genau.
Wer zuerst kommt.
Nein, was zuerst kommt. Das Wer kommt als zweites.
Tat ! Also du bist Abbot, und ich bin Costello, und das ist alles nur ihre berühmte Varietenummer »Wer kommt zuerst« auf kosmischer Ebene.
Ausser wenn es das nicht ist. Es gibt Augenblicke und Ereignisse, die du vielleicht sehr ernst nehmen möchtest.
Es sei denn, ich will es nicht.
Es sei denn, du willst es nicht.
Um also wieder auf das Thema der Seelen zurückzukommen...
Junge, das ist ein großartiger Buchtitel... Das Thema der Seelen.
Vielleicht nehmen wir ihn.
Machst du Witze ? Das haben wir ja schon.
Es sei denn, wir haben es noch nicht.
Das ist wahr.
Es sei denn, das ist es nicht.
Man weis nie.
Außer wenn man es weiß.
Siehst du ? Du kommst dahinter. Du erinnerst dich nun, wie es wirklich ist, und du hast Spaß dabei ! Du kehrst nun zum »leichten, lichten Leben« zurück. Dir wird leichter, lichter. Das ist mit Erleuchtung gemeint.
Cool.
Sehr cool. Was heißt, du bist heiß !
Ja. Das nennt man »im Widerspruch leben«. Darüber hast du viele Male gesprochen. Um nun auf das Thema der Seelen zurückzukommen: Was ist der Unterschied zwischen einer alten und einer jungen Seele ?
Ein Energiekörper (das heißt ein Teil von mir) kann sich, je nach der Wahl, die er nach dem Erlangen des höchsten Gewahrseins trifft, als »jung« oder »alt« begreifen. Manche Seelen entscheiden sich bei ihrer Rückkehr zum kosmischen Rad dafür, alte Seelen zu sein, andere dafür, jung zu sein.
Wenn die mit »Jungsein« bezeichnete Erfahrung nicht existierte, könnte auch die Erfahrung des »Altseins« nicht existieren. Also haben sich manche Seelen sozusagen freiwillig erboten, »jung« genannt, und manche dazu, »alt« genannt zu werden, damit sich die eine Seele, die in Wirklichkeit alles ist, was es gibt, zur Gänze erfahren und kennenlernen kann.
Ganz ähnlich haben sich aus dem gleichen Grund manche Seelen dazu entschieden, »gut« genannt, und manche dazu, »schlecht« genannt zu werden. Und deshalb wird keine Seele je bestraft. Denn warum sollte die eine Seele einen Teil ihrer selbst dafür bestrafen wollen, daß sie ein Stück des Ganzen ist ?
Das wird alles in deinem Kinderbuch The Little Soul and The Sun wunderschön und so einfach erklärt, daß es sogar ein Kind verstehen kann.
Du kannst Dinge so wunderbar ausdrücken, schrecklich komplizierte Zusammenhänge so klar formulieren, daß sie sogar ein Kind verstehen kann.
Danke.
Und hier kommt nun eine weitere Frage zu den Seelen. Gibt es so etwas wie »Seelenpartner« ?
Ja, aber nicht so, wie ihr denkt.
Was ist anders ?
Ihr habt den Begriff des »Seelenpartners« dahingehend romantisiert, daß er nun »eure andere Hälfte« meint. In Wahrheit ist die menschliche Seele sehr viel größer, als ihr euch vorgestellt habt.
Mit anderen Worten, das, was ich Seele nenne, ist größer, als ich denke.
Viel grösser. Sie ist nicht die Luft in einem einzigen Raum. Sie ist die Luft in einem ganzen Haus. Und dieses Haus hat viele Zimmer. Die Seele ist nicht auf eine einzige Identität beschränkt. Sie ist nicht die Luft im Eßzimmer. Und sie spaltet sich auch nicht in zwei Individuen auf, die man Seelenpartner nennt. Sie ist nicht die Luft in der Verbindung von Wohn- und Eßzimmer.
Sie ist die Luft im ganzen Haus.
Und in meinem Reich gibt es viele Häuser. Und während immer dieselbe Luft um, in und durch jedes Haus strömt, mag sich die Luft der Zimmer in einem der Häuser »heimeliger« anfühlen. Du betrittst vielleicht diese Räume und sagst: »Hier drin fühlt es sich heimelig an.«
Damit du also verstehst - es gibt nur eine Seele. Doch was du die individuierte Seele nennst, ist riesig und schwebt über, in und durch Hunderte von physischen Formen.
Gleichzeitig ?
So etwas wie die Zeit gibt es nicht. Ich kann darauf nur mit »Ja und Nein« antworten. Einige der von deiner Seele umhüllten physischen Formen »leben jetzt«, so wie du es verstehst. Andere individuieren sich in Formen, die jetzt in deinen Begriffen »tot« sind. Und manche umhüllten Formen leben in dem, was du die »Zukunft« nennen würdest. Es geschieht natürlich alles im jetzigen Moment. Doch eure Erfindung namens Zeit läßt euch die verwirklichte Erfahrung besser und umfassender wahrnehmen.
Also sind diese Hunderte von physischen Körpern, die meine Seele »umhüllt« hat - ein interessantes Wort, das du da gebraucht hast -, allesamt meine »Seelenpartner« ?
Ja, das kommt der Sache näher als eure Verwendung des Begriffs.
Und einige meiner Seelenpartner haben zuvor gelebt ?
Ja. So wie du es nennen würdest, ja.
Moment mal ! Ich glaube, ich habe hier gerade etwas entdeckt ! Sind diese Teile von mir, die »zuvor« gelebt haben, das, was ich nun als »frühere Leben« bezeichnen würde ?
Gut gedacht ! Ja. Manche davon sind die »anderen Leben«, die du »davor« gelebt hast. Und manche sind es nicht. Und andere Teile deiner Seele sind umhüllte Körper, die in deiner sogenannten Zukunft lebendig sein werden. Und wiederum andere sind in verschiedenen Formen verkörpert, die gegenwärtig auf eurem Planeten leben.
Wenn du auf eine von diesen stößt, hast du möglicherweise sofort das Gefühl von Wesensverwandtschaft. Du sagst vielleicht sogar: »Wir müssen ein »früheres Leben« gemeinsam verbracht haben.« Und damit hast du recht. Ihr habt ein früheres Leben gemeinsam verbracht. Entweder als dieselbe physische Form oder als zwei Formen im selben Raum-Zeit-Konti-nuum.
Das ist sagenhaft ! Das erklärt alles !
Ja, das tut es.
Außer einer Sache.
Welcher ?
Was bedeutet es, wenn ich einfach weiß, daß ich mit jemandem ein »früheres Leben« verbracht habe ? Ich weiß es, ich spüre es in meinen Knochen - aber wenn ich das gegenüber dieser anderen Person erwähne, fühlt sie überhaupt nichts. Was hat es damit auf sich ?
Da verwechselst du die »Vergangenheit« mit der »Zukunft«.
Hä ?
Du hast ein anderes Leben mit dieser Person verbracht - es ist nur nicht ein »früheres Leben«.
Es ist ein »künftiges« Leben ?
Genau. Es geschieht alles im ewigen Moment des Jetzt, und du bist dir in gewissem Sinne gewahr, was sich noch nicht ereignet hat.
Warum »erinnert« sich diese Person dann nicht auch an die Zukunft ?
Es handelt sich hier um sehr feine Schwingungen, und manche von euch sind sensitiver als andere. Auch wechselt das von Person zu Person. Du bist vielleicht, was eure Erfahrungen in der »Vergangenheit« oder »Zukunft« angeht, für eine Person sensibler als für eine andere. Das bedeutet gewöhnlich, daß ihr diese andere Zeit als den Teil eurer sehr großen Seele verbracht habt, die denselben Körper umhüllte. Hingegen kann ein bestimmtes, aber nicht ganz so starkes Gefühl, daß man »sich schon früher begegnet ist«, bedeuten, daß man zwar dieselbe »Zeit« miteinander verbracht hat, aber nicht denselben Körper teilte. Vielleicht wart ihr Mann und Frau, Bruder und Schwester, Mutter oder Vater und Kind, Geliebter und Geliebte - oder werdet es sein.
Das sind starke Bande, und es ist ganz natürlich, daß ihr sie fühlt, wenn ihr euch zum erstenmal in »diesem« Leben wieder begegnet.
Wenn das stimmt, was du sagst, würde das ein Phänomen erklären, das ich mir bislang nicht zu erklären wußte. Das Phänomen, daß in »diesem« Leben mehr als eine Person behauptet, sich daran erinnern zu können, daß sie Jeanne d'Arc war. Oder Mozart. Oder irgendeine andere Berühmtheit der »Vergangenheit«. Ich dachte immer, das spräche gegen die Reinkarnation, denn wie können mehrere Personen behaupten, früher ein und dieselbe Person gewesen zu sein ? Aber nun sehe ich, wie das möglich ist ! Es ist einfach so, daß einige der fühlenden Wesen, die jetzt von einer Seele umhüllt sind, sich an den Teil ihrer Seele »erinnern« (sich ihr wieder angliedern), die Jeanne d'Arc war (jetzt ist). Gütiger Himmel, das fegt alle Barrieren beiseite und macht alle Dinge möglich. Wenn ich mich künftig wieder dabei erwische, daß ich etwas für »unmöglich« erkläre, dann weiß ich, daß ich damit nur mein großes Unwissen demonstriere.
Es ist gut, wenn du das nicht vergißt. Sehr gut.
Und wenn wir mehr als einen »Seelenpartner« haben können, würde das auch erklären, warum wir innerhalb eines Lebens dieses intensive Gefühl von »Seelenpartnerschaft« mit mehr als einer Person - ja mit mehr als einer Person zur gleichen Zeit - erleben können.
So ist es.
Dann ist es also möglich, mehr als eine Person zur gleichen Zeit zu lieben.
Natürlich.
Nein, nein. Ich meine hier diese intensive persönliche Liebe, die wir gewöhnlich nur für eine Person reservieren - oder zumindest immer nur für eine Person auf einmall
Warum würdest du jemals Liebe »reservieren« wollen ? Warum würdest du sie »in Reserve« halten wollen ?
Weil es nicht recht ist, wenn wir mehr als eine Person auf »diese Weise« lieben. Das ist Treuebruch.
Wer hat dir das gesagt ?
Alle. Alle sagen mir das. Meine Eltern, meine Religion sagen es mir. Meine Gesellschaft sagt es mir. Jedermann sagt mir das !
Das gehört zu den »Sünden des Vaters«, die auf den Sohn überkommen.
Deine eigene Erfahrung lehrt dich eines - daß es die allergrößte Freude bereitet, wenn du jedermann ganz und gar liebst. Doch deine Eltern, Lehrer, Pfarrer sagen dir etwas anderes - daß du nur eine Person auf einmal »auf diese Weise« lieben darfst. Und wir sprechen hier nicht nur über Sex. Wenn euch eine Person in irgendeiner Weise genausoviel bedeutet wie eine andere, wird euch das Gefühl gegeben, daß ihr die andere verraten habt.
Richtig ! Genau ! So haben wir das eingerichtet !
Dann bringt ihr nicht echte Liebe, sondern irgendeine unechte Art davon zum Ausdruck.
In welchem Ausmaß dürfen wir echte Liebe zum Ausdruck bringen ? Welche Grenzen sollten - ja, manche würden sagen, müssen - wir dem auferlegen ? Zu was würde das führen, wenn man allen gesellschaftlichen und sexuellen Energien freien Lauf lassen würde ? Bedeutet völlige gesellschaftliche und sexuelle Freiheit das Ende allen Verantwortungsbewußtseins oder gerade dessen absoluten Höhepunkt ?
Jeder Versuch, den natürlichen Ausdruck der Liebe einzuschränken, ist eine Absage an die Erfahrung von Freiheit - und damit eine Absage an die Seele selbst. Denn die Seele ist die personifizierte Freiheit. Gott ist der Definition nach Freiheit - denn Gott ist grenzenlos und keinerlei Beschränkungen unterworfen. Die Seele ist Gott in Miniatur. Deshalb rebelliert die Seele gegen jede auferlegte Beschränkung und stirbt jedesmal aufs neue, wenn sie von außen auferlegte Grenzen akzeptiert.
In diesem Sinn ist die Geburt ein Tod und der Tod eine Geburt. Denn durch die Geburt findet sich die Seele in die schrecklichen Begrenzungen des Körpers eingezwängt, denen sie beim Tod - und auch während des Schlafs - dann wieder entkommt.
Zurück zur Freiheit fliegt die Seele - wieder einmal über den Ausdruck und die Erfahrung ihrer wahren Natur frohlockend. Doch kann ihre wahre Natur zum Ausdruck kommen und erfahren werden, während sie mit dem Körper beisammen ist ?
Das ist die Frage, die du stellst - und sie zielt direkt auf den Sinn und Zweck des Lebens ab. Denn wenn das Leben im Verein mit dem Körper nichts weiter ist als ein Gefängnis, eine Begrenzung, dann stellt sich die Frage, wozu es gut sein soll.
Ja, ich glaube, das ist meine Frage. Und ich stelle sie für alle Wesen, die diese schrecklichen Einschränkungen menschlicher Erfahrung empfunden haben. Und ich spreche hier nicht von Beschränkungen auf physischer Ebene...
...Das weiss ich...
...sondern von Beschränkungen auf emotionaler und psychischer Ebene.
Ja, ich weiss. Ich verstehe. Doch diese Dinge haben alle mit derselben umfassenderen Frage zu tun.
Ja, richtig. Doch laß mich das zu Ende führen. Mein ganzes Leben lang hat es mich zutiefst frustriert, daß es mir nicht erlaubt war, jedermann genauso, wie ich will, zu lieben. In meiner Jugend ging es darum, nicht mit Fremden zu reden, nichts Ungehöriges zu sagen. Ich entsinne mich, daß ich einmal mit meinem Vater unterwegs war und wir auf einen armen Mann stießen, der um Geld bettelte. Mir tat dieser Mann sofort leid, und ich wollte ihm ein paar von den Pennys in meiner Hosentasche geben. Doch mein Vater hielt mich davon ab und zog mich weiter. »Abschaum«, sagte er. »Das ist nur Abschaum.« So bezeichnete mein Vater alle, die nicht seiner Definition von einem wertvollen Menschen entsprachen. Und ich entsinne mich an einen späteren Vorfall, bei dem mein älterer Bruder, der nicht mehr bei uns lebte, wegen eines vorangegangenen Streits mit meinem Vater am Weihnachtsabend nicht ins Haus gelassen wurde. Ich liebte meinen Bruder und wollte, daß er diesen Abend mit uns verbrachte, aber mein Vater stellte sich ihm auf der Veranda entgegen und verwehrte ihm den Zutritt ins Haus. Meine Mutter war am Boden zerstört (es war ihr Sohn aus früherer Ehe), und ich konnte das Ganze einfach nicht verstehen. Warum sollten wir bloß wegen einer Auseinandersetzung meinen Bruder nicht lieben oder ihn am Weihnachtsabend nicht bei uns haben ? Welche Meinungsverschiedenheit konnte so schlimm sein, daß sie das Weihnachtsfest ruinieren durfte, an dem doch sogar Kriege ausgesetzt werden ? Das wollte mein kleines siebenjähriges Herz gerne verstehen.
Als ich älter wurde, lernte ich, daß nicht nur Ärger und Zorn, sondern auch die Angst den Fluß der Liebe zum Stocken bringen. Das war der Grund, warum wir nicht mit Fremden sprechen sollten - nicht nur, solange wir wehrlose Kinder waren, sondern auch als Erwachsene. Ich lernte, daß es einfach nicht in Ordnung war, offen und neugierig auf Fremde zuzugehen und sie zu begrüßen, sondern daß man, wenn man jemandem gerade vorgestellt worden war, gewisse Regeln der Etikette zu befolgen hatte - die für mich allesamt keinen Sinn ergaben. Ich wollte alles über diese neue Person wissen und ich wollte auch, daß sie alles über mich erfuhr ! Aber nein. Die Regeln besagten, daß wir warten mußten.
Und nun habe ich in meinem Erwachsenenleben gelernt, daß die Regeln, wenn es um Sexualität geht, sogar noch starrer und enger sind. Und ich begreife es immer noch nicht. Ich stelle fest, daß ich einfach nur lieben und geliebt werden möchte - daß ich einfach jedermann so lieben möchte, wie ich es als natürlich empfinde und es sich für mich gut anfühlt. Doch die Gesellschaft hat hier ihre Regeln und Vorschriften -und diese sind so starr, daß selbst wenn die andere beteiligte Person in eine Erfahrung einwilligt, die beiden Liebenden ein »Unrecht begehen« und somit zum Scheitern verurteilt sind, wenn die Gesellschaft nicht zustimmt. Was ist das ? Was hat es mit all dem auf sich ?
Nun, du hast es schon selbst gesagt. Angst. Es hat alles mit Angst zu tun.
Ja, aber sind diese Ängste gerechtfertigt ? Sind diese Beschränkungen und Einengungen angesichts der Verhaltensweise unseres Geschlechts nicht auch irgendwie angebracht ? Ein Mann begegnet einer jüngeren Frau, verliebt sich in sie und verläßt seine Frau. Ich führe nur ein Beispiel an. Da steht sie nun mit neununddreißig oder dreiundvierzig, bleibt mit den Kindern und ohne Beruf allein zurück. Oder schlimmer noch, sie wird mit vierundsechzig von ihrem achtundsechzigjäh-rigen Ehemann stehengelassen, der sich in eine Frau verknallt hat, die jünger ist als seine Tochter.
Gehst du davon aus, daß dieser Mann aufgehört hat, seine vierundsechzigjährige Frau zu lieben ?
Na, jedenfalls verhält er sich so.
Nein. Es ist nicht seine Frau, die er nicht mehr liebt und der er entkommen möchte. Er möchte den ihm auferlegten Beschränkungen entfliehen.
Quatsch ! Das ist schlicht und einfach sinnliche Begierde. Das ist ein alter Bock, der nur seine Jugend zurückzuholen versucht und mit einer jüngeren Frau Zusammensein will; der nicht imstande ist, seine Triebe zu zügeln und sein Versprechen gegenüber der Partnerin, die ihm in all den schwierigen und mageren Jahren zur Seite stand, einzuhalten.
Natürlich. Du hast es perfekt beschrieben. Doch nichts, was du gesagt hast, ändert irgend etwas an dem, was ich gesagt habe. In praktisch jedem dieser Fälle hat dieser Mann nicht aufgehört, seine Frau zu lieben. Die Rebellion wird durch die Beschränkungen ausgelöst, die ihm seine Frau auferlegt -oder auch die jüngere Frau, die, wenn er bei seiner Frau bleibt, nichts mit ihm zu tun haben will.
Der Punkt, auf den ich hier hinauswill, ist der, daß die Seele immer gegen Beschränkungen rebellieren wird. Beschränkungen jeglicher Art. Das ist es, was den Funken jeder Revolution in der Menschheitsgeschichte entzündet hat und nicht nur einen Mann dazu bringt, seine Frau zu verlassen - oder eine Frau plötzlich veranlaßt, ihren Mann zu verlassen.
Du trittst hier doch sicher nicht für die völlige Abschaffung jeglicher Beschränkungen in bezug auf das Verhalten ein ! Das wäre Anarchie. Gesellschaftliches Chaos. Du bist doch sicher nicht dafür, daß die Leute Affären haben - oder gar eine offene Ehe führen !
Ich bin »für« oder »gegen« gar nichts. Das Menschengeschlecht unternimmt ständig den Versuch, mich zu einem Gott zu machen, der »dafür« oder »dagegen« ist, und das bin ich nicht.
Ich beobachte nur, was ist. Ich sehe nur zu, wie ihr eure eigenen Systeme von Recht und Unrecht, Für und Dagegen erschafft. Und ich schaue nach, ob euch eure gegenwärtigen Vorstellungen davon dienlich sind, gemessen an dem, was ihr eurer Aussage nach als Spezies und als Individuen wählt und wünscht.
Ich bin weder »für« noch »gegen« die offene Ehe. Ob ihr dafür oder dagegen seid, hängt davon ab, was ihr eurer Entscheidung nach in und von einer Ehe wollt. Und diese Entscheidung erschafft, wer ihr in bezug auf die Erfahrung, die ihr Ehe nennt, seid. Hinsichtlich der sogenannten offenen Ehe lautet die Frage nicht: »Sollen wir eine offene Ehe führen, bei der beide Partner außereheliche sexuelle Kontakte haben dürfen?« Die Frage lautet vielmehr: »Wer bin ich - und wer sind wir - hinsichtlich der Erfahrung, die man Ehe nennt?« Die Antwort auf diese Frage findet sich in der Antwort auf die größte Frage des Lebens: Wer bin ich - im Verhältnis zu allem und jedem. Wer bin ich, und wer wähle ich zu sein ? Wie ich im Verlauf dieses Gesprächs wiederholte Male sagte, ist die Antwort auf diese Frage die Antwort auf jede Frage.
Gott, das frustriert mich. Denn die Antwort auf diese Frage ist so umfassend und allgemein, daß sie gar keine Frage beantwortet.
Ach, tatsächlich ? Wie lautet dann deine Antwort auf diese Frage ?
Diesen Büchern zufolge - dem zufolge, was du in diesem Gespräch auszusagen scheinst - bin ich »Liebe«. Das ist es, was und wer ich wirklich bin.
Exzellent ! Du hast gelernt ! Das ist richtig. Du bist Liebe. Liebe ist alles, was es gibt. So bist du Liebe, bin ich Liebe und gibt es nichts, was nicht Liebe ist.
Was ist mit der Angst ?
Angst ist das, was du nicht bist. Angst ist ein falscher Anschein, der Wirklichkeit zu sein scheint. Angst ist das Gegenteil von Liebe, das du in deiner Realität erschaffen hast, damit du erfahren und erkennen kannst, was du bist. In der Welt eurer relativen Existenz gilt: In der Abwesenheit dessen, was du nicht bist, ist das, was du bist... nicht.
Ja, das haben wir nun schon einige Male durchgekaut. Aber ich habe das Gefühl, daß du meiner Beschwerde ausgewichen bist. Ich sagte, daß die Antwort auf die Frage, wer wir sind - Liebe -, so umfassend und allgemein ist, daß sie praktisch keine Antwort ist, praktisch keine Frage beantwortet. Du sagst, das ist die Antwort auf jede Frage, und ich sage, das ist keine Antwort auf irgendeine Frage - von einer so konkreten wie der nach der offenen Ehe gar nicht zu reden.
Wenn das für dich stimmt, dann deshalb, weil du nicht weißt, was Liebe ist.
Weiß es denn überhaupt jemand ? Seit Anbeginn der Zeit hat die Menschheit dies zu enträtseln versucht.
Zeit, die nicht existiert.
Die nicht existiert, jaja. Ich weiß. Das ist nur so eine Redewendung.
Lass mich sehen, ob ich mit Hilfe eurer »Redewendungen« Worte und Möglichkeiten finden kann, zu erklären, was Liebe ist.
Super ! Das wäre großartig.
Das erste Wort, das mir da einfällt, ist »unbegrenzt«. Liebe ist das, was unbegrenzt ist.
Gut, da waren wir schon, als wir mit diesem Thema begannen. Wir drehen uns im Kreis.
Kreise sind gut. Schimpf nicht über sie. Kreise immer weiter; umkreise die Frage immer weiter. Kreisen ist okay. Wiederholen ist okay. Wiederholtes Daraufzurückkommen, wiederholtes Formulieren ist okay.
Manchmal werde ich ungeduldig.
Manchmal ? Das ist wirklich witzig.
Okay, okay, mach weiter mit dem, was du sagen wolltest.
Liebe ist das, was unbegrenzt ist. Sie hat keinen Anfang und kein Ende. Dein Davor und kein Danach. Liebe war immer, ist immer und wird immer sein.
Liebe ist also immer. Sie ist die Immerwirklichkeit. Nun kommen wir auf ein weiteres Wort zurück, das wir schon früher gebracht haben - Freiheit. Denn wenn Liebe unbegrenzt und immer ist, dann ist sie... frei. Liebe ist das, was vollkommen frei ist.
Du wirst nun feststellen, daß du innerhalb der menschlichen Realität immer danach strebst, zu lieben und geliebt zu werden. Und du wirst weiterhin feststellen, daß du dich immer danach sehnst, daß diese Liebe unbegrenzt ist. Und du wirst auch feststellen, daß du dir immer wünschst, daß du frei bist, ihr Ausdruck zu geben.
Du wirst bei jeder Erfahrung von Liebe nach Freiheit, Grenzenlosigkeit und Ewigkeit streben. Du wirst es vielleicht nicht immer bekommen, aber danach strebst du. Und du strebst es an, weil es das ist, was Liebe ist, und auf tiefer Ebene weißt du das auch, weil du Liebe bist. Und durch den Ausdruck von Liebe trachtest du zu erkennen und zu erfahren, wer und was du bist.
Du bist Leben, das Leben zum Ausdruck bringt, Liebe, die Liebe zum Ausdruck bringt, Gott, der Gott zum Ausdruck bringt.
Alle diese Worte stehen für dasselbe. Setze sie in deinem Denken gleich:
Gott
Leben
Liebe
Unbegrenzt
Ewig
Frei
Alles, was nicht eines dieser Dinge ist, ist keines dieser Dinge. Du bist alle diese Dinge, und du wirst früher oder später danach streben, dich selbst als alle diese Dinge zu erfahren.
Was heißt hier »früher oder später« ?
Das hängt davon ab, wann du deine Angst überwindest. Wie ich schon sagte, ist Angst ein falscher Anschein, der Wirklichkeit zu sein scheint. Sie ist das, was du nicht bist.
Du wirst bestrebt sein, das zu erfahren, was du bist, wenn du mit deiner Erfahrung dessen, was du nicht bist, durch bist.
Wer möchte schon gerne Angst erleben ?
Niemand möchte das; es wird euch beigebracht. Ein Kind kennt keine Angst. Es denkt, es kann alles tun. Ein Kind kennt keinen Mangel an Freiheit. Es denkt, es kann jedermann lieben. Ein Kind kennt auch keinen Mangel an Leben. Kinder glauben, daß sie ewig leben werden - und Menschen, die sich wie Kinder verhalten, denken, daß ihnen nichts und niemand Schaden zufügen kann. Ein Kind kennt auch nichts Gottloses - so lange, bis ihm die Erwachsenen gottlose Dinge beibringen.
Und so laufen Kinder nackt herum und umarmen jedermann und denken sich nichts dabei. Wenn die Erwachsenen es nur auch so machen könnten.
Nun, Kinder tun das in aller Anmut der Unschuld. Erwachsene können nicht zu dieser Unschuld zurückkehren, weil immer, wenn sie sich ausziehen, die Sache mit dem Sex ins Spiel kommt.
Ja. Und Gott bewahre, daß diese »Sache mit dem Sex« in aller Unschuld und Freiheit erlebt wird.
Nun, Gott hat es verboten. Adam und Eva liefen vollkommen glücklich und zufrieden nackt im Paradies herum, bis Eva die verbotene Frucht aß - vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Da hast du uns zu unserem gegenwärtigen Zustand verdammt, denn wir tragen alle die Schuld der Erbsünde in uns.
Ich tat nichts dergleichen.
Ich weiß. Aber ich mußte hier der institutionalisierten Religion eins über die Rübe geben.
Versuch das, wenn möglich, zu vermeiden.
Ja, ich weiß. Die Vertreter der institutionalisierten Religion haben wenig Sinn für Humor.
Du machst es schon wieder.
Entschuldige.
Ich sagte... ihr strebt als Spezies danach, eine Liebe zu erfahren, die unbegrenzt, ewig und frei ist. Die Institution der Ehe war euer Versuch, Ewigkeit herzustellen. Mit der Eheschließung habt ihr vereinbart, lebenslang Partner zu bleiben. Aber das hat wenig zur Erzeugung einer Liebe beigetragen, die »unbegrenzt« und »frei« ist.
Warum nicht ? Ist die Ehe, wenn sie frei gewählt ist, nicht ein Ausdruck von Freiheit ? Und die Aussage, daß du deine Liebe auf sexueller Ebene mit keinem anderen außer deinem Ehepartner bezeugst, ist keine Einschränkung, sondern eine Wahl. Und eine Wahl ist keine Beschränkung, sie ist die Ausübung von Freiheit.
Ja, solange es weiterhin die Wahl ist.
Nun, das muß sie sein. Das war das Versprechen.
Ja - und damit fangen die Probleme an.
Erklär mir das.
Schau, es mag eine Zeit kommen, da du etwas ganz Besonderes in einer Beziehung erfahren möchtest. Nicht, daß eine Person für dich in höherem Maße besonders wäre als eine andere, aber die Art, in der du die Tiefe der Liebe, die du für alle Menschen - und das Leben selbst - hegst, im Verein mit einer Person demonstrieren möchtest, ist einmalig und allein dieser Person vorbehalten.
Tatsächlich ist die Art, wie ihr eure Liebe für jede Person, die ihr liebt, demonstriert, einmalig. Ihr bezeugt eure Liebe für keine zwei Personen auf dieselbe Weise. Weil ihr ein Geschöpf und ein Schöpfer der Originalität seid, ist alles, was ihr erschafft, ein Original. Kein Gedanke, kein Wort, keine Tat kann je ein Duplikat sein. Ihr könnt keine Duplikate erschaffen, nur Originale.
Weißt du, warum sich keine zwei Schneeflocken genau gleichen ? Weil es ihnen unmöglich ist. »Schöpfung« ist nicht »Kopieren«, der Schöpfer kann nur erschaffen. Und deshalb sind keine zwei Schneeflocken genau gleich, sind keine zwei Menschen, keine zwei Gedanken, keine zwei Beziehungen, keine zwei von irgend etwas genau gleich. Das Universum - und alles darin - existiert in einzigartiger Form, und es gibt wahrhaft nichts anderes, das ihm gleich ist.
Das ist wieder die göttliche Dichotomie. Alles ist einzigartig, doch alles ist eins.
Genau. Jeder Finger an deiner Hand ist anders, doch es ist dieselbe Hand. Die Luft in deinem Haus ist die Luft, die sich überall befindet, und doch ist sie in den einzelnen Zimmern nicht dieselbe, fühlt sich jeweils ganz unterschiedlich an. Und ebenso verhält es sich mit den Menschen. Alle Menschen sind eins, doch keine zwei Menschen sind sich genau gleich. Deshalb kannst du auch nicht, selbst wenn du es versuchen würdest, zwei Menschen auf dieselbe Weise lieben - und würdest es auch nie wollen, weil die Liebe eine einzigartige Reaktion auf das ist, was einzigartig ist. Wenn du also deine Liebe für eine Person bezeugst, tust du das auf eine Weise, wie du das für eine andere Person nicht tun kannst. Deine Gedanken, Worte und Handlungen - deine Reaktionen - lassen sich buchstäblich unmöglich kopieren. Sie sind einmalig... so wie die Person, für die du diese Gefühle hegst.
Wenn die Zeit gekommen ist, da du den Wunsch hast, dies nur mit einer Person in all seiner Einmaligkeit zu demonstrieren, dann wähle es. Verkünde es, mache es bekannt. Doch mache deine Erklärung zu einer Verkündigung deiner Freiheit von Augenblick zu Augenblick, nicht zu einer fortwährenden Verpflichtung. Denn wahre Liebe ist immer frei, und Verpflichtung kann im Raum der Liebe nicht existieren. Wenn du deine Entscheidung, deiner Liebe auf bestimmte Weise mit nur einer bestimmten anderen Person Ausdruck zu geben, als ein heiliges Versprechen ansiehst, das nie gebrochen werden darf, dann mag der Tag kommen, wo du dieses Versprechen als Verpflichtung empfindest - und wirst dich darüber ärgern. Doch wenn du diese Entscheidung nicht als ein nur einmal gegebenes Versprechen ansiehst, sondern als freie Wahl, die du immer und immer wieder triffst, wird dieser Tag der Ablehnung nie kommen.
Denk immer daran: Es gibt nur ein heiliges Versprechen - und das ist, daß du deine Wahrheit sprichst und lebst. Alle anderen Versprechen bedeuten einen Verlust von Freiheit, und dieser kann nie etwas Heiliges sein. Denn Freiheit ist, wer du bist. Wenn du die Freiheit einbüßt, büßt du dein Selbst ein. Und das ist kein Sakrament, das ist Blasphemie.
Kapitel 13
Puh ! Das sind harte Worte. Willst du damit sagen, daß wir nie Versprechen abgeben, nie jemandem irgend etwas versprechen sollten ?
So wie die meisten gegenwärtig ihr Leben leben, ist in jedes Versprechen eine Lüge eingebaut. Die Lüge ist, daß ihr nicht wissen könnt, wie ihr in Zukunft in bezug auf etwas fühlt und was ihr dann in dieser Sache unternehmen wollt. Das könnt ihr nicht wissen, wenn ihr euer Leben als das reaktive Wesen führt, das die meisten von euch sind. Nur wenn ihr ein Leben als schöpferisches Wesen führt, ist es möglich, daß euer Versprechen keine Lüge enthält.
Schöpferische Wesen können wissen, welche Gefühle sie künftig hegen werden, weil sie ihre Gefühle erschaffen, statt sie nur zu erfahren.
Solange ihr eure Zukunft nicht erschaffen könnt, könnt ihr eure Zukunft auch nicht vorhersagen. Solange ihr eure Zukunft nicht vorhersagen könnt, könnt ihr auch keine wahrhaftigen Versprechen für die Zukunft abgeben. Doch auch eine Person, die ihre Zukunft sowohl zu erschaffen wie auch vorherzusagen vermag, hat die Macht und das Recht zur Veränderung. Veränderung ist ein Grundrecht aller Geschöpfe. Tatsächlich ist es mehr als ein »Recht«, denn ein »Recht« ist etwas, das einem gegeben wird. »Veränderung« ist das, was ist. Veränderung ist.
Ihr seid das, was Veränderung ist. Sie kann euch nicht gegeben werden. Ihr seid das. Nun, da ihr »Veränderung« seid - und da Veränderung das einzig Konstante an euch ist -, könnt ihr nicht wahrhaftig versprechen, daß ihr immer der- oder dieselbe bleibt.
Willst du damit sagen, daß es keine Konstanten im Universum gibt ? Daß es in all der Kreativität nichts gibt, was konstant bleibt ?
Der von euch Leben genannte Prozeß ist ein Prozeß der Wiedererschaffung. Alles Leben erschafft sich ständig in jedem Moment des fetzt wieder aufs neue. In diesem Prozeß ist eine völlige Gleichheit unmöglich, denn wenn ein Ding vollkommen identisch ist, hat es sich in nichts verändert. Völlige Gleichheit ist also unmöglich, nicht aber Ähnlichkeit oder Gleichartigkeit. Ähnlichkeit ist das Ergebnis des Veränderungsprozesses, der eine bemerkenswert ähnliche Version des Vorangegangenen hervorbringt.
Wenn die Kreativität zu einem hohen Maß an Ähnlichkeit gelangt, nennt ihr das identisch. Und aus der groben Perspektive eurer beschränkten Sichtweise ist es auch so. Von daher scheint, unter menschlichen Gesichtspunkten gesehen, im Universum eine große Beständigkeit zu herrschen. Das heißt, die Dinge sehen gleich aus und agieren und reagieren augenscheinlich gleich. Ihr seht darin Konsistenz. Das ist gut, denn das liefert euch einen Bezugsrahmen, innerhalb dessen ihr eure Existenz im Physischen betrachten und erfahren könnt.
Doch ich sage euch: Aus der Perspektive allen Lebens - dem, was physisch und was nichtphysisch ist - gesehen, verschwindet das Erscheinungsbild von Konsistenz. Die Dinge werden so erfahren, wie sie wirklich sind: sich ständig verändernd.
Du sagst also, daß diese Veränderungen zuweilen so fein, so subtil sind, daß die Dinge aus unserer weniger scharfen Sicht gesehen dasselbe zu sein scheinen - manchmal genau dasselbe -, es aber faktisch nicht sind.
Genau.
So etwas wie »völlig identische Zwillinge« gibt es nicht.
Richtig. Du hast es erfaßt.
Doch wir können uns in so ausreichend ähnlicher Form aufs neue wiedererschaffen, daß der Effekt von Beständigkeit erzeugt wird.
Ja.
Und das können wir hinsichtlich dessen, Wer-wir-Sind und wie wir uns verhalten, auch in unseren menschlichen Beziehungen tun.
Ja, obwohl die meisten von euch das sehr schwierig finden. Weil echte Beständigkeit (im Gegensatz zur augenscheinlichen Beständigkeit) gegen das Naturgesetz verstößt, wie wir gerade gelernt haben, und es schon eines großen Meisters bedarf, um auch nur den Anschein von völliger Gleichheit zu erschaffen. Meister und Meisterinnen überwinden jegliche naturgegebene Tendenz (die ja eine Tendenz zur Veränderung ist), um sich gleichbleibend zu zeigen. In Wahrheit können sie nicht von Augenblick zu Augenblick gleichbleibend auftreten, doch können sie sich so ausreichend gleichartig geben, daß sie den Anschein von völliger Gleichheit erzeugen.
Aber Menschen, die nicht »Meister« sind, zeigen sich ständig »in gleichbleibender Weise«. Ich kenne Leute, deren Verhalten und Auftreten so vorhersehbar sind, daß man sein Leben darauf verwetten könnte.
Doch es bedarf großer Astrengung, das absichtlich zu tun. Ein Meister stellt absichtlich ein hohes Maß an Gleichartigkeit her, was ihr »Konsistenz« nennen würdet. Ein Schüler erzeugt Konsistenz, ohne dies unbedingt zu beabsichtigen.
Ein Mensch, der auf bestimmte Umstände immer auf dieselbe Weise reagiert, sagt zum Beispiel oft: »Ich konnte nicht anders.«
Ein Meister würde das nie sagen.
Auch eine Person, die ein bewundernswertes Verhalten an den Tag legt - ein Verhalten, wofür sie gelobt wird -, wird oft darauf antworten: »Es war nichts. Das war ganz automatisch. Jeder würde das tun.« Auch das würde ein Meister nie tun.
Meister und Meisterinnen sind Personen, die - ganz buchstäblich - wissen, was sie tun. Und sie wissen auch, warum.
Menschen, die nicht auf der Meisterschaftsebene agieren, wissen oft beides nicht.
Und deshalb ist es auch so schwer, ein Versprechen zu halten ?
Das ist einer der Gründe. Wie ich schon sagte, könnt ihr so lange nicht etwas wirklich versprechen, wie ihr nicht eure Zukunft vorhersagen könnt.
Ein weiterer Grund, warum Menschen das Einhalten von Versprechen so schwerfällt, ist der, daß sie mit der Authentizität in Konflikt geraten.
Was meinst du damit ?
Ich meine damit, daß sich ihre entfaltende oder weiterentwickelnde Wahrheit in bezug auf eine Sache von der Wahrheit unterscheidet, die, wie sie sagten, unveränderlich sein würde. Und damit geraten sie in einen tiefen Konflikt. Wem soll ich Folge leisten - meiner Wahrheit oder meinem Versprechen ?
Was rätst du ?
Das, was ich dir schon einmal geraten habe: Verrat an dir selbst, um nicht einen anderen zu verraten, bleibt dennoch Verrat. Es ist die höchste Form von Verrat.
Aber das würde dazu führen, daß überall Versprechen gebrochen werden ! Kein gegebenes Wort würde mehr zählen. Man könnte sich auf niemanden mehr verlassen !
Oh, du hast dich also darauf verlassen, daß andere Wort halten ? Kein Wunder, daß du so elend dran warst.
Wer sagt, daß ich elend dran war ?
Du meinst, so hast du ausgesehen und gehandelt, als du glücklich warst ?
Na gut. Okay. Ich war elend dran. Manchmal.
Oh, ganz schön oft. Sogar, als du allen Grund hattest, glücklich zu sein, hast du dir erlaubt, dich elend zu fühlen - machtest du dir Sorgen, ob du imstande wärst, an deinem Glücklichsein festzuhalten ! Und der Grund, warum du dir darum Sorgen machen mußtest, ist der, daß dieses »Festhalten an deinem Glücklichsein« in hohem Maße davon abhing, daß andere Menschen ihr Wort hielten.
Du meinst, ich habe kein Recht zu erwarten - oder zumindest darauf zu hoffen -, daß andere ihr Wort halten ?
Warum würdest du ein solches Recht haben wollen ? Der einzige Grund, warum eine andere Person ihr dir gegebenes Wort nicht hält, ist der, daß sie es nicht will - oder das Gefühl hat, daß sie es nicht kann, was auf dasselbe hinausläuft. Und warum solltest du, wenn eine andere Person ihr Wort nicht halten will oder aus irgendeinem Grund nicht halten zu können glaubt, es von ihr einfordern wollen ? Möchtest du wirklich, daß jemand eine Vereinbarung einhält, die er nicht einhalten will ? Hast du wirklich das Gefühl, Menschen sollten zu Dingen gezwungen werden, die sie ihrem Empfinden nach nicht tun können ?
Warum würdest du irgend jemanden dazu zwingen wollen, irgend etwas gegen seinen Willen zu tun ?
Nun, versuchen wir es mit diesem Grund: Weil mir - oder meiner Familie - Schaden zugefügt würde, wenn dieser Jemand nicht zu tun braucht, was er versprochen hat.
Du bist also willens, einem anderen Schaden zuzufügen, damit dir kein Schaden zugefügt wird ?
Ich kann nicht sehen, daß ich einem anderen Schaden zufüge, wenn ich ihn nur einfach bitte, sein Wort zu halten.
Doch er muss es so sehen, sonst würde er es bereitwillig halten.
Also soll ich Unrecht erleiden oder zusehen, wie meinen Kindern und meiner Familie Schaden zugefügt wird, statt den, der das Versprechen gegeben hat, einfach dadurch zu »verletzen«, daß ich ihn bitte, es einzuhalten ?
Glaubst du wirklich, daß dir kein Schaden zugefügt wird, wenn du einen anderen zwingst, sein Versprechen zu halten ? Ich sage dir: Es ist anderen mehr Schaden von Personen zugefügt worden, die ein Leben stiller Verzweiflung führen - das heißt, die das tun, was sie tun zu »müssen« meinen -, als von Personen, die ungehindert tun, was sie tun wollen. Wenn du einem Menschen Freiheit gibst, verstärkst du nicht die Gefahr, du räumst sie aus.
Es mag zwar so aussehen, daß du, wenn du jemandem aus einem Versprechen oder einer Verpflichtung dir gegenüber entläßt, kurzfristig geschädigt wirst. Doch langfristig gesehen wirst du nie Schaden nehmen, denn indem du der anderen Person die Freiheit gibst, gibst du sie dir auch selber. Und damit bist du frei von den Qualen und Leiden, den Angriffen auf deine Würde und dein Selbstwertgefühl, die unweigerlich erfolgen, wenn du eine Person zur Einhaltung eines Versprechens zwingst, das sie nicht halten will. Der langfristige überwiegt bei weitem den kurzfristigen Schaden - wie fast jeder erfahren mußte, der versucht hat, eine andere Person zum Worthalten zu zwingen.
Gilt dieser Gedanke auch für das Geschäftsleben ? Wie kann man in dieser Weise Geschäfte betreiben ?
Tatsächlich ist es der einzig vernünftige Weg, um Geschäfte zu betreiben.
Das gegenwärtige Problem in eurer ganzen Gesellschaft liegt darin, daß sie sich auf Gewalt gründet. Auf die gesetzliche Gewalt, die ihr »Rechtskräfte« nennt, und allzuoft auf die physische Gewalt, die ihr als »Streitkräfte« bezeichnet. Ihr habt noch nicht gelernt, euch der Kunst der Überredung zu bedienen.
Wie sollen wir denn ohne Gesetze und Gerichte Wirtschaftsunternehmen dazu »überreden«, daß sie ihre Vertragsbedingungen und Vereinbarungen einhalten ?
Angesichts eurer gegenwärtigen gesellschaftlichen Moral mag es keinen anderen Weg geben. Doch wenn sich diese gesellschaftliche Moral gewandelt hat, wird sich die Art und Weise, wie ihr Wirtschaftsunternehmen - und auch Einzelpersonen - dazu »zwingt«, Vereinbarungen einzuhalten, sehr primitiv ausnehmen.
Kannst du das erklären ?
Gegenwärtig setzt ihr Gewalt ein, um sicherzustellen, daß Vereinbarungen eingehalten werden. Wenn sich eure gesellschaftlichen Moralvorstellungen dahingehend verändern, daß sie auch die Erkenntnis, daß ihr alle eins seid, mit einschließen, würdet ihr nie Gewalt anwenden, weil ihr damit nur euer Selbst schädigt. Ihr würdet nicht mit der rechten eure linke Hand schlagen.
Auch nicht, wenn die linke Hand dich würgt ?
So etwas würde nicht geschehen. Ihr würdet nicht mehr euer Selbst würgen. Ihr würdet aufhören, euch in die Nase zu beißen, um eurem Gesicht eins auszuwischen. Ihr würdet aufhören, eure Vereinbarungen zu brechen. Und natürlich würden auch eure Vereinbarungen ganz anders aussehen.
Ihr würdet euch nicht darauf einlassen, einem anderen nur dann etwas Wertvolles zu geben, wenn dieser euch im Austausch auch etwas Wertvolles gibt. Ihr würdet nicht nur dann etwas geben oder mit anderen teilen, solange ihr nicht dafür bekommt, was ihr eine angemessene Gegenleistung nennt. Ihr würdet automatisch geben und miteinander teilen, und damit existierten weitaus weniger Verträge, die gebrochen werden können, denn bei einem Vertrag geht es um den Austausch von Gütern und Dienstleistungen, wohingegen es in eurem Leben um das Geben von Gütern und Dienstleistungen geht, unabhängig von irgendeinem Austausch, der stattfinden mag oder nicht.
In diesem einseitigen Geben fändet ihr euer Heil, denn ihr würdet das entdecken, was Gott erfahren hat: Was ihr einem anderen gebt, das gebt ihr eurem Selbst. Was ihr gebt, wird euch gegeben werden.
Alle Dinge, die von dir ausgehen, kehren zu dir zurück.
Siebenfach. Ihr braucht euch also nicht darum zu sorgen, was ihr »zurückbekommen« werdet. Ihr braucht euch nur darum zu kümmern, was ihr gebt. Im Leben geht es darum, die höchste Qualität des Gebens zu erreichen, nicht die höchste Qualität des Bekommens.
Das vergeßt ihr immer wieder. Aber das Leben ist nicht »zum Bekommen« da. Das Leben ist »zum Geben« da, und dazu müßt ihr anderen vergeben - vor allem jenen, die euch nicht das gegeben haben, was ihr glaubtet, bekommen zu müssen.
Ein solches Umdenken wird eure Kultur völlig verändern. Heute wird das, was ihr in eurer Gesellschaft als »Erfolg« bezeichnet, weitgehend daran bemessen, wieviel ihr »bekommt«, wieviel Ehre und Geld, Macht und Besitztum ihr anhäuft. In der neuen Kultur wird »Erfolg« daran gemessen werden, wieviel andere durch euer Wirken ansammeln. Und ironischerweise werdet ihr ganz mühelos um so mehr anhäufen, je mehr ihr dazu beitragt, daß andere anhäufen können. Und das ohne Verträge, ohne Vereinbarungen, ohne Feilschen, ohne Verhandlungen oder Gerichtsprozesse, die euch dazu zwingen, einander zu geben, was »versprochen« wurde.
Im künftigen Wirtschaftsleben werdet ihr die Dinge nicht um des persönlichen Profits, sondern um des persönlichen Wachstums willen tun. Das wird euer Profit sein. Doch euch wird auch »Profit« im materiellen Sinn zukommen, wenn ihr zur größeren und großartigeren Version dessen werdet, wer ihr wirklich seid.
Dann wird euch die Gewaltanwendung, um jemanden dazu zu zwingen, euch etwas zu geben, weil er das versprochen hat, sehr primitiv vorkommen. Wenn andere ihre Vereinbarungen nicht einhalten, werdet ihr sie ihrer Wege gehen, ihre Wahl treffen, sich ihre eigenen Erfahrungen mit sich selbst erschaffen lassen. Und was sie euch nicht geben wollen, werdet ihr auch nicht vermissen, denn ihr werdet wissen, daß es »noch mehr davon gibt« - und daß nicht sie die Quelle dieser Dinge sind, sondern ihr selbst es seid.
Ich habe begriffen. Aber ich habe das Gefühl, wir sind ziemlich weit vom Thema abgekommen. Diese ganze Diskussion begann mit meiner Frage nach der Liebe - und ob Menschen sich je gestatten werden, sie ohne Einschränkungen zum Ausdruck zu bringen. Und das führte zur Frage nach der offenen Ehe. Und plötzlich landeten wir ganz woanders.
Nicht wirklich. Alles, was wir hier besprochen haben, hat damit zu tun. Und dies liefert die perfekte Überleitung zu deinen Fragen in bezug auf die sogenannten erleuchteten oder höher entwickelten Gesellschaften. Denn in den höher entwickelten Gesellschaften gibt es weder die »Ehe« noch die »Geschäftemacherei« - und, was das angeht, auch keine dieser künstlichen gesellschaftlichen Konstruktionen, die ihr für den Zusammenhalt eurer Gesellschaft erschaffen habt.
Ja, ich denke, das kommt als nächstes. Doch im Moment möchte ich dieses Thema zum Abschluß bringen. Du hast da einige spannende Dinge gesagt. So wie ich es verstehe, läuft alles darauf hinaus, daß die meisten Menschen ihre Versprechen nicht halten können und sie deshalb auch gar nicht geben sollten. Das torpediert die Institution der Ehe ganz gewaltig.
Mir gefällt, dass du hier von einer »Institution« sprichst. Die meisten Menschen machen die Erfahrung, daß sie sich in ihrer Ehe tatsächlich in einer »Institution« befinden.
Ja, sie ist entweder eine Irrenanstalt oder ein Gefängnis - oder aber zumindest eine höhere Lehranstalt !
Richtig. Genau. So erleben es die meisten Menschen.
Na ja, ich habe das eher als Witz gemeint, denn ich würde nicht von den »meisten Menschen« sprechen. Es gibt immer noch Millionen von Menschen, die die Institution der Ehe lieben und sie schützen wollen.
Ich bleibe dennoch bei meiner Aussage. Die meisten Menschen haben große Probleme mit ihrer Ehe, und es gefällt ihnen nicht, was sie ihnen antut. Die weltweiten Scheidungsraten beweisen das.
Du sagst also, daß die Ehe abgeschafft werden sollte ?
Ich habe in dieser Sache keine Präferenzen, ich stelle nur...
...ich weiß, ich weiß. Du stellst nur Beobachtungen an.
Bravo ! Du willst mich immer noch zu einem Gott der Vorlieben machen, der ich nicht bin. Ich danke dir für deinen Versuch, damit aufzuhören.
Nun, damit haben wir gerade nicht nur die Ehe, sondern auch die Religion torpediert.
Es stimmt, dass Religionen nicht existieren könnten, wenn die ganze Menschheit verstünde, daß Gott keine Präferenzen hat. Denn eine Religion behauptet, eine Aussage über Gottes Vorlieben zu sein.
Und wenn du keine Vorlieben hast, dann muß die Religion eine Lüge sein.
Nun, das ist hart ausgedrückt. Ich würde es eine Fiktion nennen. Es ist nur etwas, das ihr erfunden habt.
So wie die von uns erdachte Fiktion, daß Gott uns lieber verheiratet sieht ?
Ja. Ich ziehe nichts dergleichen vor. Aber mir fällt auf, daß ihr es tut.
Warum ! Warum ziehen wir die Ehe vor, wenn wir doch wissen, daß sie so schwierig ist ?
Weil die Ehe für euch die einzige Möglichkeit war, die ihr euch ausdenken konntet, ein »Für-immer« oder Ewigkeit in eure Erfahrung von Liebe zu bringen.
Es war die einzige Möglichkeit, wie die Frau ihren Lebensunterhalt und ihr Überleben und wie der Mann die ständige Verfügbarkeit von Sex und Gesellschaft sicherstellen konnte.
Und so wurde eine gesellschaftliche Konvention erschaffen. Ein Handel abgeschlossen. Du gibst mir dies, und ich gebe dir das. So gesehen ähnelte dies sehr einem Geschäft. Und da beide Parteien dem Vertrag Geltung verschaffen mußten, wurde gesagt, daß er ein mit Gott geschlossener »heiliger Pakt« sei - der die, die ihn brachen, bestrafen würde. Als das später nicht mehr funktionierte, habt ihr Gesetze erschaffen, um die Einhaltung des Vertrages durchzusetzen.
Aber auch das hat nicht funktioniert.
Weder die sogenannten Gesetze Gottes noch die Gesetze des Menschen vermochten die Leute vom Brechen ihrer Ehegelübde abzuhalten.
Wie kommt das ?
Weil diese Gelübde, so wie ihr sie normalerweise konstruiert habt, dem einzigen Gesetz, das zählt, zuwiderlaufen.
Und das wäre ?
Das Naturgesetz.
Aber es liegt in der Natur der Dinge, daß das Leben Einheit, Einssein zum Ausdruck bringt. Das habe ich doch richtig verstanden ? Und die Ehe ist die schönste Ausdrucksform davon.
Du weißt schon: »Was Gott vereint hat, soll der Mensch nicht trennen« und all das.
Die Ehe, so wie die meisten sie praktiziert haben, ist nicht besonders schön. Denn sie verstößt gegen drei Aspekte der naturgegebenen Wahrheit über einen jeden Menschen.
Kannst du noch einmal darauf eingehen ? Ich fange gerade an, das alles zusammenzubringen.
Okay. Noch einmal von oben angefangen. Ihr seid Liebe.
Liebe ist grenzenlos, ewig und frei.
Von daher ist es das, was ihr seid. Das ist die Natur von Wer-ihr-Seid. Ihr seid von Natur aus grenzenlos, ewig und frei. Jede, gegen eure Natur verstoßende oder sie unterdrückende, künstliche gesellschaftliche, moralische, philosophische, ökonomische oder politische Konstruktion bedeutet einen Eingriff in euer Selbst, gegen den ihr euch auflehnen werdet. Was, glaubst du, stand Pate bei der Entstehung deines eigenen Landes ? War es nicht: »Gib mir Freiheit oder gib mir den Tod?« Nun, ihr habt diese Freiheit in deinem Land und auch in eurem Leben aufgegeben. Und alles um einer Sache willen. Sicherheit.
Ihr habt so große Angst davor, zu leben - ihr habt so große Angst vor dem Leben selbst —, daß ihr die Grundnatur eures Seinswesens im Austausch für Sicherheit aufgegeben habt. Eure sogenannte Institution der Ehe ist euer Versuch, Sicherheit zu schaffen, nicht anders als die Instituion, die ihr Regierung nennt. Tatsächlich sind beide dasselbe - künstliche gesellschaftliche Konstruktionen, dazu da, euer Verhalten untereinander zu regeln und zu steuern.
Du meine Güte, so habe ich das nie gesehen ! Ich dachte immer, die Ehe sei die höchste Verkündigung von Liebe.
So wie ihr sie euch in der Phantasie vorgestellt habt, ja, aber nicht so, wie ihr sie konstruiert habt. So wie ihr sie konstruiert habt, ist sie die höchste Verkündigung von Angst.
Wenn die Ehe euch gestatten würde, in eurer Liebe grenzenlos, ewig und frei zu sein, dann wäre sie die höchste Verkündigung von Liebe.
Aber ihr verheiratet euch im Bemühen, eure Liebe auf die Ebene eines Versprechens oder einer Garantie herabzumindern.
Die Ehe ist der Versuch, sicherzustellen, daß das, »was jetzt so ist«, immer so sein wird. Wenn ihr diese Garantie nicht bräuchtet, bräuchtet ihr auch keine Ehe. Und wie nutzt ihr diese Garantie ? Erstens ist sie für euch ein Mittel, Sicherheit zu schaffen, statt Sicherheit aus dem zu schaffen, was in eurem Innern existiert. Und wenn diese Sicherheit nicht auf ewig geliefert wird, ist die Ehe ein Mittel, einander zu bestrafen, denn das gebrochene Ehegelöbnis kann nun als Grundlage für einen Prozeß vor Gericht herhalten.
Somit fandet ihr die Ehe sehr nützlich - wenn auch aus den falschen Gründen.
Die Ehe ist auch der Versuch einer Garantie, daß ihr die Gefühle, die ihr füreinander hegt, nie für einen anderen empfinden oder sie zumindest nicht auf dieselbe Weise zum Ausdruck bringen werdet.
Nämlich nicht sexuell.
Nämlich nicht sexuell.
Und schließlich besagt die Ehe, so wie ihr sie konstruiert habt:
»Dies ist eine besondere Beziehung. Diese Beziehung steht für mich über allen anderen.«
Was ist falsch daran ?
Nichts. Das ist keine Frage von »richtig« oder »falsch«. »Richtig« und »falsch« existieren nicht. Es ist eine Frage dessen, was euch dienlich ist, was euch innerhalb eurer nächsten großartigsten Vorstellung von Wer-ihr-wirklich-Seid wiedererschafft.
Wenn dieses Wer-du-wirklich-Bist ein Wesen ist, das sagt: »Diese eine Beziehung - diese einzige da - ist sehr viel spezieller als jede andere«, dann gestattet ihm die Ehe, dies auf perfekte Weise auszuagieren. Interessanterweise wirst du aber feststellen, daß fast keiner und keine der anerkannten spirituellen Meister und Meisterinnen verheiratet war oder ist.
Ja, weil sie zölibatär leben. Sie haben keinen Sex.
Nein. Der Grund dafür ist, daß sie nicht in aller Wahrhaftigkeit die Aussage machen können, die eure Ehekonstruktion zu machen bestrebt ist: Daß ihnen eine bestimmte Person mehr bedeutet als eine andere.
Meister und Meisterinnen machen keine solche Aussagen, und Gott tut das auch nicht.
Tatsache ist, daß ihr mit euren Ehegelübden, so wie sie gegenwärtig formuliert werden, eine sehr gottlose Erklärung abgebt. Es ist der Gipfel der Ironie, daß ihr das für das heiligste aller heiligen Versprechen haltet, denn ein solches Versprechen würde Gott nie machen.
Doch zur Rechtfertigung eurer menschlichen Ängste habt ihr euch einen Gott zurechtphantasiert, der genauso handelt wie ihr. Deshalb sprecht ihr von Gottes »Versprechen« gegenüber seinem »auserwählten Volk« und von einem Bund zwischen Gott und denen, die Gott in ganz besonderer Weise liebt.
Ihr könnt die Vorstellung von einem Gott, der keinen spezieller liebt als andere, nicht ertragen und erfindet deshalb Märchen über einen Gott, der nur bestimmte Leute aus bestimmten Gründen liebt. Und diese Märchen nennt ihr Religionen. Ich nenne sie Gotteslästerungen. Denn jeder Gedanke, daß Gott den einen mehr liebt als den anderen, ist irrig - und jedes Ritual, das von euch verlangt, dieselbe Erklärung abzugeben, ist kein Sakrament, sondern ein Sakrileg, eine Entweihung.
O mein Gott, hör auf ! Hör auf ! Du tötest jeden guten Gedanken, den ich je über die Ehe hatte ! Es kann nicht Gott sein, der das schreibt. Gott würde nie solche Dinge über die Religion und Ehe sagen !
Wir sprechen hier über die Religion und Ehe, so wie ihr sie konstruiert habt. Du denkst, das sind harte Worte ? Ich sage dir: Ihr habt das Wort Gottes verfälscht, um eure Ängste zu rechtfertigen und eure geisteskranke Art und Weise, in der ihr einander behandelt, zu rationalisieren. Ihr laßt Gott sagen, was immer Gott unbedingt sagen muß, damit ihr euch weiterhin in meinem Namen gegenseitig einschränken, schädigen und umbringen könnt. Ja, ihr habt jahrhundertelang meinen Namen angerufen, meine Fahne geschwenkt und Kreuze auf euren Schlachtfeldern mitgetragen, alles als Beleg dafür, daß ich ein Volk mehr liebe als ein anderes und euch auffordere, zum Beweis dafür zu töten.
Doch ich sage euch: Meine Liebe ist grenzenlos und bedingungslos.
Das ist das, was ihr nicht hören, die Wahrheit, mit der ihr euch nicht abfinden, die Aussage, die ihr nicht akzeptieren könnt. Denn sie umfaßt alles und zerstört damit nicht nur die Institution der Ehe (so wie ihr sie konstruiert habt), sondern auch jede einzelne eurer Religionen und Regierungen. Denn ihr habt eine Kultur erschaffen, die sich auf Ausschluß gründet. Diese Kultur unterstützt ihr mit einem kulturellen Mythos von einem Gott, der ausschließt. Doch Gott bedeutet Gemeinsamkeit. In Gottes Liebe ist jedermann einbezogen. In Gottes Reich ist jedermann eingeladen.
Und diese Wahrheit nennt ihr eine Gotteslästerung. Aber das müßt ihr auch. Denn wenn das wahr ist, ist alles, was ihr in eurem Leben erschaffen habt, falsch. Alle menschlichen Konventionen und Konstruktionen sind fehlerhaft in dem Maße, wie sie nicht grenzenlos, ewig und frei zu nennen sind.
Wie kann irgend etwas »fehlerhaft« sein, wenn es kein »Richtig« und »Falsch« gibt ?
Ein Ding ist nur in dem Maße fehlerhaft, wie es nicht funktioniert, um seinem Zweck zu dienen. Wenn sich eine Tür nicht öffnen und schließen läßt, würdet ihr das nicht als einen »Fehler« der Tür bezeichnen. Ihr würdet nur sagen, daß ihre Installation oder ihr Funktionieren »fehlerhaft« ist - weil sie nicht ihren Zweck erfüllt.
Alles, was ihr in eurem Leben, in eurer menschlichen Gesellschaft, aufbaut und was eurem Zweck und Ziel der Menschwerdung nicht dienlich ist, ist fehlerhaft. Es ist eine fehlerhafte Konstruktion.
Und nur, um es noch einmal zu wiederholen: Der Zweck und das Ziel meiner Menschwerdung ist ?
Zu entscheiden und zu erklären, zu erschaffen und auszudrücken, zu erfahren und zu erfüllen, wer du wirklich bist. Dich in jedem Moment aufs neue wiederzuerschaffen in der großartigsten Version deiner größten Vision, die du je von Wer-du-wirklich-Bist hattest.
Das ist der Sinn und Zweck deiner Menschwerdung, und das ist der Sinn und Zweck allen Lebens.
So - und wo stehen wir jetzt ? Wir haben die Religion zerstört, die Ehe abgeschafft, die Regierungen aufgekündigt. Wo befinden wir uns nun ?
Zunächst einmal haben wir nichts zerstört, abgeschafft und aufgekündigt. Wenn eine von euch erschaffene Konstruktion nicht funktioniert, wenn sie nicht bewirkt, was sie bewirken soll, dann bedeutet eine Beschreibung dieses Zustands noch nicht ihre Zerstörung, Abschaffung oder Aufkündigung. Versuche dich an den Unterschied zwischen Verurteilung und Beobachtung zu erinnern.
Nun, ich werde mich hier nicht mit dir streiten, aber eine ganze Menge des eben Gesagten hörte sich für mich doch sehr nach Verurteilung an.
Wir werden hier durch die Begrenztheit der Worte eingeengt. Es gibt im Grunde so wenige Worte, und wir müssen deshalb immer wieder die gleichen verwenden, auch wenn sie nicht immer dieselbe Bedeutung oder dieselben gedanklichen Inhalte übermitteln.
Ihr sagt, daß ihr Schokoladeneis »liebt«, meint damit aber gewiß nicht dasselbe, wie wenn ihr sagt, daß ihr einander liebt. Du siehst also, ihr verfügt wirklich über sehr wenige Worte zur Beschreibung eurer Gefühle.
Bei dieser Art von Verständigung mit dir - über Worte - habe ich mich auf diese Beschränkungen eingelassen. Wenn ich nun ein Vokabular verwende, das ihr zum Verurteilen benutzt, dann könnte man wahrscheinlich leicht daraus schließen, daß auch ich, wenn ich mich dieser Worte bediene, etwas verurteile.
Laß mich dir versichern, daß es nicht so ist. Im Verlauf dieses ganzen Dialogs habe ich einfach nur versucht, euch zu sagen, wie ihr dahin gelangt, wo ihr eurer Aussage nach hinkommen wollt, und was euch daran hindert, dorthin zu gelangen.
Nun, was die Religion angeht, so sagst du, daß ihr an einen Ort gelangen wollt, wo ihr Gott wahrhaft erkennen und lieben könnt. Ich beobachte nur ganz einfach, daß eure Religionen euch nicht dahin bringen.
Eure Religionen haben aus Gott das große Mysterium gemacht und euch dazu gebracht, Gott nicht zu lieben, sondern ihn zu fürchten.
Sie haben auch wenig getan, um euch zu einer Veränderung eures Verhaltens zu veranlassen. Noch immer tötet und verdammt ihr einander, setzt ihr euch gegenseitig ins »Unrecht«. Und Tatsache ist, daß euch eure Religionen auch noch dazu ermuntert haben.
Was also die Religion angeht, so beobachte ich nur, daß sie euch eurer Aussage nach zu dem einen Ort bringen soll, euch aber zu einem ganz anderen führt.
Nun sagst du, ihr wollt, daß euch die Ehe ins Land der ewigen Seligkeit oder zumindest zu einer vernünftigen Ebene von Friede, Sicherheit und Glück bringt. Wie bei der Religion funktioniert eure Erfindung namens Ehe hier anfänglich ganz gut. Und wie bei der Religion führt sie euch, je länger ihr in dieser Erfahrung verweilt, in eine Richtung, in die ihr gar nicht wollt, wie du sagst.
Fast die Hälfte aller Menschen, die eine Ehe eingegangen sind, lassen sich wieder scheiden, und viele von denen, die verheiratet bleiben, sind verzweifelt unglücklich. Eure »Vereinigungen der Seligkeit« führen zu Bitterkeit, Wut und Bedauern. Manche - und nicht wenige - bringen euch zum Ort einer totalen Tragödie.
Du sagst, ihr wollt, daß eure Regierungen Friede, Freiheit und Ruhe im eigenen Land sicherstellen, und ich beobachte, daß so, wie ihr sie eingerichtet habt, sie nichts dergleichen tun. Statt dessen führen sie euch zum Krieg, zu Mangel an Freiheit und zu Gewalt und Aufruhr im eigenen Land. Ihr wart nicht imstande, die grundlegenden Probleme zu lösen und die Menschen einfach zu ernähren und gesund und am Leben zu erhalten - von so etwas wie Chancengleichheit ganz zu schweigen.
Jeden Tag verhungern Hunderte von euch auf einem Planeten, auf dem Tausende täglich genug Essen wegwerfen, um ganze Nationen zu ernähren.
Ihr könnt noch nicht einmal die so einfache Aufgabe in den Griff kriegen, die Reste vom Tisch der Reichen zu den Armen zu befördern - und euch noch weniger zu einer Entscheidung durchringen, ob ihr eure Ressourcen überhaupt gerechter verteilen wollt.
Nun, das ist keine Verurteilung. Das sind Dinge, die sich an eurer Gesellschaft als Realität beobachten lassen.
Warum ? Warum ist das so ? Warum haben wir in den vielen vergangenen Jahren so wenige Fortschritte bei der Bewältigung unserer eigenen Angelegenheiten erzielt ?
Jahre ? Versuch's mit Jahrhunderten.
Okay, Jahrhunderten.
Das hat mit dem ersten aller menschlichen kulturellen Mythen zu tun und mit all den notwendigerweise daraus folgenden Mythen. Solange sich diese nicht ändern, wird sich auch nichts anderes verändern. Denn eure kulturellen Mythen speisen eure ethischen Prinzipien, und eure ethischen Prinzipien begründen euer Verhalten. Doch das Problem ist, daß euer kultureller Mythos im Widerstreit mit eurem Urinstinkt liegt.
Was meinst du ?
Euer allererster kultureller Mythos besagt, daß die Menschen von Natur aus schlecht sind. Das ist der Mythos von der Erbsünde. Er besagt, daß nicht nur eure Grundnatur schlecht oder böse ist, sondern daß ihr so geboren werdet. Der zweite, sich notwendig aus dem ersten ergebende kulturelle Mythos besagt, daß nur die Stärksten überleben. Er beinhaltet die Anschauung, daß manche von euch stark und manche von euch schwach sind und daß ihr zu den Starken gehören müßt, um überleben zu können. Ihr werdet alles euch mögliche tun, um euren Mitmenschen zu helfen, aber wenn es ums Überleben geht, werdet ihr euch zuerst um euch selbst kümmern. In diesem Fall werdet ihr andere sogar sterben lassen. Ja, ihr geht sogar noch weiter. Wenn ihr glaubt, daß ihr für euer eigenes und das Überleben der Eurigen töten müßt, dann werdet ihr das tun - womit ihr euch als die Stärksten beweist. Manche von euch sagen, daß das euer Urinstinkt ist. Man nennt ihn »Überlebenstrieb«, und dieser kulturelle Mythos hat eure Gesellschaftsethik stark geprägt und viel von eurem kollektiven Verhalten begründet.
Doch euer wirklicher »Urinstinkt« richtet sich nicht auf das Überleben, sondern auf Fairneß, Einssein und Liebe. Das ist der Urinstinkt aller fühlenden Wesen überall. Das ist euer zellulares Gedächtnis. Das ist eure Natur. Und damit platzt euer erster kultureller Mythos. Ihr seid nicht von Grund auf böse, ihr seid nicht mit der »Erbsünde« geboren. Wenn euer Urinstinkt das Überleben wäre und ihr in eurer Grundnatur böse wärt, würdet ihr euch nie instinktiv in Bewegung setzen, um ein Kind vor dem Fallen, einen Menschen vor dem Ertrinken oder irgend jemanden vor irgend etwas zu bewahren. Und doch verhaltet ihr euch, sogar unter Einsatz eures eigenen Lebens, genauso, wenn ihr, ohne darüber nachzudenken, auf der Grundlage eurer Urinstinkte handelt und eure Grundnatur zum Vorschein bringt. Von daher kann euer Urinstinkt nicht das Überleben sein, und eure Grundnatur ist eindeutig nicht böse. Euer Instinkt und eure Wesensnatur sind auf die Widerspiegelung der Essenz dessen, wer ihr seid, ausgerichtet, und diese ist Fairneß, Einssein und Liebe.
Wenn wir uns anschauen, was sich daraus für die Gesellschaft ergibt, dann ist es wichtig, daß ihr den Unterschied zwischen »Fairneß« und »Gleichheit« versteht. Der Urinstinkt aller fühlenden Wesen ist nicht das Streben nach Gleichheit oder danach, gleich zu sein. Tatsächlich ist genau das Gegenteil der Fall.
Der Urinstinkt aller lebendigen Dinge ist auf Einzigartigkeit gerichtet, nicht auf einförmige Gleichheit. Das Schaffen einer Gesellschaft, in der zwei Wesen wirklich gleich sind, ist nicht nur unmöglich, sondern auch nicht wünschenswert. Gesellschaftliche Mechanismen, die zu einer reinen Gleichheit führen sollen - mit anderen Worten, zu ökonomischer, politischer und sozialer »Einförmigkeit« -, arbeiten nicht für, sondern der großartigsten Vorstellung und höchsten Absicht entgegen, die darin besteht, daß jedes Wesen die Gelegenheit hat, sein größtes Verlangen zu verwirklichen und sich somit wahrhaft aufs neue wiederzuerschaffen. Chancengleichheit ist es, was hier erforderlich ist, nicht faktische Gleichheit. Das nennt man Fairneß. Eine durch äußere Kräfte und Gesetze herbeigeführte faktische Gleichheit würde diese Fairneß nicht herstellen, sondern beseitigen. Sie würde die Gelegenheit für die echte Selbstwiedererschaffung, das höchste Ziel aller erleuchteten Wesen allerorten, ausschalten.
Und was würde eine solche Chancenfreiheit schaffen ? Es wären Systeme, die der Gesellschaft erlauben, die für das Überleben notwendigen Grundbedürfnisse eines jeden Individuums zu befriedigen. So wären alle Wesen frei, sich ihrer Selbstentwicklung und Selbsterschaffung widmen zu können, statt sich ausschließlich um ihr eigenes Überleben kümmern zu müssen. Mit anderen Worten, Systeme, die das wahre System namens Lebens imitieren, in dem das Überleben garantiert ist.
Nun, da in erleuchteten Gesellschaften das eigene Überleben kein Thema ist, würden diese Gesellschaften nie zulassen, daß eines ihrer Mitglieder leidet, wenn genug für alle da ist. In ihnen sind Eigeninteresse und das wechselseitig beste Interesse identisch.
Eine Gesellschaft, die sich auf einen Mythos vom »angeborenen Bösen« oder dem »Überleben der Stärksten« gründet, kann unmöglich zu solchen Einsichten und zu einem solchen Selbstverständnis gelangen.
Ja, das sehe ich. Der Frage des »kulturellen Mythos« möchte ich später zusammen mit den Verhaltensweisen und ethischen Prinzipien der fortgeschritteneren Gesellschaften genauer nachgehen. Aber ich würde gerne ein letztes Mal auf etwas zurückkommen und die Fragen beantworten, die hier am Anfang standen.
Eine der Herausforderungen im Gespräch mit dir besteht darin, daß deine Antworten in so interessante Richtungen führen, daß ich zuweilen meinen Ausgangspunkt vergesse. In diesem Fall habe ich das nicht getan. Wir sprachen über die Ehe. Wir sprachen über die Liebe und ihre Bedingungen.
Liebe hat keine Bedingungen. Das macht sie zur Liebe. Wenn deine Liebe zu einer anderen Person Bedingungen beinhaltet, ist sie keine Liebe, sondern nur irgendeine vorgetäuschte Version davon.
Das habe ich dir hier zu sagen versucht. Das habe ich dir hier bei jeder Frage, die du gestellt hast, auf dutzendfach verschiedene Weise vermittelt.
Bei der Eheschließung zum Beispiel tauscht ihr Schwüre aus, die für die Liebe nicht erforderlich sind. Doch ihr verlangt sie, weil ihr nicht wißt, was Liebe ist. Und so laßt ihr euch gegenseitig etwas versprechen, was die Liebe nie erbitten oder fordern würde.
Dann bist du gegen die Ehe !
Ich bin »gegen« nichts. Ich beschreibe nur, was ich sehe. Nun könnt ihr verändern, was ich sehe. Ihr könnt eure gesellschaftliche Konstruktion namens Ehe so umändern, daß sie nicht fordert, was Liebe nie erbitten würde, sondern statt dessen erklärt, was nur Liebe verkünden kann.
Mit anderen Worten, wir sollen unsere Ehegelübde anders abfassen.
Mehr als das. Ändert die Erwartungen, auf denen eure Gelübde basieren. Doch diese Erwartungen zu verändern wird schwer sein, weil sie euer kulturelles Erbe sind und eurem kulturellen Mythos entspringen.
Hier sind wir schon wieder bei diesem kulturellen Mythos angelangt. Was hast du bloß damit ?
Ich hoffe, euch hier in die richtige Richtung zu dirigieren. Ich sehe, wo ihr euch mit eurer Gesellschaft hinentwickeln wollt, und hoffe, Worte und Begriffe zu finden, die euch in diese Richtung führen können. Darf ich dir ein Beispiel geben ?
Bitte.
Einer eurer kulturellen Mythen über die Liebe besagt, daß es bei ihr ums Geben und nicht ums Empfangen geht. Das ist zu einem Gebot geworden. Und doch treibt es euch zum Wahnsinn und richtet mehr Schaden an, als ihr euch je vorstellen könnt.
Es läßt die Menschen schlechte Ehen eingehen und darin verbleiben, es führt zu allen möglichen gestörten Beziehungen -und doch wagt keiner, diesen vorherrschenden kulturellen Mythos anzufechten. Nicht eure Eltern, bei denen ihr Anleitung sucht; nicht eure Geistlichen, von denen ihr euch Inspiration erhofft; nicht eure Psychologen und Psychiater, von denen ihr euch Klarheit erwartet; und noch nicht einmal eure Schriftsteller und anderen Künstler, bei denen ihr intellektuelle Führung sucht.
Also werden Songs geschrieben, Geschichten erzählt, Filme gedreht, Anleitungen gegeben, Gebete gesprochen, die allesamt diesen Mythos verewigen. Dann steht ihr alleine da und sollt diesem Mythos entsprechen. Und das könnt ihr nicht. Doch nicht ihr seid das Problem, dieser Mythos ist es.
Bei der Liebe geht es nicht viel mehr ums Geben als ums Empfangen ?
Nein.
Wirklich nicht ?
Nein. Darum ging es nie.
Aber du sagtest selbst gerade eben, daß Liebe keine Bedingungen hat. Du sagtest, das ist es, was sie zur Liebe macht.
Und so ist es auch.
Nun, das hört sich für mich aber doch sehr nach »geben statt zu empfangen« an.
Dann musst du noch mal Kapitel acht in Band 1 lesen. Alles, worauf ich hier anspiele, habe ich dort erklärt. Diese Gespräche sollten zwar der Reihe nach gelesen, aber als Ganzes betrachtet werden.
Ich weiß. Aber könntest du bitte für die, die Band 1 nicht gelesen haben, erklären, worauf du hier hinauswillst ? Und offen gestanden wäre sogar mir, der ich dieses Zeug inzwischen zu verstehen glaube, ein solcher Rückblick nützlich.
Okay. Hier kommt er.
Alles, was ihr tut, tut ihr für euch selbst.
Das ist wahr, da ihr und alle anderen eins seid.
Was ihr für einen anderen tut, tut ihr daher für euch selbst.
Was ihr für einen anderen nicht tut, tut ihr nicht für euch. Was für einen anderen gut ist, ist gut für euch, und was für einen anderen schlecht ist, ist schlecht für euch. Das ist die fundamentale Wahrheit. Und es ist die Wahrheit, die ihr am häufigsten ignoriert.
Wenn du dich nun in einer Beziehung mit jemandem befindest, dann hat diese Beziehung nur einen Zweck. Sie existiert als Vehikel, damit du deine Vorstellung von Wer-du-wirklich-Bist abklären und erklären, erschaffen und ausdrücken, erfahren und erfüllen kannst.
Wenn dieses Wer-du-wirklich-Bist eine gütige und rücksichtsvolle, fürsorgliche und großzügige, mitfühlende und liebevolle Person ist - dann schenkst du, wenn du im Hinblick auf andere all diese Dinge bist, deinem Selbst die großartigste Erfahrung, für die du dich im Körper inkarniert hast. Deshalb hast du einen Körper angenommen. Denn nur im physischen Bereich des Relativen kannst du dich auf der Erfahrungsebene als diese Dinge erkennen. Im Bereich des Absoluten, aus dem ihr gekommen seid, ist diese Erfahrung, dieses erfahrungsgemäße Erkennen unmöglich. Alle diese Dinge habe ich sehr viel detaillierter in Band 1 erläutert.
Wenn nun dieses Wer-du-wirklich-Bist ein Wesen ist, das das Selbst nicht liebt und gestattet, daß es von anderen mißbraucht, geschädigt und zerstört wird, dann wirst du weiterhin ein Verhalten an den Tag legen, das derartige Erfahrungen zuläßt.
Wenn du aber wirklich eine gütige und rücksichtsvolle, fürsorgliche und großzügige, mitfühlende und liebevolle Person bist, wirst du dein Selbst unter die Leute einreihen, gegenüber denen du alle diese Dinge bist.
Tatsache ist, daß du bei dir anfangen wirst. Du wirst dich in diesen Dingen an erste Stelle setzen. Alles im Leben hängt davon ab, was zu sein du bestrebt bist.
Wenn du zum Beispiel danach strebst, mit allen anderen eins zu sein (das heißt danach strebst, die Erfahrung einer Grundidee zu machen, von der du bereits weißt, daß sie wahr ist), wirst du dich auf eine ganz bestimmte Weise verhalten - auf eine Weise, die dir erlaubt, dieses Einssein zu erleben und zu demonstrieren. Und wenn du als Ergebnis davon bestimmte Dinge tust, wirst du nicht erleben, daß du sie für einen anderen tust, sondern du machst sie um deines Selbst willen. Dasselbe gilt auch für alles andere, ganz gleich, was zu sein du bestrebt bist. Wenn du Liebe sein willst, wirst du liebevolle Dinge mit anderen tun. Nicht für andere, sondern mit anderen.
Achte auf den Unterschied, die Nuance. Du tust liebevolle Dinge mit anderen, für dein Selbst - damit du deine großartigste Vorstellung von deinem Selbst und Wer-du-wirklich-Bist verwirklichen und erfahren kannst. So gesehen ist es unmöglich, irgend etwas für einen anderen zu tun, denn jeder Akt aus eigenem Entschluß ist buchstäblich genau das: ein »Akt«. Du agierst. Das heißt, du erschaffst und spielst eine Rolle. Nur daß du hierbei nicht etwas vortäuschst. Du bist es wirklich.
Du bist ein menschliches Wesen. Und du entscheidest und wählst, was du als dieses Wesen bist.
Euer Shakespeare sagte es so: »Die ganze Welt ist eine Bühne, und die Menschen sind die Schauspieler.« Er schrieb auch: »Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage.« Und er sagte auch: »Deinem Selbst sei treu, und es folgt daraus wie die Nacht dem Tag, daß du keinem Menschen treulos sein kannst.«
Wenn du deinem Selbst treu bist, wenn du dein Selbst nicht verrätst, dann wirst du, wenn es so aussieht, als gäbest du, wissen, daß du in Wirklichkeit empfängst. Du gibst dich buchstäblich deinem Selbst zurück.
Du kannst einem anderen nicht wirklich geben aus dem einfachen Grund, daß da kein »anderer« ist. Wenn wir alle eins sind, dann gibt es da nur dich.
Das scheint mir manchmal wie ein semantischer »Trick«, eine Umstellung der Worte, um ihre Bedeutung zu verändern.
Es ist kein Trick, aber es ist Magie ! Und es geht nicht darum, die Worte umzustellen, um ihre Bedeutung zu verändern, sondern es geht um die Veränderung der Wahrnehmung, darum, die Erfahrung zu verändern.
Eure Erfahrung von allem basiert auf euren Wahrnehmungen, und eure Wahrnehmung gründet sich auf euer Verständnis. Und euer Verständnis gründet sich auf eure Mythen. Das heißt auf das, was euch erzählt wurde.
Nun, ich sage euch: Eure gegenwärtigen kulturellen Mythen waren euch nicht dienlich. Sie haben euch nicht dorthin geführt, wo ihr eurer Aussage nach hingehen wollt. Entweder belügt ihr euch selbst hinsichtlich eures besagten Ziels, oder ihr bemerkt es überhaupt nicht, daß ihr nicht dort anlangt. Nicht als Individuum, nicht als Land, nicht als Spezies oder Rasse.
Gibt es andere Spezies, die das tun ?
O ja, ganz sicher !
Okay, ich habe lange genug gewartet. Erzähl mir von ihnen.
Bald. Sehr bald. Aber erst möchte ich dir sagen, wie ihr eure Erfindung namens »Ehe« so verändern könnt, daß sie euch eurem erklärten Ziel näher bringt. Zerstört sie nicht, schafft sie nicht ab - verändert sie.
Ja, gut, das will ich wissen. Ich möchte wissen, ob es irgendeinen Weg gibt, wie die Menschen je wahre Liebe zum Ausdruck bringen können. Und damit beende ich diesen Abschnitt unseres Dialogs so, wie ich ihn begonnen habe. Welche Grenzen sollten, ja müssen wir diesem Ausdruck auferlegen ?
Keine. Gar keine Grenzen. Und das sollten eure Ehegelübde auch aussagen.
Das ist erstaunlich, denn genau das ist es, was mein Ehegelübde mit Nancy aussagte !
Ich weiss.
Als Nancy und ich beschlossen, zu heiraten, fühlte ich mich plötzlich zur Formulierung eines ganz neuen Ehegelübdes inspiriert.
Ich weiss.
Und Nancy schloß sich mir an. Sie pflichtete mir bei, daß wir unmöglich die Gelübde abgeben konnten, wie sie inzwischen »traditionellerweise« bei Eheschließungen gesprochen werden.
Ich weiss.
Wir setzten uns hin und kreierten ein neues Ehegelübde, das sich über das »kulturelle Gebot hinwegsetzt«, wie du sagen würdest.
Ja. Ich war sehr stolz darauf.
Und ich glaube, wir waren beide sehr inspiriert, als wir es zu Papier brachten, damit die Geistliche den Text vorlesen konnte.
Natürlich wart ihr das !
Meinst du... ?
Glaubst du, ich komme nur zu dir, wenn du Bücher schreibst ?
Wow !
Ja, wow.
Also warum bringst du dieses Ehegelübde nicht hier ein ?
Hä ?
Mach schon ! Du hast eine Kopie davon. Füg es hier ein.
Nun, wir haben es nicht geschrieben, um die ganze Welt daran teilhaben zu lassen.
Als dieser Dialog begann, hast du auch nicht gedacht, daß die Welt an irgend etwas davon teilhaben würde. Also mach. Füg es ein.
Ich möchte aber nicht, daß die Leute denken, ich wollte damit sagen, daß wir das »perfekte Ehegelübde« formuliert haben.
Ganz plötzlich machst du dir Sorgen, was die Leute denken könnten ?
Hör schon auf. Du weißt, was ich meine.
Schau, niemand behauptet, daß dies ein »perfektes Ehegelübde« ist.
Na gut, okay.
Es ist nur das beste, das bislang irgend jemand auf eurem Planeten erdacht hat.
He !
Ich mache nur Spaß. Laß uns die Sache ein bißchen auflockern !
Mach schon. Füg das Gelübde ein. Ich übernehme die Verantwortung dafür. Und die Leute werden es gerne lesen. So werden sie sich besser vorstellen können, worüber wir hier reden. Du kannst andere sogar dazu einladen, dieses Gelübde zu übernehmen. Es ist eigentlich nicht wirklich ein »Gelübde«, es ist eine Eheerklärung.
Na gut, okay. Folgendes haben Nancy und ich zueinander gesagt, als wir heirateten... dank der »Inspiration«, die wir erhielten:
Geistliche:
Neale und Nancy sind heute abend hier, um ein feierliches Versprechen abzugeben, um einen heiligen Schwur zu leisten. Nancy und Neale sind hier, um ihre Liebe füreinander öffentlich kundzutun; um ihre Wahrheit bekanntzumachen; um zu erklären, daß sie die Wahl getroffen haben, in Partnerschaft gemeinsam zu leben und zu wachsen. Sie möchten dies laut und in eurer Gegenwart erklären, damit wir alle einen wahren und intimen Teil ihrer Entscheidung in uns fühlen und sie somit noch kraftvoller werden lassen.
Sie sind heute abend auch in der Hoffnung hier, daß ihr Ritual der Verbindung dazu beiträgt, uns alle näher zusammenzubringen. Wenn Sie heute abend mit Ihrem Ehepartner oder Ihrer Lebensgefährtin hier sind, dann lassen Sie diese Zeremonie einen Moment der Erinnerung - eine neuerliche Bestätigung ihrer eigenen liebenden Verbindung sein.
Wir beginnen mit der Frage: Warum heiraten ? Neale und Nancy haben diese Frage für sich beantwortet, und sie haben mir ihre Antwort mitgeteilt. Nun möchte ich sie noch einmal befragen, so daß sie sich ihrer Antwort, ihrer Vereinbarungen sicher sind und standhaft in ihrer Verpflichtung gegenüber ihrer gemeinsamen Wahrheit.
(Die Geistliche nimmt zwei rote Rosen vom Tisch...) Dies ist die Zeremonie der Rosen, mit der Nancy und Neale ihre einvernehmlich getroffenen Vereinbarungen kundtun und diese Gemeinsamkeit ehren und feiern.
Nun, Nancy und Neale, ihr habt mir gesagt, daß ihr zur festen Übereinkunft gelangt seid, daß ihr diese Ehe nicht aus Gründen der Sicherheit eingeht...
...daß die einzig wahre Sicherheit weder darin besteht, jemanden als Eigentum oder Besitz zu betrachten, noch sich als Eigentum oder Besitztum betrachten zu lassen...
...nicht darin, zu fordern oder zu erwarten, ja nicht einmal zu hoffen, daß der andere dich mit dem versorgt, was du deiner Meinung nach im Leben brauchst...
...sondern vielmehr im Wissen, daß alles, was du im Leben brauchst... alle Liebe, alle Weisheit, alle Einsicht, alle Macht, alles Wissen, alles Verständnis, alle Fürsorglichkeit, alles Mitgefühl und alle Stärke... in deinem Innern existiert...
...und daß ihr einander nicht in der Hoffnung heiratet, diese Dinge zu bekommen, sondern in der Hoffnung, diese Geschenke zu geben, damit sie dem anderen in noch größerer Fülle zur Verfügung stehen.
Ist das heute abend eure feste Übereinkunft ? (Sie sagen: »Das ist sie.«)
Und Neale und Nancy, ihr habt mir gesagt, daß ihr zur festen Übereinkunft gelangt seid, daß ihr diese Ehe nicht eingeht, um euch auf irgendeine Weise zu begrenzen, zu kontrollieren, zu behindern oder einzuschränken im wahren Ausdruck und ehrlichen Feiern des Höchsten und Besten in euch - einschließlich eurer Liebe zu Gott, eurer Liebe zu den Menschen, eurer Liebe zur Kreativität, eurer Liebe zur Arbeit oder irgendeines Aspekts, der eine authentische Darstellung eures Wesens ist und euch Freude bringt. Ist das auch heute abend noch eure feste Übereinkunft ? (Sie sagen: »Das ist sie.«)
Und schließlich habt ihr, Nancy und Neale, mir gesagt, daß ihr die Ehe nicht als etwas anseht, das zu Verpflichtungen führt, sondern als etwas, das Chancen bietet...
Chancen für Wachstum, für den vollen Selbstausdruck, dafür, daß ihr euer Leben zur Entfaltung seines höchsten Potentials führen könnt, für die Heilung jedes falschen Gedankens oder jeder geringschätzigen Vorstellung, die ihr jemals über euch selbst hattet, und für die letztliche Wiedervereinigung mit Gott durch die Kommunion eurer beider Seelen...
...daß dies wahrhaft eine heilige Kommunion ist... eine Reise durch das Leben mit einer Person, die ihr als gleichberechtigten Partner liebt, mit der ihr die mit jeder Partnerschaft verbundenen Befugnisse und Verantwortlichkeiten gleichermaßen teilt, die Bürden, die da sein mögen, gleichermaßen tragt, euch im Glanze gleichermaßen sonnt.
Ist das die Vision, in die ihr nun einzutreten wünscht ? (Sie sagen: »Das ist sie.«)
Ich gebe euch nun diese roten Rosen, Symbol für euer persönliches Verständnis von diesen irdischen Dingen; dafür, daß ihr beide wißt und euch darin einig seid, wie das Leben für jeden von euch in körperlicher Form und innerhalb der Struktur, die man Ehe nennt, sein wird. Gebt einander nun diese Rosen als Symbol dafür, daß ihr diese Vereinbarungen und Übereinkünfte in Liebe miteinander teilt. Nehmt nun bitte jeder von euch diese weiße Rose. Sie ist ein Symbol für eure höheren und umfassenderen Einsichten und Vereinbarungen. Sie steht für die Reinheit eures wahren und höchsten Selbst und für die Reinheit von Gottes Liebe, die auf euch jetzt und immer herabscheint.
(Sie gibt Nancy eine weiße Rose mit Neales am Stiel befestigten Ring und Neale eine weiße Rose mit Nancys Ring.) Welche Symbole bringt ihr zum Gedenken an die heute gegebenen und empfangenen Versprechen ?
(Beide lösen die Ringe vom Stiel und geben sie der Geistlichen, die sie in der Hand hält, während sie sagt: )
Ein Kreis ist das Symbol für die Sonne und die Erde und das Universum. Er ist ein Symbol für Heiligkeit und Vollkommenheit und Friede. Er ist auch ein Symbol für die Ewigkeit von spiritueller Wahrheit, Liebe und Leben... das, was ohne Anfang und Ende ist. Und in diesem Moment erwählten ihn Neale und Nancy auch als ein Symbol für Einheit, aber nicht Besitztum; fürVerbindung, aber nicht Einschränkung; für Umfassung, aber nicht Einkerkerung. Denn Liebe kann weder besessen noch eingeschränkt werden. Und die Seele kann nie eingekerkert werden.
Neale und Nancy, nehmt nun diese beiden Ringe, die ihr einander geben wollt. (Sie nehmen die Ringe.) Neale, sprich mir bitte nach.
Ich, Neale... bitte dich, Nancy... meine Partnerin, meine Geliebte, meine Freundin und meine Frau zu sein... und ich verkünde und erkläre meine Absicht, dir meine tiefste Freundschaft und Liebe zu geben... nicht nur in deinen guten Momenten... sondern auch in den schlechten... nicht nur, wenn du dich klar daran erinnerst, wer du bist... sondern auch, wenn du es vergißt... nicht nur, wenn du liebevoll handelst... sondern auch, wenn du es nichttust... und ich verkünde weiterhin... vor Gott und den hier Versammelten... daß ich immer bestrebt sein werde, das Licht der Göttlichkeit in dir zu sehen... und immer bestrebt sein werde... das Licht der Göttlichkeit in mir mit dir zu teilen... auch und besonders... in jedwelchen Momenten der Dunkelheit, die da kommen mögen. Es ist meine Absicht, für immer mit dir zu sein... in einer heiligen Partnerschaft der Seele... damit wir Gottes Werk gemeinsam tun können, alles miteinander teilen, das gut in uns ist... und mit all jenen, deren Leben wir berühren. (Die Geistliche wendet sich an Nancy.)
Nancy, entscheidest du dich dazu, Neales Bitte, seine Frau zu sein, zu erhören ?
(Sie antwortet: »Das tue ich.«) Nancy, sprich mir nun bitte nach.
Ich, Nancy... bitte dich, Neale... (Sie spricht dasselbe Gelübde.) (Die Geistliche wendet sich an Neale.)
Neale, entscheidest du dich dazu, Nancys Bitte, ihr Mann zu sein, zu erhören ?
(Er antwortet: »Das tue ich.«)
Dann bitte ich euch beide, nehmt die Ringe, die ihr einander geben wollt, und sprecht mir nach: Mit diesem Ring... vermähle ich mich mit dir... ich nehme nun den Ring, den du mir gibst... (sie tauschen die Ringe)... und stecke ihn an meine Hand... (sie streifen die Ringe über)... damit alle meine Liebe zu dir sehen und um sie wissen. (Die Geistliche beschließt die Zeremonie...) Wir erkennen alle in voller Bewußtheit an, daß nur ein Paar sich gegenseitig das Sakrament der Ehe geben und daß nur ein Paar es heiligen kann. Weder meine Kirche noch eine mir vom Staat verliehene Macht können mich dazu ermächtigen, zu verkünden und zu erklären, was nur zwei Herzen erklären und was nur zwei Seelen Wirklichkeit werden lassen können.
Und nun, da du, Nancy, und du, Neale, die Wahrheiten verkündet habt, die schon in eure Herzen eingeschrieben sind, und davon Zeugnis gegeben habt in der Gegenwart dieser eurer Freunde und des einen lebendigen Geistes - nehmen wir voller Freude zur Kenntnis, daß ihr euch selbst... zu Mann und Frau erklärt habt. Laßt uns nun gemeinsam beten.
Geist der Liebe und des Lebens: Aus der Weite dieser ganzen Welt haben zwei Seelen zueinander gefunden. Ihre Schicksale sollen nun zu einem Muster verwoben werden, und ihre Gefahren und Freuden sollen nicht voneinander getrennt erfahren werden. Neale und Nancy, möge euer Heim ein Ort des Glücks für alle sein, die darin eintreten; ein Ort, wo sich alt und jung in wechselseitiger Gesellschaft erneuern, ein Ort für Wachstum und ein Ort des Miteinanderteilens, ein Ort für Musik und ein Ort für Lachen, ein Ort für das Gebet und ein Ort für die Liebe. Mögen die, die euch am nächsten sind, fortwährend von der Schönheit und der Fülle eurer Liebe füreinander bereichert werden. Möge eure Arbeit eine Freude in eurem Leben sein, die der Welt dient, und mögen eure Tage auf Erden gut sein und lange währen. Amen und Amen.
Ich bin so berührt davon. Ich bin so geehrt, so gesegnet, daß ich eine Person in meinem Leben gefunden habe, die mit mir diese Worte sprechen konnte und sie auch so meinte. Lieber Gott, ich danke dir dafür, daß du mir Nancy geschickt hast.
Du bist auch für sie ein Geschenk, weißt du.
Das hoffe ich.
Vertrau mir.
Weißt du, was ich mir wünsche ?
Nein. Was ?
Ich wünsche mir, daß alle Leute diese Eheerklärung abgeben könnten. Ich wünschte mir, sie könnten sie ausschneiden oder kopieren und sie bei ihrer Hochzeit verwenden. Ich wette, die Scheidungsraten würden sinken.
Manchen Leuten würde es sehr schwerfallen, solche Dinge zu sagen - und vielen würde es sehr schwerfallen, ihnen treu zu bleiben.
Ich hoffe nur, daß wir ihnen treu bleiben können ! Ich meine, jetzt, nachdem wir diese Worte hier eingefügt haben, müssen wir uns auch an sie halten !
Ihr hattet nicht vor, euch an sie zu halten ?
Natürlich haben wir das. Aber wir sind Menschen, so wie alle anderen auch. Und jetzt werden alle möglichen Leute desillu-sioniert sein, wenn wir versagen, wenn wir straucheln, wenn unserer Beziehung irgend etwas zustoßen sollte oder wir, o Schreck, jemals beschließen sollten, sie in ihrer gegenwärtigen Form zu beenden.
Unsinn ! Sie werden wissen, daß ihr euch selber treu bleibt; sie werden wissen, daß ihr später eine weitere, eine neue Wahl getroffen habt. Denk daran, was ich dir in Band 1 gesagt habe. Verwechsle nicht die Länge einer Beziehung mit ihrer Qualität. Du und Nancy, ihr seid beide keine Ikonen, und niemand sollte euch auf ein Podest stellen - und ihr selbst sollt das auch nicht tun. Seid einfach voll und ganz menschlich. Wenn ihr zu einem späteren Zeitpunkt das Gefühl habt, daß ihr eure Beziehung umformen und auf andere Weise führen wollt, habt ihr alles Recht, das zu tun. Darum geht es bei diesem ganzen Dialog.
Und darum ging es auch bei unseren Erklärungen !
Genau, ich freue mich, daß du das erkennst.
Ja, ich mag diese Eheerklärung, und ich bin froh, daß wir sie in das Buch aufgenommen haben ! Es ist eine wunderbare Art, ein gemeinsames Leben zu beginnen. Die Frau wird nicht mehr zum Versprechen aufgefordert, »zu lieben, zu ehren und zu gehorchen«. Es waren selbstgerechte, aufgeblasene, egoistische Männer, die das forderten.
Du hast natürlich recht.
Und noch selbstgerechter und egoistischer war es von den Männern, zu behaupten, daß die männliche Vorherrschaft von Gott verfügt wurde.
Auch da hast du recht. Ich habe nie so etwas verfügt.
Endlich Worte zur Ehe, die wirklich von Gott inspiriert wurden. Worte, die niemanden zum Eigentum, zum persönlichen Besitztum machen. Worte, die die Wahrheit über die Liebe sprechen. Worte, die keine Beschränkungen auferlegen, sondern nur Freiheit versprechen ! Worte, denen alle Herzen treu bleiben können.
Manche werden sagen: »Natürlich kann jeder ein Gelübde halten, das nichts von einem verlangt!« Was sagst du dazu ?
Ich sage: »Es ist sehr viel schwieriger, jemanden freizugeben, als ihn unter Kontrolle zu halten. Wenn du jemanden unter Kontrolle hältst, bekommst du, was du willst. Wenn du jemanden freigibst, bekommt er, was er will.«
Weise gesprochen.
Ich habe eine wunderbare Idee ! Ich denke, wir sollten aus dieser Eheerklärung eine kleine Broschüre machen, eine Art kleines Gebetbuch, das die Menschen an ihrem Hochzeitstag verwenden können.
Es könnte ein kleines Büchlein sein, das nicht nur diese Worte enthält, sondern eine ganze Zeremonie und die wichtigsten Beobachtungen über die Liebe und Beziehungen aus unserem Gespräch sowie ein paar spezielle Gebete und Meditationen zur Ehe - gegen die du doch nichts hast, wie sich herausstellt. Darüber bin ich sehr glücklich, denn für einen Moment hörte es sich fast so an, als seist du gegen die Ehe.
Wie könnte ich gegen die Ehe sein ? Wir sind alle verheiratet. Wir sind alle miteinander verheiratet - jetzt und für alle Zeiten. Wir sind vereint. Wir sind eins. Unsere Hochzeitszeremonie ist die gewaltigste, die je abgehalten wurde. Mein euch gegebenes Gelübde ist das großartigste, das je abgegeben wurde. Ich werde euch ewig lieben und gebe euch für alles frei. Meine Liebe wird euch nie auf irgendeine Weise binden, und deshalb seid ihr »bestimmt«, mich schließlich irgendwann zu lieben - denn die Freiheit zu sein, wer ihr wirklich seid, ist euer größtes Verlangen und mein größtes Geschenk.
Nimmst du mich nun zu deinem rechtmäßig angetrauten Partner und Mitschöpfer gemäß der höchsten Gesetze des Universums ?
Das tue ich.
Und nimmst du mich nun zu deinem Partner und Mitschöpfer ?
Das tue ich und habe ich immer getan. Wir sind jetzt und in alle Ewigkeit eins. Amen und Amen.
Kapitel 14
Das Lesen dieser Worte erfüllt mich mit Staunen und Ehrfurcht.
Danke, daß du in dieser Weise hier bei mir bist. Danke, daß du hier bei uns allen bist. Denn Millionen haben diese Gespräche gelesen und weitere Millionen werden sie noch lesen. Und wir werden dadurch auf atemberaubende Weise beschenkt.
Meine liebsten Wesen - ich war immer in euren Herzen. Ich bin nur glücklich, daß ihr mich jetzt tatsächlich dort fühlen könnt.
Ich war immer bei dir. Ich habe dich nie verlassen. Ich bin du, und du bist ich, und wir werden niemals getrennt sein, denn das ist nicht möglich.
He, warte mal eine Minute ! Das fühlt sich wie ein Dejä vu an. Haben wir nicht all diese Worte schon vor kurzem gesprochen ?
Natürlich ! Lies den Anfang von Kapitel zwölf. Nur bedeuten sie jetzt noch mehr als das erstemal.
Wäre es nicht nett, wenn es das Dejä vu wirklich gäbe und wir tatsächlich manches »noch einmal« erleben würden, so daß wir besser verstehen können, was es bedeutet ?
Was denkst du ?
Ich denke, daß genau das zuweilen passiert !
Es sei denn, es tut es nicht.
Es sei denn, es tut es nicht !
Gut. Nochmals Bravo. Du kommst so rasend schnell zu bedeutsamen neuen Erkenntnissen, daß es geradezu beängstigend ist.
Ja, nicht wahr ? Nun muß ich etwas Ernsthaftes mit dir besprechen.
Ja, ich weiss. Schieß los.
Wann verbindet sich die Seele mit dem Körper ?
Was glaubst du ?
Wenn sie sich dazu entscheidet.
Gut.
Aber die Leute wollen eine klarere Antwort. Sie wollen wissen, wann das Leben, so wie sie es definieren, beginnt.
Ich verstehe.
Was also ist das Signal ? Das Auftauchen des Körpers aus dem Mutterleib - die physische Geburt ? Der Augenblick der Empfängnis, die physische Verbindung der Elemente des physischen Lebens ?
Das Leben hat keinen Anfang, weil es kein Ende hat. Das Leben dehnt sich nur aus; erschafft neue Formen.
Das muß so ähnlich sein wie bei diesen Wachsklumpen in den erwärmten Lavalampen, die in den sechziger Jahren so beliebt waren. Die Klumpen lagen in großen weichen Kugeln auf dem Grund der Röhre, stiegen dann durch die Hitze bewegt nach oben, teilten sich dabei und bildeten neue Klumpen in immer neuen Formen, verbanden sich oben wieder miteinander und sanken dann wieder hinab, um noch größere Klumpen zu bilden und von vorne zu beginnen. Es kamen nie »neue» Klumpen dazu, es war immer dasselbe Zeug, das sich umformte und »aussah« wie neues und anderes Zeug. Die Variationen waren endlos, und es war faszinierend zuzusehen, wie dieser Prozeß immer wieder von neuem begann.
Das ist ein großartiges Bild. So verhält es sich mit den Seelen. Es ist eine Seele - die Alles-was-Ist ist und die sich in immer kleinere und kleinere Teile ihrer selbst umgestaltet. Alle »Teile« waren von Anfang an da. Es gibt keine »neuen» Teile, nur Bestandteile des Alles-was-Ist, die sich selbst umformen zu etwas, das wie neue und andere Teile »aussieht«.
Da gibt es einen brillanten Popsong von Joan Osborne: »Was, wenn Gott so einer wäre wie wir ? Nur ein slob (Blödmann), so einer wie wir?« Ich muß sie fragen, ob ich den slob in glob (Klumpen) umändern darf.
Ha ! Das ist gut. Und weißt du, das war tatsächlich ein brillanter Song. Er hat bei den Leuten große Empörung ausgelöst. Sie konnten den Gedanken nicht ertragen, daß ich nicht besser bin als einer von ihnen.
Das ist eine interessante Bemerkung, nicht so sehr in Hinblick auf Gott, sondern auf die menschliche Rasse. Was sagt das über uns aus, wenn wir den Vergleich Gottes mit einem von uns für Gotteslästerung halten ?
Ja was ?
Doch du bist einer von uns. Genau das sagst du hier. Joan hatte also recht.
Das hatte sie - auf profunde Weise.
Ich möchte nun auf meine Frage zurückkommen. Kannst du uns irgend etwas darüber sagen, wann das Leben, so wie wir es verstehen, beginnt ? An welchem Punkt tritt die Seele in den Körper ein ?
Die Seele tritt nicht in den Körper ein. Der Körper wird von der Seele umhüllt. Kannst du dich daran erinnern, was ich an früherer Stelle sagte ? Der Körper ist nicht das Haus der Seele. Es ist genau andersherum.
Alles ist immer lebendig. Es gibt kein »totes« Ding. Ein solcher Seinszustand existiert nicht. Das-was-immer-lebendig-Ist gestaltet sich einfach nur in eine neue Form um - in eine neue physische Form. Diese Form wird immer mit lebendiger Energie, mit der Energie des Lebens, aufgeladen. Das Leben - wenn du das Leben als die Energie, die ich bin, bezeichnest - ist immer da. Es ist niemals nicht da. Und wie kann es, da das Leben nie endet, einen Punkt geben, an dem es beginnt ?
Komm schon, hilf mir. Du weißt, worauf ich hinauswill.
Ja, ich weiss. Du willst, daß ich etwas zu der Abtreibungsdebatte sage.
Ja, so ist es ! Ich geb's zu ! Ich meine, ich habe Gott hier und die Chance, ihm diese monumentale Frage zu stellen. Wann beginnt das Leben ?
Und die Antwort ist so monumental, daß du sie nicht hören kannst.
Versuch's noch mal.
Es beginnt nie. Das Leben »beginnt« nie, weil das Leben nie endet. Ihr wollt auf biologische Spitzfindigkeiten hinaus, damit ihr eine »Verhaltensregel« aufstellen könnt, die sich auf »Gottes Gesetz«, wie ihr es nennen würdet, gründet. Und ihr bestraft dann die Menschen, die sich nicht daran halten.
Was ist falsch daran ? Das würde uns erlauben, Ärzte ungestraft auf den Klinikparkplätzen umzubringen.
Ja, ich verstehe. Ihr habt mich und das, was ihr zu meinen Gesetzen erklärt habt, im Lauf der Jahre zur Rechtfertigung aller möglichen Dinge benutzt.
Ach, komm schon ! Warum sagst du nicht, daß ein Schwangerschaftsabbruch Mord ist !
Ihr könnt nichts oder niemanden töten.
Nein. Aber man kann dessen »Individuation« beenden ! Und nach unserem Sprachgebrauch ist das Töten.
Ihr könnt nicht den Prozeß stoppen, innerhalb dessen sich ein Teil von mir auf bestimmte Weise individuell zum Ausdruck bringt, ohne daß dieser darin einwilligt.
Was ? Was sagst du da ?
Ich sage, dass nichts gegen den Willen Gottes geschieht. Das Leben und alles, was sich ereignet, ist ein manifestiertet Ausdruck von Gottes Wille - zu verstehen als euer Wille. Ich habe in diesem Gespräch gesagt, daß dein Wille mein Wille ist. Und das deshalb, weil es nur einen von uns gibt. Das Leben ist Gottes auf vollkommene Weise zum Ausdruck gebrachter Wille. Wenn etwas gegen Gottes Wille geschähe, könnte es nicht geschehen. Es könnte der Definition von Wer-und-was-Gott-Ist nach nicht geschehen. Glaubst du, daß eine Seele irgendwie auch nur etwas für eine andere Seele entscheiden könnte ? Glaubst du, daß ihr euch als Individuen auf eine Weise beeinflussen könnt, wie es der andere nicht will ? Ein solcher Glaube müßte sich auf den Gedanken gründen, daß ihr voneinander getrennt seid.
Glaubst du, daß ihr in irgendeiner Weise auf das Leben einwirken könnt, wie Gott es nicht will ? Ein solcher Glaube müßte sich auf den Gedanken gründen, daß ihr von mir getrennt seid. Beide Gedanken sind irrig.
Es ist über die Maßen arrogant von euch, zu glauben, daß ihr das Universum auf eine Weise beeinflussen könnt, wie es das Universum nicht will.
Ihr habt es hier mit mächtigen Kräften zu tun, und manche von euch glauben, sie selbst seien mächtiger als die mächtigste Kraft. Das seid ihr nicht. Doch ihr seid auch nicht weniger mächtig als die mächtigste Kraft.
Ihr seid die mächtigste Kraft. Nicht mehr und nicht weniger. Also laßt die Kraft mit euch sein !
Willst du damit sagen, daß ich niemanden ohne seine oder ihre Erlaubnis töten kann ? Sagst du mir, daß auf höherer Ebene jeder, der getötet wurde, darin einwilligte ?
Ihr betrachtet die Dinge auf irdische Weise und denkt über sie in irdischen Begriffen, und nichts wird hier für euch einen Sinn ergeben.
Ich kann nicht anders, als in »irdischen Begriffen« denken. Ich bin hier und jetzt auf der Erde !
Ich sage dir: Ihr seid »in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt«.
Also ist meine irdische Realität gar keine Realität ?
Dachtest du tatsächlich, daß sie das wäre ?
Ich weiß nicht.
Kam dir nie der Gedanke: »Hier geht etwas Größeres vor sich?«
Na, sicher kam er mir.
Nun, es geht etwas Größeres vor sich. Das erkläre ich dir gerade.
Okay. Ich habe verstanden. Ich kann also rausgehen und irgend jemanden umbringen, weil ich es, wenn er nicht darin eingewilligt hätte, ohnehin gar nicht tun könnte !
Tatsächlich handelt die Menschheit in dieser Weise. Es ist interessant, daß ihr euch mit diesem Gedanken so schwertut, obwohl ihr herumlauft und so handelt, als wäre er die Wahrheit. Oder schlimmer noch, ihr tötet Menschen gegen ihren Willen, so als ob es keine Rolle spielte !
Nun, natürlich spielt es eine Rolle ! Es ist nur so, daß das, was wir wollen, mehr zählt. Verstehst du nicht ? Im Moment, in dem wir Menschen jemanden umbringen, sagen wir nicht, daß diese Tat keine Rolle spielt. Das wäre ja leichtfertig. Es ist nur so, daß das, was wir wollen, mehr zählt.
Ich verstehe. Es fällt euch leichter zu akzeptieren, daß es okay ist, andere gegen ihren Willen zu töten. Das könnt ihr straflos tun. Es ist eurem Gefühl nach nur dann Unrecht, wenn ihr es tut, weil es ihr Wille ist.
Das habe ich nie gesagt. So denken die Menschen nicht.
Tatsächlich ? Lass mich dir zeigen, wie heuchlerisch ihr seid. Ihr sagt, daß es okay ist, jemanden gegen seinen Willen zu töten, solange ihr einen guten und ausreichenden Grund dafür habt, ihn tot sehen zu wollen, wie zum Beispiel im Krieg oder bei einer Hinrichtung - oder im Falle eines Arztes auf dem Parkplatz einer Abtreibungsklinik. Doch wenn die andere Person einen guten und ausreichenden Grund zu haben glaubt, sich selbst den Tod zu wünschen, dann helft ihr ihr nicht, zu sterben. Das wäre »Beihilfe zum Selbstmord«, und das wäre Unrecht !
Du machst dich über mich lustig !
Nein, ihr macht euch über mich lustig. Ihr sagt, daß ich es verzeihe, wenn ihr jemanden gegen seinen Willen tötet, und daß ich es verdamme, wenn ihr jemanden in Einklang mit seinem Willen tötet. Das ist irrsinnig.
Und doch ist es so, daß ihr nicht nur diesen Irrsinn nicht erkennt, sondern tatsächlich auch noch behauptet, daß die, die diesen Irrsinn aufzeigen, die Wahnsinnigen sind. Ihr seid diejenigen, die klar denken, und sie sind nur Unruhestifter. Und das ist die verquere Logik, auf der ihr ganze Leben und komplette Theologien aufbaut.
So habe ich das noch nie betrachtet.
Ich sage dir: Die Zeit ist gekommen, daß ihr euch die Dinge auf neue Weise anschaut. Das ist der Augenblick eurer Wiedergeburt als Individuum und als Gesellschaft. Ihr müßt eure Welt jetzt wieder neu erschaffen, bevor ihr sie mit euren Irrsinnigkeiten zerstört. Nun hör mir zu. Wir sind alle eins. Es gibt nur einen von uns.
Ihr seid nicht von mir getrennt, und ihr seid auch nicht voneinander getrennt.
Alles, was wir tun, tun wir in wechselseitigem Einvernehmen. Unsere Realität ist eine gemeinsam erschaffene Realität. Wenn ihr eine Schwangerschaft vorzeitig beendet, dann beenden wir eine Schwangerschaft. Euer Wille ist mein Wille. Kein Aspekt der Göttlichkeit hat Macht über irgendeinen anderen Aspekt der Göttlichkeit. Es ist keiner Seele möglich, eine andere gegen ihren Willen zu beeinflussen. Es gibt keine Opfer und es gibt keine Bösewichter.
Aus eurer begrenzten Perspektive könnt ihr das nicht verstehen; aber ich sage euch, daß es so ist.
Es gibt nur einen Grund, irgend etwas zu sein, zu haben oder zu tun - es ist ein Ausdruck dessen, wer ihr seid. Wenn Wer-ihr-Seid - als Individuum und als Gesellschaft - das ist, was ihr zu sein wählt und wünscht, gibt es keinen Grund, daran irgend etwas zu ändern. Wenn ihr andererseits glaubt, daß da eine großartigere Erfahrung auf euch wartet - ein noch großartigerer Ausdruck von Göttlichkeit als der, der sich gegenwärtig manifestiert -, dann begebt euch in diese Wahrheit.
Da wir alle gemeinsam erschaffen, mag es uns dienlich sein, wenn wir alles uns mögliche tun, um anderen den Weg zu zeigen, den einige von uns gehen möchten. Ihr könnt ein Wegweiser sein, die Art von Leben demonstrieren, die ihr gerne erschaffen würdet, und andere dazu einladen, eurem Beispiel zu folgen. Ihr mögt sogar sagen: »Ich bin das Leben und der Weg. Folgt mir.« Aber paßt auf. Manche Leute sind für solche Aussagen gekreuzigt worden.
Danke. Ich werde deine Warnung beherzigen. Ich werde mich bedeckt halten.
Ich kann sehen, daß du das wirklich gut machst.
Na ja, wenn du behauptest, daß du mit Gott ein Gespräch führst, ist es nicht leicht, sich bedeckt zu halten.
Wie auch schon andere entdeckt haben.
Was ein guter Grund sein könnte, meinen Mund zu halten.
Dafür ist es ein bißchen spät.
Und wessen Schuld ist das ?
Ich verstehe, was du meinst.
Ist schon okay. Ich vergebe dir.
Tatsächlich ?
Ja.
Wie kannst du mir vergeben ?
Weil ich verstehen kann, warum du das getan hast. Ich verstehe, warum du zu mir kamst und dieses Gespräch angefangen hast. Und wenn ich verstehe, warum etwas getan wurde, kann ich alle dadurch verursachten oder entstandenen Komplikationen verzeihen.
Hmmm. Das ist ja interessant. Könnte das heißen, daß du Gott für so großartig hältst wie dich selbst ?
Touche.
Du hast eine ungewöhnliche Beziehung zu mir. In mancher Hinsicht denkst du, daß du nie so großartig sein könntest, wie ich es bin, und in anderer Hinsicht denkst du, ich kann nicht so großartig sein, wie du es bist. Findest du das nicht interessant ?
Faszinierend.
Das kommt daher, daß du denkst, wir seien voneinander getrennt. Du würdest dir das alles nicht mehr vorstellen, wenn du dächtest, daß wir eins sind.
Das ist der Hauptunterschied zwischen eurer Kultur - die im Grunde eine »Babykultur«, eine primitive Kultur ist - und den hochentwickelten Kulturen des Universums: In den hochentwickelten Kulturen sind sich alle fühlenden Wesen darüber klar, daß es zwischen ihnen und dem, was ihr »Gott« nennt, keine Trennung gibt. Und sie sind sich auch darüber im klaren, daß es zwischen ihnen selbst und anderen keine Trennung gibt. Sie wissen, daß ein jedes Wesen eine ganz persönliche Erfahrung vom Ganzen macht.
Gut. Jetzt kommst du auf die hochentwickelten Gesellschaften im Universum zu sprechen. Darauf habe ich gewartet.
Ja, ich denke, es ist Zeit, daß wir uns mit diesem Thema beschäftigen.
Aber zuvor muß ich einfach noch ein letztes Mal auf das Abtreibungsthema zurückkommen. Du meinst doch nicht, daß es, da einer menschlichen Seele nichts gegen ihren Willen zustoßen kann, okay ist, Leute zu töten, oder ? Du entschuldigst doch nicht die Abtreibung oder läßt uns in dieser Sache ein »Schlupfloch« ?
Weder entschuldige noch verdamme ich die Abtreibung, genausowenig wie ich den Krieg entschuldige oder verdamme. In jedem Land denken die Menschen, daß ich den von ihnen geführten Krieg entschuldige und den, den ihre Gegner führen, verdamme. In jeder Nation glauben die Leute, daß sie »Gott auf ihrer Seite« haben. Jede Sache, für die gekämpft wird, nimmt dasselbe für sich in Anspruch. Ja, jede Person fühlt dasselbe oder hofft zumindest, daß es so ist, wenn irgendeine Entscheidung oder Wahl getroffen wird.
Und weißt du, warum alle Geschöpfe glauben, daß Gott auf ihrer Seite ist ? Weil ich es bin. Und alle Geschöpfe wissen das intuitiv.
Das heißt nichts anderes als: »Dein Wille für dich ist mein Wille für dich.« Und das wiederum bedeutet, daß ich euch allen einen freien Willen gegeben habe. Es gibt keinen freien Willen, wenn seine Ausübung Bestrafung nach sich zieht. Das macht den freien Willen zu einem Witz, das ist kein echter freier Wille.
Was also die Abtreibung oder den Krieg angeht, den Kauf dieses Autos oder die Ehelichung jener Person, Sex haben oder nicht haben, »deine Pflicht tun« oder »sie nicht tun«, gibt es kein »Richtig« und »Falsch«.
Ihr befindet euch alle in einem Prozeß, in dem ihr euch selbst definiert. Jeder Akt ist ein Akt der Selbstdefinition. Wenn es euch gefällt, wie ihr euch selbst erschaffen habt, wenn es euch dienlich ist, dann werdet ihr die Dinge weiterhin in dieser Weise tun. Wenn nicht, werdet ihr damit aufhören. Das nennt man Evolution.
Es ist ein langsamer Prozeß, weil ihr in seinem Verlauf eure Ideen in bezug auf das, was euch dienlich ist, ständig ändert; ihr verändert dauernd eure Vorstellungen von »Vergnügungen«.
Denk an das, was ich an früherer Stelle sagte. Ihr könnt an dem, was eine Person oder eine Gesellschaft als »Vergnügen« bezeichnen, ablesen, wie hoch diese entwickelt sind. Und ich möchte hier hinzufügen: auch an dem, von dem sie sagt, daß es ihr dienlich ist.
Wenn es euch nützt, in den Krieg zu ziehen und andere Wesen zu töten, dann werdet ihr das tun. Wenn es euch dienlich ist, einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen, werdet ihr das tun. Das einzige, was sich im Verlauf eurer Entwicklung ändert, sind eure Gedanken darüber, was euch dienlich ist. Und diese wiederum gründen sich auf das, was ihr eurer Ansicht nach zu tun versucht.
Wenn du versuchst, nach Seattle im Norden zu gelangen, nützt es dir nichts, wenn du dich nach Süden in Richtung San Jose aufmachst. Es ist »moralisch nicht falsch«, nach San Jose zu fahren - es ist dir nur einfach nicht dienlich. Damit erhält die Frage, was ihr zu tun versucht, eine vorrangige Bedeutung. Und das nicht nur prinzipiell im Leben, sondern auch ganz besonders in jedem Moment eures Lebens. Denn in diesen Momenten des Lebens wird das Leben selbst erschaffen.
Alles das wurde sehr detailliert am Anfang unseres heiligen Dialogs besprochen, den du dann Band 1 benannt hast. Ich wiederhole es hier, weil du eine Auffrischung deines Gedächtnisses zu brauchen scheinst, sonst hättest du mir diese Frage zur Abtreibung nie gestellt.
Wenn du dich also darauf vorbereitest, eine Abtreibung vorzunehmen, oder dich daranmachst, diese Zigarette zu rauchen, dieses Tier zu braten und zu verspeisen oder im Verkehr diesem Mann die Vorfahrt zu nehmen, gilt es - gleich ob es sich um eine große oder kleine Angelegenheit, eine bedeutendere oder geringfügigere Wahl handelt, nur eine Frage zu überdenken: Ist es das, wer ich wirklich bin ? Ist es das, wer ich jetzt zu sein wähle ?
Und ihr müßt wissen: Nichts ist ohne Konsequenzen. Alles zieht Konsequenzen nach sich. Die Konsequenz ist, wer und was du bist.
Ihr seid jeden Moment dabei, euer Selbst zu definieren. Das ist deine Antwort auf die Frage zur Abtreibung. Das ist deine Antwort auf die Frage zum Krieg. Das ist deine Antwort auf die Frage zum Rauchen und die Frage zum Fleisch essen und auf jede Frage zum Verhalten, die du jemals hattest. Jeder Akt ist ein Akt der Selbstdefinition. Alles, was du denkst, sagst und tust, proklamiert: »Das ist es, wer ich bin.«
Kapitel 15
Ich will euch sagen, meine liebsten Kinder, daß diese Sache von wer ihr seid und wer zu sein ihr wählt von großer Bedeutung ist. Nicht nur, weil sie den Grundton für eure Erfahrung angibt, sondern weil sie auch die Natur der meinen erschafft. Euer ganzes Leben lang wurde euch erzählt, daß Gott euch erschaffen hat. Ich sage euch aber nun: Ihr erschafft Gott. Ich weiß, daß dies eine massive Umstellung eures Verständnisses bedeutet. Doch sie ist notwendig, wenn ihr euch wirklich an die Arbeit machen wollt, für die ihr gekommen seid. Das ist das heilige Werk, das wir anstreben, ihr und ich. Das ist heiliger Boden, auf dem wir gehen. Das ist der Weg.
Gott bringt sich in jedem Augenblick in, als und durch euch zum Ausdruck. Ihr steht immer vor der Wahl, wie Gott jetzt erschaffen werden soll, und sie wird euch diese Wahlmöglichkeit nie nehmen. Sie wird euch auch nie für eine »falsche« Wahl bestrafen. Doch seid ihr in dieser Sache nicht ohne Führung und werdet es auch nie sein. Ihr habt ein inneres Leitsystem, das euch den Weg nach Hause zeigt. Es ist die Stimme, die zu euch von eurer Wahl im höchsten Sinn spricht und euch eure großartigste Vision vor Augen führt. Ihr braucht dieser Stimme nur zu folgen und eure Vision nicht aufzugeben.
Im Verlauf eurer Geschichte habe ich euch immer wieder Lehrer gesandt. Meine Boten brachten euch zu jeder Zeit die frohe Botschaft von großer Freude.
Es wurden heilige Schriften verfaßt und heilige Leben gelebt, damit ihr Kunde von dieser ewigen Wahrheit erhaltet: Ihr und ich sind eins.
Nun schicke ich euch wieder Schriften - eine davon haltet ihr in den Händen. Nun schicke ich euch wieder Boten, die euch das Wort Gottes zu bringen bestrebt sind. Werdet ihr diesen Worten lauschen ? Werdet ihr diese Boten hören ? Werdet ihr einer von ihnen werden ? Das ist die große Frage. Das ist die großartige Einladung. Das ist die grandiose Entscheidung. Die Welt wartet auf eure Verkündigung. Und diese eure Verkündigung ist euer gelebtes Leben.
Das Menschengeschlecht hat keine Möglichkeit, sich aus der Tiefe seiner niedrigsten Gedanken zu erheben, solange ihr euch nicht selbst zu euren höchsten Vorstellungen emporschwingt.
Diese Vorstellungen, die durch euch, als ihr, zum Ausdruck kommen, erschaffen das Mandala, bereiten die Bühne, dienen als Vorbild für die nächste Ebene menschlicher Erfahrung. Ihr seid das Leben und der Weg. Die Welt wird euch folgen. In dieser Sache habt ihr keine Wahl. Sie ist das einzige, wo ihr keine freie Wahl habt. Das ist ganz einfach so, wie es ist. Eure Welt wird eurer Vorstellung von euch selbst folgen. So war es immer, so wird es immer sein. Erst kommt euer Gedanke über euch selbst, dann folgt die äußere Welt der physischen Manifestation.
Was ihr denkt, das erschafft ihr. Was ihr erschafft, das werdet ihr. Was ihr werdet, das bringt ihr zum Ausdruck. Was ihr zum Ausdruck bringt, das erfahrt ihr. Was ihr erfahrt, das seid ihr. Was ihr seid, das denkt ihr. Der Kreislauf ist vollendet.
Euer heiliges Werk hat eben erst begonnen, denn nun versteht ihr endlich, was ihr tut.
Ihr selbst habt euch zu dieser Erkenntnis gebracht. Ihr selbst habt euch dazu gebracht, euch darum zu kümmern. Und ihr kümmert euch nun mehr als je zuvor darum, wer ihr wirklich seid. Denn jetzt endlich seht ihr das Bild in seiner Gesamtheit. Was ihr seid, bin ich. Ihr definiert Gott.
Ich habe euch - als gesegneten Teil von mir - in die physische Form geschickt, damit ich mich selbst erfahren und darin als alles erkennen kann, was zu sein ich begrifflich weiß. Das Leben existiert als ein Werkzeug für Gott, um das Begriffliche in Erfahrung umzuwandeln. Und es existiert als Werkzeug für euch, damit ihr dasselbe tun könnt. Denn ihr seid Gott, der dies tut.
Ich treffe die Wahl, mich in jedem einzelnen Moment aufs neue wiederzuerschaffen. Ich treffe die Wahl, die Erfahrung der großartigsten Version der größten Vision, die ich jemals von Wer-ich-Bin hatte, zu machen. Ich habe euch erschaffen, damit ihr mich wiedererschaffen könnt. Das ist unser heiliges Werk. Das ist unsere größte Freude. Das ist der essentielle Grund für unser Sein.
16)
Kapitel 16
Das Lesen dieser Worte erfüllt mich mit Staunen und Ehrfurcht. Danke, daß du in dieser Weise hier bei mir bist. Danke, daß du hier bei uns allen bist.
Gern geschehen. Ich danke dir, daß du hier für mich da bist.
Ich habe nur noch ein paar Fragen, von denen einige mit diesen »entwickelten Wesen« zu tun haben, und dann werde ich mir erlauben, diesen Dialog zu beenden.
Mein Geliebter, du wirst diesen Dialog nie beenden und wirst es auch nie müssen. Dein Gespräch mit Gott wird sich ewig fortsetzen. Und da du dich nun aktiv darauf eingelassen hast, wird es auch bald zur Freundschaft führen. Alle guten Gespräche führen schließlich zur Freundschaft, und bald wird aus deinem Gespräch mit Gott eine Freundschaft mit Gott entstehen.
Das fühle ich. Ich fühle, daß wir tatsächlich Freunde geworden sind.
Und wie in jeder Freundschaft wird sich schließlich, wenn sie genährt und angefacht wird und wachsen darf, ein Gefühl von enger Verbundenheit einstellen. Du wirst fühlen und erfahren, daß sich dein Selbst in Verbundenheit mit Gott befindet.
Es wird eine heilige Verbundenheit sein, denn wir werden als einer sprechen.
Und so wird sich dieser Dialog also fortsetzen ?
Ja, immer.
Und ich werde mich am Ende dieses Buches nicht verabschieden ?
Du musst dich nie verabschieden. Du brauchst nur »hallo« zu sagen.
Du bist wunderbar, weißt du das ? Du bist einfach wunderbar !
Und du auch, mein Sohn. Und du auch. Wie alle meine Kinder, überall.
Hast du »überall« Kinder ?
Natürlich.
Nein, ich meine »überall« im buchstäblichen Sinn. Gibt es Leben auf anderen Planeten ? Existieren deine Kinder auch anderswo im Universum ?
Ja, natürlich.
Sind das fortgeschrittenere Zivilisationen ?
Manche von ihnen ja.
In welcher Weise ?
In jeder Weise. Technologisch. Politisch. Gesellschaftlich. Spirituell. Physisch. Und psychisch.
Zum Beispiel zeigt euer Beharren darauf, ständig Vergleiche anzustellen und fortwährend etwas als »besser« oder »schlechter«, »höher« oder »niedriger«, »gut« oder »schlecht« charakterisieren zu müssen, wie tief ihr in die Dualität gefallen seid; wie tief ihr in den Separatismus eingetaucht seid.
In fortgeschritteneren Zivilisationen beobachtest du diese Eigenheiten nicht ? Und was meinst du mit Dualität ?
Der Grad der Fortgeschrittenheit einer Zivilisation spiegelt sich unvermeidlich im Maß ihres Dualitätsdenkens wider. Evolution auf gesellschaftlicher Ebene zeigt sich durch die Bewegung hin zur Einheit, nicht zum Separatismus.
Warum ? Warum ist Einheit ein solcher Gradmesser ?
Weil Einheit die Wahrheit ist. Separatismus ist die Illusion. Solange eine Gesellschaft sich selbst als separiert - als eine Reihe von voneinander getrennten Einheiten - begreift, lebt sie in der Illusion.
Das ganze Leben auf eurem Planeten baut sich auf dem Separatismus auf, basiert auf der Dualität.
Ihr stellt euch selbst als Angehörige von separaten Familien oder Klans vor, versammelt in separaten Gemeinden oder Staaten, zusammengefaßt in einzelnen Nationen oder Ländern, die insgesamt eine separate Welt oder einen einzelnen Planeten bilden.
Ihr bildet euch ein, eure Welt sei die einzig bewohnte Welt im Universum. Ihr bildet euch ein, eure Nation sei die beste Nation auf Erden. Ihr bildet euch ein, euer Staat sei der beste Staat der Nation und eure Familie die wundervollste im Staat. Und schließlich denkt ihr, daß ihr besser als irgend jemand anders in eurer Familie seid.
Oh, ihr behauptet, daß ihr das alles nicht denkt. Aber ihr handelt so, als dächtet ihr es.
Eure wahren Gedanken spiegeln sich jeden Tag in euren gesellschaftlichen Urteilen, politischen Beschlüssen, religiösen Bestimmungen, ökonomischen Entscheidungen und eurer individuellen Wahl in allen Dingen, von euren Freunden über eure Glaubenssysteme bis hin zu eurer Beziehung zu Gott -also mit mir - wider.
Ihr fühlt euch von mir so sehr getrennt, daß ihr euch einbildet, ich würde nicht einmal mit euch sprechen. Und so seid ihr gezwungen, die Wahrheit eurer eigenen Erfahrungen zu leugnen. Ihr macht die Erfahrung, daß ihr und ich eins sind, aber ihr weigert euch, es zu glauben. Und somit seid ihr nicht nur voneinander, sondern auch von eurer eigenen Wahrheit getrennt.
Wie kann denn eine Person von ihrer eigenen Wahrheit getrennt sein ?
Indem sie sie ignoriert. Indem sie sie sieht und leugnet. Oder indem sie sie verändert, verdreht und verzerrt, damit sie in eine vorgefaßte Meinung über das, was so sein muß, paßt. Nehmen wir die Frage, die du hier zu Anfang gestellt hast. Du fragtest, ob es auch auf anderen Planeten Leben gibt. Ich antwortete: »Natürlich.« Und das sagte ich, weil es so offensichtliche Beweise dafür gibt. Sie sind so augenfällig, daß es mich überrascht hat, daß du diese Frage überhaupt gestellt hast.
Doch das zeigt, auf welche Weise eine Person »von ihrer eigenen Wahrheit getrennt sein« kann. Sie schaut ihr so direkt ins Auge, daß sie ihr gar nicht entgehen kann - und leugnet dann ab, was sie sieht. Verleugnung ist ein sehr wirksamer Mechanismus. Und es gibt keine heimtückischere Verleugnung als die Selbstverleugnung.
Ihr habt ein ganzes Leben damit verbracht, zu leugnen, wer und was ihr wirklich seid.
Es wäre schon traurig genug, wenn ihr eure Verleugnungsmechanismen auf die weniger persönlichen Dinge beschränken würdet wie zum Beispiel die Zerstörung eurer Ozonschicht, den Raubbau an uralten Wäldern, die grauenhafte Behandlung eurer Kinder. Aber ihr seid nicht damit zufrieden, alles zu leugnen, was ihr um euch seht. Ihr ruht erst, bis ihr auch alles leugnet, was ihr in euch seht.
Ihr seht Güte und Mitgefühl in euch, aber ihr leugnet sie. Ihr seht Weisheit in euch, aber ihr leugnet sie. Ihr seht unendliche Möglichkeiten in euch, aber ihr leugnet sie. Und ihr seht und erfahrt Gott in euch, aber ihr leugnet ihn. Ihr leugnet, daß ich in euch bin - ich bin ihr - und damit verwehrt ihr mir meinen rechtmäßigen und so offensichtlichen Platz.
Ich verleugne dich nicht und habe dich nicht verleugnet.
Gibst du zu, daß du Gott bist ?
Nun, das würde ich nicht sagen...
Genau. Und ich sage dir: »Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.«
Du wirst mich verleugnen durch deine Gedanken.
Du wirst mich verleugnen durch deine Worte.
Du wirst mich verleugnen durch deine Taten.
In deinem Herzen weißt du, daß ich bei dir, in dir bin; daß wir eins sind. Und doch verleugnest du mich.
Oh, manche von euch sagen, daß ich durchaus existiere. Aber fern von euch. Irgendwo ganz weit da draußen. Und je weiter entfernt ihr euch mich vorstellt, desto weiter entfernt ihr euch von eurer eigenen Wahrheit.
Und so verhält es sich auch mit vielen anderen Dingen im Leben - von der Ausbeutung eurer natürlichen Ressourcen bis hin zum Kindesmißbrauch in so vielen eurer Familien - ihr seht es, aber ihr glaubt es nicht.
Aber warum ? Warami Warum sehen wir, aber glauben nicht ?
Weil ihr so tief in der Illusion steckt, daß ihr nicht über sie hinaussehen könnt. Ja, ihr dürft es gar nicht, damit sich die Illusion fortsetzen kann. Das ist die göttliche Dichotomie.
Ihr müßt mich verleugnen, damit ihr weiterhin danach streben könnt, ich zu weiden. Und das ist es, was ihr wollt. Aber ihr könnt nicht werden, was ihr schon seid. Also ist die Verleugnung wichtig. Sie ist ein nützliches Werkzeug. Bis sie es nicht mehr ist.
Die Meister und Meisterinnen wissen, daß Verleugnung nur für die etwas ist, die sich für die Fortsetzung der Illusion entscheiden. Akzeptanz hingegen ist etwas für jene, die jetzt die Wahl treffen, die Illusion zu beenden.
Akzeptanz, Proklamation, Demonstration. Das sind die drei Schritte zu Gott. Akzeptieren, wer und was du wirklich bist. Es proklamieren, damit die ganze Welt es hört. Und es dann in jeder Hinsicht demonstrieren.
Der Selbstproklamation folgt immer die Demonstration. Ihr werdet demonstrieren, daß euer Selbst Gott ist - so wie ihr jetzt demonstriert, was ihr von eurem Selbst denkt. Euer ganzes Leben ist eine solche Demonstration. Doch mit dieser Demonstration geht eure größte Herausforderung einher. Denn in dem Augenblick, in dem ihr euer Selbst zu verleugnen aufhört, werden andere euch verleugnen. In dem Augenblick, in dem ihr euer Einssein mit Gott verkündet, werden andere eure Verbindung mit dem Satan verkünden.
In dem Augenblick, in dem ihr die höchste Wahrheit aussprecht, werden andere sagen, daß ihr tiefste Gotteslästerung begeht.
Und ihr werdet, so wie es allen Meisterinnen und Meistern ergeht, die auf sanfte Weise ihre Meisterschaft demonstrieren, vergöttert und verteufelt, in den Himmel gehoben und herabgewürdigt, geehrt und gekreuzigt werden. Das geschieht deshalb, weil zwar für euch der Kreislauf beendet ist, diejenigen aber, die noch in der Illusion leben, nicht wissen, was sie von euch halten sollen.
Aber was wird mit mir geschehen ? Ich verstehe nicht. Ich bin verwirrt. Ich dachte, du hättest immer wieder gesagt, daß die Illusion, daß das »Spiel« weitergehen muß, damit es überhaupt ein »Spiel« geben kann.
Ja, das habe ich gesagt. Und so ist es auch. Das Spiel geht weiter. Das Spiel ist nicht vorbei, bloß weil einer oder zwei von euch den Kreislauf der Illusion beenden; es ist nicht für dich und auch nicht für die anderen Spieler zu Ende. Das Spiel ist erst beendet, wenn alles in allem wieder eins wird. Und selbst dann ist es nicht vorbei. Im Augenblick der göttlichen Wiedervereinigung, der Wiedervereinigung von Allem mit Allem, wird die Seligkeit so groß, so intensiv sein, daß ich wie ihr vor Wonne buchstäblich zerplatzen, vor Freude explodieren werden - und der Zyklus wird wieder von vorn anfangen.
Es wird nie enden, mein Kind. Das Spiel wird nie enden. Denn das Spiel ist das Leben selbst, und das Leben ist, wer wir sind.
Aber was passiert mit dem individuellen Element oder dem »Teil von Allem«, wie du es nennst, das zu Meisterschaft aufsteigt, das Allwissenheit erlangt ?
Der Meister weiss, daß nur sein Anteil am Zyklus zur Vollendung gelangt ist. Die Meisterin weiß, daß nur ihre Erfahrung von Illusion zum Ende gekommen ist.
Der Meister und die Meisterin sind jetzt glücklich, weil sie den Meisterplan erkennen. Sie sehen, daß das Spiel weitergeht- auch wenn sie den Zyklus vollendet haben -, die Erfahrung setzt sich fort. Ihre Rolle ist es, andere zur Meisterschaft zu führen. Und so spielen sie weiter, aber auf neue Art und mit neuen Werkzeugen. Denn da sie die Illusion durchschauen, können sie aus ihr heraustreten. Und das werden sie von Zeit zu Zeit tun, wenn es ihren Absichten und ihrem Vergnügen dient. So proklamieren und demonstrieren sie ihre Meisterschaft und werden von anderen als Gott oder Göttin bezeichnet.
Wenn alle Angehörigen eurer menschlichen Rasse die Meisterschaft erlangt haben, wird eure Rasse als Ganzes (denn sie ist ein Ganzes) sich mit Leichtigkeit durch Zeit und Raum bewegen, denn ihr werdet die physikalischen Gesetze, so wie ihr sie versteht, gemeistert haben. Ihr werdet dann bestrebt sein, Angehörigen anderer Rassen und Zivilisationen beizustehen, damit sie ebenfalls zur Meisterschaft gelangen.
So wie es Angehörige anderer Rassen und Zivilisationen jetzt mit uns machen ?
Richtig. Genau.
Und erst, wenn alle Rassen im ganzen Universum die Meisterschaft erlangt haben...
...Oder wie ich sagen würde, erst wenn alles von mir das Einssein kennengelernt und erfahren hat...
... wird dieser Abschnitt des Zyklus enden.
Das hast du klug formuliert. Denn der Zyklus selbst wird nie enden.
Weil das Ende dieses Zyklusabschnitts der Zyklus selbst ist !
Bravo ! Grossartig ! Du hast verstanden ! Also ja, es gibt Leben auf anderen Planeten. Und ja, vieles davon ist fortgeschrittener als das eure.
In welcher Hinsicht ? Diese Frage hast du im Grunde nie beantwortet.
Doch, habe ich. Ich sagte, in jeder Hinsicht. Technisch. Politisch. Gesellschaftlich. Spirituell. Physisch. Psychisch.
Ja, aber gib mir ein paar Beispiele. Das sind so allgemeine Aussagen, daß sie für mich nichts bedeuten.
Weisst du, ich liebe deine Aufrichtigkeit. Nicht jeder würde Gott ins Auge sehen und verkünden, daß das, was er sagt, bedeutungslos ist.
So ? Und was wirst du da jetzt unternehmen ?
Genau. Du hast die richtige Einstellung. Denn du hast natürlich recht. Du kannst mich herausfordern, mich anfechten, mich in Zweifel ziehen, sosehr du willst, und du wirst von mir keine verdammte Reaktion bekommen.
Allerdings bekommst du vielleicht eine gesegnete Reaktion, so wie hier mit diesem Dialog. Ist das nicht ein gesegnetes Ereignis ?
Ja, das ist es. Und vielen Menschen wurde dadurch geholfen. Millionen Menschen wurden und werden davon berührt.
Das weiss ich. Es ist alles Teil des »Meisterplans« Des Plans, wie ihr Meister und Meisterinnen werden könnt.
Du wußtest schon zu Anfang dieser Trilogie, daß sie ein riesiger Erfolg werden würde, nicht wahr ?
Natürlich. Wer, meinst du, hat sie zu einem solchen Erfolg gemacht ? Wer, denkst du, hat bewirkt, daß die Menschen, die sie lesen, ihren Weg zu ihr gefunden haben ? Ich sage dir: Ich kenne jede Person, die an dieses Material gelangen wird. Und ich kenne den Grund, aus dem eine jede dazu gebracht wurde. Und sie kennen ihn auch. Nun bleibt nur die Frage: Werden sie mich wieder verleugnen ?
Spielt das eine Rolle für dich ?
Nicht im geringsten. Alle meine Kinder werden eines Tages zu mir zurückkommen. Das ist keine Frage des Ob, nur des Wann. Und so gesehen mag es für sie eine Rolle spielen. Laß deshalb die hören, die Ohren haben zu hören.
Ja, gut - wir sprachen über das Leben auf anderen Planeten, und du wolltest mir anhand einiger Beispiele zeigen, in welcher Weise es sehr viel fortgeschrittener ist als das Leben auf der Erde.
Technologisch gesehen sind euch die meisten anderen Zivilisationen weit voraus. Es gibt auch einige, die sozusagen zurückgebliebener sind als ihr, aber nicht viele. Die meisten sind euch weit voraus.
Inwiefern ? Gib mir ein Beispiel.
Okay, das Wetter. Ihr scheint nicht in der Lage zu sein, es zu kontrollieren. Ihr könnt es noch nicht einmal genau vorhersagen ! Deshalb seid ihr seinen Launen unterworfen. Die meisten Welten sind das nicht. Auf den meisten Planeten können die Wesen zum Beispiel die Ortstemperatur regulieren.
Tatsächlich ? Ich dachte, die Temperatur auf einem Planeten hinge von der Entfernung von seiner Sonne, seiner Atmosphäre und so weiter ab.
Diese Dinge geben einen Rahmen vor. Innerhalb dieses Rahmens kann viel unternommen werden.
Wie das ? Auf welche Weise ?
Durch die Kontrolle über die Umwelt. Durch das Herstellen oder bewußte Nichtherstellen bestimmter Bedingungen in der Atmosphäre.
Schau, es spielt nicht nur eine Rolle, wo du dich in Beziehung zur Sonne befindest, sondern auch, was du zwischen dich und diese Sonne plazierst.
Ihr habt hochgefährliche Dinge in eure Atmosphäre hineingebracht - und einige der wichtigsten herausgenommen. Doch das verdrängt ihr. Das heißt, die meisten von euch geben das nicht zu. Auch wenn die hellsten Köpfe unter euch zweifelsfrei beweisen, welchen Schaden ihr anrichtet, werdet ihr diesen Beweis nicht anerkennen. Ihr bezeichnet eure klügsten Köpfe als Verrückte und sagt, daß ihr es besser wißt. Oder ihr sagt, daß diese klugen Menschen nur eigennützige Ziele verfolgen, ihren Standpunkt verteidigen und ihre persönlichen Interessen schützen wollen. Doch ihr seid diejenigen, die eigennützige Ziele verfolgen. Ihr seid diejenigen, die ihren Standpunkt verteidigen wollen. Und ihr seid diejenigen, die ihre persönlichen Interessen schützen. Euer Hauptinteresse gilt euch selbst. Jeder Beweis, ganz gleich wie wissenschaftlich, ganz gleich, wie praktisch zu belegen und zwingend er ist, wird bestritten, sobald er gegen euer Eigeninteresse verstößt.
Das ist eine ziemlich krasse Aussage, und ich bin mir nicht sicher, ob sie stimmt.
Tatsächlich ? Nennst du Gott jetzt einen Lügner ?
Nun, ganz so würde ich es nicht ausdrücken...
Weisst du, wie lange eure Nationen gebraucht haben, um sich darauf zu verständigen, die Atmosphäre nicht mehr mit den als Treibgas verwendeten Fluorkohlewasserstoffen vergiften zu wollen ?
Ja... Nun...
Nun, nichts. Warum, glaubst du, hat das so lange gedauert ? Egal. Ich sag's dir. Es dauerte so lange, weil ein solcher Stopp viele größere Firmen eine Menge Geld kosten würde. Es dauerte so lange, weil es viele Einzelpersonen ein bißchen Bequemlichkeit kosten würde. Es dauerte so lange, weil sich viele Leute und Nationen jahrelang dazu entschieden, die erbrachten Beweise zu negieren -sie negieren mußten -, um ihre Interessen innerhalb des Status quo zu schützen; um die Dinge so zu belassen, wie sie waren.
Erst als die Hautkrebsrate alarmierend anstieg, erst als die Temperaturen zu steigen und der Schnee und die Gletscher zu schmelzen begannen, als die Ozeane immer wärmer wurden und die Seen und Flüsse immer häufiger über die Ufer traten, begannen mehr Menschen, der Sache Aufmerksamkeit zu schenken.
Erst als euer persönliches Interesse es erforderte, saht ihr die Wahrheit, die euch eure hellsten Köpfe schon seit Jahren vor Augen geführt hatten.
Was ist falsch am Eigeninteresse ? Ich dachte, du hättest in Band 1 gesagt, daß wir als erstes vom Eigeninteresse ausgehen müssen.
Das habe ich, und so ist es auch. Doch in anderen Kulturen und Gesellschaften auf anderen Planeten wird der Begriff »Ei-geninteresse« sehr viel weiter gefaßt als in eurer Welt. Erleuchteten Geschöpfen ist völlig klar, daß das, was dem einen schadet, vielen Wesen Schaden zufügt, und daß das, was wenigen nützt, vielen nützen muß, weil es sonst letztlich niemandem nützt.
Auf eurem Planeten ist es genau umgekehrt. Was dem einen schadet, wird von den vielen ignoriert, und was den wenigen nützt, wird den vielen verweigert.
Und das ist so, weil ihr einen sehr engen Begriff von Eigeninteresse habt. Er erstreckt sich kaum über das Individuum hinaus auf die von ihm geliebten Personen - und das auch nur, wenn diese tun, was es will. Ja, ich sagte in Band 1, daß ihr in all euren Beziehungen tun sollt, was im Interesse eures Selbst ist. Aber ich sagte auch, daß ihr, wenn ihr erkennt, was in eurem höchsten Eigeninteresse liegt, sehen werdet, daß es auch dem höchsten Eigeninteresse der anderen dient - denn ihr und die anderen seid eins. Ihr und alle anderen seid eins - und das ist eine Erkenntnisebene, die ihr noch nicht erreicht habt. Zu den fortgeschrittenen Technologien kann ich dir folgendes sagen: Ohne eine fortgeschrittene Denkweise könnt ihr keine für euch irgendwie nützlichen fortgeschrittenen Technologien haben.
Fortgeschrittene Technologie ohne fortgeschrittene Denkweise schafft keinen Fortschritt, sondern Tod und Verderben. Diese Erfahrung habt ihr bereits auf eurem Planeten gemacht, und ihr seid nahe daran, sie zu wiederholen.
Was meinst du ? Wovon redest du ?
Ich sage, dass ihr schon einmal auf eurem Planeten zu den Höhen - ja darüber hinaus - gelangt seid, die ihr nun langsam erklimmt. Ihr hattet eine Zivilisation auf Erden, die fortgeschrittener war als die gegenwärtig existierende. Und sie zerstörte sich selbst.
Sie hat sich nicht nur selbst, sondern auch fast alles andere zerstört.
Sie tat das, weil sie mit den von ihr entwickelten Technologien nicht umzugehen wußte. Sie war in ihrer technologischen Evolution ihrer spirituellen Evolution so weit voraus, daß sie schließlich die Technologie zu ihrem Gott erhob. Die Menschen beteten die Technologie und alles, was sie zu erschaffen und ihnen zu bringen vermochte, an. Und so bekamen sie alles, was ihnen ihre ungezügelte Technologie verschaffte -nämlich die ungezügelte Katastrophe. Sie setzten buchstäblich ihrer Welt ein Ende.
Das geschah alles hier auf der Erde ?
Ja.
Sprichst du von dem untergegangenen Atlantis ?
Manche von euch haben es so genannt.
Und von Lemurien ? Dem Kontinent Mu ?
Das gehört auch zu eurer Mythologie.
Dann ist es also wahr ! Wir waren schon einmal an diesem Punkt angelangt !
Oh , darüber hinaus, mein Freund ! Ihr wart weit darüber hinaus.
Und wir haben uns selbst zerstört !
Warum überrascht dich das ? Ihr macht doch jetzt genau das gleiche.
Das weiß ich. Willst du uns sagen, wie wir dem Einhalt gebieten können ?
Es gibt viele andere Bücher, die sich diesem Thema widmen. Die meisten Menschen ignorieren sie.
Gib uns den Titel eines Buches. Ich verspreche, wir werden es nicht ignorieren.
Lest The Last Hours of Ancient Sunlight.
Das ist von Thom Hartmann. Ja ! Ich liebe dieses Buch.
Ja. Er ist ein inspirierter Bote. Mach die Welt auf dieses Buch aufmerksam.
Das werde ich. Das werde ich.
Es sagt alles, was ich hier in Antwort auf deine letzte Frage sagen würde. Ich brauche dieses Buch nicht noch einmal durch deine Person zu schreiben.
Es faßt zusammen, auf welche vielfältige Weise ihr euren Heimatplaneten schädigt, und enthält Möglichkeiten, wie ihr diesem Ruin ein Ende setzen könnt.
Das Tun der Menschheit auf diesem Planeten war bislang nicht gerade sehr intelligent. Und du hast ja auch im Verlauf dieses Gesprächs unsere Spezies immer wieder als »primitiv« bezeichnet. Ich habe mich, seit du das zum erstenmal gesagt hast, immer wieder gefragt, wie es wäre, in einer nicht primitiven Gesellschaft zu leben. Du sagst, es gibt im Universum viele solcher fortgeschrittenen Gesellschaften oder Kulturen.
Ja.
Wie viele ?
Sehr viele.
Dutzende ? Hunderte ?
Tausende.
Tausende ? Es gibt Tausende von fortgeschrittenen Zivilisationen ?
Ja. Und es gibt andere Kulturen, die primitiver als die eure sind.
Was kennzeichnet noch einmal eine Gesellschaft als »primitiv» oder aber als »fortgeschritten« ?
Das Mass, in dem sie ihre eigenen höchsten Erkenntnisse umsetzt.
Das unterscheidet sich von eurer Anschauung. Ihr glaubt, eine Gesellschaft sollte aufgrund der Höhe ihres theoretischen Erkenntnisstands als primitiv oder fortgeschritten bezeichnet werden. Aber was nützt ein hoher Erkenntnisstand, wenn er nicht umgesetzt wird ? Die Antwort ist, er nützt gar nichts. Ja, er ist sogar gefährlich.
Es ist das Merkmal einer primitiven Gesellschaft, daß sie Regression als Fortschritt bezeichnet. Eure Gesellschaft hat sich rückläufig, nicht nach vorn entwickelt. In eurer Welt gab es noch vor siebzig Jahren sehr viel mehr Mitgefühl als heute.
Einige Leute werden sich schwertun, wenn sie das hören. Du sagst, daß du kein richtender Gott bist, doch so manche mögen sich hier ganz schön verurteilt und angeprangert vorkommen.
Das haben wir schon gehabt. Kann man von Kritik sprechen, wenn du deiner Aussage nach nach Seattle willst, tatsächlich aber nach San Jose fährst, und eine Person, die du nach dem Weg fragst, dir sagt, daß du auf diesem Weg nicht nach Seattle gelangst ?
Uns als primitiv zu bezeichnen ist etwas anderes, als uns nur einfach den Weg zu weisen. »Primitiv« ist ein abschätziges Wort.
Tatsächlich ? Und doch sagt ihr, daß ihr »primitive« Kunst bewundert. Und eine bestimmte Art von Musik wird gerade wegen ihrer »primitiven« Qualitäten geschätzt - von einer bestimmten Art von Frauen ganz zu schweigen.
Jetzt drehst du mir das Wort im Munde herum.
Überhaupt nicht. Ich zeige dir nur, daß »primitiv« nicht unbedingt ein abschätziges Wort ist. Dein Urteil macht es dazu. »Primitiv« ist nur ein beschreibendes Wort. Es drückt einfach die Wahrheit aus: Ein bestimmtes Ding befindet sich im sehr frühen Entwicklungsstadium. Mehr sagt es nicht. Es sagt nichts über »richtig« und »falsch« aus. Du fügst diese Bedeutungen hinzu.
Ich habe euch hier nicht angeprangert. Ich habe nur eure Kultur als primitiv beschrieben. Und das hört sich für euch nur dann falsch an, wenn ihr ein Urteil über das Primitivsein fällt. Ich fälle kein Urteil darüber.
Versteh doch: Eine Feststellung ist kein Urteil. Sie ist bloß eine Beobachtung dessen, was ist.
Ich möchte, daß ihr wißt, daß ich euch liebe. Ich fälle kein Urteil über euch. Ich schaue euch an und sehe nur Schönheit und Wunder.
So wie bei der primitiven Kunst.
Genau. Ich höre eure Melodie und fühle nur Erregung.
So wie bei der primitiven Musik.
Du verstehst jetzt. Ich fühle die Energie eurer Rasse, wie ihr die Energie eines Mannes oder einer Frau von »primitiver Sinnlichkeit« spüren würdet. Und das erregt mich - nicht anders, als es euch erregt.
Nun, das ist die Wahrheit über euch und mich. Ihr widert mich nicht an, ihr verstört mich nicht, ja ihr enttäuscht mich nicht einmal.
Ihr erregt mich.
Daraus entstehen neue Möglichkeiten, künftige neue Erfahrungen. Durch euch werde ich zu neuen Abenteuern animiert, ich bewege mich so zu neuen Ebenen der Großartigkeit. Weit davon entfernt, mich zu enttäuschen, begeistert ihr mich ! Ich bin vom Wunder, das ihr seid, begeistert ! Ihr denkt, ihr seid auf dem Gipfelpunkt menschlicher Entwicklung angelangt, und ich sage euch, ihr steht erst am Anfang. Ihr habt mit der Erfahrung eurer glanzvollen Größe erst begonnen ! Eure großartigsten Ideen sind noch nicht zum Ausdruck gebracht worden, und ihr habt eure großartigste Vision noch nicht gelebt !
Aber wartet ! Schaut ! Seht ! Die Tage eures Erblühens nahen. Der Stengel ist nun kraftvoll, und die Blütenblätter werden sich bald öffnen. Und ich sage euch: Das Land wird von der Schönheit und vom Duft eurer Blüte erfüllt sein, und ihr werdet euren Platz im Garten der Götter einnehmen.
Kapitel 17
Ja, das ist es, was ich hören wollte ! Das wollte ich erfahren ! Inspiration, nicht Herabsetzung.
Du wirst nie herabgesetzt, es sei denn, du denkst, daß es so ist. Du wirst nie von Gott verurteilt oder »heruntergemacht«.
Eine Menge Leute begreifen diese Vorstellung von einem Gott nicht, der sagt, daß es so etwas wie »richtig« oder »falsch« nicht gibt, und der behauptet, daß wir nie gerichtet werden.
Na, entscheide dich ! Erst sagst du, daß ich ein Urteil über euch fälle, und dann regst du dich darüber auf, daß ich es nicht tue.
Ich weiß, ich weiß. Das ist alles sehr verwirrend. Wir sind alle sehr... kompliziert. Wir wollen nicht, daß du ein Urteil über uns fällst, und wollen es doch. Wir wollen nicht von dir bestraft werden, fühlen uns aber ohne Bestrafung verloren. Und wenn du wie in den anderen beiden Bänden sagst, daß du uns nie bestrafen wirst, können wir das nicht glauben - und manche von uns werden bei diesem Gedanken regelrecht sauer. Denn was, wenn du uns nicht richtest und bestrafst, hält uns dann auf dem rechten Weg ? Und wer, wenn es keine Gerechtigkeit im »Himmel« gibt, wird dann all die Ungerechtigkeit auf Erden wieder ins rechte Lot bringen ?
Warum zählt ihr bei der Korrektur dessen, was ihr »Ungerechtigkeit« nennt, auf den Himmel ? Fällt nicht der Regen vom Himmel nieder ?
Ja doch.
Und ich sage euch: Der Regen fällt gleichermaßen auf die Gerechten und die Ungerechten nieder.
Und was ist mit »Die Rache ist mein, spricht der Herr« ?
Das habe ich nie gesagt. Das hat einer von euch erfunden, und der Rest von euch hat es geglaubt.
»Gerechtigkeit« ist nicht etwas, das ihr erfahrt nachdem, sondern weil ihr auf bestimmte Weise gehandelt habt. Gerechtigkeit ist eine Handlung, keine Bestrafung für eine Handlung.
Ich sehe, daß das Problem in unserer Gesellschaft darin besteht, daß wir Gerechtigkeit anstreben, nachdem ein Unrecht begangen wurde, statt gleich von Anfang an Gerechtigkeit zu üben.
Genau ! Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen ! Gerechtigkeit ist eine Aktion, keine Reaktion. Erwartet also nicht von mir, daß ich »am Ende irgendwie wieder alles in Ordnung bringe«, indem ich irgendeine Art von himmlischer Gerechtigkeit im »Leben nach dem Tod« ausübe. Ich sage euch: Es gibt kein »Leben nach dem Tod«, es gibt nur das Leben. Der Tod existiert nicht. Und was ihr für gerecht haltet, demonstriert ihr dadurch, wie ihr individuell und kollektiv euer Leben erfahrt und erschafft.
Und hier siehst du die Menschheit nicht als sehr entwickelt an, nicht wahr ? Ich meine, wo würden wir stehen, wenn man die gesamte Evolution auf einem hundertzwanzig Yard langen Footballfeld ansiedelte ?
Auf der Zwölf-Yard-Linie.
Du machst Witze.
Nein.
Wir befinden uns auf der Zwölf-Yard-Linie der Evolution ?
Was denn, ihr habt euch doch allein in diesem letzten Jahrhundert von der Sechs- zur Zwölf-Yard-Linie vorgearbeitet.
Gibt es irgendeine Chance, mal hinter die Ziellinie zu kommen und Punkte zu machen'
Natürlich. Wenn ihr den Ball nicht wieder verliert.
Wieder ?
Wie ich schon sagte, steht eure Zivilisation nicht zum erstenmal vor diesem Abgrund. Ich möchte es noch einmal wiederholen, denn es ist lehenswichtig, daß ihr es hört. Schon einmal überstieg auf eurem Planeten die von euch entwickelte Technologie bei weitem eure Fähigkeit, sie verantwortlich zu handhaben. Ihr nähert euch wieder demselben Punkt in eurer Menschheitsgeschichte. Es ist von entscheidender Bedeutung, daß ihr das versteht. Eure gegenwärtige Technologie droht eure Fähigkeit, sie klug und weise zu nutzen, zu überflügeln. Eure Gesellschaft steht kurz davor, zum Produkt der Technologie zu werden, statt daß die Technologie ein Produkt eurer Gesellschaft ist. Wenn eine Gesellschaft zum Produkt ihrer eigenen Technologie wird, zerstört sie sich selbst.
Warum ist das so ? Kannst du das erklären ?
Ja. Der entscheidende Punkt ist die Balance zwischen Technologie und Kosmologie - der Kosmologie allen Lebens.
Was meinst du mit der »Kosmologie allen Lebens« ?
Einfach ausgedrückt, die Art und Weise, in der die Dinge funktionieren. Das System. Der Prozeß. Mein »Wahnsinn« hat Methode, weißt du.
Das hoffe ich.
Und ironischerweise steigt, wenn ihr diese Methode erst einmal herausgefunden habt und die Arbeitsweise des Universums allmählich besser und besser versteht, das Risiko, daß ihr einen Zusammenbruch verursacht. So gesehen kann Unwissenheit Seligkeit sein.
Das Universum ist in sich selbst eine Technologie. Es ist die großartigste Technologie. Sie funktioniert perfekt. Von ganz allein. Aber wenn ihr da erst mal drin seid und anfangt, euch in universelle Prinzipien und Gesetze einzumischen und an ihnen herummurksen zu wollen, lauft ihr Gefahr, gegen sie zu verstoßen. Und dann müßt ihr zur Strafe auf die Ausgangslinie zurück.
Ein großer Rückschlag für die Heimmannschaft.
Ja.
Uns droht also der Abstieg aus unserer Liga ?
Ihr seid kurz davor. Nur ihr könnt das entscheiden. Ihr entscheidet das durch eure Handlungen. Ihr wißt zum Beispiel jetzt genug über die atomare Energie, um euch selbst in die Luft jagen und in die ewigen Jagdgründe befördern zu können.
Ja, aber das werden wir nicht tun. Dazu sind wir zu klug. Wir werden uns davon abhalten.
Wirklich ? Vermehrt und verbreitet ihr nur weiter eure Massenzerstörungswaffen wie bisher, dann werden sie bald in die Hände von jemandem gelangen, der die Welt damit erpreßt -oder sie bei diesem Versuch zerstört.
Ihr gebt Kindern Zündhölzer in die Hand und hofft dann, daß sie das Haus nicht abbrennen werden, und müßt doch selbst erst lernen, wie man mit Zündhölzern umgeht. Die Lösung dieses Problems ist offensichtlich. Nehmt den Kindern die Zündhölzer weg und werft dann eure eigenen Zündhölzer fort.
Eine Selbstentwaffnung, das ist von einer primitiven Gesellschaft zuviel verlangt. Und die nukleare Abrüstung - unsere einzige dauerhafte Lösung - scheint nicht in Frage zu kommen.
Wir können uns ja noch nicht einmal darauf verständigen, mit den Nukleartests aufzuhören. Wir sind eine Rasse von Wesen mit einer einzigartigen Unfähigkeit, sich zu beherrschen.
Und wenn ihr euch nicht durch diesen nuklearen Irrsinn umbringt, werdet ihr die Welt durch euren ökologischen Selbstmord zerstören. Ihr demontiert das Ökosystem eures Heimatplaneten, behauptet aber weiterhin, daß ihr das nicht tut. Und als ob das nicht schon genug wäre, bastelt ihr auch noch an der Biochemie des Lebens selbst herum. Ihr befaßt euch mit dem Klonen und der Gentechnologie mit viel zuwenig Sorgfalt. So kann sie nicht zum Segen für eure Spezies werden, sondern ihr droht die größte Katastrophe aller Zeiten daraus zu machen. Wenn ihr nicht aufpaßt, werden sich eure nuklearen und ökologischen Bedrohungen dagegen wie ein Kinderspiel ausnehmen.
Durch die Entwicklung von Medikamenten, die die Arbeit übernehmen, die an sich euer Körper tun sollte, habt ihr so resistente Viren geschaffen, daß sie locker eure ganze Spezies auslöschen können.
Du machst mir hier ein bißchen angst. Ist denn alles verloren ? Ist das Spiel aus ?
Nein, aber die Lage für das Team ist brenzlig. Es ist Zeit für einen großen Wurf, und der Quarterback sieht sich nach freistehenden und empfangsbereiten Spielern um. Steht ihr frei ? Seid ihr empfangsbereit ? Ich bin der Quarterback, und als ich das letzte Mal hinsah, trugen wir noch dasselbe Trikot. Sind wir immer noch im selben Team ?
Ich dachte, es gäbe nur ein Team ! Wer spielt im anderen Team ?
Jeder Gedanke, der unser Einssein ignoriert, jede Idee, die uns voneinander trennt, jede Handlung, die verkündet, daß wir nicht vereint sind. Das »andere Team« ist nicht real, doch es ist Bestandteil eurer Realität, denn dazu habt ihr es gemacht. Wenn ihr nicht aufpaßt, wird euch eure eigene Technologie -das, was ihr erschaffen habt, damit es euch dient - töten.
Hier höre ich die Leute sagen: »Aber was kann ein einzelner Mensch schon tun?«
Ihr könnt damit anfangen, daß ihr mit diesem »Was kann ein einzelner Mensch schon tun?« aufhört. Ich habe euch bereits gesagt, daß es Hunderte von Büchern zu diesem Thema gibt. Hört auf, sie zu ignorieren. Lest sie. Schreitet zur Tat. Animiert andere dazu, sie zu lesen. Fangt eine Revolution an. Macht sie zu einer Evolutionsrevolution.
Geschieht denn das nicht schon seit langer Zeit ?
Ja und nein. Der Evolutionsprozeß läuft natürlich schon seit Ewigkeiten. Aber nun nimmt dieser Prozeß eine neue Wendung. Es gibt eine neue Richtung. Ihr seid euch nun darüber bewußt, daß ihr euch entwickelt. Ihr kennt nun den Prozeß, durch den sich Evolution ereignet - und durch den eure Realität erschaffen wird.
Davor wart ihr einfach nur Beobachter der Entwicklung eurer Spezies, fetzt nehmt ihr auf bewußte Weise daran teil. Es sind sich mehr Menschen als je zuvor der Macht und Kraft des Geistes, ihrer wechselseitigen Verbundenheit mit allen Dingen und ihrer wahren Identität als spirituelle Wesen bewußt.
Mehr Menschen als je zuvor leben auf der Grundlage dieses Bewußtseins, leben in diesem geistigen Raum, wenden Prinzipien an, die konkrete Resultate, Ergebnisse und beabsichtigte Erfahrungen herbeiführen.
Das ist wahrlich eine Evolutionsrevolution. Denn nun erschafft eine immer größer werdende Anzahl von euch ganz bewußt die Qualität eurer Erfahrung, den direkten Ausdruck von Wer-ihr-wirklich-Seid und die rasante Manifestierung von Wer-zu-sein-ihr-Wählt.
Dadurch wird dies zu einer so kritischen Phase. Deshalb ist das ein so kritischer Moment. Zum erstenmal in eurer gegenwärtig überlieferten Geschichte (obschon nicht zum erstenmal innerhalb der menschlichen Erfahrung) verfügt ihr sowohl über die Technologie wie auch über das nötige Wissen zu ihrer Handhabung, um eure Welt zerstören zu können. Ihr könnt euch tatsächlich selbst abschaffen.
Das sind genau die Punkte, die Barbara Marx Hubbard in ihrem Buch Conscious Evolution anspricht.
So ist es.
Es ist ein atemberaubendes Dokument mit wunderbaren Visionen darüber, wie wir dem schlimmen Ende vorangegangener Zivilisationen entkommen und wirklich den Himmel auf Erden schaffen können. Du hast sie wahrscheinlich dazu inspiriert !
Ich denke, Barbara würde vielleicht sagen, daß ich meine Hand im Spiel hatte...
Du sagtest an anderer Stelle, daß du Hunderte von Autoren und Autorinnen inspiriert hast - viele Boten. Gibt es noch andere Bücher, auf die wir besonders achten sollten ?
Viel zu viele, um sie hier aufzuführen. Warum findest du das nicht selbst heraus ? Erstelle dann eine Liste der Bücher, die dich besonders angesprochen haben, und mach sie den anderen zugänglich.
Ich habe von Anbeginn der Zeit durch Autoren und Dichter gesprochen. Ich habe in den vergangenen Zeitaltern meine Wahrheit in die Poesie von Liedern, in Gemälde und Skulpturen und in jeden Schlag des menschlichen Herzens gelegt. Und das werde ich auch in künftigen Zeitaltem tun. Jede Person gelangt auf dem für sie verständlichsten Weg, auf dem ihr vertrautesten Pfad zur Weisheit. Jeder Bote Gottes schöpft die Wahrheit aus den einfachsten Augenblicken und teilt sie in gleicher Einfachheit mit.
Du bist ein solcher Bote. Geh nun und sag deinen Leuten, sie sollen in ihrer höchsten Wahrheit leben. Ihre Weisheit miteinander teilen. Gemeinsam die Erfahrung ihrer Liebe machen. Denn sie können in Friede und Harmonie existieren. Dann wird auch die eure eine so hochentwickelte Gesellschaft sein wie jene Zivilisationen, über die wir gesprochen haben.
Dann gründet sich also der Hauptunterschied zwischen unserer Gesellschaft und den anderswo im Universum existierenden höher entwickelten Zivilisationen auf unsere Vorstellung vom Getrenntsein.
Ja. Das erste Leitprinzip der fortgeschrittenen Zivilisationen ist die Einheit. Die Anerkennung des Einsseins und die Heiligkeit allen Lebens. Und daher stellen wir in allen höher entwickelten Gesellschaften fest, daß unter keinen Umständen jemand vorsätzlich einem Angehörigen der eigenen Spezies gegen dessen Willen das Leben nimmt.
Unter keinen Umständen ?
Unter keinen.
Auch nicht, wenn man angegriffen wird ?
Ein solcher Umstand würde in einer solchen Gesellschaft oder bei einer solchen Spezies nicht eintreten.
Vielleicht nicht innerhalb der Spezies, aber möglicherweise von außen ?
Wenn eine HOCHentwickelte Spezies angegriffen würde, dann wäre der Angreifer unter Garantie weniger hoch entwickelt. Er wäre im wesentlichen ein primitives Wesen. Denn kein entwickeltes Wesen würde irgend jemanden angreifen.
Ich verstehe.
Eine angegriffene Spezies würde nur aus einem einzigen Grund eine andere töten, nämlich dem, daß sie vergessen hat, wer sie wirklich ist.
Wenn eine solche Spezies glaubt, daß sie ihr leiblicher Körper ist - ihre physische Form -, dann mag sie ihren Angreifer töten aus Furcht, daß ihrem eigenen Leben ein Ende gesetzt wird.
Wenn sie hingegen genau weiß, daß sie nicht ihr Körper ist, wird sie nie die leibliche Existenz eines anderen beenden, denn sie hat keinen Grund dazu. Sie würde einfach nur ihren eigenen leiblichen Körper verlassen und sich in die Erfahrung ihres nichtkörperlichen Selbst begeben.
Wie Obi-Wan Kenobi, der Jediritter !
Genau. Eure sogenannten Science-fiction-Autoren führen euch oft zur größeren Wahrheit.
Ich muß hier eingreifen. Das scheint im direkten Widerspruch zu dem zu stehen, was in Band 1 gesagt wurde.
Was war das ?
In Band 1 hast du gesagt, daß es, wenn wir mißhandelt oder mißbraucht werden, nicht gut ist, eine Fortsetzung dieses Mißbrauchs zu dulden. Und daß wir, wenn wir in Liebe handeln, uns selbst unter die einreihen sollen, die wir lieben. Und du schienst dort auch gesagt zu haben, daß wir alles Notwendige unternehmen sollen, um einen Angriff auf uns zu stoppen. Ja, es hieß sogar, daß Krieg in Reaktion auf einen Angriff in Ordnung ist, und auch - ich zitiere hier wörtlich: »Doch Despoten kann nicht erlaubt werden, sich auszutoben, sie müssen in ihrem Despotismus gestoppt werden.« (S. 204) Dort steht weiterhin geschrieben: »Trefft ihr die Wahl, gottgleich zu sein, so bedeutet das nicht, daß ihr euch dazu entscheidet, ein Märtyrer zu sein. Und es bedeutet ganz gewiß nicht, daß ihr euch dazu entscheidet, ein Opfer zu sein.« (S. 206)
Nun sagst du, daß hochentwickelte Wesen nie dem leiblichen Leben eines anderen ein Ende setzen würden. Wie vertragen sich diese Aussagen miteinander ?
Lies diese Seiten in Band 1 noch einmal genau. Meine Antworten wurden alle in dem von dir geschaffenen Kontext gegeben und müssen auch in diesem Licht, im Kontext deiner Frage, gesehen werden.
Lies deine Bemerkung auf Seite 196 in Band 1. Dort räumst du ein, daß du gegenwärtig nicht auf der Ebene der Meisterschaft agierst. Du sagst, daß die Worte und Taten anderer Menschen dich manchmal verletzen. Und ausgehend von dieser Situation hast du gefragt, wie man am besten auf diese Erfahrungen von Verletzung oder Schädigung reagiert. Meine Antworten müssen alle in diesem Kontext verstanden werden.
Vor allem sagte ich, daß der Tag kommen wird, wo dich die Worte und Taten anderer nicht mehr verletzen werden. Wie Obi-Wan Kenobi wirst du dann nicht mehr die Erfahrung machen, daß du Schaden erleidest, auch dann nicht, wenn dich jemand »tötet«.
Das ist die Meisterschaftsebene, die die Angehörigen jener von mir beschriebenen Gesellschaften erreicht haben. Den Wesen in diesen Gesellschaften ist sehr klar, wer sie sind und wer sie nicht sind. Es ist äußerst schwierig, eines von ihnen zur Erfahrung des »Beschädigtwerdens« oder des »Verletztseins« zu bringen, und schon gar nicht durch die Gefährdung seines leiblichen Körpers. Es würde einfach aus seinem Körper austreten und ihn dir überlassen, wenn du das Bedürfnis hast, ihn zu verletzen und zu beschädigen.
Dann führte ich in Antwort auf deine Fragen in Band 1 weiter aus, daß ihr auf die Worte und Taten anderer in der Weise reagiert, wie ihr es tut, weil ihr vergessen habt, wer ihr seid. Und ich sagte auch, daß das in Ordnung ist. Das gehört zum Wachstumsprozeß. Das ist Teil der Evolution. Dann machte ich eine sehr wichtige Aussage: Ihr müßt im Verlauf eures Wachstumsprozesses immer auf der Ebene arbeiten, auf der ihr euch befindet, nämlich auf der Ebene des Verständnisses, der Bereitschaft, des Erinnerungsvermögens. Alles andere dort Gesagte muß innerhalb dieses Kontextes gesehen werden.
Ich sagte sogar auf Seite 198: »Ich will einmal hier aus Gründen der Diskussion davon ausgehen, daß ihr noch immer... (danach) strebt zu verwirklichen, wer ihr wahrhaft seid.« Meine Antworten, so wie sie da stehen, gelten innerhalb des Kontextes einer Gesellschaft von Wesen, die sich nicht daran erinnern, wer sie wirklich sind.
Doch zurück zu unserem dritten Band. Du hast mir jetzt eine andere Frage gestellt. Du batest mich um eine Beschreibung der hochentwickelten Gesellschaften im Universum. Nicht nur in bezug auf das gegenwärtige Thema, sondern auch hinsichtlich aller anderen Dinge, die wir hier abhandeln, solltet ihr die Beschreibung von anderen Kulturen nicht als Kritik an eurer eigenen Kultur auffassen.
Diese Beschreibung beinhaltet keine Verurteilung. Und ihr werdet auch nicht verdammt werden, wenn ihr die Dinge anders macht - wenn ihr anders reagiert - als die weiterentwickelten Wesen.
Und so sagte ich, daß die höher entwickelten Wesen des Universums nie ein anderes fühlendes Wesen aus Zorn töten würden. Erstens würden sie keinen Zorn empfinden. Zweitens würden sie der leiblichen Erfahrung eines anderen Wesens ohne dessen Einwilligung kein Ende setzen. Und drittens - um auf deine spezifische Frage zu antworten - würden sie sich nie »angegriffen« fühlen, auch nicht von außerhalb ihrer Gesellschaft oder ihrer Spezies. Denn dies setzt das Gefühl voraus, daß dir jemand etwas wegnimmt - dein Leben, deine Familie, deine Freiheit, dein Eigentum - irgend etwas. Und ein hochentwickeltes Wesen käme nie in diese Lage, weil es dir ganz einfach geben würde, was du deiner Ansicht nach so dringend brauchst, daß du sogar bereit wärst, es dir mit Gewalt zu nehmen. Es gäbe es dir selbst um den Preis seines leiblichen Lebens, weil es weiß, daß es sich alles wieder erschaffen kann Es gäbe ganz selbstverständlich alles an ein weniger entwickeltes Wesen weg, das genau das nicht weiß. Von daher sind hochentwickelte Wesen weder Märtyrer noch Opfer irgendeines «Despoten«.
Doch das ist nicht alles. Nicht nur ist sich ein hochentwickeltes Wesen darüber klar, daß es sich alles wiedererschaffen kann, es weiß auch, daß es das gar nicht muß. Es ist sich dessen bewußt, daß es nichts davon braucht, um glücklich zu sein oder sein Überleben zu sichern. Es weiß, daß es nichts außerhalb seines Selbst braucht und daß sein -wahres Selbst«, das, was es ist, nichts mit irgend etwas Physischem zu tun hat Weniger entwickelte Wesen und Rassen wissen das in der Regel nicht
Und schließlich weiß ein hochentwickeltes Wesen, daß es und sein Angreifer eins sind. Es sieht den Angreifer als einen verwundeten Teil seines eigenen Selbst. Und es ist seine Aufgabe, alle Wunden zu heilen, damit das Alles-in-Einem sich wieder als das erkennen kann, was es wirklich ist. Es gibt also alles weg, was es hat, so wie du gegen Schmerzen ein Aspirin schluckst.
Was für ein Konzept ! Was für ein Verständnis ! Aber ich muß noch mal auf etwas zurückkommen. Du sagtest vorhin, daß hochentwickelte Wesen ...
Lass uns das von letzt ab mit »HEW« abkürzen. Es ist ein so langer Begriff, den wir ständig gebrauchen.
Gut. Du sagtest also, daß »HEWs« nie der leiblichen Existenz eines anderen Wesens ohne dessen Einwilligung ein Ende setzen.
Das ist richrig.
Aber aus welchem Grund würde ein anderes Wesen darin einwilligen ?
Dafür kann es eine Reihe von Gründen geben. Es könnte sich zum Beispiel selbst als Nahrung anbieten. Es könnte für die unterschiedlichsten Dinge notwendig sein - wie zum Beispiel der Verhinderung oder Beendigung eines Krieges.
Das muß der Grund sein, warum es sogar in unserer Kultur Menschen gibt, die kein Tier um der Nahrung oder seines Fells willen töten, ohne vorher dessen Geist um Erlaubnis gebeten zu haben.
Ja. Das ist die Lebensweise eurer Indianer, die noch nicht einmal eine Blume oder irgendeine Pflanze pflücken würden, ohne sich vorher mit ihr darüber verständigt zu haben. Das wird in allen Kulturen eurer Ureinwohner so gemacht. Interessanterweise sind das die Stämme und Kulturen, die ihr als primitiv bezeichnet.
O Mann, willst du damit sagen, daß ich mir nicht mal ein Radieschen zupfen kann, ohne es vorher zu fragen, ob das okay ist ?
Du kannst alles tun, wozu du dich entscheidest. Du hast mich gefragt, was HEWs tun.
Also sind die Indianer hochentwickelte Wesen ?
Manche sind es und manche nicht, so wie in allen Rassen und Spezies. Das ist eine persönliche Angelegenheit. Doch als Kultur sind sie zu einer sehr hohen Ebene gelangt. Die kulturellen Mythen, aus denen sich ein Großteil ihrer Erfahrungen speist, sind sehr weit entwickelt. Aber ihr habt sie gezwungen, ihre Mythen mit den euren zu vermengen.
Warte mal ! Was sagst du da ? Die Rothäute waren Wilde ! Deshalb mußten wir sie zu Tausenden umbringen und den Rest in Gefängnisse sperren, die wir als Reservate bezeichnen ! Ja selbst jetzt noch nehmen wir ihnen ihre heiligen Stätten weg und machen Golfplätze daraus. Wir müssen das tun. Sonst müßten wir ihre heiligen Stätten respektieren und ehren, uns an ihre Kulturgeschichte erinnern und ihre heiligen Rituale vollziehen, und das können wir nicht dulden.
Ich verstehe, was du meinst.
Doch, wirklich. Wenn wir nicht die Zügel in die Hand genommen und versucht hätten, ihre Kultur auszulöschen, hätten sie womöglich die unsere beeinflußt ! Ja, wo wären wir denn da hingekommen ?
Wir würden das Land und die Luft achten, uns weigern, unsere Flüsse zu vergiften. Und was wäre dann aus unserer Industrie geworden ?
Die ganze Bevölkerung würde wahrscheinlich immer noch schamlos nackt herumlaufen, in Flüssen baden, von dem leben, was das Land ihr bietet, statt sich in Hochhäusern und in Wohnanlagen und Bungalows zusammenzudrängen und im Asphaltdschungel zur Arbeit zu gehen.
Ja, wir würden wahrscheinlich immer noch am Lagerfeuer hocken und auf alte Weisheitslehren lauschen, statt vor der Glotze zu sitzen ! Es hätte überhaupt keinen Fortschritt gegeben.
Nun, zum Glück wißt ihr, was gut für euch ist.
Kapitel 18
Erzähl mir mehr über die hochentwickelten Zivilisationen und Wesen. Durch was sonst, abgesehen von der Tatsache, daß sie sich unter keinen Umständen gegenseitig umbringen, unterscheiden sie sich von uns ?
Sie teilen miteinander.
He, das tun wir auch !
Nein, sie teilen alles miteinander. Mit allen. Kein Wesen ist davon ausgenommen. Alle Naturressourcen ihrer Welt, ihrer Umwelt, werden gerecht aufgeteilt und an alle verteilt. Es gibt nicht den Gedanken, daß eine Nation oder Gruppe oder Kultur eine Naturressource »besitzt«, nur weil sie zufällig an dem Ort angesiedelt ist, wo diese gefunden wird. Ihrem Verständnis nach gehört der Planet (oder die Planeten), den eine Gruppe oder Spezies ihr Zuhause nennt, allen - allen Spezies in diesem System. Ja, der Planet oder die Planetengruppe selbst wird als ein »System« begriffen. Als ein ganzheitliches System, nicht nur als eine Anhäufung von kleinen Teilen oder Elementen, von denen ein jeder oder jedes, ohne schädigende Auswirkung auf das System selbst, dezimiert oder ausgelöscht werden kann.
Das Ökosystem, wie wir es nennen.
Nun, es ist noch umfassender. Es ist hier nicht nur die Ökologie gemeint - die Wechselbeziehung zwischen den Naturressourcen eines Planeten und dessen Bewohnern. Es beinhaltet auch die Beziehung der Bewohner zu sich selbst, untereinander und zur Umwelt.
Es beinhaltet die wechselseitigen Beziehungen aller Spezies des Lebenssystems.
Das »Speziessystem« !
Ja ! Mir gefällt das Wort ! Es ist ein gutes Wort ! Denn wir sprechen hier über etwas Umfassenderes als das Ökosystem. Es ist wirklich ein »Speziessystem«. Oder das, was Buckminster Fuller eine »Noosphäre« nannte.
Mir gefällt »Speziessystem« besser. Der Begriff ist leichter zu verstehen. Ich habe mich immer gefragt, was zum Teufel eine »Noosphäre« ist !
»Bucky« mag deinen Begriff auch. Er klebt nicht an dem seinen. Er mochte immer alles, was die Dinge einfacher oder leichter macht.
Redest du jetzt von Buckminster Fuller ? Hast du dieses Gespräch in eine Seance verwandelt ?
Sagen wir nur einfach, daß ich Grund habe, zu wissen, daß die Essenz, die sich als mit Buckminster Fuller identisch betrachtete, von deinem neuen Wort entzückt ist.
Wow, das ist großartig ! Ich meine, es ist so cool - das erfahren zu können.
Es ist »cool«. Ich stimme dir zu.
Also in hochentwickelten Kulturen zahlt das Speziessystem.
Ja, doch es ist nicht so, daß das Einzelwesen nicht zählt. Ganz im Gegenteil. Wie sehr das Einzelwesen von Bedeutung ist, spiegelt sich in der Tatsache wider, daß bei jeder Entscheidung die Auswirkung auf das Speziessystem berücksichtigt wird. Man geht vom Verständnis aus, daß das Speziessystem alles Leben und jedes Wesen auf optimaler Ebene unterstützt. Und daß man nichts tut, was das Speziessystem schädigen könnte, besagt, daß jedes einzelne Wesen wichtig ist. Nicht nur einzelne Wesen, die über Status, Einfluß oder Geld verfügen. Nicht nur einzelne Wesen mit Macht, körperlicher Größe oder größerem Selbstbewußtsein. Alle Wesen und alle Spezies im System.
Wie kann das funktionieren ? Wie ist so etwas möglich ? Auf unserem Planeten müssen die Wünsche und Bedürfnisse mancher Spezies den Wünschen und Bedürfnissen anderer untergeordnet werden, denn sonst könnten wir das Leben, so wie wir es kennen, nicht erfahren.
Ihr seid gefährlich nahe an einer Zeit, in der ihr nicht mehr in der Lage sein werdet, das »Leben, so wie ihr es kennt«, zu erfahren, genau weil ihr darauf bestanden habt, die Bedürfnisse der meisten Spezies den Wünschen von nur einer Spezies unterzuordnen.
Der menschlichen Spezies.
Ja - und dies gilt noch nicht einmal für alle Angehörigen dieser Spezies, sondern nur für wenige. Nicht einmal für ihre größte Anzahl (was noch einigermaßen logisch wäre), sondern für die bei weitem geringste.
Die Reichsten und Mächtigsten.
Du sagst es.
Da haben wir es wieder. Eine weitere Schimpfkanonade gegen die Reichen und Erfolgreichen.
Weit gefehlt. Eure Zivilisation verdient keine Schimpfkanonade - nicht mehr, als sie kleine Kinder verdienen. Menschliche Wesen werden - sich selbst und einander - antun, was sie sich antun, bis ihnen klar wird, daß es nicht mehr ihrem besten Interesse dient. Daran werden auch noch so viele Schimpfkanonaden nichts ändern. universe-people.com
Wenn sie etwas ändern könnten, wären eure Religionen schon seit langem sehr viel effektiver gewesen.
Zong ! Heute kriegt jeder sein Fett ab, was ?
Darauf bin ich überhaupt nicht aus. Treffen dich diese einfachen Beobachtungen ? Dann schau dir an, warum. Wir beide wissen, daß die Wahrheit oft unbequem ist. Doch dieses Buch soll die Wahrheit überbringen. So wie das auch andere Autoren getan haben, die ich inspirierte. Und Filme. Und Fernsehprogramme.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Leute zum Fernsehen ermuntern möchte.
Ob zum Guten oder Schlechten, das Fernsehen ist nun das »Lagerfeuer« in eurer Gesellschaft geworden. Nicht das Medium führt euch in eine Richtung, in die ihr eurer Aussage nach gar nicht gehen wollt, sondern die Botschaften, die ihr es aussenden laßt. Mach das Medium nicht schlecht. Du wirst es vielleicht eines Tages selbst nutzen wollen, um andere Botschaften auszusenden...
Laß mich noch mal auf meine ursprüngliche Frage zurückkommen. Ich möchte immer noch wissen, wie ein Speziessystem funktionieren kann, wenn allen Bedürfnissen aller Spezies im System gleichermaßen entsprochen wird.
Allen Bedürfnissen wird gleichermaßen entsprochen, aber die Bedürfnisse selbst sind nicht alle die gleichen. Dies ist eine Frage der Verhältnismäßigkeit und Balance. Hochentwickelte Wesen verstehen zutiefst, daß alle lebendigen Dinge innerhalb des Speziessystems, wie wir es hier nennen, Bedürfnisse haben, die erfüllt werden müssen, wenn die das System erschaffenden und aufrechterhaltenden physischen Formen überleben sollen. Sie verstehen auch, daß diese Bedürfnisse hinsichtlich der Forderungen, die sie an das System selbst stellen, nicht alle die gleichen oder dieselben sind. Laß uns euer Speziessystem als Beispiel nehmen.
Okay...
Nehmen wir die beiden Spezies, die ihr »Bäume« und »Menschen« nennt.
Ich höre.
Ganz offensichtlich brauchen Bäume nicht soviel tägliche »Wartung« wie Menschen. Ihre Bedürfnisse erfordern also nicht den gleichen Aufwand. Doch sie sind wechselseitig miteinander verbunden. Das heißt, eine Spezies ist von der anderen abhängig. Zwar sind die Bedürfnisse der Bäume weniger groß als die der Menschen, dennoch müßt ihr ihnen ebensoviel Aufmerksamkeit schenken wie den euren. Wenn ihr die Bedürfnisse einer Spezies eures Lebenssystems ignoriert, gefährdet ihr euch selbst.
Das schon erwähnte so außerordentlich wichtige Buch The Last Hours of Ancient Sunlight beschreibt dies alles großartig. Es erklärt, daß die Bäume eurer Atmosphäre Kohlendioxyd entziehen und den Kohlenstoffanteil dieses atmosphärischen Gases für ihr Wachstum in Kohlenhydrate umwandeln. Fast alle Bestandteile einer Pflanze, einschließlich der Wurzeln, Stämme und Blätter - ja sogar auch die Nüsse und Früchte eines Baumes - bestehen aus Kohlenhydraten. Der Sauerstoffanteil dieses Gases wird vom Baum freigesetzt. Es ist sozusagen sein »Abfall«.
Die Menschen hingegen brauchen für ihr Überleben den Sauerstoff. Wenn die Bäume das in eurer Atmosphäre reichlich vorhandene Kohlendioxyd nicht in den - nicht reichlich vorhandenen - Sauerstoff umwandeln, könnt ihr als Spezies nicht überleben.
Ihr wiederum setzt (beim Ausatmen) Kohlendioxyd frei, das die Bäume für ihr Überleben brauchen. Siehst du das Gleichgewicht ?
Natürlich. Das ist genial.
Danke. Und jetzt hört bitte auf, es zu zerstören.
Ach, komm schon ! Wir pflanzen drei Bäume für jeden, den wir fällen.
Ja, und es dauert nur dreihundert Jahre, bis diese Bäume wieder so groß und stark sind, daß sie soviel Sauerstoff produzieren können wie die vielen alten Bäume, die ihr fällt. Die Sauerstoff fabrizierende Fabrik, die ihr den tropischen Regenwald nennt, braucht vielleicht zwei- oder dreitausend Jahre, um ihre Kapazität, die Atmosphäre eures Planeten auszubalancieren, zu regenerieren. Aber keine Sorge. Ihr holzt jedes Jahr Tausende von Quadratkilometern ab - aber kein Grund zur Besorgnis.
Warum ? Warum tun wir das ?
Ihr rodet das Land, damit ihr Vieh zum Schlachten und Essen züchten könnt. Das soll angeblich den Ureinwohnerstämmen im Regenwald ein höheres Einkommen verschaffen. Das alles läuft unter »Bodennutzung« und »Produktivität«. In hochentwickelten Zivilisationen gilt jedoch die Aushöhlung des Speziessystems nicht als produktiv, sondern als destruktiv. So haben die HEWs einen Weg gefunden, um die Bedürfnisse des Speziessystems in seiner Gesamtheit ausbalancieren zu können. Sie trafen diese Wahl, statt den Wünschen eines kleinen Teils des Systems entgegenzukommen, denn ihnen ist klar, daß keine Spezies innerhalb des Systems überleben kann, wenn das System selbst zerstört wird.
Mann, das ist so offensichtlich ! So schmerzlich offensichtlich.
Diese »Offensichtlichkeit« könnte in den kommenden Jahren auf Erden noch schmerzhafter werden, wenn eure sogenannte dominierende Spezies nicht aufwacht.
Ich kapiere das. Voll und ganz. Und ich möchte etwas tun. Aber ich fühle mich so hilflos. Was kann ich tun, um einen Umschwung zu bewirken ?
Da gibt es nichts zu tun, aber eine ganze Menge, was du sein kannst.
Hilf mir dabei.
Die Menschen versuchen seit langer Zeit, die Probleme auf der Ebene des »Tuns« zu lösen - ohne viel Erfolg. Denn eine echte Veränderung wird immer auf der Ebene des »Seins« und nicht des »Tuns« bewirkt.
O ja, ihr habt bestimmte Entdeckungen gemacht, eure Technologien weiterentwickelt und euch euer Leben damit in gewisser Weise erleichtert - aber es ist nicht klar, ob ihr es auch verbessert habt. Und was die großen Themen angeht, so habt ihr hier nur sehr langsam Fortschritte erzielt. Ihr seht euch noch immer mit vielen grundsätzlichen Problemen konfrontiert, die ihr auf eurem Planeten nun schon seit Jahrhunderten habt.
Eure Vorstellung, daß die Erde da ist, um von einer dominierenden Spezies ausgebeutet zu werden, ist da ein gutes Beispiel.
Ihr werdet ganz eindeutig euer Tun nicht verändern, solange ihr nicht euer Sein verändert.
Ihr müßt eure Vorstellung von dem, wer ihr in Beziehung zu eurer Umwelt und allem in ihr Existierendem seid, verändern, bevor ihr anders handeln könnt.
Es ist eine Sache des Bewußtseins. Und ihr müßt das Bewußtsein auf eine höhere Ebene heben, bevor ihr das Bewußtsein verändern könnt.
Wie machen wir das ?
Hört auf, über all diese Dinge den Mund zu halten. Erhebt eure Stimme. Macht Rabatz. Bringt die Themen zur Sprache. Ihr könnt auch das kollektive Bewußtsein ein wenig erweitern.
Warum könnt ihr zum Beispiel nicht Hanf anbauen und zur Papierherstellung nutzen ? Habt ihr auch nur eine Ahnung davon, wie viele Bäume gefällt werden, nur um eure Welt mit Tageszeitungen zu versorgen ? Von Papierbechern, Kartons und Papiertaschentüchern und so weiter ganz zu schweigen ? Hanf kann sehr billig angebaut, leicht geerntet und nicht nur für die Papierherstellung genutzt werden, sondern auch das Material für starke Seile, sehr haltbare Kleidung und sogar für einige der wirkungsvollsten Arzneien auf eurem Planeten liefern. Tatsache ist, daß Hanf so billig angebaut, so leicht geerntet werden kann und so viele wunderbare nutzbringende Eigenschaften aufweist, daß eine riesige Lobby seinen Anbau zu verhindern sucht.
Zu viele würden zuviel verlieren, als daß sie der Welt gestatten würden, diese einfache Pflanze zu nutzen, die fast überall angebaut werden kann.
Das ist nur ein Beispiel dafür, wie Gier den gesunden Menschenverstand ausschaltet.
Also gebt dieses Buch allen, die ihr kennt. Nicht nur, damit sie das hier kapieren, sondern auch alles andere, was das Buch zu sagen hat. Und es kommt noch eine ganze Menge mehr. Lies nur weiter...
Ja, aber ich fühle mich langsam deprimiert, so wie viele Leute auch, nachdem sie Band 2 gelesen hatten. Läßt du dich hier nur noch darüber aus, wie wir alles zerstören und alles vermasseln ? Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich das noch ertragen kann...
Kannst du es ertragen, inspiriert zu werden ? Kannst du es ertragen, in Begeisterung versetzt zu werden ? Denn es sollte dich inspirieren und begeistern, wenn du etwas darüber erfährst, wie andere Zivilisationen - fortgeschrittene Zivilisationen -es machen !
Denk an die Möglichkeiten ! Denk an die Gelegenheiten. Denk an das goldene Morgen, das schon im Anmarsch ist !
Wenn wir aufwachen !
Ihr werdet aufwachen ! Ihr wacht schon auf ! Der Paradigmenwechsel findet statt. Die Welt verändert sich. Es passiert direkt vor euren Augen.
Dieses Buch ist Teil davon. Du bist Teil davon. Denk daran, du bist im Raum, um den Raum zu heilen. Du bist im All, um das All zu heilen. Aus keinem anderen Grund bist du hier.
Gib nicht auf ! Gib nicht auf ! Das grandiose Abenteuer hat eben erst begonnen !
In Ordnung. Ich treffe die Wahl, vom Beispiel und von der Weisheit der hochentwickelten Wesen inspiriert, nicht entmutigt zu werden.
Gut. Eine weise Wahl in Anbetracht dessen, wohin ihr euch, deiner Aussage nach, als Spezies entwickeln wollt. Die Beobachtung dieser Wesen gibt euch die Möglichkeit, euch an vieles zu erinnern.
HEWs leben in Einheit und im tiefen Gefühl von wechselseitiger Verbundenheit. Ihr Verhalten speist sich aus ihren stiftenden Gedanken - aus dem, was ihr als die fundamentalen Leitprinzipien ihrer Gesellschaft bezeichnen könntet. Auch euer Verhalten speist sich aus euren stiftenden Gedanken oder den Leitprinzipien eurer Gesellschaft.
Was sind die Leitprinzipien in einer HEW-Gesellschaft ?
Das erste Leitprinzip ist: Wir sind alle eins. Jede Entscheidung, jede getroffene Wahl, alles, was ihr als »moralische« und »ethische« Grundsätze bezeichnen würdet, gründet sich auf dieses Prinzip.
Das zweite Leitprinzip ist: Alles in dem einen ist wechselseitig miteinander verbunden.
Auf der Grundlage dieses Prinzips würde kein Angehöriger einer Spezies einem anderen irgend etwas vorenthalten können oder wollen, einfach nur deshalb, weil er es »zuerst hatte« oder es sein »Besitz« ist oder es »nur wenig davon« gibt. Die wechselseitige Abhängigkeit alles Lebendigen im Speziessystem wird anerkannt und respektiert. Die relativen Bedürfnisse jeder Spezies eines lebendigen Organismus innerhalb des Systems werden immer im Gleichgewicht gehalten - weil sie immer geistig präsent sind.
Bedeutet dieses zweite Leitprinzip, daß es kein persönliches Eigentum gibt ?
Nicht, wie ihr es versteht.
Ein HEW versteht unter »persönlichem Eigentum«, daß es für jede gute Sache, die sich in seiner Obhut befindet, persönliche Verantwortung trägt. Das Wort, das in eurer Sprache dem Gefühl am nächsten kommt, das ein HEW für einen »kostbaren Besitz«, wie ihr es nennen würdet, empfindet, ist Verwalteramt. Ein HEW ist ein Verwalter, kein Besitzer. Das Wort »besitzen« und eure Grundgedanken, die sich damit verbinden, sind kein Bestandteil der Kultur von HEWs. Es gibt keinen »Besitz« in dem Sinn, daß einem etwas »persönlich gehört«. HEWs besitzen nicht, HEWs liebkosen. Das heißt, sie halten, umarmen, lieben und sorgen für die Dinge, aber sie betrachten sie nicht als ihr Eigentum.
Menschen besitzen, HEWs liebkosen. So könnte man in eurer Sprache den Unterschied beschreiben.
In eurer Vergangenheit glaubten die Menschen das Recht zu haben, alles, auf das sie ihre Hand legten, als ihren persönlichen Besitz zu betrachten. Das schloß Frauen, Kinder, Land und die Reichtümer des Landes mit ein. Sie betrachteten alles mögliche als ihr Eigentum, auch Dinge, die ihnen andere Dinge verschaffen konnten. Viel von diesem Glauben wird in der menschlichen Gesellschaft immer noch für eine Wahrheit gehalten.
Die Menschen waren schließlich besessen von diesem Grundgedanken des »Eigentumsrechts«. HEWs, die das aus der Ferne beobachteten, nannten das eure »Besitztumsbesessenheit«.
Nun, da ihr euch weiterentwickelt habt, versteht ihr immer mehr, daß ihr in Wirklichkeit nichts besitzen könnt - am allerwenigsten eure Ehepartner und Kinder. Doch viele von euch kleben immer noch an der Vorstellung, daß ihr Land und alles, was sich darauf, darunter und darüber befindet, besitzen könnt. (Ja, ihr sprecht sogar von »Lufthoheitsrechten«!) Im Gegensatz dazu sind sich die HEWs des Universums dessen bewußt, daß der physische Planet unter ihren Füßen nichts ist, was irgendeiner von ihnen im einzelnen besitzen kann -obschon einem einzelnen HEW nach den Regeln der Gemeinschaft die Fürsorge für ein Stück Land übertragen werden kann. Und erweist es sich als guter Verwalter, mag ihm gestattet (oder mag es gebeten) werden, dieses Verwaltungsamt an seine Nachkommen weiterzugeben, und diese geben es wiederum an ihre Nachkommen. Doch sollten sich diese zu irgendeinem Zeitpunkt als keine guten Verwalter erweisen, behalten sie die Fürsorge für das Land nicht.
Wow ! Wenn das hier unser Leitprinzip wäre, würde weltweit die Hälfte der Industrie ihren Besitz aufgeben müssen !
Und das globale Ökosystem würde sich über Nacht dramatisch verbessern. In einer hochentwickelten Kultur würde einem Konzern niemals gestattet werden, das Land um des Profits willen auszuplündern. Denn es wäre ganz klar ersichtlich, daß die Lebensqualität der Leute, die Besitzanteile an dem Konzern haben oder für ihn arbeiten, irreparablen Schaden erleiden würde. Was ist daran profitabel ?
Nun, der Schaden ist vielleicht viele Jahre lang nicht zu spüren, wohingegen man sich die Vorteile hier und jetzt zunutze machen kann. Das nennt man kurzfristigen Profit/langfristigen Verlust. Aber wer schert sich um den langfristigen Verlust, wenn man nicht mehr da ist, um ihn noch mitzuerleben ?
Hochentwickelte Wesen tun das. Aber sie leben auch sehr viel länger.
Wieviel länger ?
Ihre Lebensspanne übersteigt die eure um ein Vielfaches. In manchen HEW-Gesellschaften leben die Wesen ewig - oder so lange, wie sie in der leiblichen Form verbleiben wollen. Also sind hier die Einzelwesen im allgemeinen noch da, um die langfristigen Konsequenzen ihrer Handlungen mitzuerleben.
Wie schaffen sie es, so lange am Leben zu bleiben ?
Natürlich sind sie, wie ihr auch, nie nicht am Leben, aber ich weiß, was du meinst. Du meinst, »mit dem Körper vereint«.
Ja. Wie schaffen sie es, so lange mit ihrem Körper beisammen zu sein ? Warum ist das möglich ?
Nun zum einen, weil sie ihre Luft, ihr Wasser, ihr Land nicht verschmutzen. Sie schütten zum Beispiel keine Chemikalien in den Boden, die dann von den Pflanzen und Tieren aufgenommen werden und schließlich über den Verzehr dieser Pflanzen und Tiere in ihre Körper gelangen. Tatsache ist, daß ein HEW nie ein Tier verzehren würde, und noch weniger würde es den Boden und die Pflanzen, von denen sich das Tier nährt, mit Chemikalien anfüllen, dann das Tier selbst mit Chemikalien vollstopfen, um es anschließend zu verspeisen.
Ein HEW würde eine solche Praxis ganz richtig als selbstmörderisch einstufen.
HEWs verschmutzen also nicht, so wie die Menschen, ihre Umwelt, ihre Atmosphäre und ihren leiblichen Körper. Ihre Körper sind großartige Schöpfungen, dazu geschaffen, unendlich länger zu »halten«, als ihr es den euren gestattet. HEWs legen auch andere psychologische Verhaltensweisen an den Tag, die sich ebenfalls lebensverlängernd auswirken.
Wie zum Beispiel ?
Ein HEW macht sich nie Sorgen - und würde diese menschlichen Begriffe »Sorge« oder »Streß« noch nicht einmal verstehen. Und es würde auch nicht »hassen« oder »Wut« oder »Eifersucht« oder »Panik« empfinden. Deshalb gibt es auch keine biochemischen Reaktionen in seinem Körper, die an ihm nagen und ihn zerstören.
Ein HEW würde das »sich selbst aufessen« nennen und das ebensowenig tun, wie es ein anderes körperliches Wesen verspeisen würde.
Wie bringt ein HEW das fertig ? Sind Menschen dazu fähig, ihre Emotionen so zu kontrollieren ?
Was deine erste Frage angeht, so versteht ein HEW, daß alle Dinge vollkommen sind, daß es im Universum einen Selbstregulierungsprozeß gibt und daß man nichts weiter zu tun braucht, als nicht einzugreifen. Also macht sich ein HEW nie Sorgen, weil es diesen Prozeß versteht.
Und um auf deine zweite Frage zu antworten: Ja, Menschen verfügen über diese Kontrolle, obschon manche sie nicht zu besitzen glauben und andere sich ganz einfach dazu entscheiden, sie nicht auszuüben. Die wenigen, die sich darum bemühen, leben sehr viel länger - vorausgesetzt, daß die Chemikalien und atmosphärischen Gifte sie nicht umgebracht und sie sich auch nicht selbst auf andere Weise freiwillig vergiftet haben.
Warte mal. Wir »vergiften uns freiwillig« ?
Manche von euch ja.
Wie ?
Wie ich schon sagte, eßt ihr Gifte. Manche von euch trinken Gifte. Und manche von euch rauchen sie sogar. Ein hochentwickeltes Wesen findet ein solches Verhalten unverständlich. Es kann sich nicht vorstellen, warum ihr freiwillig eurem Körper Substanzen zuführt, die euch, wie ihr wißt, nicht guttun.
Nun, es bereitet uns Vergnügen, bestimmte Dinge zu essen, zu trinken und zu rauchen.
Einem HEW bereitet das Leben im Körper Vergnügen, und es kann sich nicht vorstellen, irgend etwas zu tun, das - wie es schon im voraus weiß - dieses Leben verkürzen oder beenden oder schmerzhaft machen könnte.
Manche von uns glauben nicht, daß der Verzehr von viel rotem Fleisch, das Trinken von Alkohol oder das Rauchen unser Leben tatsächlich verkürzt oder beendet oder schmerzhaft macht.
Dann ist eure Beobachtungsgabe ziemlich schlecht. Sie muß geschärft werden. Ein HEW würde vorschlagen, daß ihr euch ganz einfach umseht.
Ja, gut... was kannst du mir sonst noch über das Leben in den hochentwickelten Gesellschaften des Universums erzählen ?
Es gibt keine Scham.
Keine Scham.
Und auch keine Schuldgefühle.
Wie ist das, wenn sich ein Wesen als ein schlechter »Verwalter« des Landes erweist ? Du sagtest, daß ihm dann das Land weggenommen wird. Bedeutet das nicht, daß es gerichtet und für schuldig befunden wurde ?
Nein. Es bedeutet, daß es beobachtet und für unfähig befunden wurde. In hochentwickelten Kulturen würde man nie von einem Wesen verlangen, etwas zu tun, das seinen Fähigkeiten erwiesenermaßen nicht entspricht.
Was, wenn es das aber nach wie vor tun wollte ?
Das würde es nicht.
Warum nicht ?
Seine erwiesene Unfähigkeit würde diesen Wunsch ausräumen. Das ist eine natürliche Folge seines Verständnisses, daß die Unfähigkeit, eine bestimmte Sache zu tun, anderen potentiell Schaden zufügen könnte. Und das würde es nie tun, denn den anderen schädigen heißt das Selbst schädigen, und das weiß es.
Es ist also der »Selbstschutz«, der dieses Verhalten motiviert ! Genau wie auf der Erde !
Gewiss doch ! Nur ist die Definition des Selbst eine andere. Ein Mensch definiert das Selbst sehr eng. Ihr sprecht von eurem Selbst, eurer Familie, eurer Gemeinschaft. Ein HEW definiert das Selbst ganz anders. Es spricht von dem Selbst, der Familie, der Gemeinschaft.
So als gäbe es nur die eine.
Es gibt nur die eine. Das ist der Punkt.
Ich verstehe.
Und so würde ein Wesen in einer hochentwickelten Kultur zum Beispiel nie darauf bestehen, die Nachkommenschaft aufzuziehen, wenn es sich selbst bewiesen hat, daß es nicht die Fähigkeit dazu hat.
Deshalb werden in hochentwickelten Kulturen Kinder nicht von Kindern aufgezogen. Diese Aufgabe übernehmen die Ältesten. Das heißt nicht, daß die Neugeborenen denen entrissen werden, die ihnen das Leben gaben, ihnen aus den Armen genommen und praktisch Fremden übergeben werden. So ist es überhaupt nicht. In diesen Kulturen leben die Älteren und Ältesten nahe bei den Jungen. Sie werden nicht beiseite geschoben, um unter ihresgleichen zu leben. Sie werden nicht ignoriert und einfach ihrem Schicksal überlassen. Sie werden geachtet, verehrt und sind enger Bestandteil einer liebevollen, fürsorglichen, lebenssprühenden Gemeinschaft.
Wenn ein neues Wesen zur Welt kommt, sind die Ältesten zur Stelle, tief im Herzen dieser Gemeinschaft und dieser Familie. Daß sie die Nachkommen aufziehen, ist so folgerichtig, wie es in eurer Gesellschaft gefühlsmäßig für die Eltern richtig ist.
Obschon die neugeborenen Wesen immer wissen, wer ihre »Eltern« sind - in ihrer Sprache würde man diese wohl als »Lebengebende« bezeichnen -, müssen sie nie die Grunddinge des Lebens von Wesen lernen, die selbst noch mit dem Erlernen dieser Grunddinge befaßt sind.
In den HEW-Gesellschaften organisieren und überwachen die Ältesten den Lernprozeß, wie sie auch die Beherbergung, Ernährung und Fürsorge für die Kinder übernehmen. Die Nachkommen werden in einem Umfeld der Weisheit und Liebe, großer, großer Geduld und tiefen Verständnisses aufgezogen.
Die Jungen, die ihnen das Leben gaben, treiben sich gewöhnlich anderswo herum, sie stellen sich den Herausforderungen und genießen die Freuden ihres eigenen jungen Lebens. Sie können soviel Zeit mit ihren Sprößlingen verbringen, wie sie wollen. Sie können auch mit den Kindern bei den Ältesten leben, um mit ihnen ein gemeinsames Zuhause zu haben, was auch ein Bestandteil ihrer Lebenserfahrung sein kann.
Es ist alles eine sehr geeinte, integrierte Erfahrungswelt. Aber es sind die Ältesten, die die Kinder aufziehen und die Verantwortung übernehmen. Und das ist eine Ehre, denn ihnen wird die Verantwortung für die Zukunft der ganzen Spezies übertragen. In HEW-Gesellschaften erkennt man, daß dies mehr ist, als man von den Jungen verlangen sollte. Auf dieses Thema bin ich schon früher eingegangen, als wir darüber sprachen, wie ihr auf eurem Planeten die Nachkommen aufzieht und wie ihr hier etwas verändern könnt.
Ja. Und ich danke dir für deine weiteren Erläuterungen und Vorschläge, wie es funktionieren könnte. Um noch mal auf einen Punkt zurückzukommen: Ein HEW empfindet also kein Schuld- oder Schamgefühl, ganz gleich, was es tut ?
Nein. Weil Schuld- und Schamgefühl etwas ist, das einem Wesen von außen auferlegt wird. Keine Frage, daß es dann möglicherweise verinnerlicht wird, aber ursprünglich ist es etwas, das von außen kommt. Immer. Kein göttliches Wesen (und alle Wesen sind göttlich) hat von sich aus jemals das Empfinden, daß seine Wesensnatur oder sein Tun etwas ist, wofür es sich »schämen« oder »schuldig« fühlen muß, es sei denn, jemand von außerhalb seiner selbst drückt ihm diesen Stempel auf.
Schämt sich in eurer Kultur ein Baby dafür, daß es in die Windeln macht ? Natürlich nicht. Nicht, bis ihr ihm sagt, daß es sich schämen soll. Hat ein Kind »Schuldgefühle«, weil es mit seinen Genitalien herumspielt ? Natürlich nicht. Nicht, bis ihr ihm sagt, daß es sich schuldig fühlen soll. Dez Entwicklungsgrad einer Gesellschaft zeigt sich am Maß, in dem sie ein Wesen oder eine Handlung als »schändlich« oder »schuldhaft« bezeichnet.
Gibt es denn keine Handlungen, die man als schandhaft bezeichnet ? Ist eine Person nie schuldig, ganz gleich, was sie tut ?
Wie ich dir schon sagte, gibt es kein »richtig« und »falsch«.
Es gibt einige Menschen, die das noch immer nicht verstehen.
Um das hier Gesagte verstehen zu können, muß dieser Dialog in seiner Gesamtheit gelesen werden. Wenn wir irgendeine Aussage aus ihrem Kontext herausnehmen, wird sie unverständlich. Band 1 und 2 enthalten detaillierte Erläuterungen dieser Weisheit. Du bittest mich hier um eine Beschreibung der hochentwickelten Kulturen des Universums. Sie verstehen diese Weisheit bereits.
Okay. Wodurch unterscheiden sich diese Kulturen von der unseren noch ?
In vielen anderen Punkten. Bei ihnen gibt es keine Konkurrenz.
Ihnen ist klar, daß der Verlust des einen der Verlust aller ist. Deshalb erschaffen sie auch keine Sportarten und Spiele, bei denen den Kindern (und in Fortsetzung den Erwachsenen) der eigenartige Gedanke eingegeben wird, daß es unterhaltsam ist, wenn einer »gewinnt«, während ein anderer »verliert«.
Und, wie ich schon sagte, teilen sie alles miteinander. Wenn ein anderer etwas braucht, würde es ihnen nicht im Traum einfallen, etwas, was sie haben, ganz einfach nur deshalb zu behalten oder zu horten, weil es wenig davon gibt. Im Gegenteil, genau aus diesem Grund würden sie es mit anderen teilen.
In eurer Gesellschaft steigen die Preise für Mangelware, wenn ihr sie überhaupt mit jemandem teilt. Auf diese Weise könnt ihr euch bereichern, wenn ihr etwas, das ihr »besitzt«, mit anderen teilt.
Auch hochentwickelte Wesen werden dadurch bereichert, daß sie mit anderen selten vorhandene Dinge teilen. Nur definieren HEWs und Menschen diesen Begriff auf unterschiedliche Weise. Ein HEW fühlt sich dadurch »bereichert«, daß es alles großzügig und ohne daraus Profit schlagen zu müssen mit anderen teilt. Ja, dieses Gefühl ist der Profit. Es gibt in eurer Kultur verschiedene Leitprinzipien, aus denen euer Verhalten resultiert. Und wie ich schon sagte, ist eines eurer wichtigsten Leitprinzipien das vom Überleben der Stärksten.
Man könnte es euer zweites Leitprinzip nennen. Ihm liegt alles zugrunde, was eure Gesellschaft erschaffen hat: die Wirtschaft, die Politik, die Religion, das Erziehungswesen, die Gesellschaftsstrukturen.
Doch für hochentwickelte Wesen ist dieses Prinzip ein Widerspruch in sich selbst. Da das erste Leitprinzip der HEWs lautet, wir sind alle eins, ist das Eine nicht stark, solange nicht alle stark sind. Von daher ist das Überleben des Stärksten unmöglich - oder das einzig mögliche Ding (somit ein Widerspruch) -, da das »Stärkste« so lange nicht »stark« ist, bis es das ist. Kannst du dem folgen ?
Ja. Wir nennen das Kommunismus.
Auf eurem Planeten habt ihr jedes System rundweg abgelehnt, das nicht den Fortschritt des einen auf Kosten des anderen zuläßt.
Wenn ein Regierungs- oder Wirtschaftssystem verlangt, man solle versuchen, die von allen geschaffenen Gewinne an alle gerecht zu verteilen, und wenn es sagt, daß die Ressourcen allen gehören sollen, dann sagt ihr stets, daß ein solches System gegen die natürliche Ordnung verstößt. Doch in hochentwickelten Kulturen ist das gerechte Miteinanderteilen die natürliche Ordnung.
Auch wenn eine Person oder eine Gruppe nichts getan hat, um es zu verdienen ? Auch wenn sie keinen Beitrag zum Gemeinwohl geleistet hat ? Auch wenn sie böse ist ?
Das Gemeinwohl ist das Leben. Wenn du lebendig bist, trägst du zum Gemeinwohl bei. Für einen Geist ist der Aufenthalt in der physischen Form sehr schwer. Die Einwilligung, eine solche Form anzunehmen, bedeutet in gewisser Hinsicht ein großes Opfer - doch es ist ein notwendiges und sogar vergnügliches, wenn das Alles sich selbst erfahrungsgemäß kennenlernen und sich immer wieder aufs neue in der nächsten großartigen Version der größten Vision, die es je über sein Wer-es-Ist hatte, erschaffen soll.
Es ist wichtig zu verstehen, warum wir hierhergekommen sind.
Wir ?
Die Seelen, die das Kollektiv bilden.
Da kann ich dir nicht folgen.
Wie ich schon erklärt habe, gibt es nur eine Seele, ein Wesen, eine Essenz. Manche von euch nennen das »Gott«. Diese einzige Essenz »individuiert« sich als alles im Universum -mit anderen Worten, als-Alles-was-Ist. Das schließt alle fühlenden Wesen oder das, was ihr Seelen nennt, mit ein.
Also ist »Gott« jede Seele, die da ist ?
Jede Seele, die jetzt ist, je war und je sein wird.
Also ist Gott ein »Kollektiv« ?
Das ist der Begriff, den ich wähle, da er in eurer Sprache einer Beschreibung der Dinge, wie sie sind, am nächsten kommt.
Nicht ein einziges ehrfurchtgebietendes Wesen, sondern ein Kollektiv ?
Es muss nicht notwendigerweise das eine oder das andere sein. Komm aus deinem Schubladendenken heraus !
Gott ist beides ? Ein einziges ehrfurchtgebietendes Wesen, das ein Kollektiv individualisierter Teile ist ?
Gut ! Sehr gut !
Und warum hat sich das Kollektiv auf die Erde begeben ?
Um sich in der Physikalität auszudrücken. Um sich in der Selbsterfahrung kennenzulernen. Um Gott zu sein. So wie ich das bereits detailliert in Band 1 erklärt habe.
Ihr habt uns erschaffen, um ihr zu sein ?
Ja, das haben wir. Genau das ist es, warum ihr erschaffen wurdet.
Und die Menschen wurden von einem Kollektiv erschaffen ?
In eurer eigenen Bibel steht: »Laßt uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich.«
Das Leben ist der Prozeß, durch den sich Gott selbst erschafft und dann die Schöpfung erfährt. Dieser Schöpfungsprozeß findet fortwährend statt und ist ewig. Er ereignet sich die ganze »Zeit«. Relativität und Physikalität sind die Werkzeuge, mit denen Gott arbeitet. Reine Energie (das, was ihr Geist nennt) ist, was Gott ist. Diese Essenz ist wahrhaft der Heilige Geist. Durch einen Prozeß, in dessen Verlauf Energie zu Materie wird, verkörpert sich der Geist in der Physikalität. Dies geschieht dadurch, daß sich die Energie buchstäblich selbst verlangsamt - ihre Oszillation oder Schwingung verändert. Das, was alles ist, tut dies in Teilen. Das heißt, Teile des Ganzen tun dies. Ihr habt beschlossen, diese Individuationen des Geistes als Seelen zu bezeichnen.
In Wahrheit gibt es nur eine Seele, die sich selbst umgestaltet und umformt. Das könnte man »die Re-Formierung« nennen. Ihr seid alle Götter »in Formierung«. (Gottes Information!) Das ist euer Beitrag, und er ist in sich selbst genug. Um es in einfachen Worten zu sagen, ihr habt schon genug getan, indem ihr die physische Form angenommen habt. Mehr will, mehr brauche ich nicht. Ihr habt zum Gemeinwohl beigetragen. Denn ihr habt es dem Gemeinsamen - dem einen gemeinsamen Element - ermöglicht, das, was gut ist, zu erfahren. Ihr habt sogar in eurer Bibel geschrieben, daß Gott den Himmel und die Erde geschaffen hat, und die Tiere zu Lande und die Vögel in der Luft und die Fische im Wasser, und daß es sehr gut war.
»Gut« kann auf der Erfahrungsebene nicht ohne sein Gegenteil existieren. Deshalb habt ihr auch das Böse geschaffen, das die Bewegung weg vom Guten oder dessen entgegengesetzte Richtung ist. Es ist das Gegenteil vom Leben - und so habt ihr auch das geschaffen, was ihr den Tod nennt. Doch der Tod existiert in der letzten Wirklichkeit nicht, sondern ist nur eine Erfindung, eine eingebildete Erfahrung, wodurch das Leben für euch mehr Wert bekommt. Somit ist »evil«, das Böse, »live«, Leben, rückwärts buchstabiert ! So clever geht ihr mit der Sprache um. Ihr bindet geheime Weisheiten in sie ein, von denen ihr nicht einmal wißt, daß sie da sind.
Wenn ihr nun diese ganze Kosmologie versteht, begreift ihr auch die großartige Wahrheit. Dann könntet ihr niemals von einem anderen Wesen verlangen, euch etwas im Austausch dafür zu geben, daß ihr die Ressourcen und Notwendigkeiten des physischen Lebens mit anderen teilt.
So schön das auch ist, wird es doch immer noch einige Leute geben, die das als Kommunismus bezeichnen.
Wenn sie das gerne wollen, dann soll es so sein. Doch ich sage euch: Solange eure Gemeinschaft von Wesen nichts von InGemeinschaft-Sein versteht, werdet ihr auch nicht die heilige Gemeinschaft, die heilige Kommunion erfahren und könnt nicht wissen, wer ich bin.
Die hochentwickelten Kulturen des Universums verstehen all dies, was ich hier erklärt habe. In ihnen wäre es unmöglich, nicht miteinander zu teilen. Und ebenso unmöglich wäre der Gedanke, die Preise für etwas Notwendiges immer mehr in die Höhe zu schrauben, je seltener es zu haben ist. So etwas tun nur extrem primitive Gesellschaften. Nur sehr primitive Wesen betrachten den Mangel an etwas, das allgemein gebraucht wird, als Gelegenheit, größere Profite daraus zu schlagen. »Angebot und Nachfrage« sind nicht der Antriebsmotor eines HEW-Systems.
Dieses Prinzip ist Bestandteil eines Systems, von dem die Menschen behaupten, daß es zu ihrer Lebensqualität und zum Gemeinwohl beiträgt. Doch von der Warte eines hochentwickelten Wesens aus gesehen verstößt euer System gegen das Gemeinwohl, denn es läßt nicht zu, daß das, was gut ist, gemeinschaftlich erfahren wird.
Ein anderes faszinierendes Merkmal hochentwickelter Kulturen ist die Tatsache, daß sie kein Wort oder keinen Laut oder irgend etwas haben, das eurem »Dein« und »Mein« entspricht.
In ihrer Sprache existieren keine besitzanzeigenden Fürwörter, und wenn sie sich in einer eurer irdischen Sprachen ausdrücken müßten, müßten sie diese Dinge umschreiben. »Mein Auto« würde zu »das Auto, mit dem ich jetzt beisammen bin«. Und aus »mein Partner« oder »meine Kinder« würde »der Partner« oder »die Kinder, mit denen ich jetzt beisammen bin«.
Ausdrücke wie »jetzt beisammen« oder »in der Gegenwart von« kommen dem am nächsten, was ihr als »Eigentum« oder »Besitztum« beschreiben würdet.
Das, »in dessen Gegenwart« ihr seid, wird zum Geschenk. Das sind die wahren «Geschenke« des Lebens. Somit kann man in der Sprache der hochentwickelten Kulturen noch nicht einmal von »meinem Leben« sprechen, sondern könnte nur vom »Leben, in dessen Gegenwart ich bin« reden.
Das ähnelt ein wenig eurer Redewendung von »in der Gegenwart Gottes sein«.
Wenn ihr in der Gegenwart Gottes seid (was jedesmal der Fall ist, wenn ihr in der Gegenwart voneinander seid), würdet ihr nie daran denken, Gott vorzuenthalten, was Gottes ist - was heißt, irgendeinen Teil von dem, was ist. Ihr würdet ganz natürlich das, was Gottes ist, mit jedem Teil dessen, was Gott ist, teilen - und das in gleichem Maße.
Das ist das spirituelle Verständnis, das den gesamten gesellschaftlichen, politischen, ökonomischen und religiösen Strukturen aller hochentwickelten Kulturen zugrunde liegt. Das ist die Kosmologie allen Lebens. Und nur dadurch, daß diese Kosmologie auf der Erde nicht beachtet, daß sie nicht verstanden und nicht in ihr gelebt wird, werden alle eure Erfahrungen von Zwietracht und Uneinigkeit geschaffen.
Kapitel 19
Wie sehen die Wesen auf anderen Planeten aus ?
Such's dir aus. Es existiert da eine ebenso große Vielfalt wie bei den Spezies auf eurem Planeten. Ja, sie ist sogar noch größer.
Gibt es Wesen, die uns sehr ähneln ?
Ja natürlich, manche sehen - mit geringfügigen Abweichungen - genauso aus wie ihr.
Wie leben sie ? Was essen sie ? Wie kleiden sie sich ? Wie verständigen sie sich miteinander ? Ich möchte hier alles über die E. T.s erfahren. Komm schon, raus damit !
Ich kann deine Neugier verstehen, aber diese Bücher sollen nicht deine Neugier befriedigen. Mit unserer Unterhaltung soll eine Botschaft in eure Welt getragen werden.
Nur ein paar Fragen. Und ich stelle sie nicht nur aus bloßer Neugier. Wir könnten hieraus etwas lernen, oder genauer gesagt, uns dadurch an etwas erinnern.
Das ist tatsächlich genauer ausgedrückt. Denn ihr müßt nichts lernen, sondern euch nur daran erinnern, wer ihr wirklich seid.
Das hast du in Band 1 wunderbar erklärt. Erinnern sich diese Wesen auf anderen Planeten daran, wer sie sind ?
Wie nicht anders zu erwarten, befinden sich auch alle anderen Wesen in unterschiedlichen Evolutionsstadien. Aber ja, die Wesen in den von uns als hochentwickelt bezeichneten Kulturen haben sich daran erinnert.
Wie leben sie ? Wie arbeiten sie ? Wie reisen sie ? Wie kommunizieren sie miteinander ?
Das Reisen, so wie ihr es in eurer Kultur kennt, existiert in den hochentwickelten Gesellschaften nicht. Die Technologie ist sehr viel weiter fortgeschritten, und sie braucht keine fossilen Brennstoffe zum Antrieb von Maschinen, die dann in riesige Apparate zur Beförderung von Körpern eingebaut werden.
Diese Gesellschaften sind auch ganz allgemein sehr viel fortgeschrittener in ihren durch neue physische Technologien entwickelten Produkten, geistigen Erkenntnissen und ihrem Verständnis vom eigentlichen Wesen der Physikalität. Folglich können die HEWs ihren Körper willentlich auflösen und wieder zusammensetzen. Es ist den meisten Wesen in den meisten hochentwickelten Kulturen möglich, zu »sein«, wo immer sie sein wollen - wann immer sie wollen.
Schließt das auch Lichtjahre der Entfernung ein ?
Ja. In den meisten Fällen ja. Solche »Fernreisen« quer durch die Galaxien gleichen einem Hüpfen von Stein zu Stein, um einen Wasserlauf zu überqueren. Man versucht nicht, sich durch die Matrix, die das Universum ist, hindurchzubewegen, sondern »hüpft« sozusagen auf ihr »um sie herum«. Das ist die bestmögliche Beschreibung, die sich in eurer Sprache zur Erklärung dieser Vorgänge finden läßt. Und was das, was ihr in eurer Gesellschaft »Arbeit« nennt, angeht, so existiert in den meisten HEW-Gesellschaf ten kein solches Konzept. Aufgaben und Aktivitäten werden allein auf der Grundlage dessen durchgeführt und unternommen, was ein Wesen liebend gerne tut und als höchsten Selbstausdruck betrachtet.
Es ist super, wenn einer das tun kann, aber wie werden die niedrigen Arbeiten erledigt ?
Den Begriff der »niedrigen Arbeit« gibt es nicht. Was ihr hier in eurer Gesellschaft als »niedrig« bezeichnet, wird in der Welt der hochentwickelten Wesen oft als das Höchste geachtet. HEWs, die die täglichen Aufgaben übernehmen, die getan werden müssen, wenn eine Gesellschaft existieren und funktionieren soll, sind die am höchsten belohnten und am höchsten ausgezeichneten »Arbeiter« im Dienste aller. Ich setze »Arbeiter« hier in Anführungszeichen, weil ein HEW das überhaupt nicht als Arbeit, sondern als höchste Form von Selbsterfüllung ansieht.
Die Vorstellungen und Erfahrungen, die die Menschen in Verbindung mit dem Selbstausdruck - von euch als Arbeit bezeichnet - aufgebaut haben, sind einfach nicht Bestandteil einer HEW-Kultur. »Langweile«, »Überstunden«, »Druck« und ähnliche selbsterschaffene Erfahrungen sind keine Wahl, die hochentwickelte Wesen treffen. Sie unternehmen auch gar nicht den Versuch, »anderen voraus zu sein«, »an die Spitze zu gelangen« oder »erfolgreich zu sein«. Eure Definition von »Erfolg« ist einem HEW fremd, ebendeshalb, weil der gegensätzliche Begriff - Mißerfolg oder Scheitern - gar nicht existiert.
Wie machen dann HEWs jemals die Erfahrung von Leistung und Errungenschaft ?
Nicht durch ein ausgeklügeltes Wertesystem, das um »Konkurrenz«, »Gewinnen« und »Verlieren« aufgebaut ist, wie es bei den meisten menschlichen Gesellschaften und Aktivitäten zu finden ist - sogar (und ganz besonders) in euren Schulen. Sie erfahren Leistung durch ein tiefes Verständnis und die echte Wertschätzung dessen, was in ihrer Gesellschaft einen wirklichen Wert darstellt.
Etwas leisten oder erreichen wird definiert als »tun, was Wert bringt«, nicht als »tun, was >Ruhm< und >ein Vermögen< einbringt, gleich ob es von Wert ist oder nicht«.
Dann haben HEWs ein »Wertesystem« !
O ja, natürlich ! Aber ein ganz anderes als die meisten Menschen. HEWs messen dem Wert bei, was allen Nutzen bringt, was sich auf alle positiv auswirkt.
Das tun wir auch !
Ja, aber ihr definiert diesen »Nutzen« anders. Ihr seht einen größeren Nutzen darin, daß ihr einem Mann mit einem Schläger einen kleinen weißen Ball zuwerft oder euch auf einer großen Leinwand nackt präsentiert, als darin, daß ihr eure Nachkommen dazu bringt, sich auf die größten Wahrheiten des Lebens zu besinnen oder eine Gesellschaft mit spiritueller Nahrung zu versorgen. Also achtet und bezahlt ihr Ballspieler und Filmstars höher als Lehrer und Geistliche. Angesichts des von dir benannten Entwicklungsziels eurer Gesellschaft habt ihr hier den Rückwärtsgang eingelegt. Ihr habt eure Beobachtungsgabe nicht sehr geschärft. HEWs sehen immer, »was ist«, und tun, »was funktioniert«. Das tun Menschen sehr häufig nicht. HEWs ehren die, die lehren oder den Bedürfnissen anderer dienen, nicht, weil das »moralisch richtig« ist. Sie tun es, weil es »das ist«, was im Hinblick auf das angestrebte Entwicklungsziel ihrer Gesellschaft funktioniert.
Dennoch muß es da, wo ein Wertesystem existiert, auch Reiche und Arme geben. Also sind in den HEW-Gesellschaften die Lehrer reich und berühmt und die Ballspieler arm.
In einer HEW-Gesellschaft gibt es keine Armen. Niemand lebt in solchen erniedrigenden Verhältnissen, wie es sie bei euch gibt. Und niemand verhungert, so wie es auf eurem Planeten vierhundert Kinder pro Stunde und dreißigtausend Menschen pro Tag tun. Und es gibt auch kein Leben in »stiller Verzweiflung« wie in eurer Gesellschaft.
Nein. In einer HEW-Gesellschaft gibt es keine Notleidenden oder Armen.
Wie haben sie das vermieden ? Wie !
Durch die Anwendung zweier Grundprinzipien: Wir sind alle eins. Es ist genug da.
HEWs wissen, daß genügend da ist, und sie haben ein Bewußtsein, das genau dafür sorgt. Da sie sich der wechselseitigen Verbundenheit aller Dinge bewußt sind, wird nichts von den Naturressourcen auf ihrem Heimatplaneten vergeudet oder zerstört. Damit bleibt mehr als genug für jedes Wesen -es ist »genug da«.
Das menschliche Mangelbewußtsein - der Glaube, daß »nicht genug vorhanden ist« - ist die Grundursache aller Sorgen, allen Drucks, aller Konkurrenz, aller Eifersucht, aller Wut, aller Konflikte und letztlich allen Tötens auf eurem Planeten.
Dies und euer beharrlicher Glaube an die Getrenntheit statt an die Einheit aller Dinge hat zu all dem Elend in eurem Leben und in eurer Geschichte und zu dem vergeblichen Bemühen um eine allgemeine Verbesserung der Dinge geführt. Eine Veränderung dieser beiden Elemente eures Bewußtseins würde alles verändern.
Wie ? Ich würde das gerne verändern, aber ich weiß nicht, wie. Ich brauche ein Werkzeug, nicht nur Worte.
Gut. Das ist fair. Also hier ist ein Werkzeug. »Handle als ob.«
Handle, als wäret ihr alle eins. Fang einfach morgen schon damit an. Sieh jeden als »dich« an, der gerade eine schwierige Zeit durchmacht. Sieh jeden als »dich« an, der nur eine faire Chance haben will. Sieh jeden als »dich« an, der einfach nur eine andere Erfahrung macht.
Versuch's. Lauf morgen herum und versuch's. Schau jeden mit neuen Augen an.
Dann fang an, so zu handeln, als wäre »genug da«. Was würdest du anders machen, wenn du genug Geld, genug Liebe, genug Zeit hättest ? Würdest du großzügiger, freier, gerechter mit anderen teilen ?
Das ist interessant, denn genau das machen wir mit unseren Naturressourcen und werden dafür von den Ökologen kritisiert: Ich meine, wir handeln, als ob »genug da« wäre.
Wirklich interessant ist die Tatsache, daß ihr prinzipiell so handelt, als wären die Dinge knapp, die euch eurer Meinung nach von Nutzen sind, und deshalb hütet ihr euren Vorrat daran sehr sorgsam - ja ihr hortet sogar oft diese Dinge. Doch in bezug auf eure Umwelt, Naturressourcen und euer Okosystem betreibt ihr Raubbau. Man kann also nur annehmen, daß ihr eure Umwelt, eure Naturressourcen und euer Ökosystem als für euch nicht nützlich anseht.
Oder wir handeln so, als ob genug vorhanden wäre.
Nein, das tut ihr nicht. Wenn ihr das tätet, würdet ihr diese Ressourcen gerechter miteinander teilen. Im Moment verbraucht ein Fünftel der Weltbevölkerung vier Fünftel der globalen Ressourcen.
Und ihr trefft keinerlei Anstalten, an dieser Gleichung etwas zu ändern.
Es ist genug für jeden da, wenn ihr damit aufhört, alles gedankenlos an die wenigen Privilegierten zu verschwenden. Wenn alle Menschen weise mit den Ressourcen umgingen, würdet ihr weniger verbrauchen als jetzt, wo wenige Leute sie auf unkluge Weise nutzen.
Macht Gebrauch von den Ressourcen, aber mißbraucht sie nicht. Nichts anderes sagen die Ökologen.
Ich verfalle schon wieder in Depression. Du deprimierst mich ständig.
Du bist vielleicht eine Marke, weißt du das ? Da fährst du eine einsame Straße entlang, hast dich verirrt und auch vergessen, wie du an dein Ziel kommst. Jemand kommt daher und beschreibt dir den Weg. Heureka ! Du bist selig, richtig ? Falsch ! Du bist deprimiert. Erstaunlich.
Ich bin deprimiert, weil ich uns nicht diese Richtung einschlagen sehe. Ich sehe es uns nicht einmal wollen. Ich sehe uns direkt gegen eine Wand marschieren, und ja, das deprimiert mich.
Dann schaust du nicht genau hin. Ich sehe Hunderttausende von Menschen Beifall klatschen, wenn sie das hier lesen. Ich sehe Millionen diese einfachen Wahrheiten erkennen. Und ich sehe, wie auf eurem Planeten eine neue Kraft der Veränderung immer stärker wird. Ganze Denksysteme werden aufgegeben. Methoden, euch selbst zu regieren, werden abgeschafft. Wirtschaftssysteme werden korrigiert. Spirituelle Wahrheiten werden neu überprüft.
Die Menschen sind eine erwachende Rasse. Die Bemerkungen und Beobachtungen auf diesen Seiten müssen nicht unbedingt ein Quell der Entmutigung sein. Wenn ihr sie als wahr erkennt, kann euch das ungeheuer ermutigen, vorausgesetzt, ihr nutzt sie als Antriebsmotor für die Veränderung. Ihr seid die Urheber, ihr seid die Kraft der Veränderung. Ihr, jede und jeder einzelne von euch, seid diejenigen, die die Sache ändern, den Ausschlag dafür geben können, daß die Menschen ihr Leben anders erschaffen und erfahren.
Wie ? Was kann ich tun ?
Sei die Änderung. Sei die Veränderung. Verkörpere das Bewußtsein von »wir sind alle eins« und »es ist genug da«. Verändere dein Selbst, verändere die Welt. Du hast deinem Selbst dieses Buch und das ganze Material der Gespräche mit Gott gegeben, damit du dich wieder einmal daran erinnern kannst, wie es war, als ein hochentwickeltes Wesen zu leben.
Wir haben schon einmal so gelebt, nicht wahr ? Du erwähntest bereits, daß wir schon einmal so gelebt haben.
Ja. In alten Zeiten und Zivilisationen, wie ihr es nennen würdet. Eure Rasse hat das meiste von dem, was ich hier beschrieben habe, schon einmal erfahren.
Ein Teil von mir wäre jetzt gerne noch deprimierter ! Du meinst, wir waren schon da und haben dann alles verloren ! Wo liegt der Sinn in all unserem »Sich-im-Kreis-Drehen« ?
Evolution. Evolution bewegt sich nicht in einer geraden Linie.
Ihr habt nun die Chance, die besten Erfahrungen eurer alten Zivilisationen wiederzuerschaffen und dabei deren schlimmsten Erfahrungen zu vermeiden. Ihr müßt diesmal nicht unbedingt zulassen, daß das eigene Ego und die fortgeschrittene Technologie eure Gesellschaft zerstört. Ihr könnt es anders machen. Ihr könnt - du kannst - etwas daran ändern. Das könnte, wenn ihr es zulaßt, sehr aufregend für euch werden.
Okay. Ich verstehe. Und wenn ich mir in dieser Weise zu denken gestatte, bin ich aufgeregt ! Und ich werde etwas daran ändern !
Erzähl mir mehr ! Ich will mich soviel wie möglich daran erinnern, wie das mit uns in unseren fortgeschrittenen alten Zivilisationen war und wie das heute bei den hochentwickelten Wesen ist. Wie leben sie ?
Sie leben in Gruppen oder Gemeinschaften, wie man das in eurer Welt nennen würde, aber zumeist haben sie ihre Version von euren »Städten« oder »Nationen« aufgegeben.
Warum ?
Weil die Städte zu groß wurden und dem Ziel des Gruppenzusammenhalts nicht länger dienlich waren, ja ihm entgegenarbeiteten. Sie produzierten »zusammengepferchte und beengte Individuen« statt eine Gemeinschaft.
Dasselbe gilt für unseren Planeten ! Es findet sich mehr Gemeinschaftssinn in unseren Städtchen und Dörfern - ja sogar auch in unseren spärlich besiedelten ländlichen Gebieten - als in unseren meisten Großstädten.
Ja, nur gibt es in dieser Hinsicht zwischen eurer Welt und den anderen Planeten, von denen wir gegenwärtig sprechen, einen Unterschied.
Und der ist ?
Die Bewohner dieser anderen Planeten haben daraus gelernt. Sie haben genauer beobachtet, »was funktioniert«.
Wohingegen wir immer noch größere und größere Städte schaffen, obwohl wir erkennen, daß sie unsere Lebensweise zerstören.
Ja.
Wir sind sogar noch stolz darauf ! Wenn eine Stadt auf der Rangliste der weltweit größten Städte einen Platz vorrückt, gilt das allgemein als Grund zum Feiern ! Ja, es wird sogar damit geworben !
Es ist das Merkmal einer primitiven Gesellschaft, daß sie den Rückschritt als Fortschritt ansieht.
Das hast du schon mal gesagt. Du läßt mich schon wieder in eine Depression verfallen !
Immer mehr von euch machen das nicht mehr mit. Immer mehr von euch schaffen aufs neue kleine »beabsichtigte« Gemeinschaften.
Denkst du also, daß wir unsere Megastädte aufgeben und wieder zu unseren Städtchen und Dörfern zurückkehren sollten ?
Ich habe da keine Vorlieben. Ich stelle nur eine Beobachtung an.
Wie immer. Was beobachtest du also hinsichtlich der Frage, warum wir immer weiter in immer größere Städte ziehen, obwohl wir sehen, daß es nicht gut für uns ist ?
Weil viele von euch nicht sehen, daß es nicht gut für euch ist. Ihr glaubt, daß das Zusammenglucken in großen Städten Probleme löst, wohingegen sie dadurch nur geschaffen werden.
Es stimmt, daß es in den großen Städten Dienstleistungen, Jobs und Vergnügungsmöglichkeiten gibt, die sich in den kleineren Städten und Dörfern nicht finden. Aber ihr macht den Fehler, diese Dinge als wertvoll zu bezeichnen, während genau das Gegenteil der Fall ist.
Aha ! Du hast hier also eine Meinung dazu ! fetzt hast du dich verraten ! Du hast gesagt, wir machen einen »Fehler«.
Wenn du in Richtung San Jose fährst...
Das schon wieder...
Nun, du bestehst darauf, Beobachtungen als »Werturteile« und Aussagen über Tatsachen als »Vorlieben« zu bezeichnen. Doch da ich weiß, daß du hinsichtlich deiner Verständigungsmöglichkeiten und Wahrnehmungen größere Genauigkeit anstrebst, werde ich dich jedesmal darauf aufmerksam machen. Du fährst also in Richtung San Jose, möchtest aber deiner Aussage nach nach Seattle. Wenn du nun einen Passanten nach dem Weg fragst, sagt dieser, daß du »einen Fehler gemacht« hast. Bringt der Passant eine »Vorliebe« zum Ausdruck ?
Vermutlich nicht.
Vermutlich ?
Okay, er tut es nicht.
Was macht er dann ?
Er sagt nur, »was so ist«.
Ausgezeichnet ! Du hast es kapiert.
Aber du hast diesen Punkt schon wiederholte Male klargestellt. Warum komme ich immer wieder auf diese Vorstellung zurück, daß du Präferenzen hast und Werturteile abgibst ?
Weil es das von eurer Mythologie unterstützte Gottesbild ist und du mich, wann immer du kannst, in diese Kategorie einreihen wirst. Abgesehen davon würde es die Dinge für euch leichter machen, wenn ich tatsächlich Präferenzen hätte. Dann müßtet ihr nicht selber nachdenken und zu euren eigenen Schlußfolgerungen gelangen. Ihr brauchtet einfach nur das zu tun, was ich sage.
Natürlich hättet ihr keine Möglichkeit, herauszufinden, was ich sage, da ihr glaubt, ich würde schon seit Jahrtausenden schweigen. Also habt ihr keine andere Wahl, als euch auf die zu verlassen, die das zu lehren behaupten, was ich in jenen Tagen sagte, als ich tatsächlich mit euch kommunizierte. Doch auch das ist ein Problem, weil es so viele verschiedene Lehrer und Lehren wie Haare auf deinem Kopf gibt. Somit seid ihr wieder am Anfang angelangt und müßt zu euren eigenen Schlußfolgerungen kommen.
Gibt es einen Weg aus diesem Labyrinth - und dem Kreislauf des Elends, das es für die Menschheit geschaffen hat ? Werden wir die Dinge jemals »auf die Reihe kriegen- ?
Es gibt einen »Weg hinaus« und ihr werdet es .»auf die Reihe kriegen«. Ihr müßt nur eure Beobachtungsgabe schärfen. Ihr müßt besser erkennen, was euch dient. Das nennt man Entwicklung, Evolution. Tatsache ist, daß ihr es gar nicht »Nicht auf die Reihe kriegen« könnt. Ihr könnt nicht scheitern. Es ist keine Frage des Ob, nur des Wann.
Aber wird für uns auf diesem Planeten nicht allmählich die Zeit knapp ?
Oh, wenn das eure Parameter sind - wenn ihr es auf diesem Planeten auf die Reihe kriegen wollt, das heißt, solange dieser spezielle Planet euch noch unterstützt -. dann solltet ihr euch besser beeilen.
Wie können wir schneller vorankommen ? Hilf uns !
Ich helfe euch ja. Worum, glaubst du, geht es bei diesem Dialog ?
Okay, dann laß uns noch ein bißchen mehr Hilfe zukommen. Du sagtest vor einer kleinen Weile, daß die Wesen in den hochentwickelten Kulturen auf anderen Planeten auch das Konzept von »Nationen« aufgegeben haben. Warum taten sie das ?